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Kot der Verdammnis - Schlechte Spiele und ihre Opfer (QuerSchläger)
Vom: 01.06.2004
Wieso spielen wir eigentlich Adventures? Weil sie uns unterhalten! Doch was, wenn dieser Effekt ausbleibt? Was, wenn beim Anblick des lang erwarteten Spiels die Glückshormone in Sitzstreik treten? Was, wenn man für ein viel versprechendes Machwerk 40 Euro löhnt und der Brechreiz beim Spielen desselben höchstens noch medikamentös unterdrückt werden kann? Dann ist man unbestreitbar einem der hinterlistigsten Gesellen in der Welt der interaktiven Unterhaltung zum Opfer gefallen: Einem unsagbar schlechten Spiel!



Was also tun, wenn man das listige Ungeziefer als solches identifiziert hat? Es von der Festplatte schmeißen und nach einer kurzen Recherche bei Ebay einsehen, dass man die Geldscheine lieber der Endverwertung im Kamin zugeführt und so ein bisschen Wärme in einen einsamen Winterabend gezaubert hätte? Oder sich 10 bis 20 Stunden bewusst dem aussetzen, was einem die dunklen Abgründe der Spieleindustrie mit dem erstandenen Schaffenswerk aufgebürdet hat? Beide Wege werden in schmerzlicher Erinnerung bleiben.



Ob stumme Resignation oder leidvolles Märtyrium, aus Fehlern soll man lernen. Also das nächste Mal einfach ein gutes Spiel kaufen? So einfach ist es leider nicht, denn woher weiß man, ob ein Spiel gut ist? Reviews helfen, doch Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Ein Restrisiko bleibt bei jedem Kauf.



Die Frage bleibt, wieso sich Publisher überhaupt die Mühe machen, grottigen Machwerken den Weg in die Ladenregale zu ebnen, obwohl nichts weiter als vernichtende Kritiken und verärgerte Kunden zu erwarten sind? Sicher soll auch der speziellste Geschmack bedient werden, doch gibt es auch Adventures (und das ist in anderen Genres natürlich genau so), die so schlecht sind, dass einfach kein Geschmack existiert, den sie bedienen könnten. Ich spreche von Spielen, die so schlecht sind, dass selbst das Gestalten einer Verpackung (oder auch das Falten derselben) eine Würdigung darstellen, die dem Spiel nicht angemessen ist.



Ich bin nicht dagegen, jungen Entwicklern eine Chance auf Öffentlichkeit zu geben. Doch sollte jeder Entwickler selbstkritisch genug sein, um zu erkennen, wenn sein Zögling vergleichbarer Freeware aus niederbayerischen Kinderzimmern hinterherhumpelt. Bitte, liebe Publisher: Lasst es! Verschont uns vor Schund und erspart uns die Enttäuschung, für 40 Euro nur einen lustig schimmernden Bierdeckel und eine DVD-Hülle erstanden zu haben.



Übrigens: Wer als Adressat dieser Bitte Adventure-Spezialist Dreamcatcher und sein Label The Adventure Company vermutet, liegt nicht ganz richtig. Auch Dreamcatcher macht gute Spiele und auch andere Publisher malträtieren uns mit Schrott. Die Bitte richtet sich viel mehr an alle Publisher, die unsere Zeit mit schlechten Spielen verschwenden.