Anzeige

Test

von  Janina Brünner
31.12.2018
Year Walk
Getestet auf
  • Windows
  • iPad
, Sprache Englisch

Mit Year Walk entführte der schwedische Entwickler Simogo iOS-Spieler bereits 2013 in eine vermeintlich idyllische Winterlandschaft. Im Jahr 2014 folgte dann die Portierung auf PC und 2015 eine Version für Wii U. Wir haben uns den Titel für euch, passend zur Jahreszeit, auf dem iPad angesehen und außerdem einen Blick in die PC-Version geworfen.

Die Winteridylle...

Year Walking

An einem kalten Silvesterabend im 19. Jahrhundert gibt sich der Spieler einem schwedischen Phänomen, dem sogenannten Year Walking hin. Die Grenzen der Dimensionen zwischen der Realität und dem Übernatürlichen verschwimmen hierbei. Ziel ist es, einen Blick in die Zukunft zu werfen. Ahnungslos begibt sich der Protagonist auf die ein- bis zweistündige Reise und ignoriert hierbei auch die Warnung einer ihm wohl bekannten Person. Die Begegnungen mit fremden Kreaturen aus der schwedischen Folklore zeigen schnell, dass im Wald nicht alles so friedlich ist, wie es zunächst den Anschein hat.

Wirres Stapfen durch den Schnee

In der First-Person-Perspektive bewegt sich der Spieler durch die Einöde. Die Steuerung erfolgt am PC mittels WASD-Tasten und macht deutlich, dass Year Walk ursprünglich für mobile Geräte entwickelt wurde. Auf dem iPad wird sich zumeist horizontal durch die Landschaft gewischt. Pfeile am Bildschirmrand zeigen, wann ein Vorwärts- oder Rückwärtsgang möglich ist. Nach und nach erweitert sich das besuchbare Areal. Den Überblick zu behalten, fällt dabei nicht immer leicht. Wenn ein bestimmter Schauplatz gesucht wird, kann dies schonmal im wirren Umherlaufen enden - und das, obwohl der Bereich ingesamt gar nicht so groß ist. Hier punktet die PC-Version mit einer integrierten Karte.

... hält nicht lange an

Für das Lösen der Rätsel sind Papier und Stift sowie eine gute Beobachtungsgabe von Vorteil. Ein Inventar gibt es nicht, so dass die wenigen Gegenstände einzeln transportiert werden. Insgesamt befinden sich die Rätsel auf einem leichten Niveau, sind dafür aber gut integriert und nutzen auch einige Funktionen des iPads. Sonstige Interaktionen sind nicht vorhanden. Der Spieler kann sich nur Objekte ansehen, die für das Spiel relevant sind.

Atmosphärische Horror-Winterwelt

Grafik und Sound überzeugen und sorgen für eine einzigartige Atmosphäre, welche als große Stärke von Year Walk bezeichnet werden kann.

Optisch wird der Spieler an ein Bilderbuch erinnert. Zwar sind die einzelnen Schauplätze nicht übermäßig detailreich, geschweige denn realistisch dargestellt, aber der Zeichenstil weiß zu gefallen. Es gibt einige Animationen anzusehen, so dreht sich zum Beispiel die Windmühle und für den Erhalt der Winterlandschaft sorgt ständiger Schneefall. Spezielle Lichteffekte, die an das Abspielen alter Dias erinnern, werden im passenden Maße eingesetzt. Die wenigen Charaktere bringen ihre Gefühle zum Ausdruck, wenn auch in Form von Standbildern. Hier haben sich die Entwickler aufwendige Gestik und Mimik gespart, denn in den wenigen Gesprächen und auch im Intro wird der Text vor einem schwarzen Hintergrund eingeblendet.

Wo ist der Schlüssel?

Die Soundeffekte werden dezent eingesetzt. Zunächst hört sich der Spieler hauptsächlich durch den Schnee stapfen, ansonsten herrscht Stille, nur unterbrochen von einigen Details, wie dem Knarren einer Tür oder dem Knarzen der Windmühle. Musik kommt in besonderen Momenten hinzu und unterstreicht im Laufe des Spiels dramatische Ereignisse, so dass ein beklemmendes und beängstigendes Gefühl entsteht.

Year Walk besitzt keine Sprachausgabe und lediglich englische Texte. Um der Geschichte folgen zu können, reicht einfaches Schulenglisch aus, denn jene ist im eigentlichen Spiel sowieso sehr vage erzählt. Vielmehr geht es um die Erfahrung an sich. Mehr Informationen zu den einzelnen nordischen Gestalten sind in einer kleinen Enzyklopädie nachzulesen. Diese ist in der PC-Version im Spiel integriert. Bei der iOS-Version muss eine weitere kostenlose App geladen werden.

Ein zweites Ende

Nach dem ersten Durchlauf erhält der Spieler Zugriff auf ein Tagebuch. Jenes bietet, neben interessanten Informationen, auch die Möglichkeit, ein weiteres Ende freizuschalten. Dafür muss zwar ein neues Spiel gestartet werden, ein weiterer kompletter Durchgang ist aber nicht nötig. Eine nette Idee, welche die kurze Spielzeit um einige Momente verlängert.

Fazit

Mit schlichten Mitteln wird in Year Walk eine unheimliche, sofort fesselnde Stimmung erzeugt. Einzige Voraussetzung: Der Spieler muss sich darauf einlassen, um die Faszination spüren zu können. Dann kann auch getrost über kleinere Kritikpunkte hinweggesehen werden.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich kann nur empfehlen, an einem kalten Wintertag Kakao schlürfend auf dem Sofa zu sitzen und dabei die besondere Atmosphäre des Spiels zu genießen. Year Walk hat mich sofort in seinen Bann gezogen, obwohl mein Interesse an Mythologie eher gering ist. Hier haben die Entwickler ein kleines Meisterwerk erschaffen, welches den Spieler für einen Augenblick in eine andere Welt entführt und dabei dezent mit Elementen aus dem Horrorbereich arbeitet.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • atmosphärisches Gesamtpaket
  • Bilderbuchgrafik
  • dezente Soundeffekte
  • Journal mit Hintergrundinfos
  • zwei Enden
  • erweiterte Version nur für den PC
  • kurze Spielzeit
  • schwere Wegfindung (gerade in der iOS-Version)