Dreas hat geschrieben:
Wie willst Du beurteilen ob eine Übersetzung gut oder schlecht ist wenn Du das Original nicht kennst? Genauso wenig kannst Du beuteilen ob eine Übersetzng wortwörtlich vorgenommen wurde oder ob nur der Sinn wiedergegeben wurde ohne das Original zu kennen.
Mein Real Life Job umfasst die tägliche professionelle Bewertung von Übersetzungen. Mit dieser Kompetenz muss ich an dieser Stelle sagen: SELBSTVERSTÄNDLICH kann die Qualität einer Übersetzung ohne den Quelltext beurteilt werden; und in einigen Fällen ist das vergleichende Lektorat für die Qualitätsbeurteilung sogar hinderlich.
Wenn ich da jetzt ins Detail gehen müsste, sterbe ich irgendwann in der nächsten Woche vor dem Bildschirm an Erschöpfung, deshalb wirklich nur kurz und knapp: Eine wörtliche Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche ergibt_keinen_Sinn, weshalb sie glücklicherweise nur in Ausnahmefällen von einem "Übersetzer" unternommen wird. Die Textqualität ist in einem solchen Fall sofort erkennbar und ausgesprochen peinlich.
Ich habe gerade keinen
solchen Extremfall parat, aber sehen wir uns doch einmal ohne Vorlage des englischen Ausgangstextes an, was unsere Freunde von Microsoft kürzlich aus einem Werbetext für "The Walking Dead" radebrecht haben:
Folge eins der fünfteiligen Spielserie, angesiedelt im Universum von Robert Kirkmans preisgekrönter Serie. Spielen Sie Lee Everett, einen verurteilten Kriminellen, der eine zweite Chance in einer Welt bekommt, die von Untoten beherrscht wird. Stoßen Sie auf Ereignisse und lernen Sie Menschen und Orte kennen, die unmittelbare Auswirkungen auf die Geschichte von Deputy Sheriff Rick Grimes haben. Ein Spiel, ganz auf Sie zugeschnitten - Handlungen und Entscheidungen, die Sie treffen, wirken sich auf die gesamte Serie aus. Weitere Folgen gibt's zum Herunterladen.
Der Übersetzer war nicht fähig, sich mehr als zwei Schritte von der englischen Satzstruktur zu lösen. Er versucht es im zweiten Satz, macht aus einer Apposition einen Nebensatz und scheitert dabei kläglich, da man sich nach jedem Komma im Satz komplett neu orientieren muss. Der dritte Satz ist wörtlicher, und mit ihm bricht sich der Übersetzer das Genick. Ich "stoße" auf "Ereignisse"? "Orte" haben "unmittelbare Auswirkungen"? Da muss ich kein Englisch können, um sagen zu können: Das war nix.
Dreas hat geschrieben:
WAs die Sprecher angeht: Ja, da gibt es tatsächlich Härtefälle. Spontan fällt mir da Gilbert Goodmate ein, oder Captain Morgane. Da habe sogar ich auf die Originalsprache umgestellt. Aber meiner Erfahrung sind zu schlechte Sprecher die Ausnahme und sind nicht die Regel.
Da bin ich nun wieder ganz auf deiner Seite.
Sprecher werden im Normalfall in Deutschland hervorragend ausgebildet.