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Test

von  Hans Pieper
29.04.2017
Soul Axiom
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Digitale Unendlichkeit

Seit dem Menschen seine eigene Vergänglichkeit bewusst ist, sucht er nach Wegen zur Unsterblichkeit. In Soul Axiom ist eine Firma diesem Traum auf digitale Weise sehr nahe gekommen: Ausgewählte können ihre Seele samt Erinnerungen in die virtuelle Welt Elysia hochladen. Doch natürlich ist bei einer Demonstration etwas gewaltig schief gelaufen. Und so erwacht der Protagonist in einer teilweise zerstörten Welt voller Erinnerungsfragmente und merkwürdiger Widersprüche. Stück für Stück tastet er sich durch einzelne Erlebnisse, um am Ende die Wahrheit über sich selbst und die Geschehnisse in und außerhalb von Elysia zu rekonstruieren. Dabei müssen bis zu vier besondere Fähigkeiten, mit denen die Umgebung manipulierbar sind, eingesetzt werden.

Nach einer etwas längeren Anlaufphase entwickelt Soul Axiom nicht nur eine sehr spannende und klug erzählte Geschichte, sondern wirft auch zahlreiche philosophische und ethische Fragen auf. Zum Schluss stehen mehrere alternative Enden zur Auswahl, die kombiniert ein vollständiges Bild formen. Entsprechend ist die Story auch das größte Plus, das der Titel mitbringt. Je mehr Fragen aufgeworfen werden, desto interessanter ist das Vorankommen. Für den Abschluss haben die Entwickler dann noch ein paar nette Wendungen parat.

In Soul Axiom soll der Tod nicht das Ende sein

Fesselnde Atmosphäre, gelungener Soundtrack

Zwei weitere Elemente, bei denen Soul Axiom punkten kann, sind die allgemeine Atmosphäre und der sehr gelungene Soundtrack. Während sich der Spieler immer tiefer in eine Welt voller Erinnerungen und Rätsel vortastet, vermitteln sowohl die Musik als auch die Inszenierung der Schauplätze ein Gefühl des Gefangenseins. Auch die nur auf Englisch verfügbare Sprachausgabe ist insgesamt gelungen. In bequeme 20-30 Minuten lange Abschnitte aufgeteilt, entfalten sich Spiel und Atmosphäre über die insgesamt etwa 10 Spielstunden hinweg. Leider gibt es aber auch einige Punkte, die das Spielerlebnis deutlich trüben und im schlimmsten Fall ebenjene Stimmung und die gute Geschichte zunichtemachen.

Der Titel überzeugt durch seine starke Atmosphäre

Hakelige Steuerung

Gespielt wird aus der Egoperspektive und mit der klassischen WASD-Steuerung. Mit der Taste E können Objekte benutzt oder aufgenommen werden, zusätzlich lösen die linke und die rechte Maustaste spezielle Fähigkeiten aus. Zu Beginn des Spiels steht nur das Auflösen und Erscheinen lassen von Objekten zur Verfügung. Später können Gegenstände auch bewegt oder gar zerstört werden. Welche Elemente manipuliert werden können, ist stets durch ein dezentes Leuchten in der passenden Fähigkeitsfarbe ersichtlich. Was an sich eine gute und innovative Idee ist und Soul Axiom ein erfreulich actionreiches Element verschafft, hat aber auch einen großen Nachteil: Die Steuerung der Spezialfähigkeiten reagiert sehr träge und unzuverlässig. Das wäre an sich noch nicht so schlimm, allerdings geht es bei manchen Rätseln auf Zeit. Und hier kann die ungenaue Reaktion sehr schnell frustrieren. Beispielsweise muss der Spieler einen Wagen so vor sich herfahren, dass herunterklappende Messer aufgehalten werden. Hier das richtige Timing zu erreichen, ist unnötig schwer und zerstört schnell die aufgebaute Atmosphäre.

Für die zum Teil auf Zeit laufenden Rätsel leider
häufig zu ungenau: Die Steuerung

Grafischer Flickenteppich

Die grafische Präsentation produziert sowohl glänzende Momente als auch weniger gute Abschnitte. So haben sich die Entwickler beispielsweise für aufwändige Zwischensequenzen mit Personen entschieden, obwohl die technischen Voraussetzungen dafür nicht gegeben waren. Die Animationen wirken abgehackt und unglaubwürdig, die Sprachausgabe ist asynchron zur kaum vorhandenen Lippenbewegung und an sich ernste Szenen wirken unglaubwürdig. Einige Schauplätze überwältigen mit ihrer Detailverliebtheit und Atmosphäre, andere wirken unfertig. Allerdings ist jederzeit zu sehen, mit wie viel Liebe an dem Titel gearbeitet wurde und dass auch Elemente integriert wurden, die aufgrund vorhandener Einschränkungen hätten umgangen werden müssen.

Die Grafik kann nicht immer überzeugen

Rätsel in der Luft

Auch bei den Rätseln gibt es in Soul Axiom Licht und Schatten. Ein Großteil stützt sich auf die Manipulation der Umgebung. In wenigen Fällen müssen Objekte gefunden, mitgenommen und an der richtigen Stelle platziert werden. Der Schwierigkeitsgrad kommt dabei selten über ein leichtes bis mittleres Niveau hinaus, was dem Spielfluss allerdings sehr zuträglich ist. Hinzu kommen Minispiele, die direkt in die Umgebung integriert sind. Dazu zählen auch sehr nervige Schiebespiele, bei denen beispielsweise Farbkugeln an die richtige Stelle gebracht werden müssen. Dass sich diese simplen Zeitfresser zum Teil auch noch wiederholen, wirkt sich negativ auf das Spielerlebnis aus.

Generell sind die Aufgaben zwar dem jeweiligen Thema des Erinnerungsfragmentes angepasst, jedoch wirken sie an vielen Stellen aufgesetzt und nicht wirklich in die Geschichte integriert. Allerdings gibt es auch häufiger Abschnitte, an denen die Aufgaben genau zur Umgebung passen.

Die Manipulation der Umwelt und das Mitnehmen
von Gegenständen sind Teil der Rätsel

Fazit

Soul Axiom muss sehr differenziert betrachtet werden. Der Titel überzeugt mit einer spannenden Geschichte, einer sehr guten Atmosphäre, einem tollen Soundtrack und innovativen Ideen beim Rätseldesign. Gleichzeitig mindern die hakelige Steuerung, die streckenweise ausbaufähige grafische Umsetzung und die hin und wieder aufgesetzten Rätsel samt nerviger Minispiele das Spielvergnügen. Unterm Strich bleibt ein spannender SciFi-Thriller, der mehr Action bietet als klassische Adventures und wegen seiner Kernidee sowie der Hintergrundgeschichte definitiv spielenswert ist.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Nach der ersten Stunde, die mehr oder weniger ein großes Tutorial ist, hat mich Soul Axiom immer mehr in seinen Bann gezogen. Dass sich die Entwickler an Dinge getraut haben, die sie gar nicht gut genug präsentieren können, wirkt sich zwar stellenweise negativ auf das Spielerlebnis aus, macht sie aber auch sehr sympathisch. Auch wenn ich an mehreren Stellen ziemlich geflucht habe, weil die Steuerung nicht so schnell und gut reagiert hat, wie ich es wollte, blieb beim Abspann nach dem letzten Ende ein sehr zufriedenes Gefühl zurück. 

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Starke Atmosphäre
  • Gute Geschichte
  • Innovatives Rätseldesign
  • Aufgsetzte Rätsel
  • Nervige Minispiele
  • Hakelige Steuerung
  • Grafik zum Teil ausbaufähig