Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

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enigma
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von enigma »

So, ich bin durch (ohne HD-Videos ;))

Tatsächlich war es mein erstes richtiges Daedalic Adventure, weil mir die bisherigen thematisch nicht zugesagt haben, und es hat mir gut gefallen. Schöne, lebendige Bilder, keine Stillleben, schön auch die Zwischensequenzen, kein Vergleich mit denen in Zerzura. Ähnliche Technik, völlig anderes Ergebnis; Daedalic macht es um Meilen besser. Der (englische) Erzähler passt dazu perfekt, und ich hab das Gefühl, als wäre ich in einem großen Märchen. So soll es sein.

(Achtung, jede Menge Spoiler.)

Das Ende bekommt allerdings einen heftigen Abzug in der B-Note. Vom Plot her ist es völlig in Ordnung, die Umsetzung allerdings ist höchstens eine 4 Minus. Da hätte man viel mehr draus machen können -- ich behaupte sogar, machen müssen. Zur Erinnerung: Die Geschichte ist zu großen Teilen eine (für mich durchaus berührende) Liebesgeschichte. Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass das Spiel ohne sie besser gewesen wäre; Nuri wächst einem ans Herz, mit dieser wunderbaren Mischung aus staunender Naivität und durchaus erwachsener Intelligenz, und ich kann Gerons Empfinden nachvollziehen.

Bestes Beispiel: Schließlich den 'Lügen'-Knopf drücken zu müssen, nachdem alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind, war tatsächlich erstaunlich schwer. Ich will Nuri nicht belügen; dass ich muss, berührt. Und je mehr Geron von Fanglari erzählt, desto mehr tut es weh. Ein großer Moment im Spiel, IMO.

Aber zurück zum Ende: Gerade weil die Beziehung Geron - Nuri so berührt hat, ist das Ende einfach nur unzureichend. Da fehlt die Tiefe, der langsame Abschied, viele Reaktionen von beiden als sie sich endlich wieder begegnen (es gibt noch soviel zu sagen -- nicht zuletzt zu Nuris Vergangenheit, als Tochter der Königin, was mit dem Feenland passiert ist, wie Nuri dem Seer das erste Mal begegnet ist, und so fort), und dann später, als klar wird, das Nuri nicht zu retten ist. Und der negative Höhepunkt ist dann der Abspann, wo mit keiner Silbe darauf eingegangen wird, was Geron für sie empfunden hat, obwohl er sie doch eigentlich verloren hat.

Das es viel besser geht, zeigt die Traumsequenz: Da gibt es ja auch das Dreieck Nuri - Geron - Rabe, und wenn Geron dann mit den Scherben hantiert, und sich erinnert, wie Nuri ihm damit das Leben rettete, oder wenn er plötzlich wieder weiß, wie man Flöte spielt (wie ganz zu Anfang, als sie sich das erste Mal sahen) und so den Raben besiegt, dann ist das großartig, und für mich das vorgezogene Ende des Spiels. Und wenn Nuri dann sagt "Dyu valéndu, Geron", dann brauch' ich kein Feeisch zu können, um zu wissen was die beiden meinen.

So etwas geht dem Ende völlig ab. Aber wie gesagt, nicht weil es dafür keinen Raum geben würde, sondern weil es, wie ich finde, einfach nicht umgesetzt wurde. Das Ende (wobei ich mit "Ende" alles ab der Harfe meine) ist, in einem Wort, zu knapp. Vielleicht fehlte nach hinten raus die Zeit beim Entwickeln? Schade ist es in jedem Fall. So bleibt eine wunderbare Geschichte, die mich berührt und mir in Erinnerung bleiben wird, und ein Ende, dass mich unzufrieden macht, weil viel mehr drin gewesen wäre.

Trotzdem: Gerne mehr davon, Daedalic. Ich brauch kein Comic und kein Klamauk, das hier ist ganz nach meinem Geschmack.
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Cebion
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von Cebion »

Da bin ich ganz deiner Meinung!

SPOILER!

Ich hätte mir so gerne ein ehrwürdiges Ende gewünscht.
Es war echt entäuschend nachdem was man alles mit Nuri mitgemacht hat.

Ach ich könnte mich jetzt dadrüber aufregen! :D
Das hätte so schön enden können!
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Harvey King
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von Harvey King »

@enigma

Finde deine Gedanken zum Titel und insbesondere zum Ende sehr gut formuliert. Mir gings ähnlich. Nachdem ich mich damit abgefunden hatte, dass dies tatsächlich das Ende ist, und auch nix mehr danach kommt, habe ich mehrmals die Endcredits bis zum Ende laufen lassen, in der Hoffnung dass da wenigstens noch ne klitzekleine Kleinigkeit kommt, aber nö, wollten se auch nich. Denke es hat wohl tatsächlich am Termindruck gelegen. Der Titel wurde ja bereits mehrere Male verschoben.

Aber was solls, es kommt ja bald ein neuer Teil. Wenn auch vielleicht mit neuen Charakteren.
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El Coco Loco
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von El Coco Loco »

Mir hat das Ende durchaus gefallen :)
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Neptin
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von Neptin »

Mir ebenso. Kann die harsche Kritik in der Hinsicht auch nicht so recht nachvollziehen. Manchmal ist es auch ganz schön, wenn eben nicht alles bis ins kleinste Detail erläutert und weitergesponnen wird, sondern man sich seine eigenen Gedanken und Vorstellungen machen kann.
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Harvey King
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von Harvey King »

Neptin hat geschrieben:sondern man sich seine eigenen Gedanken und Vorstellungen machen kann.
In dem Fall ja sogar schon machen musste. :wink: Aber Daedalic ist ja auch bekannt für seine überraschenden, unerwarteten, manchmal etwas abrupten und unkonventionellen Enden. Was auch zum Reiz ihrer Spiele dazugehört. Das stimmt schon.
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von enigma »

Hm. Um das noch mal klarzustellen, thematisch gefällt mir das Ende sehr. Ich bin ein Fan von Enden abseits des Hollywood-Happy-End-Einheitsbreis. Tatsächlich hätte ich es auch noch gerne einen Tacken schärfer akzeptiert: Nuri als Rabe fliegt in den Himmel, endlich frei, und Geron sieht ihr nach, allein. Ende. (Das war übrigens die vorletzte Szene des Spiels, der "Abspann" hat es also eher verschlimbessert). Es geht mir also nicht darum, dass ich alles von jetzt bis zum Ende ihrer Tage erklärt haben will, oder gar ein Happily-Ever-After erwarte.

Nur: Ich brauche persönlich etwas Zeit um von den Charakteren Abschied zu nehmen, und dazu wurde mir nicht richtig die Gelegenheit gegeben. Ein längerer Dialog an der Harfe hätte hier schon viel gebracht. Ich hatte auch das Gefühl, das noch längst nicht alles gesagt ist zwischen Nuri und Geron, dass noch Klärungsbedarf bestand. Der Punkt ist nicht, dass die Geschichte weitergesponnen werden muss, also die Zukunft detailliert beschrieben werden muss, sondern, dass die Dinge, die im Verlauf der Geschichte/des Spiels begonnen wurden zu einem Abschluss geführt werden. Das ist definitionsgemäß die ureigenste Funktion eines "Endes".

Ich mache mir gern Gedanken, was wohl nach einem Abspann passiert. Ungern überlege ich mir während eines Abspanns, wo die ganzen Reaktionen der Charaktere hin sind, die nach dem Verlauf der Geschichte eigentlich zu erwarten waren. Klar kann ich die mir auch dazudenken. Aber im Gegensatz zu dem, was nach dem Abspann passiert, sind diese Dinge sehr wohl Teil der Geschichte, und wenn sie fehlen, habe ich den Eindruck, dass das Ende (und damit die Geschichte) unvollständig ist.

Macht das Sinn?
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von Tesabällschen »

Warten wir doch einfach mal ab bis es weitere Informationen zu dem zweiten DSA Adventure gibt. Vielleicht wird die Geschichte der beiden ja noch weiter erzählt. Raum dafür wäre da aber ich würde mir lieber neue Figuren wünschen denn die Story um den Seher fand ich ausreichend abgeschlossen. Daedalic sollte sich aber trotzdem mal angewöhnen längere Abspänne zu produzieren. Das ist wirklich ernüchternd nach gefühlten 10 Sekunden rausgeworfen zu werden.
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von Shard of Truth »

Ein längerer Dialog an der Harfe wäre angesichts der Umstände seltsam gewesen, m.M.n. hätte man in der Feenwelt mehr Möglichkeiten gehabt, indirekt auf Nuri einzugehen, sei es durch Rückblenden, diese sprechenden Erinnerungen, Gespräche mit den anderen Charakteren und so weiter.

Ich war am Ende doch sehr froh, dass es nicht zu kitschig wurde, da ich (wie ich schon weiter oben schrieb) diese ganze Beziehung doch etwas seltsam und aufgesetzt fand, was z.B. schon damit anfängt, dass sich die beiden im ganzen Spiel nicht einmal normal unterhalten haben.
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von El Coco Loco »

Für mich war das Ende fast perfekt, war sehr zufrieden mit der Lösung!

Aber Geschmäcker eben....
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von Haruspex »

Neptin hat geschrieben:Manchmal ist es auch ganz schön, wenn eben nicht alles bis ins kleinste Detail erläutert und weitergesponnen wird, sondern man sich seine eigenen Gedanken und Vorstellungen machen kann.
exakt so ist es. das geheimnisvolle und unerklärte ist immer noch das faszinierendste - werden sämtliche fragen beantwortet, verliert man leicht den geschmack.
ein enigma gehört dazu.

und zu viel reden und schwatzen ist überhaupt nicht gut; reden ist überbewertet.
die beziehung zwischen den protagonisten ist luzid, es gibt keinen grund für aussprachen.
Sei aber nicht gar zu sehr ein Sclave der Meinungen, welche Andere von Dir hegen. Sei selbstständig. Was kümmert Dich am Ende das Urtheil der ganzen Welt, wenn Du thust, was Du nach Pflicht und Gewissen und nach Deiner redlichen Ueberzeugung thun sollst?


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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von enigma »

Wortspiel hin oder her :D -- der Punkt ist dieses (ist mir gerade aufgefallen, als ich versuchte, mein Gefühl genau zu begründen, und auch eher allgemein, es hat mich schon anderswo gestört):

Es ist vielleicht nicht nötig, dem Spieler/Leser/Zuschauer einer Geschichte alles zu erklären. Was mich aber in jedem Fall stört ist, wenn es für die Charaktere nötig, aber nicht vorhanden ist. Will sagen, es fühlt sich merkwürdig an, wenn (wie hier der Fall) Fragen, Reaktionen und Antworten fehlen, die man (ich) intuitiv erwarten würde, bzw. andere da sind, die dort nach dem bisherigen Verlauf der Geschichte schlicht nicht hineinpassen.

Wie gesagt: Offene Enden sind toll. Aber bitte dergestalt, dass sie 1. einen Sinn im Kontext der Geschichte ergeben, und 2. die Offenheit nicht auf Kosten der erzählten Geschichte durch einfaches Abbrechen derselben an beliebiger Stelle erzielen.


Ansonsten werde ich das Ende noch einmal spielen, mal sehen, ob mein Gefühl beim zweiten Mal das gleiche ist :)

@ShardOfTruth: Wie, nicht normal unterhalten? Der größte Teil des Spiel besteht doch aus Dialog zwischen Nuri und Geron. Nun habe ich sicher besonders acht gegeben auch jeden Dialog mitzunehmen (die englische Stimme von Nuri ist wunderschön passend), aber ich fand schon, dass sich da etwas entwickelt hat. Ich fand es nachvollziehbar und gar nicht aufgesetzt ...
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von Neptin »

"Was mich aber in jedem Fall stört ist, wenn es für die Charaktere nötig, aber nicht vorhanden ist."

Ob das gegeben ist, liegt natürlich stark im Auge des Betrachters.

Generell finde ich aber, dass viele Dinge ohne Worte gesagt wurden, einfach aus der Situation und dem Verhalten heraus. Diese leicht melancholische Komponente, die sich durch das gesamten Spiel zieht. Diese Stimmung aufzubauen schafft gewiss nicht jedes Spiel. Ich weiß nicht, aber für mich ist das Ende gut so, wie es ist.
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von Haruspex »

enigma hat geschrieben:
Es ist vielleicht nicht nötig, dem Spieler/Leser/Zuschauer einer Geschichte alles zu erklären. Was mich aber in jedem Fall stört ist, wenn es für die Charaktere nötig, aber nicht vorhanden ist. Will sagen, es fühlt sich merkwürdig an, wenn (wie hier der Fall) Fragen, Reaktionen und Antworten fehlen, die man (ich) intuitiv erwarten würde, bzw. andere da sind, die dort nach dem bisherigen Verlauf der Geschichte schlicht nicht hineinpassen.
ich kann zwar nachvollziehen, was du meinst - obwohl ich selber das gar nicht vermisst habe - allerdings gab es dramaturgisch kaum raum für irgendwelche klärenden gespräche. und ich fand die dialoge, die es an der harfe gab, hoch angemessen und ich hätte auch sonst nicht mehr haben wollen.

"Ich habe so lange gespielt."

übrigens würde ich das spiel gar nicht so sehr als liebesgeschichte sehen; das stand für mich zumindest nicht im vordergrund. es ist eigentlich ein sehr einfaches Konstrukt, und deswegen wahrscheinlich auch so schön, weil es rein und unverdorben ist: Geron ist der weiße Ritter, der Rabe das Unheil und Nuri die Unschuld, die man bewahren muss.
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Re: Das Schwarze Auge: Satinavs Ketten (Daedalic)

Beitrag von kicker04 »

Gutes Adventure! ;) Aber mit Abstand das Verrückteste, das ich je gespielt hab...
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