
Tatsächlich war es mein erstes richtiges Daedalic Adventure, weil mir die bisherigen thematisch nicht zugesagt haben, und es hat mir gut gefallen. Schöne, lebendige Bilder, keine Stillleben, schön auch die Zwischensequenzen, kein Vergleich mit denen in Zerzura. Ähnliche Technik, völlig anderes Ergebnis; Daedalic macht es um Meilen besser. Der (englische) Erzähler passt dazu perfekt, und ich hab das Gefühl, als wäre ich in einem großen Märchen. So soll es sein.
(Achtung, jede Menge Spoiler.)
Das Ende bekommt allerdings einen heftigen Abzug in der B-Note. Vom Plot her ist es völlig in Ordnung, die Umsetzung allerdings ist höchstens eine 4 Minus. Da hätte man viel mehr draus machen können -- ich behaupte sogar, machen müssen. Zur Erinnerung: Die Geschichte ist zu großen Teilen eine (für mich durchaus berührende) Liebesgeschichte. Ich bin übrigens nicht der Meinung, dass das Spiel ohne sie besser gewesen wäre; Nuri wächst einem ans Herz, mit dieser wunderbaren Mischung aus staunender Naivität und durchaus erwachsener Intelligenz, und ich kann Gerons Empfinden nachvollziehen.
Bestes Beispiel: Schließlich den 'Lügen'-Knopf drücken zu müssen, nachdem alle anderen Möglichkeiten erschöpft sind, war tatsächlich erstaunlich schwer. Ich will Nuri nicht belügen; dass ich muss, berührt. Und je mehr Geron von Fanglari erzählt, desto mehr tut es weh. Ein großer Moment im Spiel, IMO.
Aber zurück zum Ende: Gerade weil die Beziehung Geron - Nuri so berührt hat, ist das Ende einfach nur unzureichend. Da fehlt die Tiefe, der langsame Abschied, viele Reaktionen von beiden als sie sich endlich wieder begegnen (es gibt noch soviel zu sagen -- nicht zuletzt zu Nuris Vergangenheit, als Tochter der Königin, was mit dem Feenland passiert ist, wie Nuri dem Seer das erste Mal begegnet ist, und so fort), und dann später, als klar wird, das Nuri nicht zu retten ist. Und der negative Höhepunkt ist dann der Abspann, wo mit keiner Silbe darauf eingegangen wird, was Geron für sie empfunden hat, obwohl er sie doch eigentlich verloren hat.
Das es viel besser geht, zeigt die Traumsequenz: Da gibt es ja auch das Dreieck Nuri - Geron - Rabe, und wenn Geron dann mit den Scherben hantiert, und sich erinnert, wie Nuri ihm damit das Leben rettete, oder wenn er plötzlich wieder weiß, wie man Flöte spielt (wie ganz zu Anfang, als sie sich das erste Mal sahen) und so den Raben besiegt, dann ist das großartig, und für mich das vorgezogene Ende des Spiels. Und wenn Nuri dann sagt "Dyu valéndu, Geron", dann brauch' ich kein Feeisch zu können, um zu wissen was die beiden meinen.
So etwas geht dem Ende völlig ab. Aber wie gesagt, nicht weil es dafür keinen Raum geben würde, sondern weil es, wie ich finde, einfach nicht umgesetzt wurde. Das Ende (wobei ich mit "Ende" alles ab der Harfe meine) ist, in einem Wort, zu knapp. Vielleicht fehlte nach hinten raus die Zeit beim Entwickeln? Schade ist es in jedem Fall. So bleibt eine wunderbare Geschichte, die mich berührt und mir in Erinnerung bleiben wird, und ein Ende, dass mich unzufrieden macht, weil viel mehr drin gewesen wäre.
Trotzdem: Gerne mehr davon, Daedalic. Ich brauch kein Comic und kein Klamauk, das hier ist ganz nach meinem Geschmack.