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  • Diamon Jones and the Amulet of the World

Test

von  Michael Stein
26.11.2011
Diamon Jones and the Amulet of the World
Getestet auf Windows, Sprache
  • Deutsch
  • Englisch

Die Abenteuer des Archäologen Diamon Jones finden unter Kennern des Adventure-Genres kaum Beachtung. Das mag daran liegen, dass die Spiele ursprünglich zuerst beim Casual-Games-Anbieter Bigfish Games veröffentlicht und später über den mit Low-Budget-Spielen handelnden Publisher S.A.D. bzw. dessen Purple-Hills-Label das Ramsch-Regal erreichten.

Mit leeren Taschen hat man's schwer

Das Spiel beginnt mit einer Videosequenz, in der zwei Forscher in eine Falle innerhalb eines Tempelkomplexes laufen. Einer kann entkommen und trifft anschließend in einer Kneipe in Kairo ein, um sich zu betrinken. Dort hält sich auch unser Protagonist Diamon Jones auf, ein glückloser und ständig abgebrannter Schmalspur-Archäologe. Da er mal wieder pleite ist, besteht unsere erste Aufgabe darin, Alkohol zu besorgen und damit den Forscher in einen Rauschzustand zu versetzen, um seine Zunge zu lockern. Der Wirt zeigt sich wenig kooperativ und möchte nicht anschreiben, sodass Diamon zu einer List greifen muss, um in den Besitz des begehrten Gesöffs zu kommen. Kaum ist das erledigt und die nötige Information besorgt, läuft Diamon einem seiner Gläubiger über den Weg und muss notgedrungen einen Auftrag annehmen, um seine Schulden zu begleichen. Aus einem nahe gelegenen Museum soll er ein Schriftstück stehlen. Dabei stellt sich jedoch heraus, dass dieses Schriftstück eine Karte ist, die im Zusammenhang mit den Erzählungen des Forschers aus der Kneipe steht. Und so pfeift Diamon auf seinen Auftrag und macht sich auf eigene Faust auf die Suche.

Mogelpackung

Publisher S.A.D. wirbt auf der Packungsrückseite mit deutscher Sprachausgabe. Ganz unrecht hat er damit nicht. Es sollte aber erwähnt werden, dass es im Spiel selbst keine Sprachausgabe gibt. Die findet man nur in den spärlich gesäten Videos und davon wurde auch lediglich das Intro übersetzt, die anderen Videos erklingen weiterhin in Englisch. Vielleicht ist das aber auch gut so, denn die fünf deutsch gesprochenen Sätze, die das Spiel enthält, hören sich an, als hätte man bei S.A.D. den Praktikanten zu Übungszwecken ein Mikrofon in die Hand gedrückt. Da diese jedoch nach dem ersten Schreckmoment nie wieder zu hören sind, kann dieser Kritikpunkt vernachlässigt werden.

Gar nicht mal hässlich

Was Entwickler Litera grafisch abliefert, kann sich durchaus sehen lassen. Drei verschiedene Auflösungen werden angeboten, leider jedoch keine Breitbildformate. Die Videos sind grafisch schön gemacht, auch deren Animationen überzeugen. Allerdings sind sie größtenteils unscharf und weisen starke Kompressionsartefakte auf. Im Spiel hingegen sind die Hintergründe gestochen scharf und sehr detailreich. Immer wieder trifft man auf kleinere Animationen wie sich drehende Windräder, vorbeiziehende Wolken oder schön anzusehende Flammen von Fackeln. Die Animationen der Figuren wirken erstaunlich natürlich, auch spezielle Animationen für besondere Aktionen wie das Klettern auf Leitern oder ein Blinzeln sind vorhanden. Selbst dynamische Schatten sind im Optionsmenü zuschaltbar.

Der Klang des Abenteuers

Akustisch hinkt das Spiel leider etwas hinter der restlichen Präsentation her. So gibt es einige nette Musikstücke zu hören, die sich jedoch ständig wiederholen und damit schnell abnutzen. Immerhin bietet das Sound-Repertoire eine ordentliche Fülle von Effekten, unter anderem unterschiedliche Schrittgeräusche, abhängig von der Art des Untergrunds, auf dem Diamon gerade läuft. Auch hört man in manchen Szenen das Zwitschern von Vögeln oder das Geräusch vorbeifahrender Autos. Die Musiklautstärke lässt sich getrennt regeln. So kann die Tonabteilung von Diamon Jones zwar bedingt zur Atmosphäre des Spiels beitragen, aber nicht vollends überzeugen.

Gewohntes Geklicke

Mit der Steuerung dürften auch Anfänger schnell vertraut sein. Alle Aktionen im Spiel werden durch die linke Maustaste ausgelöst, während die rechte zum Öffnen und Schließen des Inventars verwendet wird. Dieses öffnet sich dann in der Mitte des Bildschirms und ist groß genug, um alle Gegenstände gleichzeitig anzuzeigen. Ein Doppelklick lässt Diamon schneller laufen oder kürzt den Weg zum nächsten Ausgang ab. Videos können abgebrochen werden, ebenso lassen sich die Dialogzeilen wegklicken. Hier zeigt sich allerdings ein kleiner nerviger Fehler: Neben der bedingt durch den verwendeten Zeichensatz nicht ganz so gut lesbaren Schrift funktioniert auch das Wegklicken des Textes nicht einwandfrei. Die Texte sind jeweils von einem Rahmen umgeben. Klickt man auf den Text oder in die Grafik, wird der Text weitergeschaltet. Erwischt man aber den Bereich zwischen Text und Textrahmen, tut sich nichts. Außerdem blenden die Dialogzeilen nach einer gewissen, unterschiedlich langen Zeit von allein um, wodurch das Wegklicken zum falschen Zeitpunkt zum Überspringen einer Dialogzeile führen kann.

Puzzle-Spiel oder Adventure?

Was die Rätselkost in Diamon Jones angeht, wird regelmäßig auf bereits bekannte Muster zurückgegriffen. Fast alles, was dem Spieler vor die Nase gesetzt wird, gab es in ähnlicher Form schon in anderen Adventures. Man hat sich hier so offensichtlich gar keine Mühe gegeben, etwas Neues zu erschaffen, dass das gesamte Rätseldesign schon fast frech anmutet. Viele der Rätsel sind auch extrem leicht zu lösen, obwohl ab und zu auch die eine oder andere etwas schwierigere Aufgabe ein bisschen Zeit und Grips fordert. Dazu kommen teils nervige Quick-Time-Passagen wie beim Hochklettern an einem Seil. Hier muss passend zum angezeigten Pfeil die linke oder rechte Maustaste gedrückt werden. Schafft man das nicht in der vorgegebenen Zeit oder verklickt sich, muss die Aufgabe wiederholt werden. Das gleiche gilt beim Balancieren über einen Baumstamm. Je nachdem, in welche Richtung Diamon zu kippen droht, muss durch Halten einer der beiden Maustasten gegengesteuert werden. Das gestaltet sich durch die unpräzise Dosierung und die verzögerte Beschleunigung extrem schwierig, sodass der Spieler einige Anläufe braucht, bis Diamon endlich die rettende andere Seite erreicht. Ansonsten gibt es gewohnte Kost wie Schieberätsel oder sonstige Mechanismen. Insgesamt wirken die Rätsel schlecht integriert, machen teilweise aber auch durchaus Spaß, wenn man eben nicht zu viel erwartet.

Zu zweit geht alles leichter

Schon früh im Spiel wird Diamon ein Sidekick ans Bein gebunden. Die süße Fatima wird kurz darauf gegen Frau Nummer zwei, Mary Ocean, ersetzt. Beide sind prinzipiell nur schmückendes Beiwerk mit großer Klappe und tragen zur Lösung von Rätseln nicht viel bei. Allerdings entstehen hierdurch teils recht witzige Dialoge, die gesprochen wahrscheinlich noch besser zünden würden. Humor ist im Spiel nämlich durchaus vorhanden, der eine oder andere Spruch kommt schon mal staubtrocken und unangekündigt um die Ecke. Die Story des Spiels hingegen präsentiert sich als eher banal und alles andere als innovativ. Hier wurde vor allem stark bei Indiana Jones abgekupfert, mit dem sich Diamon nicht nur den Nachnamen, sondern auch die Epoche, das Thema und eben auch zum Teil die Handlung teilt.

Fazit:

Trotz der Schwächen in vielen Bereichen ist Diamon Jones and the Amulet of the World kein Totalausfall. Sicherlich kann das Spiel keinesfalls mit Top-Titeln konkurrieren, als Lückenfüller für Freunde von 3rd-Person-Adventures ist das Abenteuer um den versoffenen Möchtegern-Archäologen aber durchaus brauchbar, vor allem wenn man sich das Preis-/Leistungsverhältnis ansieht. Für knapp 5 Euro bekommt man hier über 5 Stunden Spielzeit geboten.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Der erste Teil der Diamon-Jones-Reihe kann nur mäßig überzeugen. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, meine Zeit verschwendet zu haben. Stellenweise ist das Spiel durchaus unterhaltsam, auch wenn mich die Geschicklichkeitseinlagen und Mini-Spiele hin und wieder zum Speichern und Ausschalten gebracht haben. Trotzdem habe ich jeweils am nächsten Tag weitergespielt, denn am Ende wollte ich doch wissen, wohin die Reise geht. Es gibt sicher bessere Spiele und wer noch einen gewissen Stapel an Adventures auf der Seite liegen hat, kann auf Diamon Jones ruhigen Gewissens verzichten. Wer aber nach neuem Futter sucht oder ein Anfängerspiel für kleines Geld anschaffen möchte, kann sich diesen Titel ruhig einmal ansehen.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Nett anzusehende Grafik
  • Teils unterhaltsamer Humor
  • Schöne Animationen
  • Schummelt bei der deutschen Sprachausgabe
  • Langweilige Musik
  • Wenig interessante Rätsel
  • Uninteressante Story