Emília Fritz hat geschrieben: ↑27.04.2025, 16:25
Wenn Leute den Holocaust verharmlosen, und nichts anderes ist der Vorschlag eines Wohlfühlendes in einem fiktiven Anne-Frank-Spiel (oder überhaupt eines Spiels darüber), dann reden wir nicht mehr über Meinungen, sondern über eine Straftat. Und wenn du das Bild vom schmalen Grat bemühen willst, dann sind diese Leute die Schlucht bereits runtergestürzt.
Ich habe mit anderen Leuten über diese Diskussion gesprochen und es haben alle von sich aus gesagt: Der Gedanke an ein Anne-Frank-Spiel ist pervers. Und das wäre es auch noch, es ein unbekanntes, fikives Opfer wäre
Versetze dich mal in die Lage von jemanden, der Angehörige im KZ verloren hat, egal welche Gruppe, und der diese Diskussion verfolgt. Der Vorschläge von einem Anne-Frank-Spiel mit alternativen Wohlfühlende liest. Derjenige muss den Glauben an die Menschheit ein zweites Mal verlieren. Für sojemanden wird diese Diskussion samt Vorschlägen, wie man Anne Franks Leben und ihr Lebensende verschönern / umdichten kann, sehr verletztend sein. Ich finde es - Entschuldigung für die drastische Wortwahl - einfach nur zum Kotzen.
Ich verstehe dich. Wohlfühl-Ende oder Verwischerei von Tatsachen sind hier gewiss fehl am Platz. Außerdem ist es mindestens gefährlich überhaupt über so etwas halbgar nachzudenken.
Aber: Das ist kein exklusives Problem vom Medium Computerspiele. Für jedes Medium sind diese Überlegungen gleich kritisch.
Andere Medien als die klassischen eröffnen neue Erzählräume.
Hier ein bekannter Comic:
https://de.wikipedia.org/wiki/Maus_%E2% ... erlebenden
Hier nochmal ein Zitat aus einem zuvor verlinkten Artikel von einem Spieleentwickler, der sich an das Thema herangetraut hat - einfach um auch mal diese Perspektive zu Wort kommen lassen:
https://www.dw.com/de/wie-games-an-den- ... a-65594067
Spieleentwickler Luc Bernard hat geschrieben:Je weiter wir uns vom Holocaust entfernen, desto schwieriger sei es, ein gesellschaftliches Bewusstsein für den Massenmord an Jüdinnen und Juden zu schaffen, meint Bernard. Über sein Spiel will er insbesondere junge Menschen auf das Thema aufmerksam machen Man müsse mit den Inhalten zu ihnen und in ihre Lebenswelten kommen, anstatt zu hoffen, dass sie von sich aus ins Museum gingen oder Gedenkstätten besuchten, sagt er.
Ich für meinen Teil bin ein Computerspiel-Optimist. Ich glaube dieses Medium hat das Potential jedwedes Thema aufzugreifen und zu verarbeiten mit dem Respekt, das es verdient.
Wir verknüpfen schon jetzt viele (Kindheits)erinnerungen damit. Wir werden zum Lachen gebracht. Uns wird das Fürchten gelehrt. Wir leiden mit den Figuren. Wir werden zum Nachdenken angeregt. Und das auf interaktive Weise seit vielen Jahren.
Ich lehne ein Spiel über den Holocaust, oder Anne Frank im speziellen nicht kategorisch ab.
Die Zukunft wird vielleicht zeigen, ob es gelingen kann. - Es wäre keine leichte Aufgabe.