Interview mit Dreamfall-Macher

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King Mango
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Re: Interview mit Dreamfall-Macher

Beitrag von King Mango »

Die Aussage bezieht sich ja nicht auf das, was wirklich ist oder wirklich sein kann. Es geht rein um mein spontanes Gefühl einer "männlichen Version" von Zoe in einem Videospiel gegenüber.
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..eve.
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Re: Interview mit Dreamfall-Macher

Beitrag von ..eve. »

Wobei ich einige recht bemerkenswerte junge Männer während deren Zivildienst kennengelernt habe, auf die genau diese Beschreibung zutrifft und die an identifikationsfähiger Männlichkeit nichts vermissen lassen. Eher im Gegenteil. Tolle Burschen :)

Insofern stimme ich Basti auch zu dass der geschlechtsspezifischer Lern- oder Findungsprozess soweit schon recht weit vorangeschritten ist, zumindest was unsere Kultur angeht. Ich finde aber sowieso, dass wir Deutschen da in unserer Bewußtheit global gesehen ganz schönen Vorsprung haben, was wir vermutlich unserer weltweit geächteten Vergangenheit zu verdanken haben. Eine Parallele dazu kann man beispielsweise auch bei unserem Umweltbewußtsein finden.
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King Mango
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Re: Interview mit Dreamfall-Macher

Beitrag von King Mango »

..eve. hat geschrieben:Insofern stimme ich Basti auch zu dass der geschlechtsspezifischer Lern- oder Findungsprozess soweit schon recht weit vorangeschritten ist, zumindest was unsere Kultur angeht. Ich finde aber sowieso, dass wir Deutschen da in unserer Bewußtheit global gesehen ganz schönen Vorsprung haben, was wir vermutlich unserer weltweit geächteten Vergangenheit zu verdanken haben.
Das verstehe ich gerade nicht ganz. Meinst du, wir Deutsche hätten einen Vorsprung insoweit als dass bei uns nicht mehr groß zwischen den Geschlechter unterschieden würde (Erziehung, Gleichberechtigung usw.)?
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basti007
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Re: Interview mit Dreamfall-Macher

Beitrag von basti007 »

Ich glaube, sie meint es in der Hinsicht, dass man sich in unserer Kultur als Mann oder Frau zwangsläufig mit beiden geschlechtlichen Attributen beschäftigt und sie somit "verstehen" lernt (ich benutze den Ausdruck bewusst vorsichtig). Ich würde das durchaus als Kompetenz deuten. Ob das eine direkte Folge der Geschlechter-Gleichbehandlung ist, möchte ich aber jetzt nicht beurteilen. In erster Linie hat das für mich was mit thematischer Auseinandersetzung zu tun (was natürlich aber meist eine Folge des gesellschaftlichen Drucks ist).

Das schließt für mich jetzt nicht aus, dass man dann nicht weiterhin in der Lage ist, zwischen beiden Geschlechtsattributen zu unterscheiden. Sie werden aber durchaus bunter gemischt (vgl. Metrosexualität) als noch vor ein paar Jahren. Genau das beschreibt der "Doing Gender" Ansatz: Das jeweils passende Geschlechtsmodell wird just-in-time bzw. je nach Situation ausgewählt. Eine Frau gibt sich im Business vielleicht eher männlich, beim Partner eher wieder feminin. Das switchen zu können erfordert mit Sicherheit aber auch einiges an Können ab, ist aber wie erwähnt eine für unsere Gesellschaft durchaus kennzeichnende "Kompetenz". Jedenfalls ebnet sie eine gewisse Marktreife für Spiele wie eben Dreamfall & Co.

Einen Kommentar, was ich von dieser Entwicklung aus systemorientierter Sicht wirklich halte, verkneif ich mir jetzt aber. ;)
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..eve.
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Re: Interview mit Dreamfall-Macher

Beitrag von ..eve. »

basti007 hat geschrieben:Einen Kommentar, was ich von dieser Entwicklung aus systemorientierter Sicht wirklich halte, verkneif ich mir jetzt aber. ;)
Warum denn, mach doch. Ich fänds interessant, was du darüber denkst.

@ King Mango:

Ich hab damit damit auf unsere nationalsozialistische Vergangenheit angespielt. Meiner Meinung nach ist sie dafür verantwortlich, dass sich die Menschen hier verstärkt damit auseinandergesetzt haben, womit sie sich denn identifizieren können, wer sie sind, wenn nicht über ihre Vergangenheit. Entwurzelt als Volk, wie wir es nunmal sind, führt das zwangsläufig zu allgemein mehr Bewußtheit (der archtypische Weg des Helden hin zu wahrer Souveränität bzw. Heirat mit der Köngstochter beginnt mit dem Verlust des Elternhauses/der Wurzeln).
Kombiniert mit den sich verändernden Geschlechterrollen bzw. der allgemeinen Strömung einer nach mehr Respekt und Freiheit verlangenden Weiblichkeit hat das mMn dazu geführt, dass sich jeder der geschlechtsspezifischen Attributierungen, wie Basti das so schön bezeichnet hat, klar geworden ist.
Ebenso spielt für mich die Tatsache, im Zeitalter von MassMedia, Internet, Globalisierung und frei zugänglicher Information jeglicher Couleur eine große Rolle in diesem Prozess. Weltweite Vernetzung macht klar, was früher strikt getrennt steckt in einem jedem von uns in unterschiedlichen Anteilen und nur Ganzheit macht wahrhaft frei -> einfach Mensch sein.
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King Mango
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Re: Interview mit Dreamfall-Macher

Beitrag von King Mango »

Okay, der Zusammenhang zwischen der NS-Vergangenheit und deiner Aussage war mir nicht ganz klar gewesen. Danke für die Aufklärung. ;)
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