übernatürlich oder nicht
Es gibt Hinweise für eine übernatürliche Erklärung der Geschichte. Ebenso gibt es Hinweise für eine natürliche Erklärung der Geschichte.
Welcher Variante man letztlich glauben schenkt, bleibt einem dabei selbst überlassen. Es kommt eher auf die Gewichtung der Hinweise an als auf deren Ausschließlichkeit.
Die übernatürliche Variante ist eine Geschichte, wie sie von Lovecraft geschrieben sein könnte: seltsames, grausames, nicht menschliches Wesen unterjocht Volk und lässt sich als Gott anbeten. Jemand wird in die Sache hineingezogen, bricht das fragile Gleichgewicht und löst eine große Katastrophe aus, die die Geschichte der Menschheit radikal ändern kann. Auf jeden Fall schreibt er vorher Tagebücher und stirbt im Wahnsinn.
Geschichte der Dhalmaar:
Vor Urzeiten hat sich ein machtvolles Wesen (= Dothom) einem afrikanischen Volk genähert und es zu seinen Zwecken versklavt. Dothom hat dabei oft das Aussehen einer Katze angenommen. Anfangs hat er einzelnen Dhalmaar in dieser Form im Dunklen aufgelauert und nicht nur ihren Körper getötet, sondern auch deren Seelen vereinnahmt. Später hat er dann Macht über das ganze Volk gehabt. Das Volk wurde zu Dinge gezwungen, die es nicht tun wollte.
Irgendwann danach hat dieses Volk einen Weg gefunden, das machtvolle Wesen unter Kontrolle zu halten. Es wurde durch Riten und den Einsatz eines Amuletts in eine Maske gebannt. Diese Verbannung war zeitlich begrenzt und musste in regelmäßigen Abständen wiederholt werden.
Der Kreis der Dhalmaar ist klein gehalten. Die Völker um die Dhalmaar wurden regelmäßig vernichtet, um der Gefahr vorzubeugen, dass diese die Maske stehlen und damit Dothom befreien könnten, sodass er wieder Macht über die Dhalmaar haben würde.
Durch die Tötung der anderen Völker wurde auch der Einflussbereich von Dothom klein gehalten. Der Zugang zu neuen Seelen für Dothom war beschränkt. Dothom konnte seine Macht auf diese Weise nicht ausweiten.
Die Dhalmaar sprechen von der Gegenwart als goldenem Zeitalter, weil sie Dothom nicht mehr ausgeliefert sind. Ihre einzige Aufgabe besteht darin, Dothom weiter an die Maske zu binden.
Durch den Raub der Maske hat Blackwood das Gleichgewicht zerstört.
Da Dothom nicht durch Amulett und Rituale in Zaun gehalten wird, erlangt er immer mehr Macht. Er hat die Geburt von Robin „veranlasst“, Robin „geformt“, Blackwoods Gedanken infiltriert, Dr. Miltons Gedanken infiltriert, Michaels Gedanken infiltriert.
Dothom ist nicht mehr an die Maske gebunden und hat sich eine neue „Behausung“ gesucht: Robin.
Inwieweit Dothom noch Macht über die Dhalmaar hat, ist, bedingt durch den örtlichen Abstand, unklar. Die Dhalmaar haben das Eintreffen dieser Situation jedenfalls immer befürchtet.
Es ist davon auszugehen, dass die Dhalmaar, ebenso wie Robin, spezielle (Katzen-) Eigenschaften von Dothom zugewiesen bekommen haben. So scheinen Robins Augen, so wie Katzenaugen, im Dunklen leuchten zu können. Ebenso kann er anscheinend mit bloßen Händen lebendes Fleisch zerreisen, wie er als Zweijähriger bewiesen hat, indem er seine Mutter getötet hat.
Blackwood hat die Zusammenhänge erkannt, leider zu spät. Zwar hat er den von Dothom besessenen Robin einsperren können, aber er konnte weder seine Frau noch seinen Freund von der Wahrheit seiner Annahmen überzeugen. Catherine ist deshalb gestorben, als sie sich Robin zu vertrauensvoll näherte. Das hat Blackwoods dem Wahnsinn noch näher gebracht. Er war schon durch seine Erlebnisse in Afrika sowie Schwangerschaf t und Geburt von Robin traumatisiert. Nun war er nur noch darauf ausgerichtet, das Ritual zu vollenden und Robin zu töten. Leider haben ihm die Strapazen, und sicher aus Dothoms Einfluss, den Garaus gemacht.
Dr. Milton hat anscheinend bis zuletzt nicht richtig an den ganzen Hokuspokus geglaubt, jedenfalls nicht sicher genug, um seinen hippokratischen Eid zu brechen und einen Menschen zu töten. Immerhin hielt er Robin aber jahrelang am Leben und gefangen. – Aber auch diese Tat belastete sein Gewissen, sodass er anfing massiv zu trinken. Nachdem er eine Art Fleischabo abgeschlossen hatte, ist er dann vom Ort seiner fortwährenden Schandtat verschwunden.
Michael hat den Fluch Dothoms nicht lösen können. Da er nicht über alle Informationen verfügte, hat er fälschlicherweise angenommen, Dothoms Macht wäre aufzuheben, indem man ihn durch das Ritual wieder an die Maske bindet. Die Stimmen und Geräusche aus der Galerie, von denen auch Blackwood und Dr. Milton schrieben, gaben ihm den Eindruck, dass die Maske als Auslöser dieser Geräusche durch das Ritual besänftigt werden kann. Ihm war nicht klar, obwohl Dr. Milton dies in einem seiner wirren Notizen erwähnt, dass es sich bei den Geräuschen der Maske um die Stimmen der Opfer Dothoms handelt, nicht um Dothom selbst.
Michaels Unwohlsein in der Nähe von Robin, unten im Keller, hätte ihn ein Hinweis darauf sein können, dass die Dinge etwas anders liegen. Ebenso die Andeutungen von Dr. Milton, die sich auf eine Untat beziehen, die „alles, woran ich glaube, die grundlegenden Prinzipien meines Lebens“ brechen würden. Damit ist dann wohl sein Hippokratischer Eid, der einschließt niemanden zu töten, gemeint.
An der Maske vollzogen, haben die Geister der Opfer Dothoms nun zwar Ruhe gefunden, Dothom ist aber immer noch aktiv und gewinnt, da ungebremst, wieder mehr Macht.
Später kann Dothom frei herumschwirren und weiter Angst verbreiten, scheint aber noch keine Welteroberungpläne zu haben, sondern fängt ganz klein an und erschreckt Journalisten.
Es sieht so aus, als benötigt Dothom die Seelen der Menschen um stärker zu werden. Ohne die schon von ihm gefangenen Seelen muss er nun „ganz von Vorne anfangen“, um wieder die Macht zu erlangen, ein ganzes Volk zu versklaven.
In der natürlichen Variante geht es um einen Ingenieur, der einem fremden und entlegenen Volk eines seiner Kulturgüter geklaut hat. Die Rituale dieses grausamen Volkes habe den Ingenieur etwas traumatisiert. Wieder zurück in der Heimat wird die etwas ältliche Frau des ältlichen Ingenieurs überraschend zum ersten Mal schwanger. Die Schwangerschaft ist (wie so oft im späteren Alter) kompliziert. Die Frau nimmt, um Schwangerschaftsübelkeit und Schlafprobleme zu bekämpfen, ein Medikament. Erst später wird bekannt werden, dass dieses Medikament zu Fehlentwicklungen der Embryonen führt. Die Eltern freuen sich auf ihr Kind, hatten sie doch schon alle Hoffnung auf Nachwuchs aufgegeben.
Auch bei der Geburt gibt es Probleme. Aber sie sind nichts gegen den Schock, den die Eltern erleben, als sie ihr Neugeborenes sehen.
Beim Vater mischen sich sein schlechtes Gewissen über den Raub und dem Trauma des Erlebnisses in der Fremde mit den Ereignissen von Schwangerschaft und Geburt.
Voller Scham und Schuldgefühle wird das Neugeborene für tot erklärt und heimlich im Keller versorgt. Das Kinderzimmer wird, nie benutzt, zugemauert, und die ganze Sache tot geschwiegen. Ein solcher Umgang mit nicht der Norm entsprechenden Verwandten ist aus viktorianischen Zeiten bekannt. Der mit dem Ingenieur befreundete Arzt unterstützt durch seine Aussagen und Dokumente die Verschleierung.
Der Ingenieur beschäftigt sich mehr mit der abstrusen Geschichte des wilden Volkes, er geht jedem Gerücht nach, steigert sich immer mehr in die Sache hinein. Der Arzt macht sich große Sorgen um den Mann und versucht, ihn zu beruhigen, indem er vorgibt, ihm zu glauben. Die Frau scheint dem Mann eher nicht geglaubt zu haben. Dann kommt es zu einer Katastrophe. Die Frau des Ingenieurs stirbt dabei. Ist sie tatsächlich, so wie der Mann glaubt, von dem etwa zweijährigen Kind mit bloßen Händen ermordet worden? Und zwar in genau der Art und Weise wie der Ingenieur es bei dem grausamen Volk erlebt hat? Oder hat sich der Wahn des Ingenieurs in einer Tat entladen, die er nun dem Kind zuschiebt? Kurze Zeit danach stirbt der Ingenieur, ohne den letzten Schritt, der ihn von seinem Wahn diktiert wird, das Erstellen eines Amuletts und Töten des Kindes, vollenden zu können.
Übrig bleibt der Arzt. Auch er ist geprägt von seinem schlechten Gewissen, da er das Einschließen und Totschweigen des Kindes unterstützt hat. Während er anfangs noch rational handeln kann, überfordert ihn die Situation bald, er fängt an massiv zu trinken, zu verwahrlosen und verliert die Kontrolle über die Geister seines schlechten Gewissens. Sie übernehmen die Führung er verfällt dem Wahn. Er glaubt an den Unsinn des Ingenieurs.
In einem seiner lichten Momente sorgt er dafür, dass dem Kind in seinem Gefängnis immer genug Essen zur Verfügung steht, dann macht er sich auf und davon. Ob er noch lebt und wo er sich aufhält, ist nicht bekannt.
Später kommt er dann wieder, als er merkt dass er im Sterben liegt. Das Kind, dass von ihm verlassen wurde, ist nun frei und rennt auf ihn zu. Um ihn zu begrüßen oder wegen des Verlassens zu bestrafen, ist nicht klar.
Die Story von Michael habe ich in der natürlichen Variante mal weggelassen. Da ist er eben nur ein etwas durchgeknallter Schriftsteller, der sich in etwas hineinsteigert.