Möwe hat geschrieben:Ich finde, du machst das großartig, Joey.
Nun ja, ich bemühe mich, aber an dich komme ich da wohl nicht ran. Aber wer könnte das schon?
Als Sam die Erlebnisse aus ihrer Perspektive schildert (die ich ziemlich sachlich finde), wirft er ihr vor Unsinn zu reden. Er will Fakten, sagt er, keine halbgaren Meinungen. Aber die Fakten, die er hört, will er nicht hören, weil er der Meinung ist, das alles hänge mit seinen Psi-Experimenten zusammen.
Ja, das ist mir auch aufgefallen. Eigentlich hat Sam ja nach rationalen Ursachen gesucht, aber Styles ist zu besessen davon, daß alles etwas mit seinen "privaten" Experimenten zu tun hat, so daß er alles andere als Unfug abtut. Dabei fällt ihm gar nicht auf, daß ... mal ganz rational betrachtet... seine Erklärungen sehr viel unwahrscheinlicher sind.
Rührend fand ich es, wie Sam der Schwimmerin zuredet, weiter zu studieren. Das hat wohl auch mit ihrer Magierehre zu tun und der Annahme, das jemand gegen diese Ehre absichtlich verstoßen hat.
Ich glaube, daß das weniger mit ihrer Magierehre zu tun hat, sondern eher damit, daß sie sich insgeheim wünscht, in einer so heilen Welt aufgewachsen zu sein, wo ihre Eltern ihr ein Studium auf einer Universität, vielleicht sogar solch einer Eliteuniversität, ermöglicht hätten. Sie will zwar eine berühmte Magierin werden, aber wenn ihre Eltern nicht gestorben wären und sie "normal" aufgewachsen wäre, wäre das dann auch ihr Wunsch gewesen?
Menschen entwickeln sich ja auch durch ihre Umgebung und die Umstände, in denen sie leben. Vielleicht hätte Sam andere Träume für ihre Zukunft gehabt, wenn sie nicht durch dieses traumatische Erlebnis in ihrer Kindheit aus ihrer heilen Welt gerissen worden wäre.
Und vielleicht trauert sie ja irgendwie unbewußt diesen "verlorenen Möglichkeiten" hinterher und möchte daher nicht, daß andere das, was sie unter anderen Umständen hätte haben können, einfach sausen lassen. Manchmal kann man etwas ja auch erst richtig schätzen, wenn man es nicht hat. Oder verloren hat.
OK, das ist jetzt eher Spekulation von meiner Seite.
Dr. Styles hat wirklich einen Knall. Man stelle sich vor, wie jemand nach 5 Jahren noch so in seinem Verlust eingegraben ist.
Es waren 3 Jahre. Der Unfall passierte 2002 und das Spiel spielt 2005.
Aber auch das sagt wohl einiges aus. Styles trauert nach so langer Zeit noch so sehr. Er muß Laura wirklich sehr geliebt haben. Also ein Mensch sein, der sich extrem an andere Menschen binden kann. Ich denke, das ist etwas, das nicht jeder kann. Vor allem nicht viele Männer.
Er muss wirklich ein schreckliches Trauma erlitten haben. Aber anscheinend möchte er leiden. Er möchte keinen Abstand gewinnen.
Ja, es gibt etwas wohl, das ihn davon abhält. Er versucht noch nicht einmal, Frieden zu finden. Er versucht nicht zu vergessen und normal weiterzuleben, sondern sich immer mehr zu erinnern und in seiner kleinen Welt der Erinnerung zu verweilen, ohne eine Möglichkeit, in die Zukunft zu sehen, sich von Freunden in seiner Trauer helfen zu lassen, vielleicht sogar einmal eine neue Frau kennenlernen zu können... All das verwehrt er sich damit, daß er sich in seinem Labor sozusagen einbunkert.
Es muß echt schwer für ihn sein, eine Assistentin in sein Haus zu lassen. Und dann noch eine so gutaussehende, die nicht immer das tut, was er will, sondern ihm auch mal ihre Meinung sagt... Kein Wunder, daß er sie immer so anpatzt. Sam ist etwas sehr "Reales", eine Verbindung zur Realität, die er eigentlich gar nicht will.
Im Gegenteil, mit diesem Tank (den kann er noch nicht so lange haben, sonst hätte er einen so wichtigen Termin wie Lauras letzten Gebutstag schon längst darin nacherlebt)
Da muß ich widersprechen. Wenn ich mich recht entsinne, sagt er in einer seiner Aufzeichnungen im Computer schon wenige Wochen nach Lauras Tod, daß er ihre Gegenwart spürt und mittels dieses Tanks Verbindung mit ihr aufnehmen will. Und daß er sich entschieden hat, in einer Welt zu leben, in der sie noch existiert. Das klingt nicht wie ein Wunsch, sondern wie eine rationale und bewußte Entscheidung, diesen Weg zu wählen. Was wieder einmal zeigt, daß er zwar einerseits recht seltsame Dinge tut und denkt, die anderen Menschen seltsam vorkommen würden und es wohl auch objektiv betrachtet sind, sich dessen aber auf der anderen Seite auch voll bewußt ist und sehr wissenschaftlich und rationell vorgeht. Eine sehr interessante Dualität des Charakters, wie ich finde.
Überhaupt fand ich die Rätsel in diesem vierten Kapitel sehr realistisch und gut in die Story eingebunden. Das ist mir viel wichtiger als schwere Kopfnüsse, die man an den Haaren eines Kahlen heranziehen muss.
Ich finde es auch bisweilen faszinierend, wie man Rätsel löst, ohne wirklich zu realisieren, daß das wohl Rätsel sein sollen. Sie sind so sehr in die Story eingebunden, daß man sie wirklich manchmal nicht als Rätsel in diesem Sinne wahrnimmt, sondern einfach mit dem Charakter, den man spielt, lebt und tut, was dieser Charakter wohl tun würde. OK, die großen Kopfnüsse sind es zumindest bisher wohl nicht, aber die Geschichte entwickeln diese Handlungen so schön weiter, daß man die Kopfnüsse gar nicht vermißt. Zumindest mir geht es so. Und ich bin echt froh, mal ein Spiel spielen zu können, in dem es kein bescheuertes Schieberätsel gibt.

Behalte immer mehr Träume in deiner Seele, als die Wirklichkeit zerstören kann. (indianische Weisheit)