Sind Spiele denn teurer geworden? Okay, in Sachen Ausstattung werden die auch damals eher seltenen Ultimas und History Lines heute als Deluxe Edition verkauft, macht dann 20€ extra, bitte. Und mit den Dumpingpreisen einiger 8bit-Garagenproduktionen im Quasi-Eigenvertrieb für eure Commodore 16s und Schneider CPCs kann natürlich ebenfalls keine moderne Produktion mehr konkurrieren. Aber sonst? Man muss ja nicht mal mehr in den teuren Importladen in der Stadt, man hat die freie Wahl an Anbietern, die im Konkurrenzkampf stehen. Die sitzen nicht bloß im nächsten Kaff, sondern in Castrop-Rauxel genau so wie in Paris, London und Helsinki. Und versenden in alle Welt.
Aber um die Frage, ob Spiele denn überhaupt teurer geworden sind, gehts ja gar nicht. Die Behauptung ist: Spiele müssen billiger werden! Ich behaupte: Spiele müssen eigentlich gar nichts! Außer unterhalten vielleicht. Sie könnten aber durchaus noch was zulegen. Aber in ganz anderer Hinsicht. Ich kann mit diesen auch hier wieder gerne bemühten binären Kategorien Casualgames und Hardcoregames nichts anfangen. Ein Spiel interessiert mich oder es interessiert mich nicht. Fertig. Ich bin bereit, die gewünschte Summe für ein Spiel zu berappen oder ich bin das nicht. Fertig. Spiele zu Schleuderpreisen gab und gibt es schon seit immer, ob das Casual-Games sind oder Hardcore-Games oder Play-The-Games, Vol. 3 vielleicht, - "15 aktuelle Megahits zum Preis von einem!", soeben im örtlichen Konsumtempel neben Tiefkühlpizza, Kopfsalat und Tennissocken noch vor dem Check-Out an der Kasse in den Einkaufswagen gewuchtet. Und ab dafür.
Gute Spiele setzen sich so oder so durch! Heißt es dann immer. Dann zeigt irgend jemand mit dem Finger auf den Metascore von GTA IV - und verpasst vor lauter Highscores prompt den Grund dafür, warum diese unerhört respektlose Sandkasten-Gangstersim-plus-Popkultursatire die Leute wirklich zu Hunderttausenden auf die Straßen von New Yo.. äh, Liberty City treibt.
Da die Masse an Hardcore-Spielern ihr begrenztes Budget immer fokussierter auf Qualitätsprodukte ausgibt, bleiben mittelmäßige Entwicklerteams auf der Strecke.
Na, klar. Irgendwo reguliert sich das halt auch von selbst. Qualität ist das eine, aber wie wärs mal mit, mh, dem Inhalt? Ich meine damit nicht fiese Marketing-Lockwörter wie "Point&Click-Adventure", die bei den meisten von uns automatisch einen gewissen Beissreflex auslösen. Noch bevor wir überhaupt wissen, um was zum Kuckuck es überhaupt geht. Sondern den wirklichen Spielinhalt. Die Idee. Das Spiel, verdammt. Die Sache, wegen der ich ein Spiel überhaupt spielen möchte. Genau dieses. Nicht jenes. Oder dieses da. Sondern genau dieses. Jetzt! Sofort! Sonst werd' ich noch verrückt!!!1
Ein Spiel wie etwa der Football Manager ist in dem, was es tut alleine schon für Millionen Menschen hoch interessant: welcher Fußballfan wollte nicht schon mal Klinsi spielen? Kann man hier sein. Unter anderem. Eine quasi konkurrenzlose Spielidee, die sich nicht von ungefähr auch ohne Grafik in Stückzahlen verkauft, von denen die meisten geplanten AAA-Blockbuster nach drei Jahren Entwicklungszeit und fünf verschlissenen Produzenten nur träumen können.
Umgekehrt: Nach dem zehnten Mystery-Krimi-mit-sexy-weiblichem-Hauptcharakter ist Überdruss selbst bei Mystery-Krimi-mit-sexy-weiblichem-Hauptcharakter-Fans jetzt nicht so unwahrscheinlich, und selbst die besseren Call Of Duty-Klone braucht neben dem Original wohl zurecht kaum ein Mensch mehr. Und während sich alle Welt wundert, warum so viele Spiele im Regal liegen bleiben, Kolumnen schreibt, bloggt und Foren zum Absturz bringt, kommt ein Landwirtschaftssimulator daher und zeigt, dass sich diese Argumentation oft viel zu einseitig um "Qualität" dreht.
Oder ist das etwa wirklich ein "gutes" Spiel?
