Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ist seit 2019 für die deutsche Games-Entwicklerszene zentral. Seit diesem Jahr vergibt das Ministerium nämlich auf jahrelange Vorbereitung u.a. des Branchenverbands game eine bundesweite Games-Förderung. 50 Millionen Euro sind es dieses Jahr, das vornehmlich an kleinere Projekte geht. Ab 2020 sollte die Summe dann sukzessive auf 100 Millionen Euro erweitert und Großprojekte gefördert werden.
Ziel war es, den Games-Standort Deutschland mit den USA, Kanada, Frankreich oder Japan gleichzuziehen. Das Bundesministerium veranstaltete dafür an zahlreichen Orten in Deutschland Vorträge und nimmt seit Juni erste Anträge an. Die Förderung galt langfristig als gesichert, daher gingen Spiele-Entwickler mit den versprochenen Geldern in entsprechende Vorbereitungen für größere Titel ab 2020.
Heute nun hat Bundesminister Andreas Scheuer (CSU) bekannt gegeben, dass dem Haushalt 1 Milliarde Euro fehle. Grund ist die verpatzte PKW-Maut, die ebenfalls im Ministerium ansässig ist. Nach der Haushaltssitzung wurde der Bundeshaushalts 2020 gebilligt und dort sind plötzlich keine Mittel mehr für eine Fortsetzung der Förderung eingeplant.
Daedalic-Chef Carsten Fichtelmann bezeichnete die Entwicklung eine "Katastrophe biblischen Ausmaßes für die Deutsche Branche. Start-ups laufen jetzt mit Ansage in ein hohes Insolvenzrisiko." Der medienpolitische Sprecher der FDP-Fraktion Thomas Hacker polterte: "Andreas Scheuer ist nicht nur Mautversager, sondern auch Kapitän Rückgratlos (...) Die Bundesregierung hält mit diesem Programm nun seit Monaten Unternehmen und Parlament hin. Sinnvoll wäre eine verlässliche Politik (...) Gamescom-Parties hatte Andi Scheuer jetzt genug!"
Bislang ist noch kein offizielles Aus der Förderung verkündet. Auch sind die direkten Konsequenzen bislang nicht bekannt - erst recht nicht speziell für das Adventure-Genre. Aber dass das BMVI die Computerspielförderung abstößt, ist auch aus einem anderen Grund gar nicht so unwahrscheinlich: Neben der Bundes-Förderung hat das Bundesministerium mit dem Deutschen Computerspielpreis bereits das zweite große Gamesförderungs-Standbein abgegeben. Das wandert nämlich ab nächstem Jahr zum Bundespresseamt unter Steffen Seibert. Insofern muss sich das BMVI auf der nächsten Gala also auch keine unangenehmen Fragen gefallen lassen, sofern es das Programm heute tatsächlich umgeschmissen hat.
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