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Test

von  Axel Kothe
31.12.2019
Still There
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Das Spiel beginnt mit einem Traum. Wir fallen. Wir träumen von Eshe, unserer Tochter. Doch sie ist nicht mehr hier. Wo ist sie? Was ist passiert? Laufen wir der Wahrheit davon? War es unsere Schuld? Wach auf Karl! Wach auf!

Aufgewacht!

Wir erwachen an Bord der Bento, einem Raumleuchtturm weit von der Erde entfernt. Wir sind das einzige Besatzungsmitglied, der Administrator. Gesellschaft leisten uns eine stille Echse in einem Terrarium und die recht gesprächige künstliche Intelligenz Gorky, die eine Freude daran hat, uns zu ärgern. Deren Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass wir unsere täglichen Aufgaben an Bord erledigen.

Die tagtäglichen Aufgaben warten

Monotoner Alltag...

So starten wir den alltäglichen Ablauf... Computer checken, welche Tagesaufgaben wir zu erledigen haben – Leuchtturmmelodie spielen und aussenden, Helligkeit verschiedener Sterne messen , Reports verschicken usw. Am ersten Tag läuft mehr oder weniger alles nach Plan, wir lernen die Bedienung der verschiedenen Schaltelemente kennen. Dabei hilft uns ein Blick in das Bordhandbuch, wo viele Funktionen erklärt sind, und auch Gorky kann uns, wenn wir Probleme haben, weitere Tipps geben. Nach Erledigung aller Aufgaben kümmern wir uns noch um unseren Mitbewohner, spielen mit Gorky noch eine Partie Schach, machen uns Essen, nehmen unsere Medizin und gehen schlafen... und träumen wieder.

Das wichtigste Hilfsmittel im Spiel: Das Bordhandbuch

... oder Chaos

Das hört sich bis hier wenig spannend an, doch bevor das Leben an Bord der Bento eintönig wird, fängt alles an, aus dem Ruder zu laufen. Sicherungen brennen durch und müssen ersetzt werden, Systeme fallen aus und schließlich empfangen wir einen Notruf von einem havarierten Raumschiff in der Nähe. All die Zeit arbeiten wir mit dem, was uns auf der Station zur Verfügung steht, konsultieren das Bordhandbuch und flicken die Bento, erpressen eingebildete Kapitäne von Kriegsraumschiffen, führen tiefgründige Funkgespräche, versuchen irgendwie zu überleben und verarbeiten dabei unsere eigene Vergangenheit.

Durch Pingmessungen ermitteln wir die genaue Position eines Raumschiffs

Allein im Weltall

Das ganze Spiel besteht dabei aus gerade mal sieben miteinander verbundenen Screens, der Computer, das Steuerpult, die Küche, die Luftschleuse, die Schlafkoje, die Toilette und das Terrarium. Wir als Spieler stehen sozusagen in der Mitte der Raumstation und drehen uns in Egoperspektive um unsere eigene Achse und scrollen so durch die verschiedenen Ansichten. Die im Comicstil gehaltene Grafik bietet viele sehr feine und kleine Details. Es gibt auf der Station sehr viel zu entdecken, oft sind Objekte noch hinter anderen Objekten versteckt. Die Steuerung mit der Maus erweist sich als relativ einfach, ein erster Klick auf ein Objekt öffnet ein kleines Menü mit den möglichen Aktionen (ansehen, reden, benutzen, nehmen). Gespräche laufen zum großen Teil automatisch ab, immer mal wieder muss man zwischen verschiedenen Antworten auswählen. Der Einfluss auf den Spielverlauf scheint sich aber in Grenzen zu halten. Die Rätsel sind zu 99% Maschinenrätsel, die sich meist mit Hilfe der Hinweise im Bordhandbuch und den Tipps von Gorky lösen lassen. Sind sie doch mal zu schwer, kann in manchen Fällen auf eine einfachere Variante umgestellt werden. Letztendlich sollten die gestellten Probleme aber für Adventurespieler alle lösbar sein, auch weil die Aktionsmöglichkeiten an Bord doch nur begrenzt sind.

Gaaaanz viele Knöpfe, und wir müssen sie alle irgendwann mal bedienen.

Still There beschäftigt den Spieler um die acht Stunden. Eine Sprachausgabe hat sich der Publisher Iceberg Interactive gespart, dafür wurden die Texte vollständig lokalisiert. Die Übersetzung ist gelungen, nur an zwei Stellen sind uns kleine Fehler aufgefallen.

Fazit

Still There kombiniert eine packende Geschichte mit toller Atmosphäre, einem schönen Soundtrack, detaillierte, hübsche Grafik mit durchdachten, realistischen und nicht aufgesetzt wirkenden Puzzles zu einem gelungenem Gesamtwerk.

Galerie
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Still There auch auf Nintendo Switch

Gleichzeitig mit der PC-Fassung erschien Still There auch auf Nintendos Hybridkonsole Switch. Während das Spiel am großen Fernsehbildschirm wie am PC aussieht, mussten sich die Entwickler für den Mobilbetrieb etwas einfallen lassen – auf den kleineren Screens (vor allem der Switch Lite) wären sonst einige Beschriftungen und Objekte kaum erkennbar gewesen. Erstens bietet das Menü die Möglichkeit die Größe der Dialogtexte einzustellen – sehr lobenswert. Außerdem haben die Entwickler speziell für die Switch eine Lupenfunktion eingebaut, in der der Bereich um den „Mauszeiger“ vergrößert dargestellt wird. Leider beeinträchtigt das ein wenig die Gesamtübersicht – das war aber kaum zu vermeiden bei der detaillierten Hintergrundgrafik. Unglücklicher ist die Bedienung ausgefallen. Das Steuern des Cursors mit dem linken Analogstick ist ok, das Problem ist, dass bei der Interaktion mit Objekten wie am PC ein kleines Menü mit Aktionssymbolen eingeblendet wird. An sich in Ordnung, aber leider wechselt es je nach Objekt, welche Taste welcher Aktion zugewiesen wird. Man muss also jedes Mal erst genau hinschauen, welche Taste welche Aktion auslöst, was einem flüssigen Spielablauf im Wege steht. Außerdem reagiert die Switch-Version manchmal etwas träge auf die Kommandos, was bei einem eher technisch anspruchslosen Spiel eigentlich nicht sein sollte. Der Kern des Spiels bleibt natürlich erhalten und macht weiterhin Spaß, der Komfortverlust ist allerdings durchaus spürbar. Gesamtwertung Switch: 75%

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Auf der Gamescom habe ich den Kollegen nur über die Schulter geschaut, fühlte mich aber gleichzeitig angezogen von der Optik und dem Humor, aber auch überwältigt von den vielen Details und Aktionen die man ausführen konnte. So ist der Einstieg in das Spiel auch im Endprodukt erst einmal ein wenig überwältigend, aber das Spiel gibt sich viel Mühe, den Spieler zu leiten und in die Station einzuführen. Und wenn man dann mal den ersten Spieltag hinter sich hat, wirkt vieles schon bekannt und der Spieler ist bereit, sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Trotz der eingeschränkten Location haben sich die Designer vielfältige Aufgaben für den Spieler ausgedacht, so dass es nie langweilig wurde. Das die Geschichte mich abgeholt hat, dazu hat auch die tolle Atmosphäre und der gelungen Soundtrack beigetragen. Ein sehr schönes Indiespiel, das ich mit Freude gespielt habe.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Dichte Atmosphäre
  • Abwechslungsreiche Maschinenrätsel
  • Gelunger Soundtrack
  • Schöne Geschichte
  • Witzige Dialoge
  • Mit Details vollgepackte Screens...
  • ...die Anfangs überwältigend wirken
  • Nur sieben verschiedene "Räume"
  • Switch: Technik Träge
  • Switch: Für den Handheldmodus nur bedingt geeignet
  • Switch: Inkonsequente Bedienung mit wechselnden Tasten