Uncoolman hat geschrieben: ↑14.09.2025, 21:40
„Künstlerischer“ Wert wird ja gar nicht verlangt. Das ist nicht abschätzig gemeint, aber die meisten Menschen betrachten Bilder nur kurz und ohne die ganzen inhaltlichen Details zu kennen, die sich erst einem Fachmann offenbaren. Wie Hans richtig sagt: es ist Konsumware. Leider ist das das tägliche Brot von Künstlern, die nicht alle Mona Lisas oder Sonnenblumen malen oder fotografieren, sondern eben Kirschen für die Marmelade, Kindergesichter für Windelpackungen oder Bierkrüge für ein Wirtshausschild.
Bei Gesichtern sind Menschen zwar extrem gut geeicht, aber wie ein Arm in der Verkürzung aussieht, oder ob Muskel A wie Muskel A aussieht, oder ob der Helm des Astronauten stimmt, weiß kaum jemand aus dem Kopf. Wenn es „wie ein Motorrad“ aussieht, reicht es völlig aus, um als „Motorrad“ durchzugehen, auch wenn sich einem Kenner die Fußnägel aufkringeln. Und ich glaube nicht, dass man den Astronauten sofort als KI erkennen kann, WENN MAN ES NICHT WEIß. Wer sagt denn, dass es nicht von einem Künstler montiert wurde - das war ja vorher auch so? Und immer „richtig“ waren Kunstwerke niemals, Verzerrungen oder Merkwürdigkeiten gab es schon in der Renaissance, vom Mittelalter ganz zu schweigen.
Sobald das Bild aber den Stempel „KI“ bekommt, werden sofort die Vorurteile aktiv, dass das doch „nicht echt“, „nicht lebendig“ oder sonstwas sein kann, da es ja von einer KI ist. So lange das noch gekennzeichnet wird, haben wir die Möglichkeit, KI abzulehnen, weil es KI ist (aus keinem anderen Grund). Schaue ich mir aber die typischen Pop-Poster der 1970er an, die aus kitschigen Delphinen, schrägen schrillbunten Gitarristen, übertriebenen Liebesküssen vor Sonnenuntergängen bestehen, oder schaue ich mir die Gebrauchskunst an, die man sich übers Sofa hängt (insbesondere kitschige Berglandschaften), dann darf man fragen, ob man DANN den Unterschied erkennen würde.
Man kann es nur durch einen Doppelblindversuch rauskriegen.
PS Bei Menschendarstellungen fällt insbesondere der ganze Rechtskram weg. Menschen aus der KI sind NOCH NICHT urheberrechtspflichtig (könnte sich ändern) und müssen nicht gefragt werden, OBWOHL ja mit Menschen trainiert wurde, die nicht gefragt wurden. Ist schon absurd. Wenn also die Qualität ausreicht, um Windelpackungen, Buchcover oder Geschenkpapiere zu schmücken, dann werden sie von der KI gemacht werden, weil man niemanden um Erlaubnis fragen muss - und entlohnen muss man sie auch nicht.
PPS Nur zum Verständnis: alle KI-Bilder, die hier auftauchen, sind in der Regel OHNE Postpro. Das heißt: wenn da vier Finger sind, wurden die nicht korrigiert. Um zu zeigen, was KI kann und was sie (noch) nicht kann. Auch die Erde beim Astronauten ist nicht rund. Das würde ich für kommerzielle Zwecke natürlich verbessern. Tritt erst Postpro auf den Plan, hat man kaum noch eine Chance.
Man darf nicht annehmen, dass diejenigen, welche Geld damit verdienen, darauf verzichten würden. Jedes Model-Foto geht ja heutzutage durch die Postpro, und was da möglich ist, glaubt man erst, wenn man es mal gesehen hat. In der Werbung ist KEIN Foto echt. Früher hieß das Retusche...