Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

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Nikioko
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Nikioko »

Onkel Donald hat geschrieben:
Nomadenseele hat geschrieben:Sehr schlecht finde ich, wenn man gar nicht weiß, was überhaupt zu tun ist, wie in
Myst - für mich ein richtig schlechtes Spiel.
:mrgreen:

Nicht so bescheiden, liebe Nomadenseele. Es gibt Meinungen, die müssen einfach vertreten werden.

:wink:

Aber wenn mich der Miraculix-Meuchler und meine Lieblingssauerfrucht noch ein bisschen bearbeiten, dann spiele ich's vielleicht doch noch mal und finde es gut...
Naja, Myst ist deutlich besser als Schism oder andere derart gelagerte Spiele...

Myst ist eben ein Detektivspiel. Man muss in einer bizarren menschenleeren Welt herumlaufen und bekommt erst im Laufe der Zeit mit, was überhaupt passiert ist.
Onkel Donald hat geschrieben:
Beowulf hat geschrieben:Myst ist da ein gutes Beispiel, aber auch The Longest Jouney, bei dem die langen Dialoge manchem zu viel wurden, ich hingegen liebe es genau wegen dieser Eigenschaft. ;)
Die Dialoglänge hat ich mich gar nicht gestört - im Gegenteil. Das sehe ich sogar als Stärke des Spiels an, dass man wirklich mit den Leuten sprechen und nicht nur Stichworte für das nächste Rätsel abrufen kann. Gerade am Anfang fand ich es sehr atmosphärisch, so viel von den anderen Figuren und aus ihrem Leben erfahren zu können.

Die ersten Spielstunden war ich deshalb der festen Überzeugung, einen Spitzentitel vor mir zu haben (was z. B. bei "Myst" nie der Fall war). Es war mit fortschreitender Spieldauer mehr die Qualität der Geschichte und das Design der Welt, die mich nicht überzeugt haben. Ich hatte immer mehr das Gefühl, einen Esoterik-Ratgeber zu durchblättern... 8)
Diese "Laberei? Laaangweilig, ich will ballern"-Mentalität hast Du aber immer wieder. Broken Sword wurde auch vorgeworfen, dass es viel zu Dialoglastig ist. Dabei gehören Dialoge zur guten Stimmung eines Adventures. Außerdem können in Dialogen Hinweise und Lösungen zu Rätseln enthaltne sein. Aufmerksames Zuhören lohnt sich also häufig doppelt.
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Svenc »

Diese "Laberei? Laaangweilig, ich will ballern"-Mentalität hast Du aber immer wieder.

Das ist doch aber Quatsch - mir fielen selbst aus dem Stehgreif ein gutes Dutzend Spiele ein, die die Qualität der Charakterisierung an der Dialoglänge messen. Bloß weil mir jemand seinen kompletten Lebenslauf, sein letztes Frühstück und seine Gedanken zum Thema Schoko-Zigaretten per Mausklick serviert, heißt das noch lange nicht, dass das ein gut geschriebener Charakter ist. Oder dass ich die BFG9000 vermisse, mit dem ich den Idioten über den Haufen schießen kann, damit er endlich die Klappe hält. Muss man sich nur mal das Intro zu Beyond Good&Evil ansehen: Da werden einem Welt und Charaktere gar nicht mal so sehr über ellenlange Dialoge beigebracht. Aber sobald man die Steuerung übernimmt, dann weiß man alles über diese Welt und Charaktere, was zählt. Und ist fasziniert. Genau wie in der Szene aus Vollgas, als Ben und Maurice sich zum ersten Mal treffen: Ein paar Zeilen aus der Feder von Tim Schafer (ca. 3:30), und alles ist gesagt, das die Beziehung dieser Charaktere ausmacht.

Gute Schreibe hat nichts, aber auch gar nichts mit der Zahl an Dialogzeilen zu tun. Die machen sich vielleicht nett auf der Verpackungsrückseite, so als "größer, weiter, länger, mehr" an Features. Zumindest für Menschen, die auch diese ganzen Dampfplauderer-Sendungen auf den Privaten aushalten, ohne umzuschalten. Aber in Sachen Schreibe sieht es in Spielen halt allgemein sowieso etwas schlechter aus als in anderen etablierten Medien, einfach, weil das Medium Computerspiel immer noch zu großen Teilen eine Sache von Ingenieuren ist. Programmiererkram. Ach ja, und in Baphomets Fluch wird echt eine Menge gelabert - so mancher Charakter könnte sich als Vertreter bewerben. Ich mag das Spiel trotzdem. ;)
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Onkel Donald
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Onkel Donald »

Svenc hat geschrieben:Gute Schreibe hat nichts, aber auch gar nichts mit der Zahl an Dialogzeilen zu tun.
Das ist natürlich völlig richtig. Trotzdem können ausführliche Dialogmöglichkeiten, wenn sie denn gut geschrieben sind, eine Menge zum (Adventure-)Spielspaß beitragen.

Bei "Baphomets Fluch" war die eine oder andere Konversation sicher unnötig lang, aber viele Figuren hatten auch reizende Geschichten zu erzählen (die alte Gräfin im Hotel, "Geheimagent" Duane etc.).
Svenc hat geschrieben:Aber in Sachen Schreibe sieht es in Spielen halt allgemein sowieso etwas schlechter aus als in anderen etablierten Medien, einfach, weil das Medium Computerspiel immer noch zu großen Teilen eine Sache von Ingenieuren ist. Programmiererkram.
Ich kenne auch Informatiker, die der Meinung sind, gute Spiele schreiben zu können, nur weil sie Programmieren gelernt haben... :roll:

Edit: "Vollgas" war übrigens wirklich relativ gut geschrieben, das Spiel hat mich aufgrund des Skripts trotz der von mir ungeliebten Motorrad-Rocker-Welt bis zum Schluss gefesselt.
Zuletzt geändert von Onkel Donald am 30.07.2009, 11:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Svenc »

Onkel Donald hat geschrieben:
Svenc hat geschrieben:ute Schreibe hat nichts, aber auch gar nichts mit der Zahl an Dialogzeilen zu tun.
Das ist natürlich völlig richtig. Trotzdem können ausführliche Dialogmöglichkeiten, wenn sie denn gut geschrieben sind, eine Menge zum (Adventure-)Spielspaß beitragen.
Ja, auf jeden Fall. Aber die Ich-will-ballern-Mentalität, das ist doch so was, das meistens nur in den Köpfen derer exisitert, die sie sich ausgedacht haben. ;)
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Nikioko
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Nikioko »

Leute, hört mehr Hörbücher! Da wird die ganze Zeit nur gequasselt, und dann noch von einer einzigen Person... :-P
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Beowulf »

Ja, auf jeden Fall. Aber die Ich-will-ballern-Mentalität, das ist doch so was, das meistens nur in den Köpfen derer exisitert, die sie sich ausgedacht haben.
Nicht wirklich. Leute, die ballern wollen, spielen einfach Ballerspiele. Womit wir bei der nächsten Spielgruppe wären, die es nicht jedem recht machen möchte! ;)
Ein paar Zeilen aus der Feder von Tim Schafer (ca. 3:30), und alles ist gesagt, das die Beziehung dieser Charaktere ausmacht.
Du musst aber zugeben, dass TLJ viel mehr ist als das Aufarbeiten irgendwelcher Beziehungskisten. ;) Ich möchte mal ein anderes Beispiel geben: Der Herr der Ringe. Das ist ein richtig dicker Schmöker, aber trotzdem sind sich irgendwie alle einig, dass das Buch zu kurz ist.
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Cohen
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Cohen »

Beowulf hat geschrieben:Ich möchte mal ein anderes Beispiel geben: Der Herr der Ringe. Das ist ein richtig dicker Schmöker, aber trotzdem sind sich irgendwie alle einig, dass das Buch zu kurz ist.
Nö, ich fand die Bücher teilweise recht langatmig, die Handlung hätte man an einigen Stellen deutlich straffen können.

Natürlich war es bei den Filmen ärgerlich, wenn ganze Handlungsstränge (wie z.B. das Treffen mit Tom Bombadil) weggelassen wurden, aber immerhin hat Peter Jackson das Geschehen etwas aufgelockert, indem er nach der Trennung der Gefährten ab und zu zwischen den Heldengruppen hin- und herschaltet.

In der Tolkien-Vorlage wird mal 200 Seiten nur die Geschichte von Frodo & Sam weitergesponnen und das parallele Geschehen bei Aragorn oder Gandalf gerät völlig in Vergessenheit.
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Wildchild »

Mir sind eigentlich folgende Punkte am wichtigsten :

- Tolle Sprecher
- Tolle Story
- Tolle Musikuntermalung

an 2. Stelle kommen :

- Animationen
- Grafik


Da ist es mir dann auch egal, ob es ein "lustiges" oder "düsteres" Adventure ist.
Mir hat Book of unwritten Tales stellenweise besser gefallen als TMOS oder Black Mirror.
Das 1. und 2. Kapitel mit Wilbur war z.B. in allen Belangen ein Meisterwerk der Adventure-Kunst

Aktuell spiele ich Ceville mit meiner Frau und wir sind total positiv überrascht.

/edit : Ausserdem würde ich mir mal ein "The Witcher" als Adventure wünschen.... düstere Fantasy, in der jede Entscheidung Konsequenzen mit sich bringt :)
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Ich freue mich über jeden Supporter :)
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Nikioko »

Cohen hat geschrieben:
Beowulf hat geschrieben:Ich möchte mal ein anderes Beispiel geben: Der Herr der Ringe. Das ist ein richtig dicker Schmöker, aber trotzdem sind sich irgendwie alle einig, dass das Buch zu kurz ist.
Nö, ich fand die Bücher teilweise recht langatmig, die Handlung hätte man an einigen Stellen deutlich straffen können.

Natürlich war es bei den Filmen ärgerlich, wenn ganze Handlungsstränge (wie z.B. das Treffen mit Tom Bombadil) weggelassen wurden, aber immerhin hat Peter Jackson das Geschehen etwas aufgelockert, indem er nach der Trennung der Gefährten ab und zu zwischen den Heldengruppen hin- und herschaltet.

In der Tolkien-Vorlage wird mal 200 Seiten nur die Geschichte von Frodo & Sam weitergesponnen und das parallele Geschehen bei Aragorn oder Gandalf gerät völlig in Vergessenheit.
Das ist ja auch durchaus so gewollt gewesen. Das erste Buch beschreibt die Reise nach Bruchtal, das zweite die Reise der Gefährten, das dritte den Krieg gegen Saruman, das vierte die Reise Sams, Frodos und Gollums durch Ithilien, das fünfte die Belagerung Gondors und das sechste schließlich die Vernichtung des Ring. Und von daher beschäftigen sich die Bücher 4 und 6 mit Sam und Frodo und 3 und 5 mit den restlichen Gefährten. Abgesehen davon ist das Treffen mit Tom Bombadil nicht das einzige Ereignis des ersten Buchs, das der Schere zum Opfer gefallen ist. Ich erinnere da an das Treffen mit Gildor und Bill Ferny in Bree, der mit den Nazgûl gemeinsame Sache gemacht und die Gefährten verraten hat. Auch das bedrohliche Auftreten Striders ist im Film einfach nur abgehetzt. Da ging viel Dramatik verloren. Im zweiten Buch fehlt die Verfolgung der Wölfe in Hollin etc.
Übrigens wurde die Story vom Old Man Willow in der SEE nach Fangorn verlegt.
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Onkel Donald »

Cohen hat geschrieben:Nö, ich fand die Bücher teilweise recht langatmig, die Handlung hätte man an einigen Stellen deutlich straffen können.
Geht mir (und einer Menge Leute, die ich kenne) auch so. Jedes Mal, wenn ich den Schinken wälze, denke ich mir, dass der alte J.R.R zwar ein begnadeter Weltenbastler gewesen ist, aber von Dramaturgie wohl nicht so viel Ahnung hatte. Wirklich spannend finde ich nur die Szenen in Bree (Streichers Auftritt) und Moria. Den Erzählfluss hat Jackson sicher besser hinbekommen, auch wenn ich die eine oder andere Szene (z. B. den bereits angesprochenen Tom Bombadil) sehr vermisst habe.

Tolkien selbst (den ich aus hinterlassenen Briefen und Anekdoten sehr schätze) ging es übrigens mehr um die Schlüssigkeit seines Universums, als um die packende Geschichte, und das merkt man seinem Werk auch an. Es ist streckenweise eine Fundgrube für Leute, die lieber Elbisch als Englisch lernen möchten und sich sofort auf fiktiven Landkarten zurechtfinden, aber Nordamerika nicht von Südamerika unterscheiden können. Andere Passagen hingegen lesen sich auch heute noch hinreißend gut (eben Moria). Den Schluss fand ich wiederum langatmig und weitgehend überflüssig (leider hat Jackson da auch im Film nicht viel retten können).

Interessanterweise war das Buch (inzwischen) von den Verkaufszahlen wohl ziemlich abgeschlagen, bis Jackson die Verfilmung ins Kino brachte (zumindest lt. einem mir bekannten Buchgroßhändler).
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Cohen »

Nikioko hat geschrieben:
Cohen hat geschrieben:Natürlich war es bei den Filmen ärgerlich, wenn ganze Handlungsstränge (wie z.B. das Treffen mit Tom Bombadil) weggelassen wurden, aber immerhin hat Peter Jackson das Geschehen etwas aufgelockert, indem er nach der Trennung der Gefährten ab und zu zwischen den Heldengruppen hin- und herschaltet.

In der Tolkien-Vorlage wird mal 200 Seiten nur die Geschichte von Frodo & Sam weitergesponnen und das parallele Geschehen bei Aragorn oder Gandalf gerät völlig in Vergessenheit.
Abgesehen davon ist das Treffen mit Tom Bombadil nicht das einzige Ereignis des ersten Buchs, das der Schere zum Opfer gefallen ist.
Ich weiss, daher auch das "z.B." :wink:
Auf jeden Fall wären auch die Filme deutlich langatmiger (und vermutlich weniger erfolgreich) geworden, wenn sich Peter Jackson strikt an die Romanvorlage gehalten hätte. Seine Änderungen machen aus cinematischer Sicht durchaus Sinn, auch wenn einige Szenen der Schere zum Opfer gefallen sind.

In der SEE-Version der Filme ist auch ein geniales Zitat von Sam: "Das ist alles falsch! Eigentlich dürften wir gar nicht hier sein, an diesem Ort." Da sie sich im Film entgegen der Buchvorlage gerade in Osgiliath befanden, fand ich dieses doppeldeutige Zitat sehr witzig.
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Nikioko »

Cohen hat geschrieben: Auf jeden Fall wären auch die Filme deutlich langatmiger (und vermutlich weniger erfolgreich) geworden, wenn sich Peter Jackson strikt an die Romanvorlage gehalten hätte. Seine Änderungen machen aus cinematischer Sicht durchaus Sinn, auch wenn einige Szenen der Schere zum Opfer gefallen sind.

In der SEE-Version der Filme ist auch ein geniales Zitat von Sam: "Das ist alles falsch! Eigentlich dürften wir gar nicht hier sein, an diesem Ort." Da sie sich im Film entgegen der Buchvorlage gerade in Osgiliath befanden, fand ich dieses doppeldeutige Zitat sehr witzig.
Die Kürzungen fand ich weniger schlimm als die völlig überflüssigen Änderungen oder Hinzudichtungen. Z. B. die völlig überzogene Bedeutung von Arwen oder dass Elrond Aragorn Narsil vorbeibringt. So manche überflüssige Szene hätte man sich sparen können und dafür z. b. die Belagerung des Auenlandes reinbringen können. Dabei hat der Film von Ralph Bakshi schon gezeigt, wie man das Ganze aufziehen kann, ohne sich so weit vom Original zu entfernen.

Eine gute Bearbeitung ist m. E. die Hörspielfassung vom WDR und SWF. Dort beschäftigen sich von den 11 CDs mehr als 3 nur mit dem ersten Buch, also der Reise nach Bruchtal. Da ich sowieso der Meinung bin, dass die ersten beiden Bücher (oder der erste Band, wie man es nimmt) am besten war und danach die Stimmung langsam vom Abenteuer einer Gruppe in ein episches Gemetzel umschlug, das sich seitenlang dahinzieht, finde ich es gar nicht schade, dass nach hinten hin gekürzt wurde; einzig das Fehlen der Belagerung des Auenlandes ist bedauerlich. Wer sich aber alles geben will, der holt sich das Hörbuch, auch wenn es in der Krege-Übersetzung ist. Die ist mit Abstrichen gar nicht mal so schlecht, wie sie immer gemacht wird (und ich habe das Original zuerst gelesen und die sechsbändige Carroux-Übersetzung bei mir stehen).

Was Tolkiens Intention angeht: er war Sprachwissenschaftler. Und er hat immer mit der Sprache gespielt. Und letztlich brauchte er einen Ort, an dem seine Sprachschöpfungen gesprochen werden. Sindarin ist ja keine fiktive Sprache; es gibt Leute, die das tatsächlich sprechen können. Und um mal die Brücke zu Narnia zu schlagen: Lewis und Tolkien waren Kollegen und kannten sich gut, haben sich gegenseitig beeinflusst. Die Freundschaft ging in die Binsen, als Tolkien mal sagte, dass Lewis ja interessante Geschichten schreibt, der Hintergrund aber nicht sehr tiefgründig sei. Recht hatte, nach seinen Maßstäben.
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Onkel Donald »

Nikioko hat geschrieben:Z. B. die völlig überzogene Bedeutung von Arwen...
Also, Arwen hätten sie von mir aus in jeder Einstellung zeigen können... 8) Das war das erste Mal, dass mich eine Leinwandschönheit aus dem Matrosenanzug gebügelt hat...

:shock:
Bild
Nikioko hat geschrieben:Eine gute Bearbeitung ist m. E. die Hörspielfassung vom WDR und SWF. Dort beschäftigen sich von den 11 CDs mehr als 3 nur mit dem ersten Buch, also der Reise nach Bruchtal. Da ich sowieso der Meinung bin, dass die ersten beiden Bücher (oder der erste Band, wie man es nimmt) am besten war und danach die Stimmung langsam vom Abenteuer einer Gruppe in ein episches Gemetzel umschlug, das sich seitenlang dahinzieht, finde ich es gar nicht schade, dass nach hinten hin gekürzt wurde; einzig das Fehlen der Belagerung des Auenlandes ist bedauerlich.
Volle Zustimmung von der Ente. Wobei ich zwar die Belagerung des Auenlandes, nicht aber die gräuliche Reise nach den grauen Anfurten vermisst habe. Der Schluss des Hörspiels war aber einfach zu abrupt.
Nikioko hat geschrieben:Sindarin ist ja keine fiktive Sprache; es gibt Leute, die das tatsächlich sprechen können.
Sindarin wurde doch m. W. von Tolkien erfunden und ist damit sehr wohl eine fiktive Sprache (auch wenn es an das Walisische angelehnt ist) - ungeachtet dessen, dass es Leute gibt, die sich diese Fiktion zueigen gemacht haben (was ich ungefähr so sinnvoll finde, wie Klingonisch zu lernen...) Wem's Spaß macht... :roll:

Edit@Nikioko: Die Freundschaft zu Lewis litt vor allem darunter, dass Lewis sich zwar von Tolkien zum christlichen Glauben bekehren ließ (und nebenbei einer der brilliantesten christlichen Apologetiker wurde), aber eben der anglikanischen Kirche beitrat und nicht der katholischen, der sein Freund angehörte. Tolkien bemängelte übrigens nicht die fehlende Tiefgründigkeit, sondern die Vermischung von unpassenden Motiven (z. B. der griechischen Mythologie und dem Weihnachtsmann).
Zuletzt geändert von Onkel Donald am 30.07.2009, 16:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Cohen »

Nikioko hat geschrieben:...einzig das Fehlen der Belagerung des Auenlandes ist bedauerlich. Wer sich aber alles geben will, der holt sich das Hörbuch, auch wenn es in der Krege-Übersetzung ist. Die ist mit Abstrichen gar nicht mal so schlecht, wie sie immer gemacht wird (und ich habe das Original zuerst gelesen und die sechsbändige Carroux-Übersetzung bei mir stehen).
Das stimmt, mit der Belagerung des Auenlandes hätte man im Film auch die etlichen Showdowns etwas entzerren können.
Der Frage, in welcher Übersetzung ich die Bücher denn lese, bin ich geschickt ausgewichen, indem ich mir die englische Box gekauft und gelesen habe.

P.S.: Ich glaube, wir bekommen bald Ärger, weil es immer "offtopiger" wird. :oops:
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Re: Was sind gute / schlechte Adventures? (Maßstäbe)

Beitrag von Nikioko »

Onkel Donald hat geschrieben:
Nikioko hat geschrieben:Sindarin ist ja keine fiktive Sprache; es gibt Leute, die das tatsächlich sprechen können.
Sindarin wurde doch m. W. von Tolkien erfunden und ist damit sehr wohl eine fiktive Sprache (auch wenn es an das Walisische angelehnt ist) - ungeachtet dessen, dass es Leute gibt, die sich diese Fiktion zueigen gemacht haben (was ich ungefähr so sinnvoll finde, wie Klingonisch zu lernen...) Wem's Spaß macht... :roll:
Falsch. Sindarin ist wie Klingonisch eine fiktionale Sprache, aber keine fiktive Sprache. Der Unterschied ist der, dass es zu dieser Sprache tatsächlich eine Grammatik und ein Vokabular gibt. Bei einer rein fiktiven Sprache gibt es allenfalls ein paar Wörter, die irgendwas bedeuten sollen, aber keine Grammatik und kein Vokabular. Fiktionale Sprachen gehören genau wie die Plansprachen (z. B. Esperanto) zu den Konstruierten Sprachen und sind deswegen echte Sprachen.
Cohen hat geschrieben: Das stimmt, mit der Belagerung des Auenlandes hätte man im Film auch die etlichen Showdowns etwas entzerren können.
Der Frage, in welcher Übersetzung ich die Bücher denn lese, bin ich geschickt ausgewichen, indem ich mir die englische Box gekauft und gelesen habe.
Ich habe die englische One Volume Paperback Edition von Harper Collins mit diesem Cover:
Bild

Nur leider habe ich sie seit jahr und Tag verliehen und nie zurück bekommen. :-(
P.S.: Ich glaube, wir bekommen bald Ärger, weil es immer "offtopiger" wird. :oops:
Egal, Gespräche entwickeln sich. Mach mal einen Einwurf, der uns zurück zu den Adventures bringt... ;-)
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