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Games-Förderung beendet? Daedalic-Chef sieht "Katastrophe" voraus

  • 26.06.2019   |  
  • 21:08   |  
  • Von Sebastian 'basti007' Grünwald    
Games-Förderung beendet? Daedalic-Chef sieht "Katastrophe" voraus

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) ist seit 2019 für die deutsche Games-Entwicklerszene zentral. Seit diesem Jahr vergibt das Ministerium nämlich auf jahrelange Vorbereitung u.a. des Branchenverbands game eine bundesweite Games-Förderung. 50 Millionen Euro sind es dieses Jahr, das vornehmlich an kleinere Projekte geht. Ab 2020 sollte die Summe dann sukzessive auf 100 Millionen Euro erweitert und Großprojekte gefördert werden.

Ziel war es, den Games-Standort Deutschland mit den USA, Kanada, Frankreich oder Japan gleichzuziehen. Das Bundesministerium veranstaltete dafür an zahlreichen Orten in Deutschland Vorträge und nimmt seit Juni erste Anträge an. Die Förderung galt langfristig als gesichert, daher gingen Spiele-Entwickler mit den versprochenen Geldern in entsprechende Vorbereitungen für größere Titel ab 2020.

Heute nun hat Bundesminister Andreas Scheuer (CSU) bekannt gegeben, dass dem Haushalt 1 Milliarde Euro fehle. Grund ist die verpatzte PKW-Maut, die ebenfalls im Ministerium ansässig ist. Nach der Haushaltssitzung wurde der Bundeshaushalts 2020 gebilligt und dort sind plötzlich keine Mittel mehr für eine Fortsetzung der Förderung eingeplant.

Daedalic-Chef Carsten Fichtelmann bezeichnete die Entwicklung eine "Katastrophe biblischen Ausmaßes für die Deutsche Branche. Start-ups laufen jetzt mit Ansage in ein hohes Insolvenzrisiko." Der medienpolitische Sprecher der FDP-Fraktion Thomas Hacker polterte: "Andreas Scheuer ist nicht nur Mautversager, sondern auch Kapitän Rückgratlos (...) Die Bundesregierung hält mit diesem Programm nun seit Monaten Unternehmen und Parlament hin. Sinnvoll wäre eine verlässliche Politik (...) Gamescom-Parties hatte Andi Scheuer jetzt genug!"

Bislang ist noch kein offizielles Aus der Förderung verkündet. Auch sind die direkten Konsequenzen bislang nicht bekannt - erst recht nicht speziell für das Adventure-Genre. Aber dass das BMVI die Computerspielförderung abstößt, ist auch aus einem anderen Grund gar nicht so unwahrscheinlich: Neben der Bundes-Förderung hat das Bundesministerium mit dem Deutschen Computerspielpreis bereits das zweite große Gamesförderungs-Standbein abgegeben. Das wandert nämlich ab nächstem Jahr zum Bundespresseamt unter Steffen Seibert. Insofern muss sich das BMVI auf der nächsten Gala also auch keine unangenehmen Fragen gefallen lassen, sofern es das Programm heute tatsächlich umgeschmissen hat.

Benutzer-Kommentare

@AlphaBolley: Kann deinen Punkt verstehen und dass die Zitate von Fichtelmann und Hacker primär politisches Kettenrasseln ist, sollte auch klar sein.

Was aber schon stimmt: Ich habe z.B. mit vielen Teams gesprochen, die über Ausgründung oder Skalierung nachgedacht haben, also beispielsweise Leute eingestellt haben, weil die Förderkriterien auch stark von anzusetzenden Personalkosten abhängen und man zusätzlich eine gewisse Historie nachweisen muss - also idealerweise schon ein wenig was auf Eigenregie gemacht hat. Das ganze läuft dann unter dem Motto: "Wenn ich jetzt nicht ins Risiko gehe, wann dann?".
Einige davon haben wegen der großmundigen Ankündigung der Förderung auf zahlreichen Veranstaltungen (das BMVI war wie gesagt da ja ziemlich werbewirksam aktiv) zum Beispiel auch eigene Festanstellungen ausgeschlagen, um selbst auszugründen und sich aktiv um Förderung zu kümmern.

Es stimmt zwar, dass die Förderung natürlich niemals sicher ist, aber was ist das in der Szene schon? Dazu kommen ja immer viele Faktoren hinzu. Zum einen gibt es gewisses Know-How, mit dem man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Förderung erreichen kann. Stimmen Titel, Personal, Förderantrag und Konzept, ist die Chance entsprechend hoch. Zum anderen gibt es in Deutschland mehrere Fördermöglichkeiten für Games und dann setzt man betriebswirtschaftlich die Wahrscheinlichkeiten in Relation und beantragt parallel. Das kann man schon abschätzen, genauso wie man z.b. das Zahlungsausfallrisiko eines Geldgebers ja auch abschätzen muss. Ab dann weiß man als Firma schon relativ sicher, mit was man im Minimum rechnen kann und geht in die Planung. So richtig Kamikaze finde ich das nicht, wenn man das konservativ genug ansetzt - das ist einfach betriebswirtschaftliche Realität in Deutschland.

Dann darf man nicht vergessen: Es gibt n Deutschland mittlerweile genug Projekte, die ohne Förderung nicht entstanden wären , gerade Adventures hätten ohne keinerlei Chance mehr - und somit gibt es auch genug Firmen, die ihre Projektpitches seitdem gleich auf Förderfähigkeit und nicht mehr auf Publishingfähigkeit trimmen - das sind nämlich zwei betriebswirtschaftlich relativ unterschiedliche Vorgehensweisen. Daher planen diese Entwickler (und das übrigens auch schon lange, die BMVI-Förderung ist halt nur der größte Topf und war schon lange am Horizont) fest mit Förderungen als ihr zentrales betriebswirtschaftliches Finanzierungsmodell. Da kommt der Ausfall des größten Topfes für die einen schon dem Ausfall der größten Publishers für andere gleich.

Man darf daher bei all dem nicht vergessen, dass das BMVI mit den Entwicklern schon lange im Gespräch ist und man ihnen im Prinzip relativ deutlich Gelder in Aussicht gestellt hat. Auch gab es sicherlich schon viele interne Gespräche über Wahrscheinlichkeiten und Machbarkeit. Dazu kommt zusätzlich, dass die BMVI-Förderung derzeit als Windhund-Verfahren läuft. Das heißt vereinfacht gesagt first come first served: Es ist soviel Geld da, dass eigentlich ein sehr, sehr großer Teil der Branche eine Fördersumme erhalten hätte. Deswegen wird z.b. die Fördersumme dieses Jahr (die noch nicht gekippt wurde) einfach an die ersten 250 Games-Projekte vergeben (mit ein paar quantitativen Ausschlusskriterien, die aber nicht inhaltlicher Natur sind). Auch das ändert die Planbarkeit massiv.

Zugegeben: Das Verfahren wäre wohl 2020 umgestellt worden, falls zu viele Gelder abgerufen worden wären - aber es zeigt recht deutlich, dass diese Förderung weniger eine Kulturförderung als viel mehr eine direkte Wirtschaftsförderung ist. Es war formal nämlich der Ersatz für die Steuererleichterungen, die es z.B. in Kanada oder Frankreich gibt (und die sind ja auch planbar). Also geht es am Ende weniger ums Projekt als vielmehr darum, direkt Gelder in die Firmen zu pumpen. Das BMVI hätte z.B. so bis rund 2 oder 3 Millionen Euro Fördersumme kein Gremium eingesetzt, d.h., das Spiel wäre noch nicht mal näher angeschaut worden. Man hätte sich da im Prinzip eigentlich nur betrachtet, ob die Firma das personell und betriebswirtschaftlich stemmen kann. Für etablierte Entwickler galt die Förderung damit quasi eh als sicher (und Start-Ups hätten kleinere Summen als Spielgeld bekommen). Das war ein großer Unterschied zu allen anderen Gamesförderungen, die wir sonst haben.

Ob das nun gut oder schlecht ist und Games überhaupt förderfähig sein sollten, ist dann natürlich noch eine andere Frage.
basti007
  • 27.06.19    
  • 08:50   

@AlphaBolley: Kann deinen Punkt verstehen und dass die Zitate von Fichtelmann und Hacker primär politisches Kettenrasseln ist, sollte auch klar sein.

Was aber schon stimmt: Ich habe z.B. mit vielen Teams gesprochen, die über Ausgründung oder Skalierung nachgedacht haben, also beispielsweise Leute eingestellt haben, weil die Förderkriterien auch stark von anzusetzenden Personalkosten abhängen und man zusätzlich eine gewisse Historie nachweisen muss - also idealerweise schon ein wenig was auf Eigenregie gemacht hat. Das ganze läuft dann unter dem Motto: "Wenn ich jetzt nicht ins Risiko gehe, wann dann?".
Einige davon haben wegen der großmundigen Ankündigung der Förderung auf zahlreichen Veranstaltungen (das BMVI war wie gesagt da ja ziemlich werbewirksam aktiv) zum Beispiel auch eigene Festanstellungen ausgeschlagen, um selbst auszugründen und sich aktiv um Förderung zu kümmern.

Es stimmt zwar, dass die Förderung natürlich niemals sicher ist, aber was ist das in der Szene schon? Dazu kommen ja immer viele Faktoren hinzu. Zum einen gibt es gewisses Know-How, mit dem man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit eine Förderung erreichen kann. Stimmen Titel, Personal, Förderantrag und Konzept, ist die Chance entsprechend hoch. Zum anderen gibt es in Deutschland mehrere Fördermöglichkeiten für Games und dann setzt man betriebswirtschaftlich die Wahrscheinlichkeiten in Relation und beantragt parallel. Das kann man schon abschätzen, genauso wie man z.b. das Zahlungsausfallrisiko eines Geldgebers ja auch abschätzen muss. Ab dann weiß man als Firma schon relativ sicher, mit was man im Minimum rechnen kann und geht in die Planung. So richtig Kamikaze finde ich das nicht, wenn man das konservativ genug ansetzt - das ist einfach betriebswirtschaftliche Realität in Deutschland.

Dann darf man nicht vergessen: Es gibt n Deutschland mittlerweile genug Projekte, die ohne Förderung nicht entstanden wären , gerade Adventures hätten ohne keinerlei Chance mehr - und somit gibt es auch genug Firmen, die ihre Projektpitches seitdem gleich auf Förderfähigkeit und nicht mehr auf Publishingfähigkeit trimmen - das sind nämlich zwei betriebswirtschaftlich relativ unterschiedliche Vorgehensweisen. Daher planen diese Entwickler (und das übrigens auch schon lange, die BMVI-Förderung ist halt nur der größte Topf und war schon lange am Horizont) fest mit Förderungen als ihr zentrales betriebswirtschaftliches Finanzierungsmodell. Da kommt der Ausfall des größten Topfes für die einen schon dem Ausfall der größten Publishers für andere gleich.

Man darf daher bei all dem nicht vergessen, dass das BMVI mit den Entwicklern schon lange im Gespräch ist und man ihnen im Prinzip relativ deutlich Gelder in Aussicht gestellt hat. Auch gab es sicherlich schon viele interne Gespräche über Wahrscheinlichkeiten und Machbarkeit. Dazu kommt zusätzlich, dass die BMVI-Förderung derzeit als Windhund-Verfahren läuft. Das heißt vereinfacht gesagt first come first served: Es ist soviel Geld da, dass eigentlich ein sehr, sehr großer Teil der Branche eine Fördersumme erhalten hätte. Deswegen wird z.b. die Fördersumme dieses Jahr (die noch nicht gekippt wurde) einfach an die ersten 250 Games-Projekte vergeben (mit ein paar quantitativen Ausschlusskriterien, die aber nicht inhaltlicher Natur sind). Auch das ändert die Planbarkeit massiv.

Zugegeben: Das Verfahren wäre wohl 2020 umgestellt worden, falls zu viele Gelder abgerufen worden wären - aber es zeigt recht deutlich, dass diese Förderung weniger eine Kulturförderung als viel mehr eine direkte Wirtschaftsförderung ist. Es war formal nämlich der Ersatz für die Steuererleichterungen, die es z.B. in Kanada oder Frankreich gibt (und die sind ja auch planbar). Also geht es am Ende weniger ums Projekt als vielmehr darum, direkt Gelder in die Firmen zu pumpen. Das BMVI hätte z.B. so bis rund 2 oder 3 Millionen Euro Fördersumme kein Gremium eingesetzt, d.h., das Spiel wäre noch nicht mal näher angeschaut worden. Man hätte sich da im Prinzip eigentlich nur betrachtet, ob die Firma das personell und betriebswirtschaftlich stemmen kann. Für etablierte Entwickler galt die Förderung damit quasi eh als sicher (und Start-Ups hätten kleinere Summen als Spielgeld bekommen). Das war ein großer Unterschied zu allen anderen Gamesförderungen, die wir sonst haben.

Ob das nun gut oder schlecht ist und Games überhaupt förderfähig sein sollten, ist dann natürlich noch eine andere Frage.

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@neon
Ich sag ja wäre der mal lieber bei den Tagesthemen geblieben.

@luppa
Ja! Vergesst aber bitte alle nicht dass wir "die beste Regierung die wir je hatten..." haben. *sich für den Rest des Abends totlacht*
Sven
  • 26.06.19    
  • 23:08   

@neon
Ich sag ja wäre der mal lieber bei den Tagesthemen geblieben.

@luppa
Ja! Vergesst aber bitte alle nicht dass wir "die beste Regierung die wir je hatten..." haben. *sich für den Rest des Abends totlacht*

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Wenn ich den Namen Scheuer schon lese, kommt mir die Galle hoch... Und das nicht erst seit der verpatzten Maut. Dann wird eben wieder der Steuerzahler zur Kasse gebeten... Sorry, will nicht politisch werden. ;-)
luppa
  • 26.06.19    
  • 22:40   

Wenn ich den Namen Scheuer schon lese, kommt mir die Galle hoch... Und das nicht erst seit der verpatzten Maut. Dann wird eben wieder der Steuerzahler zur Kasse gebeten... Sorry, will nicht politisch werden. ;-)

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Verstehe die Aufregung noch nicht so ganz. Es handelt sich um Förderung, die auf Antrag bewilligt wird - oder eben nicht. Welche Startups sollen da in die Insolvenz laufen, wenn die 2020er-Förderung wegfällt. Welche, die gerade Kamikazewirtschaft betreiben, im Glauben, dass der Antrag im nächsten Jahr schon durchgehen wird? Soweit ich das verstehe, fällt da ja nichts weg, was ein spezielles Unternehmen für sich schon sicher hatte.
Und bei einer Förderung, die gerade vor ein paar Monaten eingeführt wurde, kann man jetzt auch nicht sagen, dass die deutsche Gamesbranche auf diesem Förderprogramm erbaut wurde und ohne nicht mehr funktioniert.
Schön ists natürlich trotzdem nicht.
AlphaBolley
  • 26.06.19    
  • 22:02   

Verstehe die Aufregung noch nicht so ganz. Es handelt sich um Förderung, die auf Antrag bewilligt wird - oder eben nicht. Welche Startups sollen da in die Insolvenz laufen, wenn die 2020er-Förderung wegfällt. Welche, die gerade Kamikazewirtschaft betreiben, im Glauben, dass der Antrag im nächsten Jahr schon durchgehen wird? Soweit ich das verstehe, fällt da ja nichts weg, was ein spezielles Unternehmen für sich schon sicher hatte.
Und bei einer Förderung, die gerade vor ein paar Monaten eingeführt wurde, kann man jetzt auch nicht sagen, dass die deutsche Gamesbranche auf diesem Förderprogramm erbaut wurde und ohne nicht mehr funktioniert.
Schön ists natürlich trotzdem nicht.

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Gibt ja noch ein paar deutsche Firmen, die mit Hilfe von Förderung deutsche Adventures produzieren und sicherlich auch mit der Bundesförderung arbeiten wollten, um das querzufinanzieren. :)
basti007
  • 26.06.19    
  • 20:38   

Gibt ja noch ein paar deutsche Firmen, die mit Hilfe von Förderung deutsche Adventures produzieren und sicherlich auch mit der Bundesförderung arbeiten wollten, um das querzufinanzieren. :)

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"speziell für das Adventure-Genre" in Deutschland? Ähmmm... wo ist das gleich? :-)
k0SH
  • 26.06.19    
  • 20:28   

"speziell für das Adventure-Genre" in Deutschland? Ähmmm... wo ist das gleich? :-)

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Oha, dann vergesst es doch lieber gleich.
Das ganze wird doch von den meisten Politikern eh nicht ernst genommen. (Killespiele blablabla).

Wie das wirklich funktioniert sah/sieht man in Kanada.
JoeX
  • 26.06.19    
  • 19:49   

Oha, dann vergesst es doch lieber gleich.
Das ganze wird doch von den meisten Politikern eh nicht ernst genommen. (Killespiele blablabla).

Wie das wirklich funktioniert sah/sieht man in Kanada.

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Was, der Seibert macht das jetzt? Das wird lustig.
neon
  • 26.06.19    
  • 19:41   

Was, der Seibert macht das jetzt? Das wird lustig.

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