Also, habe dieses Wochenende auch endlich Still Life durchgespielt und wollte auch einmal kurz meine Meinung zu diesen Spiel rein schreiben (auch wenn dieser Thread schon ein bisschen älter ist).
Rätseltechnisch war soweit alles Ok (bis auf dieses Backrätsel), auch wenn ich gelegentlich dass Gefühl hatte, dass den Programmierer zeitweise die klassischen Rätsel ausgingen und sie deshalb immer wieder Denksportaufgaben der Marke "the 7th Guest" reinbringen mussten.
Leider hat die durchschnittliche bis schlechte deutsche Sprachausgabe viel von der tollen Atmosphäre kaputtgemacht (besonders dieser eine Sprecher, welche sämtliche Nebenrollen mit der selben monotonen Stimme gesprochen hat).
Doch kommen wir zum wichtigsten Punkt, die Handlung.
Diese war eigentlich sehr gut, die Inszenierung sogar hervorragend (was Atmosphäre und Bilder, sprich Optik betrifft, sind die Franzosen sowieso, egal ob Film oder Computerspiel, absolut klasse.) Die unlogischen Szenen, welche zu beginn dieses Thread erwähnt wurden, erfand ich persönlich eigentlich als ziemlich schlüssig und nachvollziehbar.
So z.B. Millers Auftritt in der Vergangenheit. Diese Überblendung in die Gegenwart mit seiner Person sollte ja gar nicht dazu dienen ihn verdächtig zu machen, bzw. ihn als Mörder da zustellen, wie es der Autor dieses Thread annahm, sondern lediglich künstlerisch den Zuschauer von der Vergangenheit in die Gegenwart leiten. Vicky ist in ihren Gedanken noch in der Vergangenheit (sie ließt das Tagebuch ihres Großvaters), doch in der Gegenwart betritt Miller just in diesen Moment das Zimmer, so dass sich die Vergangenheit und Gegenwart für einen kurzen Moment in Vicky Bewusstseins überschneiden. Das ist so ähnlich wie, wenn jemand im Schlaf angesprochen wird, und der Träumende diese als Teil des Traumes wahr nimmt. Vickys Gedanken sind im Buch, und plötzlich kracht Miller in der Gegenwart in dass Zimmer. Alles, wie gesagt, sehr künstlerisch

(Hoffe ihr versteht, was ich damit meine.)
Das Gus übersinnliche Visionen hatte, fand ich jetzt auch nicht besonders schlimm (Lucas Kane in "Fahrenheit" leidet ja auch von Anbeginn darunter), zudem schreibt Gus ja auch gleich in sein Tagebuch, dass er diese Gabe besitzt. Sie machten die Mörderjagt sogar gleich etwas mysteriöser. Und dass es sich bei diesen Spiel um keinen absolut realistischen Krimi, der Marke "CSI" handelt, sondern mehr um einen Mystery-Thriller, sollte schon beim Anblick des Mörders im Intro klar sein.
Kommen wir zum Mörder selber. Persönlich finde ich es gut, dass seine Identität am Ende nicht wirklich geklärt wird. So verpufft seine mysteriöse Erscheinung wenigstens nicht zum Schluss, nach dem Motto : "Ach, darunter war ja es nur Miller, Richard bzw. Ackermann". Er bleibt bis zum Ende Mysteriös, sein Tod mit eingeschlossen, und behält so auch mit Spielende seine Bedrohlichkeit. Man kann nie wirklich sicher sein, wer oder was er war, und ob es wirklich vorbei ist.
So funktionieren die meisten guten Thriller: die Gefahr scheint gebannt, doch irgendwie bleibt im letzten Moment des Filmes eine Spur von Bedrohung.
Was die Theorie mit einen unsterblichen Ackermann betrifft, so finde ich die doch etwas gewagt, da es im Spiel nirgends einen konkreten Hinweis auf so ein Ritual gibt.
Persönlich schien es mir so, dass Ackermann seine Wut auf Frauen (er gab seiner Mutter die Schuld an den Missbrauch durch den Vater. Wer weiß, vielleicht war sie selber ja auch kein Kind von Traurigkeit) darin auslebte, dass er seine Aggressionen sowohl mahlte, als auch in der Wirklichkeit an den Prostituierten auslebte
.Sein Vater sorgte anschließend durch Bestechung der Behörden dafür, dass seine Taten nie an die Öffentlichkeit kammen.
Die Versammlung der maskierten Herren, welche im Buch beschrieben wird, klingt zwar mysteriös, aber konnte wirklich alles mögliche sein.
Ein Club gelangweilter "englischer Gentlemans", die unter der Anomytät der Masken sich ihrer Perversion, den Rausch von Drogen, hingaben, ein exklusiver Geheimclub sozusagen. Natürlich könnte es auch ein Club Satannisten sein, welche heidnische Rituelle fabrizieren. Eine Mischung aus beiden? Tatsache ist nur, dass Ackermann Mitglied dieses Clubs war, und von dort auch sein Kostüm bekam, bzw. sich davon inspirieren ließ.
Da dieser Club aber auch in der Gegenwart existiert, denke ich persönlich, dass es sich wirklich nur um einen exklusiven Club handelte, dessen Mitglieder sich frei ihren persönlichen (SM)Gelüsten und Perversionen hingeben konnten. Vielleicht sogar Drogen konsumiert haben. Und dass der Mörder aus diesen Reihen stammt. Sollte es sich dabei um einen unsterblichen Ackermann handeln, tauchen im Spiel keine Hinweise darauf auf. Sieht man einmal von den Titel „Still Life“ und der äußeren Ähnlichkeit zwischen Richard und Ackermann ab.
Zurück zur Identität des Mörders. Ist euch schon einmal der Gedanke gekommen, dass der Mörder jemand war, den Vicky während ihrer Unersuchung überhaupt nicht begegnet ist?
Es könnte einer der Mitglieder sein, der sich lediglich von Ackermanns Werken "inspirieren" ließ.
Eine bisher völlig unbekannte Person, welche im Leben von Vicky keine Rolle spielte, ihr nie begegnet ist, und somit sein Gesicht auch für die Handlung nicht grundbedeutend ist. Schließlich scheint unsere taffe FBI-Agentin selbst nach dem Tod (?) des Mörders keine Person zu vermissen. Ob er nun lebt oder tot ist, wird sie niemals erfahren, solange es keine weiteren Morde gibt. Und dass keine Leiche auf den Grund einen großen Flusses gefunden wurde, heißt noch lange nicht, dass es keine Leiche gibt.
Soviel zu meiner Meinung,
Schöne Grüße,
maek01