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Test

von  Hans Frank
11.05.2014
Baphomets Fluch 5 - Der Sündenfall
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch
86%

Lange Zeit galt die Baphomets-Fluch-Reihe nicht gerade als Hoffnungsträger des klassischen Adventures. Die beiden ersten Teile, die Mitte der neunziger Jahre erschienen, gelten zwar als absolute Klassiker des Genres, die Teile drei und vier und mit Ihnen der Wechsel zu 3D-Grafik und einfacherem Spielprinzip mussten jedoch viel Kritik einstecken. Trotzdem schafften es Charles Cecil und sein Team von Revolution Software 2012 genug Geld in einem Kickstarter-Projekt einzusammeln, um den fünften Teil der Serie zu entwickeln. Nach einigen Verschiebungen und der misslungenen Aufteilung des Titels in zwei Episoden, um einen Teil noch vor Weihnachten 2013 veröffentlichen zu können, ist das Spiel inzwischen als Gesamtwerk erschienen - sieben Jahre nach seinem Vorgänger. Doch hat Der Sündenfall das Zeug dazu, zu seinen Wurzeln zurückzukehren?

Heimat

Alle Spieler, die den ersten Teil kennen, werden sich beim Einstieg in die Story der aktuellen Episode gleich heimisch fühlen. George und Nico sind einmal wieder in Paris unterwegs, als sie in einer Galerie Zeuge eines Raubmordes werden. Doch schnell wird klar, dass es bei dem Kriminalfall keineswegs nur um das Gemälde La Maledicció ging, das entwendet wurde. Schon 1938 war das Bild, das der Dominikaner-Orden für das reine Böse hält, unter Inkaufnahme von Toten entwendet worden, damals jedoch aus einer herrschaftlichen Villa in Katalonien.

Dass George jetzt in Berührung mit dem Gemälde kommt, liegt an seinem neuen Job: Als Vertreter einer Versicherungsgesellschaft ist er just auch für die Galerie zuständig, die es ausstellt. Spätestens als George bemerkt, dass die Alarmanlage der Galerie manipuliert wurde, ist klar, dass der Täter, der mit schwarzem Motorradhelm und Pizzaschachtel in die Galerie marschiert gekommen ist und den Galeriebesitzer Henri erschossen hat, nicht zufällig vor Ort war. Vom ebenfalls anwesenden Dominikanermönch Simeon erfährt George viel Obskures vom Werk des Teufels und wird bald selbst Hauptverdächtiger für die Pariser Mordkommission. Die nächsten Morde lassen nicht lange auf sich warten und so sind George und Nico schneller tief in ihr neues Abenteuer verstrickt, als ihnen lieb ist.

Klassisches Baphomets-Fluch

Die Handlung des Spiels passt perfekt ins Universum der gesamten Serie und erfüllt alle Erwartungen. George und Nico lösen gemeinsam oder getrennt Rätsel, tauchen immer tiefer ab in die mysteriöse Geschichte rund um La Maledicció und die diversen Wirrungen der Kirchengeschichte. Dabei besuchen sie verschiedene Orte, unter anderem in England und Spanien. Diese Mischung aus Mystery- und Krimigeschichte und Areale wie eine Seilbahnstation, eine in den Fels eines Bergmassivs gebaute Kapelle, ein vermüllter Hinterhof in einer dunklen Ecke Londons oder ein Pariser Straßencafé erzeugen perfekt die typische Baphomets-Fluch-Atmosphäre. Die Geschichte ist spannend aufgebaut, es macht Spaß die Aufgaben zu lösen und Dialoge mit den anderen Protagonisten zu führen. Und auch die Auftritte einiger bekannter Charaktere aus den älteren Teilen fehlen nicht, wenngleich diese oft etwas zu oberflächlich bleiben.

Insgesamt sind die eingebauten Rätsel eher einfach, trotzdem aber sehr unterhaltsam und meist auch logisch. In typischer Adventuremanier sammelt man Objekte für das Inventar ein und kombiniert diese mit anderen Objekten der Spielwelt. Meist ist der Interaktionsradius recht begrenzt, sodass schnell klar ist, was zu tun ist. Mit fortschreitender Spielzeit zieht auch die Schwierigkeit der Aufgaben etwas an. Es gibt aber auch ein paar Negativbeispiele. In einer Szene betritt George einen stockdunklen Raum. Statt einfach mal den Lichtschalter zu betätigen, erzeugt George erst umständlich ein kleines Licht um dann tatsächlich den Schalter am üblichen Ort neben der Tür zu entdecken. Später im Spiel wird eine Kakerlake für allerlei Aufgaben verwendet, die im echten Leben so wohl nie klappen würden. Das sind aber eher amüsante Ausnahmen und stören Spielfluss und vor allem die tolle Atmosphäre nicht wirklich. Es macht insgesamt Spaß, sich durch das Spiel zu rätseln. Wieder ist es möglich, verschiedene Objekte auch sinnlos zu kombinieren und diese Versuche mit bissigen Kommentaren quittiert zu bekommen.

Eine Hotspotanzeige bietet das Spiel übrigens nicht, sodass man gut beraten ist, jeden Schauplatz genau zu betrachten. Dafür gibt es eine sehr gute mehrstufige Spielhilfe, die bei Bedarf an jeder Stelle erst oberflächliche Tipps gibt, im letzten Schritt aber auch die Lösung der aktuellen Aufgabe verrät. Die Steuerung ist generell gelungen. Als Spieler hat man die Wahl zwischen modernem und klassischem Interface. Je nach Variante unterscheidet sich die Darstellung von Dialogen und Inventar. Die Maussteuerung lässt ansonsten keine Wünsche offen. Sparen können hätte man sich die Achievements, genannt ‘Erfolgsmeldungen’, die zu jedem passenden und unpassenden Moment eingeblendet werden und ein wenig die Atmosphäre stören. Aber auch diese lassen sich optional deaktivieren.

Grafischer Leckerbissen

Die Gestaltung der Areale und Charaktere in Der Sündenfall ist rundum gelungen. Die handgezeichneten Hintergründe sind sehr atmosphärisch, authentisch und mit Liebe zum Detail gestaltet. Die zweidimensionalen Figuren passen sich perfekt ein und haben auch einige individuelle Animationen spendiert bekommen, zum Beispiel bei der Interaktion mit Gegenständen oder beim Klettern oder Anwenden von besonderen Interaktionen. Hier bleiben aus Adventuresicht kaum Wünsche offen. Die Spielszenen selbst sind allerdings größtenteils etwas unbelebt, völlig menschenleere Straßenzüge in Paris fallen etwas negativ auf. Die aktuelle Fassung des Spiels liefert die Hintergründe in 1080p, was zu einer scharfen Darstellung auf gängigen Bildschirmen und Geräten führt. Etwas zu selten werden die tollen Kamerazooms verwendet, etwa bei Gesprächen oder in anderen besonderen Situationen.

Neben der grafischen Präsentation kann auch die deutsche Lokalisation und Sprachausgabe zu großen Teilen überzeugen. Alexander Schottky, der George auch schon in den vorherigen Teilen synchronisiert hat, macht seine Arbeit überwiegend gut, wenngleich die Betonungen an einigen Stellen nicht so ganz stimmen. Nico wird anders als in den Vorgängern von Petra Konradi gesprochen, was eine perfekte Wahl war. Die Nebenrollen des Spiels sind mal besser, mal schlechter besetzt, richtige Ausreißer nach oben oder unten gibt es hier nicht. Das Spiel wird übrigens multilingual ausgeliefert. Neben der deutschen Sprachausgabe ist auch Englisch und Französisch verfügbar, die Untertitel sind optional zusätzlich auf italienisch oder spanisch zuschaltbar. Die Musikuntermalung hält sich dezent im Hintergrund, die Klänge erinnern stark an die ersten Baphomets-Fluch-Teile und tragen einen Teil zur Atmosphäre bei. Soundeffekte sind passend gewählt und fallen nicht weiter auf.

Fazit

Der Sündenfall hat alles, was ein Baphomets-Fluch-Teil braucht. Die Atmosphäre ist das ganze Spiel über toll, die Handlung spannend, die Rätsel vielleicht ein wenig zu einfach, die grafische Präsentation super und die Vertonung überzeugend. Damit gehört diese Ausgabe klar zu den besseren Teilen der Serie und beweist, dass Kickstarter-Adventures durchaus Potential haben und auch ohne die Unterstützung eines Publishers gelingen können. Die Spielzeit ist mit 11 bis 13 Stunden im aktuellen Vergleich recht hoch.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Lange mussten Fans darauf warten, und am Ende mussten sie per Kickstarter noch etwas nachhelfen, doch nun ist es endlich soweit: Baphomets Fluch 5 ist erschienen. Und es ist ein richtig tolles Adventure geworden. Und ein verdammt gutes Baphomets Fluch, welches einen die enttäuschende vierte Episode vergessen lässt und vor allem Lust auf mehr macht!Axel Kothe

Gute Adventurekost, wie man sie erwartet. Nicht so perfekte Adventurekost, wie man sie erhofft hatte. Immerhin: Musik und Synchronsprecher sind wieder einmal erste Sahne. Die Rätsel enttäuschen zumindest teilweise, die Handlung bleibt gefühlt leider zu oberflächlich. Der fünfte Teil der Serie will nicht zu leicht sein, aber auch nicht zu schwer. Man will nicht zu ernst sein, aber auch nicht zu lustig. Man will sich auf alte Stärken besinnen, verliert dabei aber das eigentliche Ziel aus den Augen. Insgesamt ist der neueste Ableger aus dem Hause des verfluchten Baphomet einen Blick wert, doch sollte man nicht zuviel erwarten, um am Ende nicht enttäuscht zu werden.
Caro hardcora Valdenaire

Anfangs war ich noch etwas enttäuscht von diesem Titel. In meinen Augen war die überstürzte Veröffentlichung der technisch unausgereiften und fehlerbehafteten ersten Episode vor Weihnachten ein klarer Fehler. In der endgültigen Version sind die meisten Macken aber ausgebügelt und die Grafiken hochaufgelöst. Den Spieler erwartet ein klassisches Abenteuer erster Güte, das durchgehend auf hohem Niveau unterhält und Lust auf mehr aus dem Hause Revolution Software macht. Dass das Spiel mutilingual und für verschiedene Plattformen angeboten wird, rundet den positiven Eindruck ab.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Typisches Baphomets-Fluch-Flair
  • Ansprechende Grafik
  • Gute Charakteranimationen
  • Gelungene Synchronisation
  • Multilingual und Multiplattform
  • Etwas unbelebte Szenarien
  • Wenig Animationen
  • Rätsel in der ersten Spielhälfte etwas zu einfach