Welches Buch lest ihr ?

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Leuchtboje
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von Leuchtboje »

stephy hat geschrieben:
Leuchtboje hat geschrieben:Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Deutschlehrerin das Nibelungenlied nicht kennt. Mindestens ein Hauptseminar Mediävistik ist für einen Abschluss in Germanistik verpflichtend.
Und nein, Holbein ist ganz und gar kein Ersatz für das Original. Im Gegenteil: er hat die an sich gute Idee, die Geschichte aus Hagens Sicht zu erzählen, völlig in den Sand gesetzt.

Aber da es in diesem thread um die momentane Lektüre gehen soll: ich quäle mich gerade durch "The Passage" von Justin Cronin. Unerträglich weitschweifend.:-(
Er braucht nur ein Hauptseminar über Walther von der Vogelweide belegt zu haben und schwupp hat er vom Nibelungenlied im dümmsten Fall keine Ahnung.

Bei der Abschlußprüfung am Ende, wo man in allen Bereichen Themen abdecken muß, kann man die großen Themen frei wählen - und so auch das Nibelungenlied übergehen, je nachdem, wie man's anstellt. Es passiert selten, aber es ist durchaus möglich.

Ich will das jetzt auch nicht rechtfertigen, Unwissenheit ist oftmals nicht zu rechtfertigen ;), aber ich suche nur nach den Erklärungen, warum dieses Wissen nicht vorhanden sein könnte.
Ich kann nur sagen, dass das bei uns in München nicht möglich wäre. Außerdem stehen sowohl Walther als auch Nibelungenlied auf dem Lehrplan schon der Sekundarstufe I.
Theoretisch kann man auch promovieren, ohne den Faust gelesen zu haben. Aber ist das wahrscheinlich? ;-)
Sicher mal wieder eine von Nomadenseeles unhaltbaren Behauptungen. Sie schrieb ja auch, dass in ihrem Kunstgeschichtsstudium keine/r ihrer KommilitonInnen etwas mit moderner Kunst anfangen konnte.:-/
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stephy
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von stephy »

Leuchtboje hat geschrieben:
Ich kann nur sagen, dass das bei uns in München nicht möglich wäre. Außerdem stehen sowohl Walther als auch Nibelungenlied auf dem Lehrplan schon der Sekundarstufe I.
Theoretisch kann man auch promovieren, ohne den Faust gelesen zu haben. Aber ist das wahrscheinlich? ;-)
Sicher mal wieder eine von Nomadenseeles unhaltbaren Behauptungen. Sie schrieb ja auch, dass in ihrem Kunstgeschichtsstudium keine/r ihrer KommilitonInnen etwas mit moderner Kunst anfangen konnte.:-/
Stimmt, da hat man einen eindeutigen Vorteil, wenn man von vornherein aufs Gymnasium gegangen ist. :) Dort wird weit mehr behandelt als es bei uns auf der Realschule der Fall gewesen ist. Dort hat man von Goethe größtenteils paar Gedichte durchgenommen, dasselbe gilt für Schiller und Berhold Brecht und Max Frisch stattdessen gelesen. Wir haben auch noch Kochen, Nähen, Stricken und das 10-Fingersystem gelernt. :)

Wenn Du dann als solcher Schüler das Abitur nachholst und Du Pech hast, ist Abi-Abschluß-Stoff "Iphigenie auf Tauris", "Berlin Alexanderplatz" und "Tauben im Gras". Und das war's dann. Mit diesem Background-Wissen geht's ab an die Uni - und nirgends war das Nibelungenlied in Sicht... :(

Ich selbst habs übrigens auch nie gelesen. Eben aus diesem Grund. Ich wollte das damals belegen an der Uni, hatte mich schon drauf gefreut, da wurde nur der besagte Walther von der Vogelweide angeboten. Herrschte ja permanenter Dozentenmangel an unserer Uni. :( Das Seminar war stinklangweilig. :( Ich habs auch nicht zuende gemacht und kurzdrauf hab ich Medävistik wegen Studiengangwechseln nicht mehr gebraucht. Aber ich hab zum Glück auch nicht auf Lehramt studiert! :mrgreen:

Topic: Ich lese immer noch "Der letzte Ork" von Silvana de Mari. Voll doof: Jetzt ist genau die Frau zur Hauptdarstellerin mutiert, die ich absolut nicht leiden kann. :( Hoffentlich murkst sie die im nächsten Band ab... Boah, bin ich fies... :mrgreen:
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Loma
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von Loma »

stephy hat geschrieben:Von Dostojewski ein Muss: "Die Brüder Karamasow" und "Schuld und Sühne" alias "Verbrechen und Strafe"!
"Der Idiot" und "Die Dämonen" nicht vergessen. :D

Ich habe von Gogol mal "Die toten Seelen" gelesen - ist sehr gut, aber eben schade, daß da jemand seinen Plan nicht mehr voll umsetzen konnte...
stephy hat geschrieben:Andere lasen Hermann Hesse (ich konnte mit dem noch nie etwas anfangen,...
Ging mir ähnlich (v.a. weil wir in der Schule "Unterm Rad" lesen mußten, mit dem ich sehr wenig anzufangen wußte und alle von "Siddharta" geschwärmt haben, mit dem es mir ähnlich ging). Habe aber dann später mal ein bisserl was nachgeholt und einiges hat dann doch auch meinen Geschmack getroffen - wie. z.B. Der Steppenwolf.
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LittleRose
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von LittleRose »

Da sieht man mal, wie unterschiedlich die Schulen und Universitäten sein können.
Ich bin von der Realschule auf das Wirtschaftsgymnasium gegangen, und selbst wir haben von der 7. bis zur 10. Klasse unter anderem Walther von der Vogelweide und einige Stücke von Schiller gelesen, weil wir die ganze Literaturgeschichte durchgenommen haben. Das war aber auf einer kirchlichen Privatschule, auf die ich geschickt wurde, weil die öffentliche Schule, die für mich zuständig war, einen zu schlechten Ruf hatte.
Auf dem Wirtschaftsgymnasium ging es dann in Deutsch mit den üblichen Lektüren weiter: Effi Briest, Madame Bovary,verschiedene Werke von Goethe und Schiller, das Parfüm, der Vorleser usw.

Als ich dann auf die Uni kam, hatte ich auch den Magisterstudiengang, aber bei uns waren fast nur Lehramtsstudenten, also musste ich deren Kurse mitbesuchen. Übrigens habe ich dort erst richtiges Interesse an den Klassikern entwickelt, weil sie nicht mehr zeilenweise totinterpretiert sondern vernünftig diskutiert wurden. Das war schon in den Einführungskursen, die für alle Pflicht waren, so.
Jedenfalls gab es eine Menge Seminare, die sich mit den alten Meistern beschaftigt haben. Ich war in einem tollen Kurs über Lessing, inklusive diverser lektüren, versteht sich. Es gab sogar ein Seminar, dass sich nur mit Goethes Wahlverwandtschaften beschäftigt hat.
Natürlich gab es auch Seminare über moderne(re) Literatur, das hielt sich aber etwa die Waage. Dazu kamen dann noch Sprachwissenschaft und Didaktik, damit die Studenten auch lernen konnten, wie man sein eigenes Wissen am besten weitergibt.
Dann kam es natürlich manchmal auch zu Exkursen. Eine Linguistik-Dozentin hat mal eine ganze Sitzung statt über das eigentliche Thema über die Nibelungensage gesprochen, weil sie den Artikel im Spiegel, in dem einige Theorien über die historische Herkunft der Sage vorgestellt wurden, so interessant fand.
Und die Dozentin, die ein Seminar über Gedichte geleitet hat, hat uns erzählt, dass eine Studentin in der Abschlussprüfung nichtmal Haupt- und Nebensatz unterscheiden konnte. Ich glaube, die soll sich hinterher noch beschwert haben, was denn eine Linguistik-Frage in der Literaturwissenschaft verlorn habe. :mrgreen:
In Sachen Germanistik ist die Uni hier aber auch unter den besten.

Edit:
Übrigens ging es in den Spaßseminaren, von denen es jedes Semester ein bis zwei Stück gab, nicht immer so locker zu, wie man das vielleicht erwartet. Beim Thema Werwölfe in der Literatur hat auch nicht jede Lektüre Spaß gemacht. Zumindest kann ich mich einfach nicht für Aus dem Leben eines Fauns erwärmen. Dafür war das Didaktikseminar über Kinder- und Jugendliteratur im Unterricht echt toll.
Leider konnte ich es terminlich nie hinbekommen, eine der Gastvorlesungen berühmter Kinder- und Jugendbuchautoren im Wintersemester zu besuchen, aber die waren eh immer überfüllt. Dafür war die Vorlesung über Märchen Montags um 8:00 Uhr immer sehr interessant und nicht zu überlaufen.
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Leuchtboje
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von Leuchtboje »

@LittleRose
Wo hast Du denn studiert?
Und auf Flaubert als "übliche" Lektüre im Gymnasium bin ich neidisch! :-)
Allerdings habe ich auch nicht Französisch, sondern Russisch gelernt. War damals ein Pilotprojekt in NRW.
Wir haben Goethegedichte in Lermontov-Übersetzungen gelesen. Auch interessant, aber kein Vergleich zu Emmas Kutschfahrt.;-)

Kennst Du "Flauberts Papagei" von Julian Barnes? Wunderbares Buch über die Unmöglichkeit, eine Biographie zu schreiben.;-)
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von realchris »

Wieso hast Du Didaktikseminare besucht, zumal Du ja noch einer von den angeseheneren Magistern bist? Wir haben auch viel zu viele von diesen überwiegend faulen und unfähigen Lehramtsstudenten in der Germanistik. Doch wird bei uns für die richtigen Studenten jede Menge anspruchsvolleres angeboten als Didaktikseminare. In den Didaktikseminaren wird viel zu stark auf Wissenvermittlung als auf Wissenerwerb hingearbeitet. Manche Kurse bestehen, wegen Überfüllung, nur aus Referatsmaraton. Wer wissenschaftlich arbeiten will - und damit meine ich nicht in der Lehre -, muss in die richtigen Seminare gehen. Lehramtsstudenten in der Germanistik sind leider fachlich, bis auf vielleicht 10 %, nicht für ein solches Studium geeignet und mogeln sich dann mit Kurzreferaten und einfachen Didaktikseminaren durch. Den Rest der Zeit kommen sie erst gar nicht oder chatten in ihrem EEPC oder Macbook auf Studivz oder Facebook. Wie Du übrigens richtig sagst: Besonders im linguistischen Bereich, wo ich nebenbei bei 1,0 stehe, haben viele Kommilitonen starke Defizite. Aktuelles Beispiel: Da schreibt eine Dame, deren Klausur ich korrigiert habe: " [...] der Maskulinum [...], die Femininum und das Neutrum [...]. Solche Ausreißer, auch inhaltlicher Natur gibt es fast bei jedem zweiten Master of Education Student. Viele Dritt- oder Viertsemester, lesen ihre Vorträge vom Blatt ab und sind nicht in der Lage souverän einen Hörsaal zu managen. Bei einer Sitzung mit 6 Referaten ist ein Referat gut und 2-3 Mal im Semester auch sehr gut. Wie sollen solche Menschen mal Kinder unterrichten bzw. wie sollen Jugendliche Respekt entwickeln bei solch schlechten Leistungen. Meine Dozenten beklagen sich darüber. Da habe ich gesagt: "Legt doch den NC auf 1,3!" Antwort: "Geht leider nicht, weil Lehrkräfte gebraucht werden und deswegen auch schlechtes Personal genommen werden muss."

So ist das leider. Die besten Lehrer bleiben sowieso an der Uni und lehren dort.
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LittleRose
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von LittleRose »

Ich habe in Oldenburg (Niedersachsen) studiert, und Didaktik ist da auch für Magister Pflicht. Sogar für die, die Germanistik nur als Nebenfach haben. Da muss man dann aber nur im Grundstudium einen Schein machen, im Hauptstudium muss man nur ein Seminar darin besucht haben. Naja, eigentlich eher musste, denn inzwischen wurde leider alles auf Bachelor und Master umgestellt.
Geschichte (mein Hauptfach) war noch härter. Da musste man ein Referat halten und eine Hausarbeit schreiben. Bei einigen Dozenten kam noch eine Zusammenfassung oder Rezension eines Fachbuches dazu. Aber dafür gab es wenigstens verschiedene Didaktikseminare für Magister- und Lehramtsstudenten. Die Anwesenheit wurde übrigens in beiden Fächern kontrolliert, nur bei Soziologie hat keiner Listen geführt.

@Leuchtboje:
Madame Bovary haben wir auf dem Gymnasium nur gelesen, um Emma Bovary mit Effi Briest zu vergleichen und Parallelen und Unterschiede in Handlung und Charakteren herauszuarbeiten. Heute würde mir das Spaß machen, damals wusste ich es aber leider noch nicht so zu schätzen.
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stephy
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von stephy »

Ich wollte jetzt nicht den Eindruck erwecken, meine Uni wäre schlecht gewesen. Im Gegenteil. Tübingen hat ja auch einen sehr guten Ruf, vor allem in den Geisteswissenschaften. Leider ist die Uni nicht mehr so gut wie vor 300 Jahren (und ruht sich immer noch auf ihre einstigen Lorbeeren aus, vor allem, wenn man sich mal die prominenten Namen anschaut, die dort studiert haben)... Aber für jemand, der dort auf Magister studiert, ist sie durchaus eine empfehlenswerte Anlaufstelle. Nur eben ist der komplette Lehramtstudiengang viel zu sehr verwissenschaftlicht und viel zu wenig an der Praxis. Das ist meines Wissens nach nicht nur hier der Fall, sondern so ziemlich in ganz Deutschland.
realchris hat geschrieben:Da habe ich gesagt: "Legt doch den NC auf 1,3!" Antwort: "Geht leider nicht, weil Lehrkräfte gebraucht werden und deswegen auch schlechtes Personal genommen werden muss."

So ist das leider. Die besten Lehrer bleiben sowieso an der Uni und lehren dort.
An der Universität zu unterrichten oder an der Schule sind zwei völlig unterschiedliche Paar Stiefel. An der Schule unterrichtet man ja noch Kinder, hat einen absolut anderen verschulichten Stoff - an der Universität sinds Erwachsene und ist der Stoff wissenschaftlich.

Einfach den NC auf 1,3 senken halte ich auch für absolut daneben. Was nützen mir sogenannte "Fachidioten" - um es mal überspitzt zu formulieren - in der Schule. Die Schule ist ja auch mehr als nur ein Ort des Lernens. Hier benötigt eine Lehrperson ein erhebliches Maß an Sozialkompetenz.
Ein guter Lehrer muß kein ehemaliger 1er-Kandidat sein. Er muss auf seine Schüler eingehen können und sie ernstnehmen. Die meisten hochintelligenten Lehrerkandidaten, die ich in meiner Schullaufbahn hatte (einer war darunter, dessen Abschlußarbeit nach Holland geschickt werden mußte, weil sie an der hiesigen Uni keiner verstanden hat) waren durch die Bank weg schlechte Lehrer; sie konnten nicht auf Schüler eingehen, haben sich nicht um deren Interessen und Bedürfnisse gekümmert und waren obendrein auch noch schlechte Erklärer.
Das ist nicht immer der Fall, aber sehr, sehr oft kann man das beobachten. Solche Leute sollten lieber an der Universität bleiben und gehören eigentlich in keine Schule. :)

LittleRose: Ist hier ein ganz ähnlicher Studienverlauf. Wir mußten obendrein in Germanistik auch für jedes Hauptseminar erstmal ein Exposé schreiben, sonst wurden wir nicht aufgenommen. Im Grundstudium war alles Pflicht, sprich: Referat, Hausarbeit und schriftliche Prüfung mußte man über sich ergehen lassen. Anwesenheitspflicht ist selbstverständlich und wird auch in Vorlesungen kontrolliert. ;)
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von Nomadenseele »

Leuchtboje hat geschrieben:Ohne auf die Diskussion über Sinn und Unsinn des Lehramtsstudiums eingehen zu wollen: Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Deutschlehrerin das Nibelungenlied nicht kennt. Mindestens ein Hauptseminar Mediävistik ist für einen Abschluss in Germanistik verpflichtend.

Offensichtlich geht es doch :twisted: . Da war offensichtlich nicht einmal in groben Zügen etwas vorhanden, sonst wäre sie kaum so gespannt gewesen, wie *Hagen von Tronje* ausgeht. Wobei ich mich schon oft gefragt habe, wie man die Literaturlisten im Studium schaffen soll - das kann doch nur Bulemielesen sein.
Leuchtboje hat geschrieben: Sicher mal wieder eine von Nomadenseeles unhaltbaren Behauptungen. Sie schrieb ja auch, dass in ihrem Kunstgeschichtsstudium keine/r ihrer KommilitonInnen etwas mit moderner Kunst anfangen konnte.:-/
Ich sagte auch nicht im ganzen Studierengang gäbe es niemanden, sondern dass ich nie jemanden getroffen hätte...man beachte meine Wortwahl.

Da ich mich schwerpunktmäßig mich mit Architektur, Byzantinistik und Christlicher Archäologie beschäftigt habe, bzw. es irgendwie schaffte, nach der Frühen Neuzeit keine Bildwissenschaften zu belegen (Edit: Sieht mn von einem Fotoseminar ab), ist das auch kaum verwunderlich :D . Und so kam es, dass ich nie jemanden traf, der Moderner Kunst auch nur halbwegs entwas abgewinnen konnte.
Zuletzt geändert von Nomadenseele am 16.02.2011, 19:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von realchris »

"Was nützen mir sogenannte "Fachidioten"" (ich hab das mal in Spoiler gepackt, damit nur der lesen muss, der will.
wer redet hier von Fachidioten? Viele Lehramtsstudenten an meiner Uni beherrschen eben genau diese Wissensvermittlung sowieso nicht. Sehr viele haben Angst vor der Vortragssituation und sind leicht aus dem Konzept zu bringen, auch in höherem Semester. Kein Wunder, dass die von ihren Schülern gemobbt werden. Ich bin für eine strengere Trennung zwischen den MA of Education und den MA o.f Arts Studenten. Sie bremsen schlicht den Kurs aus und nehmen in anspruchsvollen Seminaren, wo sie sich dann wenig beteiligen, Plätze für wirklich interessierte Studenten weg. Bevor jemand Lehrer wird, sollte er sich, wie in skandinavischen Ländern üblich, auf Herz und Nieren nach Neigung und Eignung den Studienplatz verdienen. Dort gibt es mehrtägige Bewerbungsverfahren und Interviews, um zu sehen, ob die Person auf Kinder losgelassen werden kann. Erst dann darfst Du Lehramt studieren.

Die Motivation heute Lehramt zu studieren ist für viele schlicht "Der sichere Job" und nur für wenige, von denen auch nicht alle gut geeignet sind, die einzig richtige Motivation "Berufung". Andere wissen kurz vor Ende des Studiums nicht einmal, ob sie wirklich Lehrer werden wollen.

Letztens wurde in einem Hauptseminar nach postmodernen Büchern gefragt. Keiner hat sich gemeldet. Der Dozent hat dann die ca. 130 überwiegend Lehramtsstudenten gefragt: Ob sie denn in den letzten 20 Jahren überhaupt ein Buch gelesen hatten, was sie nennen könnten. Man muss jeden Germanistik Studenten um drei Uhr aus dem Bett klingeln können und mindestens 10 postmoderne Bücher genannt bekommen.

Nur, um mal zu skizzieren, wie gut Germanistik Studenten heute vorbereitet sind.
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von ark4869 »

Grad Equal Rites durchgelesen... Geiles Buch, schon jetzt eines meiner liebsten :D
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stephy
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von stephy »

realchris: Da hast Du schon Recht, aber sie sollten sich nicht nur den Studienplatz verdienen, sondern das gesamte Lehramstudium sollte anders konstruiert werden. Viele wissen bis zum Ende nämlich auch deshalb nicht, ob sie tatsächlich Lehrer werden möchten, weil sie nie wirklich während ihres Studiums in einer Lehrsituation waren, d.h. vor einer Klasse von Kindern gestanden sind. Das Praxissemester von 4 - 6 Monaten ist doch ein Witz, da hocken die meistens eh nur hinten drin. Sie haben daher keine Ahnung, ob sie zu diesem Beruf überhaupt taugen - wie auch, wenn sie keinen Praxisbezug bekommen! Vom Unterricht-Gestalten haben sie auch keinen blassen Dunst, weil das nicht Teil des Studiums ist (und genau DAS sollte ja eigentlich das A. und O. des Lehrberufs sein!). Die Lehrämtler haben schlicht überhaupt keinen Praxisbezug und schon allein deshalb meiner Meinung nach in rein wissenschaftlich orientierten Seminaren sowieso nichts verloren.
Das komplette Lehramtstudium sollte eigenständig sein. Ich hock mich ja als Historiker auch nicht unbedingt in eine Chemievorlesung, um es mal extrem auszudrücken. :mrgreen:
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von realchris »

Ich hock mich ja als Historiker auch nicht unbedingt in eine Chemievorlesung, um es mal extrem auszudrücken
Jetzt verstehen wir uns. Ich finde sogar, dass das ganz eigene Hochschulen sein sollten. Auch eine abgeschlossene Berufsausbildung, so wie bei den Berufsschullehrern, wäre als Vorbereitung eine gute Maßnahme.
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stephy
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von stephy »

Also ich hab jetzt "Der letzte Ork" von Silvana de Mari fertiggelesen und prompt den nächsten Band "Der letzte Zauber" von ihr bestellt:

Bild

Wenn man die Bücher als Erwachsenenbücher liest, sind sie echt unterhaltsam und ziemlich spannend (ich mag sie). Nur als Kinderbücher gehen sie mal gleich gar nicht und auch die Bezeichnung "Jugendbücher" halte ich für grenzwertig...

Bis das Buch seinen Weg zu mir findet, lese ich das da:

Bild

Und yeah, ich steh voll auf Zombies! :mrgreen:
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Molly & Sinclair
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Re: Welches Buch lest ihr ?

Beitrag von Molly & Sinclair »

Richard Laymon: Der Keller

Das ist eines der ersten Bücher von Laymon. Es sind eigentlich drei zusammengehörige Bücher darin enthalten und das erste (kann man auch alleine lesen) haben wir auch schon früher mal gelesen. Die beiden anderen bauen darauf auf. Es ist zwar ein TB, ab er ein größeres und sehr sehr dickes Buch, das ich nicht in die Arbeit, zum Arzt oder zum Sport mitnehmen kann, deshalb muß ich auch nebenher immer noch ein anderes lesen. Es zieht sich etwas, aber das liegt nicht nur an der Dicke, sondern auch daran, dass die späteren Laymons einfach besser waren!!!!! Trotzdem ist es aber auch nicht so schlecht, dass ich es abbrechen würde - auch wenn es uns geliehen wurde...mal sehen, wie der 3. Teil ist, denn mit dem 2. bin ich schon fast fertig!

Liebe Grüße

Molly
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