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  • Nightmare Adventures - Das Verlies der Hexe

Test

von  Michael Stein
30.11.2011
Nightmare Adventures - Das Verlies der Hexe
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Das First-Person-Adventure Nightmare Adventures - Das Verlies der Hexe erschien bereits im letzten Jahr beim Online-Publisher BigFish Games. Im September dieses Jahres hat Pulisher astragon das Spiel auch als Retail-Version in den deutschen Handel gebracht. Wir haben uns den Titel näher angesehen und berichten Euch in unserem Test, ob und für wen sich der Kauf lohnen könnte.

Geschenkt ist noch zu teuer

Als Kiera Vale im Internet Nachforschungen über ihre leiblichen Eltern anstellt, erhält sie einen Brief, dass diese wohl die letzte Nachfahren der Gründer des Blackwater-Sanatoriums gewesen sein könnten - einer Bruchbude, die seit den 50er Jahren nach einer Grippe-Epidemie geschlossen ist. Auch wird ihr in dem Brief nahe gelegt, sie könnte möglicherweise die einzige Erbin des Anwesens sein und so sucht sie das Gemäuer auf, in der Hoffnung, Aufzeichnungen zu finden und sich ein Bild darüber zu verschaffen, wer ihre Eltern waren und wie sie gelebt haben. Doch es kommt alles anders. Der angebliche Verwalter, ein gewisser Mr. Quinn, entpuppt sich schon bei ihrer Ankunft als äußerst seltsame und suspekte Gestalt und schon bald beginnt Kiera, tiefer in die Geheimnisse des unheimlichen Geländes einzutauchen. Dabei stolpert sie nicht nur über eine mysteriöse Geheimorganisation, auch Übernatürliches scheint sich dort abzuspielen.

Hier werden Wimmelbildspiele auf die Schippe genommen

Mogelpackung mal andersherum

Wer als Adventure-Spieler dazu neigt, nach der Beschreibung auf der Packungsrückseite zu kaufen, dürfte Nightmare Adventures - Das Verlies der Hexe wohl schnellstens wieder ins Kaufhaus-Regal zurück stellen. Mit 'schaurig schönen Wimmelbildern' und 'knackigen Minispielen' wird hier geworben, auf der Vorderseite ist sogar eine Lupe mit der Aufschrift 'Wimmelbildspiel' abgebildet. Wie sich jedoch schon in den ersten Spielminuten herausstellt, handelt es sich hier um ein First-Person-Adventure, wie es klassischer fast nicht sein könnte. Zwar gibt es gelegentlich eingestreute Sequenzen, in denen mehrere Gegenstände des gleichen Typs gefunden werden müssen, diese sind jedoch in der Regel auf verschiedene Räume verteilt und werden immer im weiteren Spielverlauf benötigt. Im Gegenzug ist das Spiel nur so gespickt mit teils knackigen Rätseln und auch die Story kommt nicht zu kurz. Um die Distanz vom Wimmelbild-Genre zu unterstreichen, haben die Entwickler sogar eine Wimmelbild-Parodie mit eingebaut, die auf einem Computer in einem Keller gespielt werden kann.

Dunkle Gemäuer in schlechtem Zustand

Entwickler Ghost Ship Studios präsentiert in seinem Spiel eine gelungene, unheimliche und düstere Atmosphäre. Der grafische Stil der Hintergründe ist in sich stimmig und qualitativ auf einem durchaus ansehnlichen Niveau. Fast wie Fremdkörper wirken hingegen die ab und zu eingeblendeten Charakter-Bilder, die sich vom Stil her leicht abheben. Da das Spiel jedoch aus der Ego-Perspektive gespielt wird und es über den Spielverlauf hinweg kaum zu Kontakt mit anderen Figuren kommt, fällt dieser Umstand nur äußerst selten auf. Die Hintergründe selbst sind detailreich, allerdings nur spärlich animiert. Obwohl die Optik grundsätzlich gelungen ist, merkt man dem Spiel aufgrund der fehlenden Bewegung in den Szenen sein niedriges Budget an.

Höre die Laute des Bösen

Anstelle von Musikstücken setzt das Spiel auf durchgehend geheimnisvolle und bedrohliche Klänge. Diese Entscheidung macht sich bezahlt, da auf diese Weise die durch die Grafik vermittelte düstere Stimmung noch weiter unterstrichen wird. Die Soundeffekte sind ebenfalls grundsätzlich gelungen, sieht man von einem wimmelbild-typischen Klingeln beim Aufheben von Gegenständen ab, welches in dieser Umgebung irgendwie albern wirkt; vor allem deshalb, weil die Gegenstände dabei zusätzlich von einer Sternchen-Leuchtspur begleitet ins Inventar wandern. Auf Sprachausgabe wird weitgehend verzichtet. Nur selten sind einzelne Sätze zu hören, die jedoch keinen Dialogen entstammen, sondern nur in Kieras Gedanken erklingen. Überhaupt wird auf Dialoge im Spiel fast vollständig verzichtet.

Aus Einzelbildern zusammengesetzte Zwischensequenzen<br /><br />lockern das Spiel auf

Viel Arbeit für die kleinen grauen Zellen

Eine wirklich gute Figur macht Nightmare Adventures bei den zu lösenden Aufgaben. Hier haben sich die Puzzle-Designer richtig ausgetobt und ein Spiel mit einer außerordentlich hohen Rätseldichte geschaffen. Und nicht nur das, die Rätsel sind vielfältig, abwechslungsreich und interessant. Auf Inventarkombinationsrätsel wurde komplett verzichtet, dafür gibt es jede Menge Logik-, Rechen- und Buchstabenrätsel. Einige davon kennt man bereits aus anderen Adventures, andere sind durchaus originell und stellenweise auch angenehm knackig. Gerade in der zweiten Spielhälfte steigt sowohl die Häufigkeit als auch der Schwierigkeitsgrad stetig an, sodass der Spieler stets aufs Neue gefordert wird. Unangenehm fällt hierbei allerdings auf, dass viele der Aufgaben logisch betrachtet mit der eigentlichen Story so gut wie nichts zu tun haben. An vielen Stellen ist einfach nicht erklärbar, warum nun schon die fünfte Tür in Folge mit einem komplizierten Geheim-Mechanismus geschützt ist, wenn sich auch dahinter wieder nichts wirklich Aufregendes verbirgt - außer vielleicht das nächste Rätsel. Unterstützt wird der Spieler beim Rätseln mit Komfortfunktionen wie einer Kamera, mit der Hinweise fotografiert werden können, einem PDA, in dem relevante Information abgespeichert werden, sowie einer Hilfe-Funktion, welche wohl dosierte Hinweise liefert und sich nach Gebrauch erst wieder aufladen muss, bevor sie erneut zur Verfügung steht.

Fazit

Obwohl der Spieler von einem Schalter- oder Logikrätseln zum nächsten geleitet wird, gelingt es Nightmare Adventures - Das Verlies der Hexe dennoch, den Spielfluss ausreichend am Laufen zu halten, und kein zu großes Abfallen der Spielspannung zu verursachen. Die technische Umsetzung sowohl im optischen als auch im akustischen Bereich ist solide, wenn auch nicht außergewöhnlich. Bei einem Preis von 10 Euro und einer Spielzeit von 5-6 Stunden bekommt man hier ein ordentliches Stück Adventure, das vor allem jenen zusagen dürfte, die solide Knobelarbeit einer epischen Geschichte vorziehen. Wer sich die Anschaffung des Spiels überlegt, sollte jedoch im Vorfeld die Demo-Version bei BigFish Games ausprobieren, denn auf einem der Test-PCs, der weit über den Mindestanforderungen lag, stockte das Spiel des Öfteren aus nicht ersichtlichen Gründen. Eine leichte Verbesserung brachte das Abschalten der Funktion 'Eigener Cursor' im Optionsmenü.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Gar nicht mal so schlecht, was Ghost Ship Studios da abgeliefert haben. Vielleicht war die Strategie nicht ganz so falsch, ein Adventure oberflächlich als Wimmelbildspiel zu tarnen, um über BigFish Games an eine internationale Lokalisierung zu kommen. Herausgekommen ist ein atmosphärisch relativ dichtes Puzzle-Adventure, das im Vergleich zur Konkurrenz zwar ein klein wenig hintenansteht, sich aber nicht wirklich verstecken muss.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Solide Grafik
  • Passender Sound
  • Interessante Rätsel
  • leichte Performance-Einbrüche
  • wenig Interaktion mit Charakteren
  • Rätsel schlecht eingebunden