Onkel Donald hat geschrieben:
Ich habe "The Longest Journey" gespielt, und es hat mir wirklich nicht sonderlich zugesagt - allerdings nicht wegen der verschiedenen Ebenen, da die ja alle mehr oder weniger "exotisch", sprich: nicht wirklich realistisch waren. Ich fand einfach die erzählte Geschichte wenig ansprechend - ich hatte den Eindruck, da wollte jemand gerne anspruchsvoller sein, als es die Materie hergab.
Und Monkey Island ist deutlich realistischer, oder was?
Die Materie hat einiges hergegeben, auch wenn man fairerweise sagen muss, dass große Teile der Story geklaut waren.
Mit Zeitreisegeschichten habe ich kein Problem, die können sehr reizvoll sein, wenn sie gut gemacht sind. (Das Remake von "Time Machine" war z. B. m. E. nicht gut gemacht.)
Da gabs ein Remake?
Nein, im Ernst, das war einer der wenigen Filme, bei denen ich froh war, das ich ihn nur ausgeliehen hatte. Die ganze Aussage Welles' war verschwunden. Apropos, Krieg der Welten mit Tom Cruise war genauso schlimm, und über die Neuverfilmung von The Day the Earth Stood Still reden wir besser gar nicht...
Nikioko hat geschrieben:Es geht ja nicht um ein offenes Ende, sondern um den Cliffhanger einer möglichen Fortsetzung.
Cliffhanger sollten meiner Meinung nach bei PC-Spielen aufgrund der langen Entwicklungszeit und unsicheren Produktionslage ein absolutes Tabu sein.
Naja, Cliffhanger ist vielleicht auch das falsche Wort. Ich meinte mehr eine Art Teaser, der Raum für eine eventuelle aber nicht zwingend notwendige (oder heißt das jetzt wie bei aufwendig jetzt auch "notwändig"?) Fortsetzung lässt.
Das kann man bei Fernsehserien oder Romanen machen, wenn a) feststeht, dass die Fortsetzung auch wirklich kommt und b) man nicht nach vielen Stunden Rätseln und einer relativ hohen Summe Geld (MI2 war damals für einen Schüler wirklich sehr teuer, aber das brauche ich dir ja bestimmt nicht zu erzählen) den Spieler unbefriedigt und völlig in der Luft hängend zurücklässt.
Ich hing ehrlich gesagt nicht in der Luft fest, auch wenn ich Hunger auf mehr hatte. Die Handlung des Abenteuers war (scheinbar) abgeschlossen: Der Held hat seines Erachtens gewonnen, und nur der Zuschauer bekommt im Outro den Eindruck, dass die Gefahr vielleicht noch nicht gebannt ist.
Das schließt ja nicht aus, dass man eine Perspektive für eine Fortsetzung offenlässt - gut gelöst z. B. bei "Kyrandia 2", wo die eigentliche Handlung völlig aufgelöst wurde, nach dem Abspann jedoch der wieder zum Leben erwachende Malcolm gezeigt wurde.
Und genau so sehe ich das Ende von MI2 auch.
Oder das von dir in einem anderen Thread genannte "Sherlock Holmes: Rose Tattoo", in dem der Fall auch vollständig aufgelöst wurde, der große Drahtzieher aber entkommen konnte. (Hier haben wir auch den Fall einer geplanten, aber nicht mehr ausgeführten Fortsetzung - immer sehr schade.)
Sehe ich auch so. Die neuen Holmes-Adventures kommen in puncto Plot und Stimmung nicht annähernd an die EA Interactive Stories ran.
Ich bin da wohl ein bisschen andersartig - es sagen mir auch immer alle, MI4 sei schlecht, und es hat mir trotzdem gefallen...
Ich sage Dir, warum MI4 inhaltlich schlecht ist. Die ganzen technischen Sachen lasse ich mal außen vor:
Bei den ersten MI-Teilen ging es um einen humoristischen Umgang mit Piratenklischees. Man fühlte sich tatsächlich in einen dieser blauäugigen Piratenfilme reinversetzt. Diverse Anachronismen peppten das Ganze auf und wirkten sich dabei nicht nachteilig aus. MI4 allerdings ist eine Freakshow, die man am ehesten mit den Feuersteins vergleichen kann (auch wenn ich diese Serie mag): Konzepte unseres modernen Lebens wie Franchiseketten, Immobilienmakler, Erziehungsanstalten, Rechtanwaltskanzleien (im heutigen Sinne), Werbepromotion, Australier (!) etc. werden in eine andere Zeit portiert und dort als selbstverständlich hingenommen. Folge: Unsere moderne Gesellschaft wird in eine andere Zeit portiert, wodurch sie fremdlich wirkt. Auch ganz nett, aber nicht das ursprüngliche Konzept von MI und deswegen störend. Die Extras, die Stan beim Schiffsladen anpreist, die Hotline im Urwald, der abstellbare Wasserfall, die Papageienaudiobücher etc. waren noch Gags. Aber spätestens mit dem Themenpark mit Autoscooter und Achterbahn wurde die Grenze des Erträglichen überschritten, weshalb ich MI3 auch nur eingeschränkt empfehlen kann.