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Test

von  Axel Kothe
05.06.2013
Red Johnson's Chronicles
Getestet auf Windows, Sprache
  • Deutsch
  • Englisch

Rund eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis Lexis Numérique ihren Playstation3-exklusiven Downloadtitel Red Johnson's Chronicles für den PC umgesetzt haben. Unser Redakteur Benjamin Braun war damals recht angetan von der Film-Noir-Comic-Detektiv-Geschichte, welche Knobelaufgaben und Minispiele mit Adventure-Elementen verbunden hat. In diesem Test wollen wir uns anschauen, wie die PC-Version ausgefallen ist.

Detektivgeschichte

Metropolis, eine fiktive Stadt an der Ostküste der USA, ist der Schauplatz dieser Geschichte. Die Polizei von Metropolis ist ob der hohen Kriminalität vollkommen überfordert, weswegen sie Privatdetektiv Red Johnson anheuert, um einen schwierigen Mordfall zu lösen. Die Ausgangslage ist alles andere als rosig: Es gibt weder eine Mordwaffe noch eine Leiche und den Namen des Zeugen der den Vorfall gemeldet hat, hat der zuständige Polizist auch verbummelt. Was bleibt ist eine Tatzeit und ein großer Blutfleck auf einer Brücke.

Der Spieler übernimmt nun also die Rolle des Red und untersucht sogleich den Tatort aus einer starren Ich-Perspektive. Mit der Maus schwenkt man einen extrem großen Mauscursor über die Hintergründe und sucht nach den Hotspots. Mit einem Klick nimmt man Gegenstände auf, führt Gespräche oder schaut sich etwas genauer an. Ist ein Gegenstand besonders klein, muss per V-Taste eine Lupe verwendet werden, bevor er weiter untersucht werden kann.

Puzzlen wie Professor Layton

Hinter vielen Hotspots versteckt sich nicht nur eine schnöde Beschreibung, sondern eines der vielen Logikrätsel oder Minispiele, welche in der Regel leider alles andere als sinnvoll in die Handlung eingebettet sind. Während die ersten paar Rätsel noch relativ leicht sind, steigt der Schwierigkeitsgrad schnell an und dürfte für einiges an Kopfzerbrechen sorgen. Am Ende steht die Abrechnung: Je nach Zahl der Lösungsversuche und der benötigten Zeit erhaltet ihr eine Bewertung und einen entsprechenden Geldbetrag. Für ganz verzweifelte Spieler haben die Entwickler ein Hilfesystem integriert. Auf Knopfdruck kann der Spieler bei jedem Rätsel (und in vielen anderen Situationen) einen gewissen Saul um Rat fragen, welcher ihm gegen einen Teil der verdienten Dollar einen guten Rat gibt.

Schnell reagieren!

Neben den Rätseln gibt es im Spiel immer wieder Passagen, in denen Red die Fakten des Falls Revue passieren lässt. Dabei fängt er einen Satz an, den der Spieler dann mit der richtigen Auswahl unter Zeitdruck zu Ende führen muss. Ähnlich funktionieren einige der Gespräche mit anderen Charakteren, auch hier müssen die richtigen Optionen gewählt werden, um die Person dazu zu bringen, mit Red zu kooperieren. Und schließlich gibt es noch eine handvoll Quick-Time-Event-Einlagen, in denen der Spieler unter Zeitdruck die eingeblendeten Mausgesten ausführen, oder Tasten auf der Tastatur drücken muss. Hier gilt wie in allen anderen Situationen: Gelingt der erste Versuch nicht, können beliebig viele weitere Versuche folgen.

In Metropolis wird englisch gesprochen

Für die deutsche Fassung des Spiels wurde auf eine deutsche Sprachausgabe verzichtet, stattdessen wurde die gelungene englische Fassung beibehalten. Der deutsche Spieler muss sich mit gut übersetzten Untertiteln zufriedengeben. Immerhin wurden nicht nur die Untertitel an sich, sondern auch alle Texte in den Grafiken und Hintergründen übersetzt. Einzig bei den Menütexten haben sich die Übersetzter böse Schnitzer erlaubt und Gebilde wie „Enter-Button_Taste“ fabriziert. Grafisch bietet der Titel guten Durchschnitt mit einigen hübschen Stilelementen. Die Musik passt, ist allerdings nicht sehr abwechslungsreich. Insgesamt wirkt das Spiel wie eine einhundertprozentige Umsetzung der Playstation-Network-Version. Selbst der übergroße Mauscursor wurde nicht an PC-Auflösungen und den Sitzabstand vor den Monitoren angepasst. Das einzige, das wirklich an den Windows-Rechenknecht angepasst werden musste, war letztendlich die Steuerung, was für ein erfahrenes PC-Adventure-Studio wie Lexis Numérique eigentlich kein Problem darstellen sollte – zumindest sollte man das meinen.

Umständliche Steuerung

Doch genau dieser Punkt ist bei der Umsetzung komplett in die Hecken gegangen. Red Johnson's Chronicles wird mit einer extrem kruden Mixtur aus Maus- und Tastatur-Steuerung gespielt. Das fängt schon damit an, dass man Menüpunkte nicht mit der Maus anklicken kann, sondern diese mit den Pfeiltasten der Tastatur ausgewählt und mit der Entertaste bestätigt werden müssen. Die Umgebungen werden mit der Maus untersucht, ein Objekt in der Nahansicht muss hingegen wieder mit der Tastatur gedreht werden. Immer wieder gern eingesetzt werden auch Mausgesten, um zum Beispiel Türen zu öffnen, Schmutz von einer Scheibe zu wischen oder Ventile zuzudrehen. Diese werden vom Spiel aber nur unzureichend erkannt. Auch bei den Rätseln gibt es nie eine einheitliche Steuerung und fast immer ist sie viel komplizierter ausgefallen, als man für möglich halten würde. Dazu ist die Tastatur-Belegung auch noch so gewählt, dass die Hand nicht einfach auf den Tasten liegen bleiben kann. Ständiges Umgreifen zwischen Maus und Tastatur ist somit notwendig. Eine bei einem ursprünglichen Konsolentitel fast selbstverständlich zu erwartende Gamepad-Steuerung, welche die Probleme zumindest für Besitzer eines solchen Steuergeräts beseitigt hätte, gibt es im Übrigen nicht.

Fazit

Red Johnson's Chronicles ist ein Paradebeispiel dafür, wie man ein an sich gutes Spiel durch eine nicht dem System angepasste Steuerung deutlich entwertet und den Spieler verärgert. Die nette Detektiv-Geschichte, die grafisch ansprechende Verpackung und die Umsetzung der Spielwelt hätten trotz der praktisch nicht vorhandenen Einbindung der Puzzles Lust auf mehr gemacht.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Wow, das muss ein neuer Rekord sein. Ich bin sicher, es gibt kein anderes Spiel, bei dem ich so oft über die missratene Steuerung geflucht habe wie hier. Neben dem ständigen Umgreifen zwischen Maus und Tastatur war es vor allem die Gestensteuerung, die hin und wieder erst nach mehreren Versuchen überhaupt auf meine Eingaben reagiert und mir damit den letzten Nerv geraubt hat. Da hilft es auch nichts, dass mich das Spiel an sich durchaus angesprochen hat, ich war gottfroh, als endlich der Abspann über den Bildschirm lief. Das war nix, Lexis Numérique!

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Gute Grafik & Sound
  • Tolle Umsetzung der Spielwelt
  • Nette Geschichte
  • Anspruchsvolle Rätsel
  • Mäßige Integration der Rätsel
  • Steuerung am PC miserabel
  • Übersetzungsfehler