Ich hab die News gelesen das es Computerwürmer in deutschen Industrieanlagen gibt und natürlich endete das ganze wieder in dem leidigen Thema AKWs und es gab die üblichen Stammtischparolen. Sowas regt mich auf.
Ich hatte vor ein paar Jahren mein Praxissemester (hab ja E-Technik studiert) in einem Kraftwerk verbracht. Dort gab es ein strikte Trennung zwischen Intranet und Internet. Im Intranet waren z.B. die Rechner der Schaltwarte des Kraftwerks mit dem Rechner des Büros vom leitenden Ingenieur verbunden. Dadurch konnte er jederzeit aktuelle Messwerte und Protokolle abrufen oder umgekehrt Fahrpläne für den Regelbetrieb an die Schaltwarte senden. Dieses interne Netzwerk hatte aber keinerlei Verbindung nach draussen.
Für den elektronischen Schriftverkehr oder Recherchezwecke gab es spezielle Internetrechner. Aber wie ich schon sagte, die waren abgekapselt vom restlichen Netzwerk. Ein Angriff von draussen oder das einfangen von Viren/Würmern auf den Rechnern welche das Kraftwerk steuern war somit unmöglich.
Dazu sei gesagt das es kein AKW sondern nur ein Kohlekraftwerk war (sowie ein paar kleinere Anlagen wie z.B. Gasturbinen oder BHKWs). Wenn die aber schon solche Sicherheitsvorkehrungen haben dann werden AKWs das erst recht haben.
Im übrigen versteh ich sowieso die ganze Aufregung um AKWs nicht. Was wollen die 100.000 Leute die in Berlin demonstriert haben denn? AKWs sollen weg. Kohlekraftwerke sind ebenfalls auf deren Beliebtheitsskala nicht gerade weit oben. Wasserkraftwerke sind zwar okay aber es dürfen in Dtl. keine Staumauern mehr gebaut werden weil der Anstau zu gravierende Einschnitte in die Umwelt machen würde. Fusionskraftwerke....okay, hat auch mit Strahlung zu tun, wird also sicher auch abgelehnt. Außerdem gibt es da ja die 50 Jahre Konstante bis die Dinger fertig sein sollen. Was bleibt? Die regenerativen Energien. Ja, die halte ich auch für wichtig und sowohl meine Studien- als auch meine Diplomarbeit haben sich mit dem Thema beschäftigt (es ging um den Plan die komplette Universität/Campus über solche regenerative Energien zu versorgen - sowohl Wärme als auch elektrische Energie). Deshalb bin ich auch nicht so blauäugig und weiss das diese Form der Energieerzeugung in absehbarer die konventionellen Kraftwerke niemals ersetzen können. Sie können sie unterstützen und zum Energiemix beitragen aber mehr auch nicht.
Mal abgesehen davon, wissen die z.B. was eine Energiebillanzrechnung ist? Sie sollten sich mal solch eine Rechnung zu einer Photovoltaikanlage ansehen. Dabei muss unbedingt auch die aufgewendete Energie bei der Herstellung der Zellen mit eingebracht werden.
Atomstrom ist nun einmal mit die günstigste Variante der Energieerzeugung. Durch die Einspeisevergütung der regenerativen Energien und dem damit verbundenen EEG Beitrag auf der Stromrechnung erhöht sich diese natürlich. Aber was glaubt ihr wie sich die Stromkostenabrechnung erhöhen wird wenn wirklich komplett ausgestiegen sind? Ob Deutschland sich nun wirklich über die regenerativen Energien selbst versorgen kann und wir hohe Förderbeiträge zahlen oder ob der Atomstrom teuer aus dem Ausland hinzugekauft wird weils nicht reicht
ist dann egal. Und was teurer Strom für den Wirtschaftsstandort Deutschland bedeutet (siehe z.B. Stahlindustrie) kann sich jerder ausrechnen.
Das bringt mich zur nächsten Frage: glaubt wirklich einer das wenn wir als leuchtendes Beispiel voran gehen und aussteigen sich andere Nachbarländer ein Beispiel an uns nehmen? Im Gegenteil die bauen jetzt schon munter weiter AKWs und freuen sich auf den Tag an dem wir aussteigen damit sie ihren Atomstrom an uns verkaufen können (und genau das wird passieren). Um ehrlich zu sein hab ich lieber ein auf den neusten Stand der Sicherheitstechnik gebrachtes deutsches AKW direkt vor der Haustür als ein 250km entferntes in Osteuropa. Sollte was passieren macht die "Wolke" vor keiner Landesgrenze halt und die Wahrscheinleichkeit das hier bei uns etwas passiert schätze ich für deutlich geringer ein. Damit meine ich eine ECHTE Havarie. Kein schnöder Trafobrand welcher von den Medien als GAU aufgebläht wird und welcher immer wieder auftreten kann wenn im Trafobau BWLer die Entscheidungen treffen.
Ich war einmal in einem AKW zu Besuch und genau an dem Tag gab es dort hohen Besuch. Eine Delegation aus dem Ausland war zur Besichtigung gekommen. Es ging um den Auftrag zum Bau von mehreren AKWs. Dafür haben sie im Vorfeld mehrere Besichtigungstouren gemacht. Am Ende ging der Auftrag aber nicht an Deutschland (den Namen der Firma sag ich jetzt mal nicht aber viele gibt es da nicht) sondern an die Franzosen. Der Grund? Wir waren einfach zu teuer. Verglich man die Angebote so hatten wir einen höheren Sicherheitsstandard. Das bedeutet jetzt nicht das die AKW Neubauten der Franzosen unsicher sind sondern nur das wir zusätzlich redudante Systeme eingeplant haben - mehr als eigentlich nötig sind. Und Sicherheit hat eben ihren Preis. Jedenfalls wär ein neu errichtetes deutsches AKW nichts wovor man Angst haben muss. Das größte Sicherheitsrisiko sind wohl die Demonstranten und von ihnen sabotierte Bahnstrecken bei den Castortransporten. Da haben die AKW Betreiber geschlafen. Während die 100.000 Gegner in Berlin waren hätte man schnell ein paar dieser Transporte durchführen können.
Ich wär dafür das man die ganz alten AKWs wie geplant vom Netz nimmt und bei allen anderen die Laufzeiten erhöht. Zusätzlich sollten als Ausgleich 2-3 neue auf dem neusten Stand der Technik errichtet werden. Aber mit dem Wunsch steh ich wohl allein da. Auf die Straße brauch ich dazu auch nicht gehen und allein eine Menschenkette um den Reichstag bilden ist auch doof.
Nachtrag: Damit möchte ich nicht sagen das allein von Osteuropäischen AKWs Gefahr ausgeht. Da kann man auch über den großen Teich nach Amerika schauen. Wenn ein Überdruckventil im Reaktor nichts anderes macht als die Luft einfach an die Umwelt anbzugeben dann kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Oder man nehme den Fall mit der idiotischen Steueranlage. Da hat der Schaltwärter auf den Knopf zum öffnen eines Ventils gedrückt. Die Kontrollampe ging an und zeigte das Ventil sei offen - war es aber nicht. Da aber die Kontrollampe ging wurde der Fehler nicht dort gesucht. Was war passiert? Die Kontrollampe war direkt an den Schalter gekoppelt. Wurde dieser gedrückt ging sie an....ohne Rückinfo oder Kontrolle ob sich das Ventil wirklich geöffnet hat. Sowas gehört doch verboten. Bei unseren Anlagen ist alles doppelt und dreifach abgesichert. Es gibt für alle kritischen Bereiche redundante Systeme. Diese sind nicht nur räumlich weit voneinander getrennt - damit z.B. im Falle eines Brandes an einer Stelle nicht gleich alles ausfällt und die Ersatzsysteme an anderer Stelle auf dem Kraftwerksgeländer immer noch funktionieren - sondern bassieren auf unterschiedlichen Technologien. Da gibt es z.B. eine mechanische und eine elektronische Lösung für die gleiche Aufgabe. Fällt die Elektronik aus kann man noch immer auf die mechanische Lösung zurückgreifen. Hinzu kommt noch das für Ersatzsysteme nie Bauteile aus der gleichen Charge bzw. dem gelichen Hersteller verwendet werden. Hatte diese z.B. einen noch unbekannten Produktionsfehler so kann immer nur ein Gerät betroffen sein weil das Ersatzgerät von ganz woanders her stammt. Dann gibt es die Schulungen. Da gibt es z.B. den 4-Schichten Betrieb. Während drei Schichten das Kraftwerk betreiben ist die vierte Schicht ständig mit Schulung und dem Proben vom Ernstfall beschäftigt. So könnte ich hier noch einige Sicherheitsvorkehrungen aufführen die es in unseren AKWs gibt und ich kann nur wiederholen das ich mich bei einem AKW auf diesem hohen Standard sicherer fühle als bei einer Anlage aus dem Ausland.