Harveys neue Augen
- elevar
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Harveys neue Augen
Ich habe heute Abend das von mir lang ersehnte Harveys neue Augen (HNA) zuende gespielt. Meine Eindrücke möchte ich hier zusammenfassen. Dabei möchte ich darauf aufmerksam machen, dass ich das Review für diejenigen schreibe, die das Spiel auch bereits gespielt haben:
DIESER TEST BEINHALTET SPOILER UND SOLLTE ERST NACH GENUSS DES SPIELS GELESEN WERDEN!
Die Fußstapfen, in die HNA zu treten hat, sind groß. Die Fachpresse, viele Fans der guten alten Adventure-Zeiten anfang der 90er jahre und nicht zuletzt ich selbst waren einigermaßen begeistert von Edna bricht aus (EBA), dem Vorgängerspiel. Meine Erwartung war entsprechen hoch, auch weil wieder Jan Müller-Michaelis persönlich Hand angelegt hat.
Geschichte
Die vermeintliche Stärke von Daedalic ist die Fähigkeit, mit den Spielen ergreifende, feinsinnige, interessante oder einfach schöne Geschichten zu erzählen. Das ist sicher auch mit ein Grund dafür, dass ich den Laden so mag. Auch bei HNA ist die Geschichte sicherlich bemerkenswert.
Die brave Klosterschülerin Lilli wird als braves Mädchen vorgestellt, und außerdem hat sie diese rosa Schleife im Haar - nur brave Mädchen haben das, wie jedermann weiss. Doch schon im ersten Akt zeigt sich, dass dieses Mädchen ganz offenbar ein massives Problem hat. Ihr weg durch die Schule ist gepflastert mit Leichen: Unglückliche Unfälle? Mit dieser Fragestellung wird der Spieler auf recht unvermittelte Weise in die Geschichte geleitet. Ist die brave Lilli unglaublich naiv, oder steckt mehr dahinter, ist sie unsagbar böse? Was ist mit diesem kranken Mädchen nur los?
Leider, und das ist nun wirklich schade, wird dieses Motiv des ersten Akts dann plötzlich aufgegeben. Lilli wird von Dr. Marcel hypnotisiert und so ihrer Handlungsfreiheit beraubt. Anstatt Lillis Charakter weiter zu entwickeln und ihre Grausamkeit begreifbar zu machen wird durch eine Reihe von Minispielen ihre Freiheit Stück für Stück wieder hergestellt. Das Kozept dabei scheint ambitioniert, die Umsetzung ausgefeilt, die Geschichte wird damit allerdings kaum vorangetrieben. Die lässt sich stattdessen so erklären: Aus dem Kloster flieht Lilli in die nahegelegene Irrenanstalt, um ihre Freundin Edna zu retten, wo sie dann in eine schwierige Situation gerät - und entweder ihre Schuldlosigkeit oder ihr Selbstbild opfern muss. Man erhält keine Antworten auf die zu Beginn aufkommenden Fragen - diese werden nicht einmal bearbeitet.
Das Dilemma, in das man gegen Ende als Spieler gebracht wird, erinnert stark an das Ende von EBA. Mit dem Unterschied, dass die Mechanik dieser Situation - nämlich die Ausweglosigkeit der Situation aus der Perspektive der Protagonistin für den Spieler erfahrbar zu machen - bei EBA viel besser funktioniert. Das liegt für mich daran, dass ich Schwierigkeiten hatte, mich mit Lilli als offensichtlich gestörtem Geist zu identifiezieren - ganz anders als bei Edna, die einen mit Harvey und ihrer ganzen Liebenswürdigkeit viel stärker durch ihre Augen hat blicken lassen.
Die Welt, durch die Lilli zieht erreicht mit ihren Charaktären kaum Tiefe - auch nicht bei den wichtigsten handelnden Personen wie Dr. Marcel, oder gar Lilli selbst. Dafür sind manche Nebencharaktäre herrlich schräg. Ich hatte viel Spaß mit den wie immer bei Daedalic tollen Dialogen.
Technik
Die Grafik hat einen konsistenten, sehr Eigenständigen Stil, der den von EBA aufnimmt und auf ein etwas professionelleres Niveau hebt. Mir hat es sehr gefallen, aber mir hat auch EBA schon sehr gefallen. Qualitativ hat sich hier eigenlich nichts getan - Effektverwöhnte Realismus-Freaks können wohl weder mit EBA noch mit HNA was anfangen.
Die Vertonung fand ich besonders gelungen. Besonders der Erzähler, die Oberin, und natürlich Droggelbecher (kein Witz, ich dessen Synchronisierung echt genial).
Gameplay
Daedalics spiele waren bislang auch darin auffällig, dass wegen knackiger Rätsel die alten Hasen der Szene ganz offenbar die Zielgruppe waren. Diesesmal ist alles etwas leichter. Und zwar weil.
Auch wenn es im ersten Akt viele gleichzeitig begehbare Screens gibt - es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die alle zu durchstöbern - gibt es wirklich extrem wenige Hotspots im Spiel. Die, die es gibt, haben eine Funktion im Spiel, es gibt also keine Ablenkung. Das hatte bei mir zur Folge, dass ich manchmal Rätsel "ausversehen" gelöst habe, da einfach nicht besonders viele Kombinationsmöglichkeiten da waren.
Abgesehen von dieser wirklichen Schwäche waren die Rätsel im Spiel besonders logisch, gefordert war ein gesunder Kompromiss aus Um-die-Ecke- und Geradeaus-Denken. Frustration kam so bei mir nie auf, ich musste allerdings auch nie wirklich lange überlegen. Dennoch, diese befriedigenden Momente, bei denen man einen Augenblick innehält, und einem dann die Lösung auf einmal völlig klar wird - die gab es durchaus.
Bei der Integration von Minispielen hat Daedalic mal was neues ausprobiert. Diese kleinen Aufgaben waren in geradezu aufdringlicher Folge reine Logikaufgaben - wobei hier ganz ausdrücklich und nur formale Logik gemeint ist. Um ehrlich zu sein hat mich das etwas verwundert - und ich war froh, dass ich nicht kurz vorm Endboss noch ein Sudoku zu lösen hatte. Letztlich waren diese Rätsel aber ganz gut umgesetzt und auch ganz spaßig - auch wenn sich dieser Ansatz in meinen Augen mit dem bisherigen daedalicschen Fokus auf Storytelling beisst.
Für die Spielmechanik war auch noch die Möglichkeit, einzelne Verbote zu brechen, von gewisser Besondersheit. Die Idee ist gut, jedoch hätte man da meiner Meinung viel mehr draus machen können. So musste man die meisten "Talente" nur einmal - genau nach dessen Erlernen - einsetzen. Die etwas umständlich und auch künstlich wirkende Einschränkung, dass man immer nur eins dieser Talente aktiv haben kann, wurde nie rätseltechnisch verarbeitet. Und ich hatte auch irgendwie erwartet, dass man im großen Finale nochmal durch einen Parcour muss, wo man diese Talente eins nach dem anderen nochmal geschickt einsetzen muss. Das hätte den vorherigen Abenteuern zumindest was das Gamedesign anbelangt eine zusätzliche Bedeutung verliehen.
Fazit
Alles in allem bin ich enttäuscht, denn das Spiel hat mir nur sehr viel Spaß gemacht, es ist nur ein überdurchschnittliches Adventure. Und ich habe das Gefühl: Da war mehr drin!
DIESER TEST BEINHALTET SPOILER UND SOLLTE ERST NACH GENUSS DES SPIELS GELESEN WERDEN!
Die Fußstapfen, in die HNA zu treten hat, sind groß. Die Fachpresse, viele Fans der guten alten Adventure-Zeiten anfang der 90er jahre und nicht zuletzt ich selbst waren einigermaßen begeistert von Edna bricht aus (EBA), dem Vorgängerspiel. Meine Erwartung war entsprechen hoch, auch weil wieder Jan Müller-Michaelis persönlich Hand angelegt hat.
Geschichte
Die vermeintliche Stärke von Daedalic ist die Fähigkeit, mit den Spielen ergreifende, feinsinnige, interessante oder einfach schöne Geschichten zu erzählen. Das ist sicher auch mit ein Grund dafür, dass ich den Laden so mag. Auch bei HNA ist die Geschichte sicherlich bemerkenswert.
Die brave Klosterschülerin Lilli wird als braves Mädchen vorgestellt, und außerdem hat sie diese rosa Schleife im Haar - nur brave Mädchen haben das, wie jedermann weiss. Doch schon im ersten Akt zeigt sich, dass dieses Mädchen ganz offenbar ein massives Problem hat. Ihr weg durch die Schule ist gepflastert mit Leichen: Unglückliche Unfälle? Mit dieser Fragestellung wird der Spieler auf recht unvermittelte Weise in die Geschichte geleitet. Ist die brave Lilli unglaublich naiv, oder steckt mehr dahinter, ist sie unsagbar böse? Was ist mit diesem kranken Mädchen nur los?
Leider, und das ist nun wirklich schade, wird dieses Motiv des ersten Akts dann plötzlich aufgegeben. Lilli wird von Dr. Marcel hypnotisiert und so ihrer Handlungsfreiheit beraubt. Anstatt Lillis Charakter weiter zu entwickeln und ihre Grausamkeit begreifbar zu machen wird durch eine Reihe von Minispielen ihre Freiheit Stück für Stück wieder hergestellt. Das Kozept dabei scheint ambitioniert, die Umsetzung ausgefeilt, die Geschichte wird damit allerdings kaum vorangetrieben. Die lässt sich stattdessen so erklären: Aus dem Kloster flieht Lilli in die nahegelegene Irrenanstalt, um ihre Freundin Edna zu retten, wo sie dann in eine schwierige Situation gerät - und entweder ihre Schuldlosigkeit oder ihr Selbstbild opfern muss. Man erhält keine Antworten auf die zu Beginn aufkommenden Fragen - diese werden nicht einmal bearbeitet.
Das Dilemma, in das man gegen Ende als Spieler gebracht wird, erinnert stark an das Ende von EBA. Mit dem Unterschied, dass die Mechanik dieser Situation - nämlich die Ausweglosigkeit der Situation aus der Perspektive der Protagonistin für den Spieler erfahrbar zu machen - bei EBA viel besser funktioniert. Das liegt für mich daran, dass ich Schwierigkeiten hatte, mich mit Lilli als offensichtlich gestörtem Geist zu identifiezieren - ganz anders als bei Edna, die einen mit Harvey und ihrer ganzen Liebenswürdigkeit viel stärker durch ihre Augen hat blicken lassen.
Die Welt, durch die Lilli zieht erreicht mit ihren Charaktären kaum Tiefe - auch nicht bei den wichtigsten handelnden Personen wie Dr. Marcel, oder gar Lilli selbst. Dafür sind manche Nebencharaktäre herrlich schräg. Ich hatte viel Spaß mit den wie immer bei Daedalic tollen Dialogen.
Technik
Die Grafik hat einen konsistenten, sehr Eigenständigen Stil, der den von EBA aufnimmt und auf ein etwas professionelleres Niveau hebt. Mir hat es sehr gefallen, aber mir hat auch EBA schon sehr gefallen. Qualitativ hat sich hier eigenlich nichts getan - Effektverwöhnte Realismus-Freaks können wohl weder mit EBA noch mit HNA was anfangen.
Die Vertonung fand ich besonders gelungen. Besonders der Erzähler, die Oberin, und natürlich Droggelbecher (kein Witz, ich dessen Synchronisierung echt genial).
Gameplay
Daedalics spiele waren bislang auch darin auffällig, dass wegen knackiger Rätsel die alten Hasen der Szene ganz offenbar die Zielgruppe waren. Diesesmal ist alles etwas leichter. Und zwar weil.
Auch wenn es im ersten Akt viele gleichzeitig begehbare Screens gibt - es hat mir sehr viel Spaß gemacht, die alle zu durchstöbern - gibt es wirklich extrem wenige Hotspots im Spiel. Die, die es gibt, haben eine Funktion im Spiel, es gibt also keine Ablenkung. Das hatte bei mir zur Folge, dass ich manchmal Rätsel "ausversehen" gelöst habe, da einfach nicht besonders viele Kombinationsmöglichkeiten da waren.
Abgesehen von dieser wirklichen Schwäche waren die Rätsel im Spiel besonders logisch, gefordert war ein gesunder Kompromiss aus Um-die-Ecke- und Geradeaus-Denken. Frustration kam so bei mir nie auf, ich musste allerdings auch nie wirklich lange überlegen. Dennoch, diese befriedigenden Momente, bei denen man einen Augenblick innehält, und einem dann die Lösung auf einmal völlig klar wird - die gab es durchaus.
Bei der Integration von Minispielen hat Daedalic mal was neues ausprobiert. Diese kleinen Aufgaben waren in geradezu aufdringlicher Folge reine Logikaufgaben - wobei hier ganz ausdrücklich und nur formale Logik gemeint ist. Um ehrlich zu sein hat mich das etwas verwundert - und ich war froh, dass ich nicht kurz vorm Endboss noch ein Sudoku zu lösen hatte. Letztlich waren diese Rätsel aber ganz gut umgesetzt und auch ganz spaßig - auch wenn sich dieser Ansatz in meinen Augen mit dem bisherigen daedalicschen Fokus auf Storytelling beisst.
Für die Spielmechanik war auch noch die Möglichkeit, einzelne Verbote zu brechen, von gewisser Besondersheit. Die Idee ist gut, jedoch hätte man da meiner Meinung viel mehr draus machen können. So musste man die meisten "Talente" nur einmal - genau nach dessen Erlernen - einsetzen. Die etwas umständlich und auch künstlich wirkende Einschränkung, dass man immer nur eins dieser Talente aktiv haben kann, wurde nie rätseltechnisch verarbeitet. Und ich hatte auch irgendwie erwartet, dass man im großen Finale nochmal durch einen Parcour muss, wo man diese Talente eins nach dem anderen nochmal geschickt einsetzen muss. Das hätte den vorherigen Abenteuern zumindest was das Gamedesign anbelangt eine zusätzliche Bedeutung verliehen.
Fazit
Alles in allem bin ich enttäuscht, denn das Spiel hat mir nur sehr viel Spaß gemacht, es ist nur ein überdurchschnittliches Adventure. Und ich habe das Gefühl: Da war mehr drin!
Well, it all started on Scabb Island. Some of my admiring fans had pressured me into telling my LeChuck evaporating story once again...
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Re: Harveys neue Augen
Zwei Dinge:
1. Community Tests. Gibt extra einen Bereich für (jajaja, ich weiß, das sag ich als Vorzeigespammer).
2.
Ich mein, das ist wie wenn man etwas daran auszusetzen hat, dass alles nach Plan läuft.
1. Community Tests. Gibt extra einen Bereich für (jajaja, ich weiß, das sag ich als Vorzeigespammer).
2.
Was erwartest du eigentlich noch mehr von einem Spiel als dass es Dir sehr viel Spass macht und ein überdurchschnittliches Adventure ist?elevar hat geschrieben: Fazit
Alles in allem bin ich enttäuscht, denn das Spiel hat mir nur sehr viel Spaß gemacht, es ist nur ein überdurchschnittliches Adventure. Und ich habe das Gefühl: Da war mehr drin!
Ich mein, das ist wie wenn man etwas daran auszusetzen hat, dass alles nach Plan läuft.
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Re: Harveys neue Augen
Man kann in Community-Tests nicht selbst Beiträge erstellen - außerdem soll da laut Forenregeln nicht diskutiert werden. Mich würde eine Diskussion aber durchaus interessieren. Für den bisherigen Harvey-Thread wo ich das erst schreiben wollte, schien mir das ganze aber zu lang. Wohin also damit?
Ich hab ja einige Kritikpunkte genannt und beschrieben, wieso in Sachen Geschichte und Gameplay meines Erachtens Potential nicht genutzt wurde. Für mich kommt HNA an andere Daedalic-Titel nicht heran.BENDET hat geschrieben:Was erwartest du eigentlich noch[...]?
Das ist wie wenn die Nationalmannschaft im Finale 2:0 führt und dann noch verliert - die Silbermedallie ist toll, und natürlich ist man enttäuschtBENDET hat geschrieben:Ich mein, das ist wie wenn man etwas daran auszusetzen hat, dass alles nach Plan läuft.

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Re: Harveys neue Augen
Seit wann schreibt man hier Tests zu spielen? Dafür gibt es ein extra Forum. Stell Dir mal vor, dass jeder hier ein Forum für einen Test aufmachen würde. Für Harvey gibt es ja schon einen eigenen Thread.
http://www.adventure-treff.de/forum/vie ... =1&t=17429
Dann mach es doch da, wo es hingehört. Es gibt auch hier einen Harvey Thread, wo Du das hättest posten können. Du bist doch schon recht lange hier und gerade das müsstest Du doch wohl wissen.Man kann in Community-Tests nicht selbst Beiträge erstellen - außerdem soll da laut Forenregeln nicht diskutiert werden.
http://www.adventure-treff.de/forum/vie ... =1&t=17429
- axelkothe
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Re: Harveys neue Augen
Oh Chris. Du bist eigentlich nun wirklich schon lange genug hier um zu wissen dass elevar alles EXAKT richtig gemacht hat. Wenn er den Test im anderen Harvey-Thread veröffentlicht hätte, dann könnte der Mod den Thread nicht einach komplett in die Community-Tests verschieben sondern müsste die Threads erst trennen, was viel mehr Aufwand ist.realchris hat geschrieben:Seit wann schreibt man hier Tests zu spielen? Dafür gibt es ein extra Forum. Stell Dir mal vor, dass jeder hier ein Forum für einen Test aufmachen würde. Für Harvey gibt es ja schon einen eigenen Thread.
Dann mach es doch da, wo es hingehört. Es gibt auch hier einen Harvey Thread, wo Du das hättest posten können. Du bist doch schon recht lange hier und gerade das müsstest Du doch wohl wissen.Man kann in Community-Tests nicht selbst Beiträge erstellen - außerdem soll da laut Forenregeln nicht diskutiert werden.
http://www.adventure-treff.de/forum/vie ... =1&t=17429
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- Möwe
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Re: Harveys neue Augen
@ elvar: Du beschwerst dich, dass Lillis Charakter nicht genau ausgeleuchtet wird: böses Mädchen oder brave Naive. Und das ihr interessanter Charakter nicht weiter entwickelt wird, sondern die Story sich um die Aufhebung der Verbote/Zwänge dreht, die Dr. Marcels Hypnose in ihr ausgelöst hat.
„Was auch immer geschieht: Nie dürft ihr so tief sinken,
von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“
Erich Kästner
von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“
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Re: Harveys neue Augen
@Möwe Danke für deine interessante Antwort. Und sie kommt ganz ohne Begriffe wie "Community-Test" und Dergleichen aus 
Ich habe, als ich den Text oben geschrieben hab, die Widersprechen-Lösung gar nicht gekannt, weil ich es wohl einmal zu wenig ausprobiert habe. In der Tat, deine Interpretation dazu ist sehr einleuchtend. Ich war zugegebenermaßen etwas frustriert, dass die mühsam erarbeitete Freiheit zu nichts gut sein soll.
Für mich wird im ersten Teil sehr deutlich herausgearbeitet, dass Lilli in sich einen tiefen Hass herumträgt, der durch ihre Angepasstheit unterdrückt wird (Der Erzähler beschreibt ihre Gewaltphantasien). In welcher Beziehung diese Empfindungen zu ihrem tödlichen Treiben stehen, wird nicht behandelt - es wird schließlich etwas lapidar als Unfall abgetan. Um ehrlich zu sein krieg ich das aber noch nicht ganz in meinen Kopf.
Sehr schön. Wie ich es von Daedalic-Spielen gewohnt bin, kann mit hinterher schön über alles grübeln. Den Vorwurf, Lillis Charakter habe keine Tiefe nehm ich einstweilig zurück

Ich habe, als ich den Text oben geschrieben hab, die Widersprechen-Lösung gar nicht gekannt, weil ich es wohl einmal zu wenig ausprobiert habe. In der Tat, deine Interpretation dazu ist sehr einleuchtend. Ich war zugegebenermaßen etwas frustriert, dass die mühsam erarbeitete Freiheit zu nichts gut sein soll.
Für mich wird im ersten Teil sehr deutlich herausgearbeitet, dass Lilli in sich einen tiefen Hass herumträgt, der durch ihre Angepasstheit unterdrückt wird (Der Erzähler beschreibt ihre Gewaltphantasien). In welcher Beziehung diese Empfindungen zu ihrem tödlichen Treiben stehen, wird nicht behandelt - es wird schließlich etwas lapidar als Unfall abgetan. Um ehrlich zu sein krieg ich das aber noch nicht ganz in meinen Kopf.
Sehr schön. Wie ich es von Daedalic-Spielen gewohnt bin, kann mit hinterher schön über alles grübeln. Den Vorwurf, Lillis Charakter habe keine Tiefe nehm ich einstweilig zurück

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- DasJan
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Re: Harveys neue Augen
Ich finde auch, dass die Figur dafür, dass sie die ganze Zeit so gut wie nichts sagt, eine sehr erstaunliche Tiefe besitzt.elevar hat geschrieben:Sehr schön. Wie ich es von Daedalic-Spielen gewohnt bin, kann mit hinterher schön über alles grübeln. Den Vorwurf, Lillis Charakter habe keine Tiefe nehm ich einstweilig zurück

Das Jan
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Re: Harveys neue Augen
@ elvar: freut mich, dass ich dir etwas von der Schönheit, die das Spiel für mich hat, zeigen konnte.
@ DasJan: das liegt an ihrer ausgesprochen starken Körpersprache.

@ DasJan: das liegt an ihrer ausgesprochen starken Körpersprache.

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- Hobby-Archäologe
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Re: Harveys neue Augen
Mich nervt es ja, dass der erste Thread mit irgendeinem blöden Titel immer für alle Zeiten der Spiele-Thread bleibt, auch wenn es längst nicht mehr um die "Pressemitteilung", das "Erscheinungsdatum" etc geht. Ich finde, bei Erscheinen sollte es einen neuen Thread geben mit nur dem Spieletitel als Namen und da wird dann diskutiert.
-
- Profi-Abenteurer
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- Registriert: 05.05.2010, 20:23
Re: Harveys neue Augen
Ich habe mich die ganze Zeit gefragt an wen oder was mich das Spiel erinnert. Off-Sprecher, ein Hauptcharakter, ohne viel Worte und von einem Fettnäpfchen ins andere stolpernd.
Eben ist es mir eingefallen: http://www.youtube.com/watch?v=M4fR4cs179I
Eben ist es mir eingefallen: http://www.youtube.com/watch?v=M4fR4cs179I
wyrd bið ful aræd - Das Schicksal ist unausweichlich!
- Möwe
- Rabenseele
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- Registriert: 12.02.2006, 17:04
Re: Harveys neue Augen
Da gibt es grundsätzliche Übereinstimmungen.
Ich finde das hier ganz passend:
Katharina, Katharine,
schrieb auf einer Schreibmaschine
nachts um zwölf, als alles schlief,
an die Eltern diesen Brief:
"Sagt mir einmal, warum dürfen
große Leute Suppe schlürfen?
Warum dürfen sie laut gähnen?
Warum stochern sie in Zähnen?
Weshalb dürfen sie in Ohren
mit dem kleinen Finger bohren?
Warum darf ich's aber nicht?
Warum habe ich die Pflicht
einem Musterkind zu gleichen
Fragezeichen
Leider weiß ich nicht mehr, von wem das ist.
Aber es gefällt mir. Und passt sehr gut.
Ich finde das hier ganz passend:
Katharina, Katharine,
schrieb auf einer Schreibmaschine
nachts um zwölf, als alles schlief,
an die Eltern diesen Brief:
"Sagt mir einmal, warum dürfen
große Leute Suppe schlürfen?
Warum dürfen sie laut gähnen?
Warum stochern sie in Zähnen?
Weshalb dürfen sie in Ohren
mit dem kleinen Finger bohren?
Warum darf ich's aber nicht?
Warum habe ich die Pflicht
einem Musterkind zu gleichen
Fragezeichen
Leider weiß ich nicht mehr, von wem das ist.
Aber es gefällt mir. Und passt sehr gut.
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- BENDET
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Re: Harveys neue Augen
So wie das klingt könnte es von Heinz Erhardt sein. Kann mich aber auch täuschen. Muss mal schauen, ob er so etwas geschrieben hat.
Edith schaut mir über die Schulter und korrigiert mich dass es Hans Manz gewesen sei. Wird von dieser Quelle hier auch noch bestätigt.
Jaja, die Frauen wissen immer alles besser.
Edith schaut mir über die Schulter und korrigiert mich dass es Hans Manz gewesen sei. Wird von dieser Quelle hier auch noch bestätigt.
Jaja, die Frauen wissen immer alles besser.
Zuletzt geändert von BENDET am 28.08.2011, 17:28, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Harveys neue Augen
@Möwe:
oder dies hier:
oder dies hier:
Was durchaus die Lieblingslektüre von Dr. Marcel sein könnte.Paulinchen war allein zu Haus,
Die Eltern waren beide aus.
Als sie nun durch das Zimmer sprang
Mit leichtem Mut und Sing und Sang,
Da sah sie plötzlich vor sich stehn
Ein Feuerzeug, nett anzusehn.
„Ei,“ sprach sie, „ei, wie schön und fein!
Das muß ein trefflich Spielzeug sein.
Ich zünde mir ein Hölzchen an,
Wie’s oft die Mutter hat getan.“
Und Minz und Maunz, die Katzen,
Erheben ihre Tatzen.
Sie drohen mit den Pfoten:
„Der Vater hat’s verboten!
Miau! Mio! Miau! Mio!
Laß stehn! Sonst brennst du lichterloh!“
Struwwelpeter, Heinrich Hoffmann
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Re: Harveys neue Augen
Nicht nur von ihm. Ich liebe den Struwwelpeter und habe ihn geliebt. Auch als Kind. Obwohl er doch recht harte Konsequenzen veranschaulicht hat. Aber super war das Buch nichts desto trotz.
Aber sowas ist heute mit der modernen Pädagogik ja nicht mehr vereinbar
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Aber sowas ist heute mit der modernen Pädagogik ja nicht mehr vereinbar
