Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Hier geht es einfach nur um Adventures!
Benutzeravatar
Robbit
Hobby-Archäologe
Hobby-Archäologe
Beiträge: 177
Registriert: 02.06.2007, 11:26

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von Robbit »

realchris hat geschrieben:Mir würde da ein aktueller Endzeittitel einfallen. Ich habe ja bei manchen Veröffentlichungen den Verdacht, dass es nur um die Förderung geht und das Spiel an sich nur dazu benutzt wird diese einzustreichen. Ich weiß nicht wie da die rechtliche Lage ist. Muss man die Förderung später zurückzahlen oder ist das ein staatliches "Geschenk" für die Spieleentwicklung?
Die Fördergelder, für die auch Spieleprojekte in Frage kommen, gibt es in Form von Darlehen mit unterschiedlichen Tilgungsmodellen. In der Regel bedeutet das einen günstigen Zinssatz und ein paar tilgungsfreie Jahre. Die Filmförderung kennt zwar auch Zuschüsse die nicht zurückbezahlt werden müssen aber dafür kommen Spiele in der Regel nicht in Frage da diese Zuschüsse schon sehr spezifisch sind. Wer weiß ob das für Geheimakte 3 nicht doch geklappt hat?
creeping deathaaa
Adventure-Gott
Adventure-Gott
Beiträge: 3846
Registriert: 18.03.2004, 15:22
Wohnort: 69514 Laudenbach

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von creeping deathaaa »

Ich will mich jetzt gar nicht großartig soziologisch mit der Problematik, die schon etliche Male in den letzten Jahren diskutiert wurde, befassen; möchte aber zumindest auf einige Aspekte eingehen, ausgehend von folgendem Kommentar in den News:
Adven hat geschrieben:Eine Sache, die dem Adventure wirklich gut tun würde, wäre ein höheres Maß an "Interaktivität", nenn' ich es jetzt mal. Es wird größtenteils halt eine Geschichte runtergespult und das war's. Antwortmöglichkeiten haben wenig bis keinen Einfluss auf den Verlauf, Handlungen erst recht nicht. Einmal durchgespielt hat man schon alles gesehen und außer den nun ja schon gelösten Rätseln gibt es kein Gameplay, an dem man seinen Spaß haben könnte.
Die moderne Gesellschaft ist eine Gesellschaft permanenter Beschleunigung, alles muss schnell gehen und nächstes mal am besten noch schneller. Das spiegelt sich kulturell vielerlei wieder, man betrachte dazu z.B. die Entwicklung der Anzahl von Filmschnitten. Die gängigen "Mainstream-Spiele" befriedigen genau dies. Unkomplizierte Steuerung (insbesondere auch "Echtzeitkontrolle"), Spielfluss wird nie gestört, Ziel ist mehr oder weniger immer klar, größeres Gefühl von Spielfreiheit, Handlungen haben direkte Auswirkungen, Spiel gibt permanent Adrenalin-Kicks usw.
Das kann das klassische Adventure nicht liefern. Das ist quasi die Zigarre unter den Genres, eine antiquierte, entschleunigte Form des Spielerlebens bzw. -genießens.
Nun könnte man den Weg gehen, den ein Fahrenheit oder Heavy Rain gegangen sind: die große Stärke des Adventures nehmen, die sonst kein Genre in der Form liefern kann (Story- und Charakterentwicklung), und das ganze richtig schön mit leichten, schnellen (Geschicklichkeits)Rätseln aufpimpen. Das hat dann natürlich mit dem klassischen Adventure kaum mehr etwas zu tun.

Beides wird man imo also nicht unter einen Hut bekommen. Entweder man gibt sich als Indie-Entwickler einer Sparte zufrieden, die eben nicht (mehr) Mainstream ist, oder man "tunt" das Adventure so sehr, dass es eben keins mehr ist.


Noch eine andere Zwischenanmerkung/Fantasie: was ich mir persönlich noch vorstellen könnte, wäre eine Filmkopplung.
Das Adventuregenre hat so viele, geniale Geschichten erzählt, dass ich diese unbedingt auch mal als Film erleben möchte. Vielleicht hat ja jemand mal den Mut zu einer entsprechenden Verfilmung und das ist dann eine kleine Initialzündung für Adventureverfilmungen, sowohl rückwirkend als auch zeitnah zur neuen Spielveröffentlichung. Auch zu Bout wäre sowas doch denkbar. "Einfach" einen kleinen Animationsfilm zum Spiel (oder umgedreht), die sind ja schließlich seit Jahren ein Publikumsmagnet, und besser kommt man wohl auch nicht so schnell an junge, unverbrauchte Generationen ;).
Naja, bei aller nüchterner Rationalität darf man doch auch mal ein bisschen rumspinnen. :mrgreen:

Das ganze ist natürlich ein Teufelskreislauf verschiedenster Aspekte. Und auch wenn dieser Kreislauf temporär/vereinzelt vielleicht durchbrochen werden kann: langfristig sieht's schlecht aus.
Benutzeravatar
JoeX
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 6210
Registriert: 15.09.2009, 16:34
Wohnort: Asgaard

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von JoeX »

creeping deathaaa hat geschrieben: die große Stärke des Adventures nehmen, die sonst kein Genre in der Form liefern kann (Story- und Charakterentwicklung)....

Das können Rollenspiele aber teilweise sogar besser.
Video games ruined my life. Good thing i have two extra lives..........................
realchris
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7616
Registriert: 29.08.2007, 19:13

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von realchris »

die Entwicklung der Anzahl von Filmschnitten.
Kleines Off-Topic:

Eins muss ich bei Deinen Ausführungen, die ich sonst teile, jedoch korrigieren. Die Anzahl der Filmschnitte hat nichts mit dem Schnellerwerden der Gesellschaft zu tun, bzw. nicht mit dem durch Arbeitsbedingungen, neue Medien etc. oder Lebenswandel. Filme sind im Vergleich zu älteren Filmen wesentlich komplexer geworden - wie auch das Leben komplexer geworden ist - und verlangen mehr Aufmerksamkeit vom Zuschauer. Würdest Du einen Menschen aus den 80er Jahren in ein heutiges Kino beamen, würde er den Film nicht mehr verstehen bzw. Probleme bekommen, der Handlung zu folgen. Auch wenn viel Mist, möglicherweise sogar mehrheitlich Mist im Kino gesendet wird, sind Filme und Serien als Medium komplexer und anspruchsvoller in der Rezeption geworden. Das gilt übrigens auch für Computerspiele. Telltale arbeitet z.B. sehr gekonnt mit filmischen Codes. Die gab es früher quasi überhaupt nicht in Adventures. Ich würde sogar behaupten, dass Spiele mehr in Richtung Handlung als in Richtung Gameplay gewichtet werden. Man opfert quasi heue nicht mehr einem Rätsel das Plot, während man in der Vergangenheit das Plot verbogen hat, um noch ein bescheuertes Rätsel unterzubekommen. Schlechte Adventures machen das heute noch. Da werden Rätsel aneinandergereiht und am Ende ist das Spiel nur noch ne Kausalkette von stationären Puzzlespielen und Dialogrätseln, aber keine Geschichte mehr. Erst muss meiner Meinung nach die Geschichte stehen und überzeugen, erst dann kann man sie dekonstruieren und Rätsel einfügen.
Benutzeravatar
Neptin
Rätselmeister
Rätselmeister
Beiträge: 1604
Registriert: 22.09.2009, 17:57

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von Neptin »

Nur 12.000 verkaufte Exemplare für A New Beginning sind in der Tat verdammt wenig. Durch die leicht moralisierende Handlung war das allerdings schon im Vorfeld absehbar. Für Deponia und Satinavs Ketten kann man Daedalic nur viel Erfolg wünschen, ein Problem dürfte im kommende Frühjahr allerdings die Veröffentlichungsliste mit viel zu vielen hochwertigen Adventures auf einmal sein. Besonders bei einem kleinen Markt wie dem der Adventures kann das einfach nicht gut gehen. Von den beiden kommenden Titeln wird Satinavs Ketten sicherlich am erfolgreichsten, da die Marke Das Schwarze Auge einfach bei sehr vielen Spielern zieht und auch Käufer aus dem RPG-Bereich mit sich bringt. Im Artikel steht, dass Daedalic noch nicht den Weg von Deck 13 gegangen ist. Stimmt ja offensichtlich nicht ganz, wie letztens bereits berichtet wurde, denn offenbar arbeitet man ja schon einem Rollenspiel.

@DasAndereJan: Ich drücke fest die Daumen, dass es mit Steam klappt. TBoUT hätte den internationalen Durchbruch mehr als verdient.
Benutzeravatar
elevar
Logik-Lord
Logik-Lord
Beiträge: 1411
Registriert: 08.08.2007, 20:04

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von elevar »

@Neptin Das tolle bei ANB war ja das es eigentlich gar nicht moralisiert, obwohl man das bei Thema und Aufmachung natürlich erwartet. Ich stimme dir aber zu dass das Konzept sehr mutig und irgendwie experimentell war. Schade dass das dann nicht belohnt wird...
Well, it all started on Scabb Island. Some of my admiring fans had pressured me into telling my LeChuck evaporating story once again...
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von BENDET »

elevar hat geschrieben:Das tolle bei ANB war ja das es eigentlich gar nicht moralisiert
Also, ich empfand The New Beginning als sehr "moralisierend". Zum Vollpreis hätte ich mir das Spiel auch definitiv nicht gekauft.
Benutzeravatar
JackVanian
Rätselmeister
Rätselmeister
Beiträge: 2292
Registriert: 31.07.2005, 21:32

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von JackVanian »

Man kann mich gerne für verrückt erklären, aber für mich ist die Antwort auf die Frage, wie man größere Märkte erschließen kann, das Thema FMV. Ich glabe, es gibt einen riesigen unerschlossenen Markt für Adventures dort draußen. Speziell denke ich da an Erwachsene, die sich für gutes Storytelling in anderen Medien interessieren. Ein großes Problem sehe ich aber darin, dass jemand mit 40 Jahren keine Lust haben dürfte, sich vor ein Spiel mit Comic-Grafik a la Daedalic zu setzen. Würde man ihm aber etwas anbieten, was er aus dem Medium Film kennt (also echte Menschen, die glaubwürdig Emotionen vermitteln können), könnte die Sache schon ganz anders aussehen.
Natürlich gab es viele grottige FMV-Spiele und die Voraussetzung ist die, dass solche Spiele sich nicht auf dem Trash-Level von Darkstar befinden, aber ich glaube, mit den richtigen Zutaten könnte das Medium FMV Wunder bewirken. Wichtig ist dabei allerdings, dass wir allgemein eine höhere Story-Qualität bräuchten, um dieses Medium wirklich sinnvoll an den Mann zu bringen. FMV bringt wie kein zweites Medium die Qualität mit sich, dass man den Leuten mit emotionalen Geschichten mit Tiefe ganz tief unter die Haut gehen kann und genau dieses Potenzial sollten wir endlich nutzen.
Ich selbst habe das Script zum FMV-Drama "The Art of Drowning" geschrieben und hoffe meine These eines Tages selbst beweisen zu können. Leider ist es verdammt schwer, einen Publisher davon zu überzeugen, dass FMV ein Ausweg sein könnte. :(
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von BENDET »

Dem würde ich widersprechen. Wenn ich irgendwo FMV lese, dann schreckt mich das eher ab, als dass es mich anzieht oder reizt. Ich bin jetzt zwar auch nicht die Generation 40+, welche Du ins Auge fasst, dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass es vielen anderen auch so geht.
Welche Assoziation löst FMV in mir aus? In erster Linie Gabriel Knght 2, Phantasmagoria, ...
alles sicher geschichtlich spannende Spiele, die mich aber immer zurückgeschreckt haben. Zum eine empfinde ich die schauspielerische Leistung der Protagonisten als unterirdisch, die Videoqualität ist grauenhaft (technologisch bedingt) und der einhergehende Bruch zwischen "jetzt spiele ich aktiv, jetzt läuft ein Film", den man einfach sieht.

Ich bezweifle nicht, dass ein qualitativ hochwertig produziertes Spiel all diese Probleme lösen könnte, zumal wir technisch inzwischen so weit sind, dass die Filmsequenzen im Spiel am PC wirklich wie ein Film aussehen, aber das ganze wird dennoch einen enormen finanziellen Aufwand mit sich bringen. Die Produktionskosten für einen Film plus die Produktion eines Spiels. Je überzeugender die Qualität sein soll, um nicht die Probleme zu bekommen, die oben genannte Spiele in meinen Augen haben, desto mehr Geld muss einfach investiert werden, Geld, das auf dem Adventure-Markt potentiell nie wieder reingeholt werden kann. Andernfalls sieht man einfach, dass der Charakter nicht im Schauplatz steht, sondern drüber gelegt wurde, dass die Qualität der Videosequenzen aus Kosten- und Platzgründen heruntergerechnet wurde, dass ....

Ich möchte als Paradebeispiel einmal The Moment of Silence anführen. Ein Spiel, das meiner Meinung alles bietet, eine klasse Geschichte, keine Comic-Figuren sondern "reale" Eindrücke ohne vor dem Problem zu stehen, einen Bruch zwischen filmischen Charakteren und virtuellen Schauplätzen zu vermitteln. Der Protagonist wirkt vor dem Hintergrund nicht deplatziert, das ganze Spiel ist in sich eine stimmige Sache. Es ist kein Mischmasch aus unterschiedlichen Techniken und "Stilmitteln".

The Moment of Silence als FMV hätte für mich nicht funktioniert. Genauso wie Phantasmagoria leider für mich nicht funktioniert hat, ebenso wie Gabriel Knight. Diese beiden Spiele hätte ich lieber als ernste und ernstzunehmende Comic-Adventure "in sich stimmig" gespielt, als mir mit schlechten Videos, schlechten Animationen, deplatzierten Charakteren, nervigem "Herumgehampel" (was hat der Mensch eigentlich mit seinen Haaren?), und .... (aaaaaaaahhhhhh)... mir die Stimmung vermiesen zu lassen.

In Gabriel Knight 2 war es einfach so grauenhaft, dass ich mich nicht dazu motivieren konnte, es zu Ende zu spielen, obwohl mich der Fortgang der Geschichte wirklich interessiert hat. (Und ich habe mich durch so manchen Schotter gequält, z.B. Forever Worlds :roll:)

Ich denke, eine spannende, ernstzunehmende Geschichte für Erwachsene und "Comic"-Grafik schließen sich nicht zwangsläufig aus. Da wird sich zeigen, was Pendulo Studios mit Yesterday macht.

Wobei sich die Frage stellt, was Comic-Grafik alles ist. Als was bezeichnet man den Grafikstil von BoUT? Animation? Ich denke in diesem Grafikstil würde ein düsteres Adventure für Erwachsene sehr gut funktionieren, wie zum Beispiel Still Life. Eins hat mich zwar nicht begeistert, aber der zweite Teil war unglaublich gut. Schade, dass ich das erst viel zu spät mitbekommen habe, dafür hätte ich gerne den Vollpreis gezahlt.

Ein FMV, das für mich und (dadurch auf andere schließend) für die Mehrheit der Spieler funktioniert, kann ich mir nur dann vorstellen, wenn es einfach auch optisch durchweg gut ist. Dieses Investitionsrisiko ist meiner Meinung einfach zu hoch.

Zu diesem Thema habe ich übrigens mal eine Studie gelesen (Jahre her, kann sie leider nicht mehr benennen), welche sich eben damit befasst hat, dass die Toleranz für Fehler bei der Animation durch den Zuschauer wesentlich höher ist, je weiter die Animation von etwas entfernt ist, das der Zuschauer aus der Realität kennt. Soll heißen, je realistischer ein Modell ist, desto realistischer muss dieses Modell agieren, damit es vom Spieler akzeptiert und angenommen wird. Hier sehe ich wieder ein Problem für FMV, da die "Modelle" hier alle sehr realistisch sind und der Spieler deswegen jeden kleinen "Fehler" z.B. Artefakte aufgrund von Komprimierung, unstimmige Lichtverhältnisse, Platzierung zusätzlicher Modelle im Hintergrund (Gegenstände, Charaktere, ...) gleich mehrfach als Abzug anrechnet. So wie ich es für oben genannte Spiele getan habe.
Zusätzlich bleibt auch festzustellen, dass ja bereits interaktive Filme, die ja im Prinzip so etwas wie gaaaanz kleine FMV-Adventure sind, nicht funktioniert haben.

Ich glaube also nicht, dass FMV das Dilemma löst. Lieber würde ich eine ernste, sozialkritische, düstere, politische, was auch immer Geschichte für Erwachsene in gewohntem Grafikstil sehen. Auch deswegen bin ich besonders gespannt auf "Der Fall Yesterday".
Ich lasse mich natürlich auch gerne eines besseren belehren, wenn es doch mal ein FMV-Adventure geben sollte, das vom Gesamteindruck einfach überzeugen kann.
Martin_Ganteföhr
Komplettlösungsnutzer
Komplettlösungsnutzer
Beiträge: 17
Registriert: 18.12.2011, 10:46

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von Martin_Ganteföhr »

Die Kernpunkte der Debatte haben sich, wenn ich so zurückdenke, in den letzten 13 Jahren eigentlich kaum verändert:

* Qualitätsdruck von oben, Preisdruck von unten.
* Dumping- und Ramschanbieter im Markt.
* Selbstausbeutung als Geschäftsmodell, Praktikantisierung.
* Casual vs. Hardcore, Gameplay vs. Story.
* Kopierschutz- und DRM-Debatte vs. 95% Piraterie-Quote.
* Publishingverträge ohne Chance auf Eigenkapitalbildung, sinkende Budgets.
* Mangelnder Zugang zum Point of Sale, ob nun im Regal oder als Download.

Telltale hält in diesem Umfeld mit seinem Modell -- (Retro-)Lizenztitel, Casual Gameplay, superkurze Entwicklungszyklen -- eine Ausnahmeposition. Aber natürlich hatten und haben sie vom Start weg als Quasi-LucasArts-Nachfolger ein ganz anderes Standing als etwa Daedalic, und einen ganz anderen Zugang zu einem sehr wichtigen Markt. Gute Arbeit machen sie obendrein.

Davon abgesehen werden Adventures heute mehr denn je zum klassischen Indie-Thema. Die Währungen, mit denen die Studios und Einzelentwickler da operieren, heißen Enthusiasmus, Liebe zur eigenen Arbeit, Muskel- und Gesundheitshypothek, Nebenjob, Verwandschafts- und Privatkredit, Fördertopf. Und Gottvertrauen. Wie lange man das als Entwickler durchhält, ist eine ganz individuelle Frage, und natürlich auch sehr stark vom nicht-monetären, *künstlerischen* Erfolg abhängig. Ich drücke Daedalic, KingArt und einigen anderen Kollegen, die da mit großer Hingabe tätig sind, die Daumen.
Benutzeravatar
Neptin
Rätselmeister
Rätselmeister
Beiträge: 1604
Registriert: 22.09.2009, 17:57

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von Neptin »

JackVanian hat geschrieben:Man kann mich gerne für verrückt erklären, aber für mich ist die Antwort auf die Frage, wie man größere Märkte erschließen kann, das Thema FMV. Ich glabe, es gibt einen riesigen unerschlossenen Markt für Adventures dort draußen. Speziell denke ich da an Erwachsene, die sich für gutes Storytelling in anderen Medien interessieren. Ein großes Problem sehe ich aber darin, dass jemand mit 40 Jahren keine Lust haben dürfte, sich vor ein Spiel mit Comic-Grafik a la Daedalic zu setzen. Würde man ihm aber etwas anbieten, was er aus dem Medium Film kennt (also echte Menschen, die glaubwürdig Emotionen vermitteln können), könnte die Sache schon ganz anders aussehen.
Danke, aber diese Meinung wolltest Du uns schon mit dem offenen Aufruf vor wenigen Monaten unterjubeln. Ich werde auch mit 50 oder 60 noch gern in liebevoll gestrickte Adventurewelten wie The Book of Unwritten Tales abtauchen wollen, das hat verdammt wenig mit dem Alter zu tun. Zudem kann ein Spiel kindgerecht verpackt sein aber dennoch eine erwachsene/reife Handlung erzählen. Und FMV-Adventures waren nie mehr sie eine Notlösung in Zeiten, in denen die Grafik noch nicht so weit fortgeschritten war um ansprechende Dinge auf den Monitor zu zaubern. Heute vollkommen überflüssig, viel zu eingeschränkt.
Benutzeravatar
JackVanian
Rätselmeister
Rätselmeister
Beiträge: 2292
Registriert: 31.07.2005, 21:32

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von JackVanian »

@ Bendet
Mir ist natürlich klar, dass es Leute gibt, die deine Meinung teilen, was aber nichts an meiner These ändert.
Ich persönlich spiele Gabriel Knight 2 und Phantasmagoria selbst heute noch lieber als alles was dieser Tage auf den Markt kommt und da bin ich sicher nicht der einzige.
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von BENDET »

Mir ist klar, dass Du die beiden von mir herausgegriffenen Spiele nach wie vor gerne spielst. Ich habe sie auch genau deswegen genommen, weil es sich bei diesen um geschichtlich tolle Spiele handelt, die Du wohl auch dann noch gerne spielen würdest, wenn sie eben beide im Stile von Gabriel Knight I gehalten wären. Schließlich spielst Du ja auch Gray Matter leidenschaftlich gerne, oder?
Ich habe den Eindruck, dass Dir die Geschichte für Erwachsene viel wichtiger ist, als der Grafikstil, über den es transportiert wird. Da stimme ich Dir zu und behaupte sogar, dass es dem Spiel nicht einmal einen Abbruch täte, trotz der Comic-artigen Grafik als Erwachsenenspiel daher zu kommen. Wie gesagt, ich bin gespannt auf Yesterday. Und ich denke, dass Pendulo Studios genau das versucht, was Du mit FMV versuchst. Ein ernsthaftes Adventure zu präsentieren, das sich an die erwachsenen Adventure-Spieler richtet, da der Nachwuchs auszusterben droht.
Mir ist auch klar, dass Du versuchst mit der FMV-Schiene quasi die Erwachsenen zu erreichen, welche die Ernsthaftigkeit eines Adventures am Grafik-Stil festmachen und sagen, "das ist Comic, das ist animiert, das ist nur Klötzchen, das kann ja nichts vernünftiges, ernstes, düsteres, erwachsenes sein".
Ich hab nichts gegen FMV an sich. In entsprechender Qualität könnte das super sein. Allerdings wirkt FMV bis heute künstlich auf mich, weit künstlicher als all die künstlich generierten Welten, die wir tagtäglich sehen, erscheinen. So künstlich, dass sie meinen Spielspaß mindern. Und ich bin kein Mensch für den Adventure zwangsläufig einen bestimmten Grafikstil brauchen.
Aber bei FMV kommt das dazu was die ganzen "künstlichen" Adventure vermeiden, dass man wegen schlechter schauspielerischer Leistung abschaltet. Ebenso, wie ich in einem Film abschalte, wenn mir das Ganze zu unterirdisch vorkommt.
Dein Credo scheint zu sein, dass man über die Vorteile, welche man aus Adventure und Film miteinander verbinden kann, doch so viel Potential schöpfen können müsste. Meine Befürchtung ist, dass man dann etwas Ungares macht, das im Wesentlichen nur die Nachteile beider Seiten verbindet.
Ich lass mich gerne eines besseren belehren. Ich würde mich über ein herausragendes FMV-Adventure freuen. Ein Adventure, das mal wieder so richtig einschlägt und die Kasse klingeln lässt, ein Adventure, das verdeutlicht, wie viel Potential in dem Markt steckt, wenn man es denn "richtig" macht. Aber ich befürchte, wir haben alle bereits gelesen, dass der Markt das eben nicht her gibt. Und selbst wenn ein absolut super produziertes FMV-Adventure 100 % Spielerzuwachs verursacht bist Du von 50.000 Käufen vielleicht bei 100.000. Bei einem theoretischen Preis von 50 € wären das gerade mal 5 Millionen Euro. Umsatz wohlgemerkt, Händler, Zwischenhändler, Publisher müssen auch noch abgezogen werden. Zeig mir mal eine Filmproduktion für 5 Millionen Euro mit der Du noch eine alte Katze hinterm Ofen hervor locken kannst. Und wo ist dann das Geld für das Spiel?
Versteh mich nicht falsch. Ich würde mich über ein ernsthaftes Spiel genau so freuen wie Du. Es aber an der Visualisierung festzumachen, was erwachsen oder ernsthaft ist, halte ich für verfehlt. Ich denke, wenn dein Spiel, dein Skript umgesetzt würde, so würde es deiner Geschichte keinen Abbruch tun, wenn es nicht verfilmt, sondern animiert wäre. Mehr noch, ich gehe vom Gegenteil aus.

Korrigiere mich bitte, wenn ich Dir Ansichten untergeschoben habe, die Du nicht teilst. Ich kann Dich nur so beschreiben, wie ich Dich wahrnehme.
realchris
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7616
Registriert: 29.08.2007, 19:13

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von realchris »

Wenn ich irgendwo FMV lese, dann schreckt mich das eher ab, als dass es mich anzieht oder reizt.
Mich auch, schon immer.

Bevor ich einen Klickfilm spiele, schaue ich lieber direkt einen Film.

abschält
:-)
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de

Beitrag von BENDET »

realchris hat geschrieben:
abschält
:-)
Hachja, Dialekt. Ist ungefähr genau so gut wie frägst statt fragst.
Antworten