Bastei Lübbe überlegt, ob Daedalic noch zu ihnen passt
Bastei Lübbe, Inhaber des Entwicklers und Publishers Daedalic, hat in seinem Geschäftsbericht ein paar weitere Details über die Strategie und die Zukunft des Medienhauses verraten.
So gäbe es in der Digitalsparte von Lübbe zwar ein Umsatzplus von 28%, das Ergebnis vor Steuern habe sich allerdings trotzdem von knapp 2 Millionen Euro Verlust auf fast 8 Millionen Euro Minus verschlechtert. Bereits bekannt ist, dass Lübbe die Vermögenswerte des Adventures Die Säulen der Erde wertmindern musste und dadurch ein Großteil des Verlustes entstand. Als Wachstumstreiber werden The Long Journey Home und das eingekaufte Shadow Tactics beschrieben, welche aber beide keine Adventures sind.
Wie geht es mit Daedalic bei Bastei Lübbe weiter? Genau lässt sich das nicht sagen, aber der Geschäftsbericht hat Daedalic einen Werthaltigkeitstest unterzogen und macht hierzu einige Anmerkungen: Erst Ende letzten Jahres kam mit Carel Halff ein neuer Vorstandschef in das Medienunternehmen. Und der ist scheinbar nicht glücklich mit den Entscheidungen seiner Vorgänger. Im Geschäftsbericht schreibt er:
"Allerdings mussten wir feststellen, dass die (...) verfolgte Strategie, aus dem deutschen Publikumsverlag Bastei Lübbe einen internationalen Medienkonzern mit durchgängiger Verwertungskette zu entwickeln, nicht erfolgreich war."
Halff ist so unzufrieden mit den Entscheidungen, dass Bastei Lübbe jetzt gegen ehemalige Vertreter Klage einreichen wird. Dabei geht es um Schadenersatz von 1,3 Millionen Euro. Gleichzeitig möchte sich der Verlag zukünftig von Firmenbeteiligungen trennen, "die in ihrem Risikoprofil nicht zu Bastei Lübbe passen." Für die oolipo AG, BookRix GmbH & Co. KG und die BEAM Shop GmbH wird laut Bericht bereits der Verkauf geplant. Damit wäre die Digitalsparte mit Ausnahme von Daedalic praktisch vom Tisch. Hierzu schreibt der Bericht:
"Im Hinblick auf die Daedalic Entertainment GmbH wird geprüft, ob auch diese Beteiligung zur oben formulierten Geschäftsstrategie mittelfristig passt."
Auf gut deutsch: Zu Daedalic ist noch nicht entschieden, aber ein Verkauf ist nicht ausgeschlossen. Einen weiteren Flop wird sich der Entwickler bei Lübbe vermutlich nicht mehr leisten können. Hierbei möchte der Verlag mit einer neuen Strategie mehr Ertrag bei Daedalic erreichen. Laut Geschäftsbericht soll zukünftig ein Wachstum von 1% mit nur mehr "großen Spielen" erzielt werden. Vorteilhaft für den Verbleib bei Lübbe könnte für Daedalic auch sein, dass der Titel Witch-It beim Deutschen Computerspielpreis im Frühjahr noch Preisgelder absahnen konnte und die neu gegründete Daedalic Bavaria, welche Pokis neues Spiel entwickelt, bislang noch nicht am bayerischen Fördertopf partizipiert hat.
Auf der diesjährigen Gamescom wird Daedalic laut Eigenaussage erstmals keine Pressevorführungen mehr durchführen. Im Ausstellerverzeichnis tauchen die Hamburger ebenfalls nicht mehr auf. In Halle 10.1 können Adventurefans allerdings Martin Ganteföhrs State of Mind in der Indie Arena Booth anspielen. Warum sich das lohnt, verrät euch unsere Vorschau.