Ich wurde von meiner vorlesenden Mutter vor allem mit Jim Knopf und Pippi Langstrumpf angefixt. Das waren zumindest die suchterregenden Bücher, die mich ganz schnell lesen lernen ließen, damit ich von ihrem, wie mir damals schien grausamen "und das ist jetzt das Ende des Kapitels, morgen lese ich euch mehr vor" wegkam. Danach gab es daheim für mich nur noch das Sortiment der geschenkten Bücher an die Kinder der Familie, durch das man ziemlich schnell, und nicht immer begeistert, durch war.
Meine Tante schenkte uns das "Nein-Buch für Kinder", sie kam aus der Großstadt und war sehr progressiv, ich fand es ziemlich interessant, auch wenn das Buch mich damals wohl eher verstört hat. Anschließend las ich alle Bücher, die bei den Großeltern verfügbar und auch nur halbwegs für eine Kinderfantasie tauglich waren. Das war sogar ziemlich alles, denn die Großeltern besaßen wesentlich weniger Bücher als meine Eltern, aber im Verhältnis dazu eine große Anzahl Kinderbücher (die mütterlichen G. hatten auch 5 Kinder), die meisten in altdeutscher Schrift geschrieben. Diese zu "entkryptisieren" fand ich spannend und toll, ich kam mir damals echt groß deswegen vor, das zu lernen, ohne dass es mir jemand gezeigt hatte.
Danach war eine Phase, in der man "Hanni und Nanni", "5 Freunde" und solche Bücher unbedingt gelesen haben mußte. Im Fall von "Hanni und Nanni" las ich die Bücher immer mit so einer "von Außen-Perspektive", 5 Freunde fand ich ziemlich altfränksch bis autoritär, aber die Geschichten gut.
Als ich um die zwölf war, fing ich an mich für die Belletristik meiner Eltern (eher die meines Vaters) zu interessieren und mich mit Old Shatterhand bzw. den Ich-Erzählungen von Karl May zu identifizieren. Ich habe insgesamt mindestens 35 Bücher von K.M. gelesen und mag den auch heute noch gerne. Er war ein Autor von der Art wie Stephen King, seine präzis geschriebenen Geschichten saugten einen förmlich an die Stätte des Geschehens und waren darauf hin geschrieben, dass man alles gut miterleben konnte. Wenn ich mir einen passenden Band von K.M. in der Bücherei leihen mußte und er nicht verfügbar war, habe ich zwischendurch notgedrungen nahezu alles gelesen, was sonst noch im elterlichen Bücherschrank stand, was durchaus nicht immer alles jugendfrei war oder sonstwie zu meinem Alter paßte. Ich machte, eigentlich nur für mich, aber auch geäußert gegenüber meiner Schwester einen Wettbewerb auf: Der Bücherstapel in Höhe meiner Bettkante, den lese ich bis morgen durch (die Bücher hatten jetzt nicht eine sooo kleine Schrift), was ich mit triefigen Augen im Lauf der Nacht auch geschafft habe.
Mit Zwölf fanden meine Schulkameradinnen und ich im Schulbus eine Printausgabe bzw. ein Buch über einen Emanuelle-Film, ich nahm das Exemplar vorgeblich an mich, um es bei uns zu Hause im Kamin zu verbrennen, um es dann aber doch vorher durchzulesen. Es regte meine Fantasie so ziemlich an, ich schämte mich sehr und habe es dann sicherheitshalber im Garten und nicht im Kamin verbrannt und dort ganz tief untergegraben.
Mit 13 schrieb ich dann über zwei Schulhefte hinweg einen Pferderoman, was von zwischenzeitlichen Geschmacksverirrungen kündet. Das Werk, strotzend von englischen Namensverhunzungen (weil ichs nicht besser wußte, aber zuviel 5 Freunde gelesen hatte) habe ich glücklicherweise nie beendet. *g*
An die Jahre bis zur Volljährigkeit kann ich mich im Moment nur undeutlich erinnern, aber ich fing irgendwann an, Science-Fiction zu lesen und das habe ich dann ziemlich ausgiebig bis ungefähr zum 21 Lebensjahr getan. Außerdem muß ich jetzt endlich mal was essen.
