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Vorschau

von  Sebastian 'basti007' Grünwald
27.08.2019
ENCODYA

Der Venezianer Nicola Piovesan war bislang primär als Regisseur aktiv und hat mit dem Kurzfilm Robot Will Protect You dieses Jahr einen viel gelobten Animations-Kurzfilm veröffentlicht. Jetzt will er diesen mit Encodya in ein Medium überführen, das er liebt - nämlich in ein ganz klassisches Point-&-Click-Adventure.

Sein erstes Spiel hat dabei bereits eine aussergewöhnliche Qualität. Es wirkt wie eine Mischung aus Blade Runner und Studio Ghibli und spielt im Neo Berlin des Jahres 2062. Das Waisenkind Tina versucht den Plan ihres verstorbenen Vaters zu erfüllen: Die Welt vor dem Einheitsgrau zu retten. Dabei wird sie vom Roboter SAM unterstützt, der auch selbst spielbar ist. Beide haben eigene Fähigkeiten und damit auch ein eigenes Coin-Menü. Das Spiel kommt in wundervollem Comic-Look daher, wobei sowohl Hintergründe als auch Charaktere vorgerendert sind. Es wird aber noch evaluiert, ob man die Charaktere auch in Voll-3D einbinden kann - will dies aber nur machen, wenn der Look darunter nicht leidet. Zwischensequenzen laufen in animierten Comic-Panels ab und bereits die Demoversionmit sechs spielbaren Locations hat volle, professionelle Sprachausgabe. Überhaupt legt Nicola viel Wert auf eine gute und - trotz des düsteren Cybernoir -Themas- irgendwie sehr liebenswerte Präsentation mit vielen Details. Überall bewegt sich etwas, laufen Leute durchs Bild oder taucht dichter Regen die dunkle Skyline von Neo Berlin in diffuses Licht.

Neo Berlin sieht richtig gut aus

Auch der Humor kommt nicht zu kurz. So durchbricht das Spiel auch immer wieder einmal die vierte Wand und macht witzige Referenzen auf sich und das Genre. Da trägt ein Nerd schon mal ein Shirt mit einem dreiköpfigen Affen und nutzt in der fernen Zukunft noch einen Amiga. Der Macher nennt Monkey Island auch ganz konkret als Vorbild. Es wird also keine Experimente geben, sondern ganz klassisches Gameplay: Interaktive Dialoge, Gegenstände und Kombinationsrätsel. Die Perspektive ist Third Person, mit einem Doppelklick kann man die Bewegungszeit der beiden Spielfiguren verkürzen und die Rätselschwierigkeit soll im mittleren Niveau liegen. Wem das nicht klassisch genug ist, der kann mit einer “Vintage-Maschine” das Spiel einfach noch einmal pixeliger machen. Das finale Adventure wird mit 15 Locations aufwarten - einige davon gleich mit mehreren Screens. Zielgruppe sind Kinder wie Erwachsene gleichermaßen.

Wichtig ist Nicola nicht nur eine filmreife Präsentation, sondern auch ein gewisser Wiederspielwert. So werden sich in Encodya einzelne Spielsitzungen voneinander unterscheiden: Gegenstände verändern sich, ohne dass sich dabei aber die dazugehörigen Rätsel radikal ändern: So kann der Gehstock, den man auf der Straße findet, bei der nächsten Spielsitzung auch ein Regenschirm oder ein rostiges Rohr sein, die dann im Spiel aber dieselbe Funktion haben. Die gleiche Idee wird auf labyrinthartige Locations angewendet, die nicht in jedem Durchgang die gleiche Lösung haben. Dazu gesellen sich scheinbar auch noch einige optionale Easter Eggs und Geheimnisse, die man erforschen kann, aber nicht muss.

Filmreife Präsentation

Nicola ist dabei fast eine One-Man-Show und macht das meiste selbst. Nur für Charakterdesign, Voice-Over und Musik holt er weitere Personen ins Team. Um sein Vorhaben umzusetzen, läuft derzeit ein Kickstarter. Nur 27.500 Euro sind für das Ziel veranschlagt, das dem sympathischen Italiener definitiv zu gönnen ist. Stretch-Goals sind bereits angedacht, vor allem, um dem Spiel noch mehr Inhalte wie weitere Locations, zu bieten. Wer sich selbst ein Bild machen will, kann sich eine erste Demo bereits jetzt herunterladen. Es handelt sich dabei um eine Art Prequel mit ca. einer Stunde Gameplay, das in der Nacht vor der Handlung des Hauptspiels spielt. Erscheinen soll das finale Produkt dann bei Assemble Entertainment, die wir z.B. bereits durch die Veröffentlichung von Leisure Suit Larry: Wet Dreams Don’t Dry kennen. Assemble verspricht eine deutsche Synchronfassung für den Titel.

Galerie
Ganz klassische Adventures in hochwertiger Optik sind selten geworden. Wer diese Spielgattung vermisst, sollte sich das Werk von Nicola fest vormerken!
Sieht gut aus