Uncoolman hat geschrieben:
Bei uns im Bekanntenkreis facht die Diskussion bei Filmen immer wieder an. Alle außer mir sind Verfechter der OT/Untertitel-Methode, "weil es sich im Originalton einfach besser anhört". Nun gut, das kann ich nicht immer bestätigen, im Gegenteil: OT wird oft vor Ort gemacht, ist dementsprechend mies, während im Synchronstudio natürlich die klarsten Bedingungen herrschen und man es 100mal wiederholen kann. Außerdem sprechen Schauspieler nun mal selbst: Gestern habe ich "Moon" im OT gesehen: Sam Rockwell spricht ein so urtiefes Amerikanisch, dass ich rein gar nichts verstehen konnte. Und Bruce Willis habe ich in keinem seiner Filme richtig verstanden... der kriegt den Mund einfach nicht auf.
Uncoolman hat geschrieben:[..]Bei den Simpsons scheitere ich regelmäßig an der us-amerikanischen Fassung und am nichtverstandenen Sprachwitz; da ist mir die deutsche (die ziemlich gelungen ist, wie ich finde) 10mal lieber...
Ich bin mir durchaus bewusst, dass du in einem Teil deines Beitrags den allseits vorhandenen Kompromiss angesprochen hast. Dennoch:
Was du bezüglich der Tonqualität im Originalton bemängelst ist in erster Linie ein Problem aufgrund deiner Hörgewohnheiten und auch der große (negative) Nebeneffekt der guten deutschen Synchronisationen. Je besser die Synchronisation insgesamt ausfallen, desto geringer ist der Bedarf an Originalton und desto weniger beschäftigt man sich wirklich mit dem akustischen Teil des Films. Dabei ist es durchaus spannend mal zu hinterfragen woran man sich gewöhnt hat.
So wird bei einer guten Synchro natürlich wird mit entsprechender Nachbearbeitung ein bestimmter Raumklang erzeugt usw., sodass die Dialoge nicht wirke als hätte man sie "aufgeklebt". Trotzdem ist das gesprochene Wort nicht/nie so natürlich in der Szene verankert wie es beim Originalton der Fall ist. Man ist also grundsätzlich an eine Akustik gewöhnt, bei der Stimmen (nüchtern betrachtet) auf eine unnatürliche Art im Vordergrund präsent sind. Das Problem der tendenziell unnatürlicheren Akustik ist bei deutschen Produktionen auch genauso vorhande, wenn aus Kostengründen kein (guter) Originalton am Set aufgenommen wird.
Überspitzt gesagt gewöhnt man sich hierzulande schon im Kindesalter an die Mängel (auch weil man bei 100 Schauspielern z.B. nur 20-30 Stimmen lauschen muss). Entsprechend wird der Ton auch subjektiv als schlecht empfunden, wenn der Dialog einem akustisch nicht auf dem Tablett serviert wird und man plötzlich wirklich hinhören muss. Da muss das Nuscheln oder der Akzent gar nicht so ausgeprägt sein, weil man schon leichte Probleme hat und die Mischung einen fertig macht. Aber viel ist dann eben Sprachkompetenz und die muss man sich aneignen. Das hat man nach der Geburt in Deutschland auch gemacht, aber auf dem Weg hat man sich im jungen Alter eben an vielen Dingen nicht so sehr gestört oder sich über Probleme geärgert.
Und Sam Rockwell hat eigentlich auch keinen besonders starken Dialekt bzw. ist aufgrund seines Dialekts nicht so schwer zu verstehen, dass man ihn in der "Dialekt-Kategorie" erwähnen würde. Ist ja nicht so als würde man bei deutschen Produktionen auch nur hochdeutsch konsumieren (als Äquivalent zum sauber gediegenen Oxford-Englisch)
Uncoolman hat geschrieben:
Da fallen mir auf die Schnell nur die schlimmsten ein (bin auch nicht so ein Fan...):
Jon Snow = Jon Schnee
Theon Greyjoy = Theon Graufreud
Grey Worm = Grauer Wurm
Ich meine, wenn man die als Eigennamen versteht, dürften die nicht übersetzt werden. Fertig. Nur weil sie eine Bedeutung assoziieren, haben sich die Macher gedacht: für die dummen Deutschen übersetzen wir das mal.[..]
Abseits der Eigennamen-Debatte wirst du aber damit leben müssen, dass z.B. bei Snow/Schnee oder Worm/Wurm in der Serie auf Englisch/Deutsch jeweils ein ohnehin existierender Familienname verwendet wird. Da ist nicht per se eine Sprache mehr/weniger assoziativ. Der Name kann also so oder so bedeutunglos oder man müsste es gerade wegen der Assoziation übersetzen, wenn es denn im Original (laut Schöpfer) eine sein soll.
Genauso wäre im Zweifelsfall auch legitim aus dem Schneider einen Tailor zu machen und umgekehrt. Im Hinblick auf die Namensherkunft (beider Familiennamen) wäre das eine adäquate, sinnige Überestzung.