Was ich mir wünsche

Hier geht es einfach nur um Adventures!
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Sequitur
Frischling
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Was ich mir wünsche

Beitrag von Sequitur »

Hallo,
ich bin neu hier und wollte mich mal über die mögliche Entwicklung von Adventures auslassen. Bisher habe ich überwiegend, aber nicht nur, Taktik-Shooter gezockt, allerdings faszinieren mich gute(!) Adventures in letzter Zeit immer mehr. Einige habe ich bereits durchgespielt und inzwischen hat sich bei mir ein gewisser Wunschzettel herauskristalisiert, der aus den Defiziten der bisherigen Titel entstanden ist.

Auch auf die Gefahr hin, dass hier keine Entwickler mitlesen, hätte ich folgende Ideen:

1. Ich finde, dass sich auch in diesem Genre der Handlungsablauf immer mehr angleicht. Im Grunde bestehen die meisten Adventures aus mehr oder minder schön gestalteten Backgrounds und oft gleich wirkenden Rätseln. Vor allem die sog. Logikrätsel, die oft unzusammenhanglos ins Spiel eingestreut sind, gleichen sich. Ich finde, wenn schon Logikrätsel, dann sollten sie eng mit der Handlung und der Umgebung verwoben sein, sonst wirken sie zu aufgesetzt. Wenn man in die Gestaltung der Rätsel soviel Kreativität einbringen würde wie in die Hintergrundgrafiken, das wäre schon nicht schlecht.

2. Leblose Spielwelten. Gerade bei Adventures, die keine so großen Hardwareanforderungen haben wie 3D Games, könnte die Spielwelt mit mehr Leben bereichert werden. Ob das nun hüpfende Frösche im Busch, Vögel und anderes Getier im Wald oder belebte Straßen in einer Stadt sind, es muß einfach mehr los sein. Ich meine, die Rechner geben es inzwischen her. und wo steht geschrieben, das ein Adventure auch auf einer 800 MHz Möhre aus dem letzten Jhd. laufen muß?

3. Spannung. Ich finde, das Element der Spannung fehlt bei vielen Adventures nahezu völlig. Soundtracks, Umgebungsgeräusche, eine gute Story, aber auch gut animierte Zwischensequenzen können nur Atmhosphäre erzeugen, aber keine Spannung. Der Protagonist / die Protagonistin eines Adventures muß auch mal das Leben lassen können, wenn man zu unvorsichtig ist. Oder es könnten Elemente wie in "Resident Evil" eingebaut werden, nichts spricht dagegen, auch mal Waffen zu tragen, die entsprechend zu benutzen sind. Es muß keine Splatter-Orgie werden, wo man, wie in Resident Evil, Horden von Untoten niedermetzelt. Aber gezielt eingesetzt, würde sowas für mehr Spannung und Abwechslung sorgen. Oder warum nicht mal Szenen einbauen, in denen es auf Geschicklichkeit ankommt und man, wie eine gewisse Frau Croft ;), an Abgründen oder über Seile balancieren muß? Ich stelle mir eine Art "Gleichgewichtsbalken" vor, der nach links oder rechts ausschlägt und wo man mit zwei Tasten entsprechend gegensteuern muß, um nicht zu fallen. Sowas in der Art eben. Oder Kampfszenen. Allerdings mit einer guten Steuerung, die man sich bei entsprechenden Spielen abgucken kann. Nur nicht so eine hirnlose links-rechts-rechts-oben-unten-links Knöpfedrückerei wie bei diesem filmartigen Adventure, dessen Name mir grad nicht einfällt. Jedenfalls, wenn man das alles nicht zu schwer macht, dann kann es für Abwechslung sorgen, ohne das Frust aufkommt.

4. Mehr Musik, und zwar auch situationsbezogen, so wie es in Filmen gemacht wird. Gute Musik kann viel mehr Emotionen, aber auch Spannung hervorrufen als es allein der Ablauf in einem Adventure könnte. Überhaupt sind Emotionen ein wichtiger Aspekt, um sich mit der Hauptperson eines Adventures zu identifizieren. Man muß mit dem Protagonisten leiden, sich mit ihm freuen etc. All das kann gute Musik zumindest teilweise unterstützen.

Ich finde, dieses Genre könnte noch viel besser ausgereitzt werden und hat noch eine Menge Potential, wenn es nur genutzt werden würde. Bisher sind, wenn überhaupt, immer nur Ansätze zu sehen.
flob
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Re: Was ich mir wünsche

Beitrag von flob »

Welche Adventures hast du denn schon gespielt?
hrast85
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Re: Was ich mir wünsche

Beitrag von hrast85 »

Vielleicht könntest du zu deinen Kritiken ein paar Beispiele anbringen, damit man besser nach voll ziehen kann auf was du dich beziehst. Welche Adventures hast du denn gespielt? Ich frage, weil einige Adventures deine Kritiken beherzigen.

1. Viele Adventures haben recht schlecht eingearbeitete Rätsel, die meist sehr gezwungen wirken. Hier steckt tatsächlich Handlungsbedarf. Die Entwickler müssen hier darauf achten in den Verlauf, aber auch in den Hintergrund nicht Objekte zu packen, die viel sinnvoller zur Lösung des Problems/Rätsel beitragen. Aber auch hier gibt es gute und schlechte Ansätze. Indiana Jones and the Fate of Atlantis hatte zb sehr schöne, abwechslungsreiche, interessante, aber auch glaubhafte Rätsel, während einem ein Geheimakte 2 sehr konstruierte und somit unglaubhafte Rätsel vor den Kopf wirft. Aber wie gesagt ich weiß nicht auf welche Spiele du dich beziehst.

Technische Rätsel wirken oft gezwungen. Gerade aber in abenteuerlichen Gegenden alla Indiana Jones und Baphomets Fluch sind diese toll eingearbeitet, da man eben einer antiken Maya-Kultur solche Tücken, Fallen und Mechanismen mehr zutraut alsder heutigen "modernen" Zivilisation. Dennoch sind die Handy-Hacks, Schlösser öffnen doch ganz unterhaltsam und dienen der Abwechslung.

2.Das ist wirklich ein Manko. Das geringe Budget und die fehlende Erfahrung mit 3D-Engines setzen hier aber das Ende der Fahnenstange. So müssen einige Adventures auf kostenlose Engines wie Wintermute zurückgreifen, während Action Spiele sich teuren Engines, wie der UT3 bedienen. Das Potential wäre zwar da, das grafisch beste Spiel als Adventure zu entwickeln, da eben gerade der Hintergrund 2D ist, und selbst wenn nicht, geht es in Adventures eher gemächlich zu, eine rechenaufwändige KI, kann auch gespart werden. Für solch einen grafischen Leckerbissen, müsste sich aber schon ein großer Entwickler in das Adventure Genre verirren. Ein Lichtblick könnte aber mit Heavy Rain kommen, was aber bisher als PS3 only entwickelt wird und ich Sony aufgrund ihrer Marketingstrategie aber boykottieren muss :mrgreen:

3. Hier dreht sich das Genre ein wenig im Kreis, bzw befindet sich in einer Sackgasse. Action- und Geschicklichkeitsszenen sind eben bei vielen Adventurespielern verpönt und schneiden daher schlecht ab. Da aber Egoshooterspieler ein Adventure wiederum nur müde belächeln, erfahren diese Spiele meist weniger Akzeptanz.
Ein solches Spiel wäre zb Dreamfall, was mehrere Elemente, wie Schleichen, Actionpassagen und Rätsel verbindet. Weiterhin hat es eine tolle Story und klasse Musikuntermalung. Auch wenn dieses Spiel gut in der Presse abgeschnitten hat ist es doch etwas bei den Spielern umstritten.

4. Auch hier kann ich nur auf das geringe Budget verweisen. Es gibt aber auch positive Beispiele: So war das oben angesprochene Dreamfall sogar für einen Award bezüglich der Musik nominiert. Aber hier war das Budget auch entsprechend höher. Ebenfalls fand ich, das die Musik von Vollgas viel zum Aufbau von Atmosphäre und Spannung beigetragen hat. Ansonsten haben zwar einige Adventures gute Titelmelodien, aber im Spiel selbst besitzen sie eher einen begleitenden Charakter.
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Robbit
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Re: Was ich mir wünsche

Beitrag von Robbit »

Zu 1.
Mangelnder Ideenreichtum und ewiggleicher Einheitsbrei betrifft jedes Spielgenre. Da sind Adventures sicher keine Ausnahme und auch hier leben die besten Genrevertreter davon, dass sie eben nicht das gleiche Schema fahren. Aufgesetzte Rätsel, die weder in die Spielwelt oder den Handlungsablauf passen, sind dennoch vermeidbare Fehler.
Ähnlichkeit in typischen Situationen, wie verschlossenen Türen oder Torwächtern (in allen Varianten), lassen sich allerdings kaum vermeiden. Nahezu allen Rätsel in einem Adventure ist nun einmal die gleiche Ausgangssitution gemein: "Etwas hindert mich daran meinen Weg fortzusetzen und ich muss deshalb diese Situation ändern"

Zu 2.
Kein ein Entwickler geht mit dem Vorhaben heran leblose, atmosphärisch arme Hintergründe in sein Spiel zu integrieren (es seih denn, dies ist wirklich die künstlerisch beabsichtigte Wirkung...). Und wie so oft ist es auch hier vor allem eine Frage des Geldes. Und Adventures sind mittlerweile nur noch ein Nischenprodukt und haben auch deshalb bis heute überlebt weil der Entwicklungsaufwand in überschaubarem Rahmen bleiben kann.
Jede Animation kostet Zeit und Geld. Hintergrundanimationen in 2D verschlingen teilweise überraschend viel Zeit wenn sie gut in den Rest eingepasst werden sollen. Bei 3D Umgebungen ist, neben mangelnder Erfahrung der Entwickler, wohl auch häufig die Überlegung das in Aufwändig ausstaffierten Räumen auch sinnvolle Interaktionsmöglichkeiten, samt Synchro, zur Verfügung stehen müssen. Sonst fällt den Spielern unangenehm auf, dass alle Objekte, außer dem Spielrelevanten, am Regel festgeklebt sind.

Zu 3.
Spannung ist durchaus ein Element welches in gut erzähllte Geschichten gehört. Aber Geschicklichkeitseinlagen sorgen nur selten für Spannung da sie sich häufig fundamental vom restlichen Gameplay abheben und deplatziert wirken. Oftmals sind sie, wegen der mangelnden Erfahrung der Spieleentwickler in diesem Bereich, nicht sonderlich gut umgesetzt und sorgen hauptsächlich für Frust. Mittlerweile werden solche Einlagen aber in vielen Adventures eingesetzt, in der Hoffnung andere Käuferschichten zu erreichen. Meine Vermutung ist allerdings, dass man damit mehr konservative Adventurespieler vergrault als wirklich neue Kunden gewinnt. Da müsste wohl wirklich mal ein Spieleentwickler von den Erfahrungen damit berichten.
Der andere Punkt, das Sterben in Spielen, ist längst Gegenstand vieler Diskussionen. Von vielen Spielern wird der Tod des Charakters häufig als Strafe und damit als Abschreckend empfunden. Weshalb z.b. das Sterben in MMOGs immer geringere Folgen hat um möglichst wenig Spieler zu vergraulen und in Multiplayer-Shootern besteht häufig die einzige Strafe darin neu zu spawnen und eventuell im Ranking abzusinken. Bei einem Adventure hat das Sterben häufig eine viel gravierendere Folge: die Geschichte stoppt. Bei einem Genre welches maßgeblich vom Erzählen von Geschichten lebt, ist das eine geradezu drakonische Strafe. Natürlich könnte dies auch für Spannung sorgen indem der Spieler versucht den Tod zu vermeiden, doch der Schritt von Spannung zu Frust ist sehr, sehr klein.
Was zu einem weiteren Punkt führt. In Adventures hat das Sterben das Hauptfigur eine weitere Qualität die sich aus dem Gameplay begründet. In den alten Sierra Spielen konnte man als Spieler unvermittelt sterben wenn man die falschen Dinge ausprobierte. In aktuellen Spielen wird man aber für das Ausprobieren der absurdesten Dinge häufig noch mit witzigen Sprüchen oder lustigen Animationen belohnt. Natürlich nimmt solch ein Belohnungssystem den entscheidenden Stellen die Spannung, da es keine falschen Entscheidungen gibt. Hier die Figur dennoch in einigen Schlüsselszenen für das Ausprobieren des Spielers unvermittelt sterben zu lassen, und eventuell noch mit gravierenden Folgen wie Neuanfang, ist eher kontraproduktiv zur Belohnungserwartung, welche die Spieler im Verlauf des Spiels aufbauen. Was wieder dazu führt, das Spiele aufgrund einzelner Szenen übermäßig Kritisiert werden. Ich bin sicher das man den Tod der Spielfigur als Spannungselement auch erfolgreich in Adventures einbauen kann aber es bleibt trotzdem ein schmaler Grad (und die Baphomets Fluch Reihe hat es, meiner Meinung nach, an den meisten Stellen auch nicht richtig hinbekommen).

Zu 4.
Musik in Spielen wird allgemein zu wenig Beachtung geschenkt. Das ist in der Tat etwas wo Spieleentwickler von Filmen noch ungeheuer viel lernen könnten wenn sie vorhaben Spiele zu einer ernstzunehmenden Kunstform zu entwickeln. Aber auch hier setzt das Budget mal wieder Grenzen für die mögliche Entfaltung und Musik ist ein Punkt an dem auch Mittelmäßigkeit funktioniert. Schlechte Musik wird von den Spielern einfach abgeschaltet, herausragende Stücke und Situationen sind dagegen sehr aufwendig.
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Threepbrush
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Re: Was ich mir wünsche

Beitrag von Threepbrush »

Sequitur hat geschrieben:Oder es könnten Elemente wie in "Resident Evil" eingebaut werden, nichts spricht dagegen, auch mal Waffen zu tragen, die entsprechend zu benutzen sind. Es muß keine Splatter-Orgie werden, wo man, wie in Resident Evil, Horden von Untoten niedermetzelt.
Also als jemand, der alle Resident-Evil-Teile gespielt hat: Das scheint irgendwie ein langlebiges Vorurteil zu sein, dass man in den Spielen splattermäßig 'Horden von Untoten niedermetzelt'. Der Horror bei Resident Evil besteht meiner Meinung grad nich in Horden von Untoten...sondern darin, dass man nie weiß, hinter welcher Tür einer lauert.
Falls du übrigens mal ein Adventure mit wirklich guter Spannung spielen möchtest, versuch mal 'Scratches'...gibt es mitlerweile für'n Appel und 'n Ei...
Sequitur
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Re: Was ich mir wünsche

Beitrag von Sequitur »

Hi,
Was ich bisher so gespielt habe (nicht chronologisch):

- fast alle Myst Titel (ist inzwischen aber nicht mehr mein Geschmack)
- Beneath a Steel Sky ;)
- den ersten Teil von Sherlock Holmes (das mit dem Ohrring)
- Fahrenheit: das ist das Game, das ich oben meinte, als ich von blöder Knopfdrückerei in Action-Szenen sprach. Aber das ist eines der ganz wenigen Spiele, das gewisse Emotionen hervorrufen konnte. Jedenfalls bei mir.
- Black Mirror
- und gerade: Geheimakte Tunguska

Die fallen mir gerade so ein. Das eine oder andere Game könnte ich vergessen haben.

Tja, also ein rundumglücklich Adventure scheint wohl an der fehlenden Kohle zu liegen. Thema 3D: ich persönlich mag die reinen 3D Aventures übrigens nicht so, da ein Teil der Athmosphäre einfach weg ist, wenn die Grafik wie in Shootern aussieht. Ich habe mir mal einige Tests entsprechender Spiele hier angeschaut und beim Anblick karger Grafiken und z.B. sechseckiger Waschbecken, achteckiger Bäume etc. verging mir doch schnell die Lust. Tauglich werden die wohl erst mit der überübernächsten Rechnergeneration.

@Threepbrush:
Ich kenne die jedenfalls die ersten Resident Evil Titel. Gut, ganze Horden von Zombies mußte man da nicht killen (in einem späteren Teil, glaube ich, schon). Aber genug, um kein Adventure-Feeling mehr aufkommen zu lassen. Zumal die Rätsel dieser Reihe etwas dünn sind. Ist eben ein anderes Genre, nur meine Idee war, etwas davon in ein typisches Adventure zu integrieren. Scratches werde ich mir mal anschauen.

Was ist eigentlich von "Alone in The Dark" zu halten?
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neon
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Re: Was ich mir wünsche

Beitrag von neon »

Sequitur hat geschrieben: Tja, also ein rundumglücklich Adventure scheint wohl an der fehlenden Kohle zu liegen.
Nein, das liegt mehr an den individuellen Ansprüchen des jeweiligen Spielers. Gerade Black Mirror und Geheimakte Tunguska sind in den letzten Jahren sehr gut bei den Adventure-Spielern angekommen. Allerdings gebe ich Dir Recht, dass die eierlegende Wollmilchsau bis jetzt noch nicht dabei war. Ich setze da große Hoffnungen auf 'A Vampyre Story', das heute offiziell erscheint.

Der letzte große Knaller war 'Edna bricht aus', allerdings darf man da grafisch keine Wunder erwarten. Der Titel glänzt mehr durch seinen Humor, die Story und die Charaktere.

Was ist denn in Deinen Augen das rundumglücklich Nicht-Adventure?
"Ich habe mich so gefühlt, wie Sie sich fühlen würden, wenn sie auf einer Rakete sitzen, die aus zwei Millionen Einzelteilen besteht - die alle von Firmen stammen, die bei der Regierungsausschreibung das niedrigste Angebot abgegeben haben"

- John Glenn nach der ersten Erdumrundung 1962
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Re: Was ich mir wünsche

Beitrag von Nikioko »

Sequitur hat geschrieben:Hallo,
ich bin neu hier und wollte mich mal über die mögliche Entwicklung von Adventures auslassen. Bisher habe ich überwiegend, aber nicht nur, Taktik-Shooter gezockt, allerdings faszinieren mich gute(!) Adventures in letzter Zeit immer mehr. Einige habe ich bereits durchgespielt und inzwischen hat sich bei mir ein gewisser Wunschzettel herauskristalisiert, der aus den Defiziten der bisherigen Titel entstanden ist.

Auch auf die Gefahr hin, dass hier keine Entwickler mitlesen, hätte ich folgende Ideen:

1. Ich finde, dass sich auch in diesem Genre der Handlungsablauf immer mehr angleicht. Im Grunde bestehen die meisten Adventures aus mehr oder minder schön gestalteten Backgrounds und oft gleich wirkenden Rätseln. Vor allem die sog. Logikrätsel, die oft unzusammenhanglos ins Spiel eingestreut sind, gleichen sich. Ich finde, wenn schon Logikrätsel, dann sollten sie eng mit der Handlung und der Umgebung verwoben sein, sonst wirken sie zu aufgesetzt. Wenn man in die Gestaltung der Rätsel soviel Kreativität einbringen würde wie in die Hintergrundgrafiken, das wäre schon nicht schlecht.
Da muss ich Dir teilweise Recht geben, dass einige Rätsel echt an der Realität vorbei ist. Vor allem, wenn man einen bestimmten Gegenstand für etwas nutzen muss, wo ein anderer Gegenstand in der Realität denselben Zweck erfüllt hätte, aber im Spiel nicht funktioniert. Hier wäre also vor allem noch Bedarf beim Durchdenken alternativber Lösungen, auf die der Spieler kommen könnte. Generell ist das Rätseldesign aber nicht schlecht: die meisten Spiele bieten Rätsel verschiedener Schwierigkeitsstufen, auch wenn die Tendenz immer mehr zu massenkompatiblen einfachen Rätseln oder Geschicklichkeitsspielen neigt.
2. Leblose Spielwelten. Gerade bei Adventures, die keine so großen Hardwareanforderungen haben wie 3D Games, könnte die Spielwelt mit mehr Leben bereichert werden. Ob das nun hüpfende Frösche im Busch, Vögel und anderes Getier im Wald oder belebte Straßen in einer Stadt sind, es muß einfach mehr los sein. Ich meine, die Rechner geben es inzwischen her. und wo steht geschrieben, das ein Adventure auch auf einer 800 MHz Möhre aus dem letzten Jhd. laufen muß?
Ich weiß ja nicht, was Du so an Adventures gespielt hast, aber schon das legendäre Simon the Sorcerer 1 hat mit viel Hintergrundaktivität agewartet: da mal ein Hirsch an einer Klippe, dann ein Mäusebussard, der seine Beute fängt etc. Aber auch neue Spiele sind nicht davon frei: Perry Rhodan hat sehr viel Hintergrundaktivität, die Du sogar einstellen kannst. Was mich wesentlich mehr stört ist, dass die Spiele heute alle so glatt und steril aussehen. Ich habe mir am Wochenende noch mal wieder The Lost Files of Sherlock Holmes 2 reingezogen, und da wirkten die Grafiken wesentlich lebensechter, was nicht allein an den gefilmten Schauspielern liegt. Und das Spiel ist 10 Jahre alt und kommt mit 520 MB auf einer CD aus. Hinweisen möchte auch noch auf so schöne Sachen wie Schneefall in Syberia 2.
3. Spannung. Ich finde, das Element der Spannung fehlt bei vielen Adventures nahezu völlig. Soundtracks, Umgebungsgeräusche, eine gute Story, aber auch gut animierte Zwischensequenzen können nur Atmhosphäre erzeugen, aber keine Spannung. Der Protagonist / die Protagonistin eines Adventures muß auch mal das Leben lassen können, wenn man zu unvorsichtig ist. Oder es könnten Elemente wie in "Resident Evil" eingebaut werden, nichts spricht dagegen, auch mal Waffen zu tragen, die entsprechend zu benutzen sind. Es muß keine Splatter-Orgie werden, wo man, wie in Resident Evil, Horden von Untoten niedermetzelt. Aber gezielt eingesetzt, würde sowas für mehr Spannung und Abwechslung sorgen. Oder warum nicht mal Szenen einbauen, in denen es auf Geschicklichkeit ankommt und man, wie eine gewisse Frau Croft ;), an Abgründen oder über Seile balancieren muß? Ich stelle mir eine Art "Gleichgewichtsbalken" vor, der nach links oder rechts ausschlägt und wo man mit zwei Tasten entsprechend gegensteuern muß, um nicht zu fallen. Sowas in der Art eben. Oder Kampfszenen. Allerdings mit einer guten Steuerung, die man sich bei entsprechenden Spielen abgucken kann. Nur nicht so eine hirnlose links-rechts-rechts-oben-unten-links Knöpfedrückerei wie bei diesem filmartigen Adventure, dessen Name mir grad nicht einfällt. Jedenfalls, wenn man das alles nicht zu schwer macht, dann kann es für Abwechslung sorgen, ohne das Frust aufkommt.
Sterben im Adventure? No way! Ich finde Adventures so bereits spannend genug. Überflüssige Kämpfe wie in Dreamfall gehören nicht in ein Adventure. Spannung kann man auch erzeugen durch mysteriöse Gestalten, die über den Flur laufen etc. Schau Dir mal einen Film von Hitchcock an: des ist Spannung pur, aber der Spannungsbogen setzt in aller Regel nicht auf einem Kampf oder eine Flucht, sondern auf subtilen Elementen auf. Schon mal Call of Cthulhu gespielt? Dann weißt Du, dass der Horror nicht durch das Sehen von Monstern zustande kommt, sondern durch ein Grauen von innen, von dem man nicht weiß, was es ist, sondern nur die Folgen sieht. Kennst Du den Film Event Horizon? Ganz große Klasse, was Spannung angeht.
Zu diesem gesamten Absatz von Dir, kann ich also nur ein ganz klares NO WAY posten und hoffen, dass sich kein Entwickler diese Flausen in den Kopfsetzen lässt. Dafür gibt es andere Spielgenres, die ich nicht spiele.
4. Mehr Musik, und zwar auch situationsbezogen, so wie es in Filmen gemacht wird. Gute Musik kann viel mehr Emotionen, aber auch Spannung hervorrufen als es allein der Ablauf in einem Adventure könnte. Überhaupt sind Emotionen ein wichtiger Aspekt, um sich mit der Hauptperson eines Adventures zu identifizieren. Man muß mit dem Protagonisten leiden, sich mit ihm freuen etc. All das kann gute Musik zumindest teilweise unterstützen.
Schon mal was von iMuse gehört? Oder schon mal Baphomets Fluch gespielt? Da kommt nämlich genau das vor.
Ich finde, dieses Genre könnte noch viel besser ausgereitzt werden und hat noch eine Menge Potential, wenn es nur genutzt werden würde. Bisher sind, wenn überhaupt, immer nur Ansätze zu sehen.
Klar, besser geht immer, aber das größte Defizit an immersion sehe ich derzeit ehrlich gesagt am Rätseldesing und an der Ausarbeitung der Charaktere. Die sind mir häufig sehr blass und aauch ganz schnell wieder vergessen. Wie hieß noch mal der Protagonist aus Nibiru? Keine Ahnung, während mir ein Guybrush Threepwood oder Bobbin Threadbare im Gedächtnis geblieben sind.
Anderer großer Schwachpunkt ist die Sterilität: es mus ja alles in 3D gemacht werden, wo dann solche "Perlen" wie Simon 3D raus kommen. Ich kenne einige Spiele ohne 3D, z. B. das oben angesprochene Sherlock Holmes, das mit seinen 2D-Grafiken deutlich mehr Immersion erzeugt, vor allem aber auch, weil die Story durchdacht ist und überzeugt.
Gutes Beispiele für ein 3D-Adventures sind The Longest Journey und Discworld Noir, aber die sind auch schon fast 10 Jahre alt. Aber was zeichnet sie aus? Story statt sinnlose lineare Aneinanderreihung von Rätseln.
Sequitur hat geschrieben:Hi,
Was ich bisher so gespielt habe (nicht chronologisch):

- fast alle Myst Titel (ist inzwischen aber nicht mehr mein Geschmack)
Ich bin auch kein Fan von Myst. Anfangs geniale Grafiken einer fantastischen Welt, aber mittlerweile kann das jedes Andere Spiel auch.
- Beneath a Steel Sky ;)
Sehr schön da hast Du doch schon ein Spiel, in dem man sterben kann.
- den ersten Teil von Sherlock Holmes (das mit dem Ohrring)
Ist nicht der erste Teil. Weder insgesamt noch von der aktuellen Serie, die mit dem "Geheimnis der Mumie" anfängt. Aber ich finde die aktuelle Serie im Vergleich zur "The Lost Files of Sherlock Holmes"-Serie von EA auch ziemlich lahm: da fehlt jede menge Herzblut, das victorianische England einzufangen.
- Fahrenheit: das ist das Game, das ich oben meinte, als ich von blöder Knopfdrückerei in Action-Szenen sprach. Aber das ist eines der ganz wenigen Spiele, das gewisse Emotionen hervorrufen konnte. Jedenfalls bei mir.
Ein Spiel, das ich aufgrund der genannten "Knopfdrückerei" nicht spiele
- Black Mirror
Und noch ein Spiel, in dem man Sterben kann. Und ein Spiel, dass die von mir angesprochenen "cthulhoiden" Horrorelemente enthält: Irgendwas geht vor, aber man weiß nicht was. Spannung pur also.
- und gerade: Geheimakte Tunguska
1 oder 2? Egal, nettes Spiel, aber für mich in zu hohen Tönen gelobt.
Die fallen mir gerade so ein. Das eine oder andere Game könnte ich vergessen haben.

Tja, also ein rundumglücklich Adventure scheint wohl an der fehlenden Kohle zu liegen. Thema 3D: ich persönlich mag die reinen 3D Aventures übrigens nicht so, da ein Teil der Athmosphäre einfach weg ist, wenn die Grafik wie in Shootern aussieht. Ich habe mir mal einige Tests entsprechender Spiele hier angeschaut und beim Anblick karger Grafiken und z.B. sechseckiger Waschbecken, achteckiger Bäume etc. verging mir doch schnell die Lust. Tauglich werden die wohl erst mit der überübernächsten Rechnergeneration.
Oh, da empfehle ich Dir mal Simon 3D. Da ist Kubismus ein Stilelement. ;-)
Es gibt aber viele schöne vorgerenderte 3D-Spiele: The Longest Journey, Discworld Noir und, etwas neuer, Syberia, Black Mirror und The Moment of Silence.
@Threepbrush:
Ich kenne die jedenfalls die ersten Resident Evil Titel. Gut, ganze Horden von Zombies mußte man da nicht killen (in einem späteren Teil, glaube ich, schon). Aber genug, um kein Adventure-Feeling mehr aufkommen zu lassen. Zumal die Rätsel dieser Reihe etwas dünn sind. Ist eben ein anderes Genre, nur meine Idee war, etwas davon in ein typisches Adventure zu integrieren. Scratches werde ich mir mal anschauen.

Was ist eigentlich von "Alone in The Dark" zu halten?
Oha, die ganz alten Kamellen. Alone in the Dark war ein schönes cthulhoides Actionadventure. Die Vektorgrafik war 1993 top, dürfte heute aber eher Lächeln hervor zaubern. Für mich insgesamt zu paranoid, die ganze zeit irgendwelche Wichte mit der Tommy umzunieten.
Aber kannst ja gern mal einen alten Powerplay-Test von damals anschauen:
http://www.kultpower.de/powerplay_testb ... hedark.jpg
Oder auch Alone in the Dark 2:
http://www.kultpower.de/powerplay_testb ... edark2.jpg

Bei kultpower kannst Du übrigens noch andere alte Ausgaben der Powerplay lesen. Schon spannend, wie die manche Spiele damals beurteilt haben.
How much wood would a woodchuck chuck if a woodchuck could chuck wood?
The only saw I saw was the saw I saw with.
Sequitur
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Re: Was ich mir wünsche

Beitrag von Sequitur »

Nikioko hat geschrieben: Sterben im Adventure? No way! Ich finde Adventures so bereits spannend genug. Überflüssige Kämpfe wie in Dreamfall gehören nicht in ein Adventure.
Gut, da kann man geteilter Meinung sein.
Spannung kann man auch erzeugen durch mysteriöse Gestalten, die über den Flur laufen etc. Schau Dir mal einen Film von Hitchcock an: des ist Spannung pur, aber der Spannungsbogen setzt in aller Regel nicht auf einem Kampf oder eine Flucht, sondern auf subtilen Elementen auf.
Absolut. Subtiler Horror (oder zumindest Spannung), sowas ist genial. Funktioniert aber nur, wenn es wirklich gut umgesetzt wird. Der rufende Kauz (ich meine das Eulentier, keinen alten ;)) bei Dämmerung vor einer einsamen Hütte bringt es dann doch nicht mehr.
Schon mal Call of Cthulhu gespielt?
Nö, das kann ich nichtmal aussprechen. ;)
Schon mal was von iMuse gehört?
Ich kenne nur fmod.
Anderer großer Schwachpunkt ist die Sterilität: es mus ja alles in 3D gemacht werden, wo dann solche "Perlen" wie Simon 3D raus kommen.
Wie gesagt, das sehe ich auch so. Ein Adventure verliert durch die eigentlich immer noch recht detailarme 3D Darstellung viel Charme. Da sind wohl noch ein paar Rechnergenerationen nötig, bis 3D wirklich überzeugen kann.
- Beneath a Steel Sky ;)
Sehr schön da hast Du doch schon ein Spiel, in dem man sterben kann.
Hm, ich kann mich nicht erinnern, da gestorben zu sein. Ist aber auch schon ca. 500 Jahre her.
- und gerade: Geheimakte Tunguska
1 oder 2? Egal, nettes Spiel, aber für mich in zu hohen Tönen gelobt.
Teil 1. Ja, ich finde das auch nicht schlecht. Aber was mir gleich negativ aufgefallen ist, sind diese logischen Knopfdrück-Rätsel, beispielsweise in dem verstecken Raum im Zug. Die finden sich offensichtlich in so gut wie jedem Adventure. Wenn den Entwicklern nix einfällt, dann packt irgend ein "drücke-die-Knöpfe-in-der-richtigen-Reihenfolge"-Rätsel ins Gameplay.
Oh, da empfehle ich Dir mal Simon 3D. Da ist Kubismus ein Stilelement. ;-)
Wie gesagt, reine 3D Adventures sind nix für mich.
Es gibt aber viele schöne vorgerenderte 3D-Spiele: The Longest Journey, Discworld Noir und, etwas neuer, Syberia, Black Mirror und The Moment of Silence.
Syberia soll gut sein. Gibts da nicht auch schon zwei Teile von?
Was ist eigentlich von "Alone in The Dark" zu halten?
Oha, die ganz alten Kamellen.
Ganz alte Kamellen? Da gibt es einen ziemlich neuen Teil von. Oder den wird es demnächst geben. Ich war gestern Abend noch auf der Website. Ist aber auch mehr Geballere als Adventure, allerdings ganz nett gemacht.
hrast85
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Registriert: 24.05.2007, 19:39

Re: Was ich mir wünsche

Beitrag von hrast85 »

Aktuelle Spiele, wie Crysis, oder Mass Effect zeigen, aber dass auch 3D-Engines derzeit in der Lage sind glaubwürdige und fantastische Welten, in 3D in Echtzeit gerendert werden können. Da leigen also keine Rechnergenerationen dazwischen, sondern eher der Nachholebedarf der Entwickler, aber auch des Spielemarktes( um einen höheren Adventureabsatz zu ermöglichen und so deren Budget aufzustocken)

Alone in the Dark hat ja eigentlich gar nix mit Adventures zu tun. Falls du diese Art von Spielen magst, kann ich dir aber Dead Space empfehlen.

Sind das Sterben, Action- und geschicklichkeit-einlagen ordentlich ins Spiel integriert, so können diese eine echte Bereicherung darstellen, genauso wie Schleichszenen. Leider hapert es derzeit an der Umsetzung. So sind Actionelemente meist, träge und kompliziert zu steuern.
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