Ich werde hier im Bezug auf das Verständnis des Genres Adventure grob missverstanden, wenn man den ein oder anderen Beitrag oder die Genrediskussion mitverfolgt hat, versteht man das. Kann ich natürlich nicht erwarten und deswegen die Klarstellung: Dass das Adventure mehr eine Erzählform als ein Spiel darstellt, ist zwar richtig, jedoch ist die Erzählfigur des Adventures das Rätsel. Um ein richtiges Adventure zu sein, sind Rätsel quasi eine notwendige Bedingung. Gleiches gilt für eine Geschichte, da das Adventure eine Erzählform ist. Die Tatsache, dass ein Spiel Rätsel enthält oder eine Geschichte enthält ist erst mal nur eine hinreichende Bedingung. Nur, wenn die Rätsel handlungstragend oder immanent sind und sozusagen Teil der Erzählung (solche Spielzeitstrecker als Spiel im Spiel sind das eben nicht), erfüllen sie eine notwendige Bedingung des Adventures. Das vorhandensein einer Geschichte ist ansich ist erst mal auch nur hinreichend. Erst, wenn das Spiel selbst die Geschichte erzählt (Rahmenhandlung wie in anderen Genres zählen nicht) sozusagen eine in Rätselfiguren erzählte Geschichte, erfüllt sie die notwendige Bedingung.
Die Steuerung ist dabei egal. Ob Grafik, Text, Ton etc. Alle diese Adventures erfllen in reinform gesehen, diese Bedingung. Ein Adventure ist eine in Rätseln erzählte Geschichte, die der Spieler durch lösen der Rätsel vorrantreibt.
Im Unterschied zu interaktiven Filmen in Reinform,die auch wie das Adventure handlungsimmannt erzählen erspielen etc, erzählt das Adventure in Rätseln, während interaktives Buc, Comic, Film, durch Entscheidungen gespielt werden. (Es sind halt ähnliche Spielformen.)
Da beide fertige Geschichten erzählen gibt es außer alternativen Handlungssträngen oder alternativen Rätseln keine Freiheit, da die Geschichte feststeht und von Drehbuchautoren geschrieben ist.
Dieses Prinzip nimmt immer mehr Einzug in andere Genres, zu lasten deren Freiheit.
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Ich habe nur in meinem obigen Kommentar aus Sicht der Macher gesprochen. Die Leute, denen Geschichte am wichtigsten ist und denen das Genre nicht so wichtig ist, werden sich auf andere Genres verkriechen. Da ihnen beim Adventure eher die Story wichtig war. Insiweit wird viel Kundenpotential für richtige Adventures verloren gehen oder ist es schon.
Adventures entwickeln sich übrigens nicht mehr wirklich, sie absorbieren sich in anderen Genres wie dem interaktiven Film. Das Adventure war schon recht früh wesenstechnisch fertig entwickelt. Im Grunde sind Hot Spots etc. nur Features die dazu gekommen sind. Entwickeln am Kernprinzip kann sich da nichts mehr.
Vielleicht sollten wir mal einen Thread für aktuelle und kommende Releases von Spielen mit guten Geschichten eröffnen, Genre egal. Würde mich interessieren, was dort zusammenkommt. Ich vermute, erstaunlich wenig.
Ja, und wenn wir dann die 10 Titel anderer Genres der letzten 4-5 Jahre mit den 0-1 (okay, ein wenig Gemini Rue) Adventures der letzteb 4-5 Jahre vergleichen, die das so hinbekommen haben, sieht das Genre noch schlechter aus.
Einzig Grim Fandango oder The Dig würde mir aus der fernen Vergangenheit einfallen, das auf einem ähnlich hohen Niveau erzählt wie AAA Titel der letzten Jahre. Ich nenne an der Spitze TLOU, dass tatsächlich erzählerisch, stilfiguren, Bildsprache etc. auf einem Niveau spielt, dass sogar als Film auf Sundance gezeigt werden könnte. Für mich momentan die Spitze. Dann gibt es punktuell geniale Episoden in den Dialogen von den jüngsten GTA veröffentlichungen, die sich vor Guy Richie nicht verstecken brauchen. Hab ich in einem Adventure nie gehabt. Auch Hitman oder Max Payne 3 lieferten filmisches Actionblockbusterniveau. Habe im Adventure Bereich in den letzten 10 Jahren nicht einen zumindest guten Blockbuster gespielt. Das Adventure beschränkt sich entweder auf Kinderbelderbücher, Spiele auf TV Niveau wie Suche nach der heiligen Lanze. Manchmal flackert etwas vielversprechendes wie Gemini Rue oder Still Life oder zumindest der Versuch ein wenig Quentin T. zu imitieren bei Runaway 3 auf. Oft bekommen wir maximal einen mittelprächtigen ARD Tatort geliefert. Zumindest Telltale konnte eine Zeit lang sehr gut dramatrgisierte Adventures liefern.
Was Spiele wie Max Payne 3, Hitman Revolution, GTA, TLOU, Heavy Rain, The Walking Dead, TWAU etc. liefern, ist so weit über dem, was Adventures bisher ezählerisch geliefert haben.
Es ist natürlich richtig, dass noch kein Spiel, egal welchen Genres hochintellektuelle Geschichten erzählt. Aber der Zugang zum filmischen Erzählen ist mit TLOU für mich nun gelegt. Ein Meilenstein, der richtig gute Geschichten in Zukunft ermöglichen wird. Rein vom Genre her wäre doch eigentlich das Adventuregameplay am geeignetesten gewesen einen meilenstein zu setzen, hat es aber nicht mehr bzw. lange nicht mehr.
Was die Sujets der Geschichten von Computerspielen angeht, habe ich eine Theorie. Es ist halt immer noch so, dass ein großer Kern von Geeks und Nerds bestimmt wird. Es war immer typisch für diese Kultur, dass damit Außenseitertum in der Mainstreamgesellschaft verbunden war. So ist der Geek oder Nerdbegriff ja erst entstanden. Ein solches Leid, dass mit dem Geektum verbunden ist, führt eben zu Eskapismus aus der als schlechter empfundenen realen Welt in die Welt der Fantasy, Scifi, Superhelden, Computerspiele. Rein von Außenseitertum sind Geeks affin für solche Fantasy-Geschichten. Insoweit ist auch nicht verwunderlich, dass das Spektrum an Sujets recht spärlich ist. Dann gibt es noch die pubertäen Männer und auch Frauen, die eher ganz jungenaft auf solche coolen Hausraufgeschichten wie Hitman, Matrix, Max Payne, GTA etc. stehen. Diese beiden Gruppen bestimmen, was erzählt wird, da sie die Hauptkäuferschicht darstellen.
Jetzt kommen aber auch langsam in den großen Genres Geschichten wie TLOU oder MAfia, die auch den Cineasten ansprechen können. Damit ist die Tür auch für andere Geschichten geöffnet. Warum nicht ein Spiel über einen Analt, der ganz hoch hinaus will. Waru, nicht eine Liebesgeschichte wie ein gutes Jahr? Solche Dinge werden kommen, weil so Spiele wie TLOU die Türe geöffnet haben bzw. ein Umdenken bei den Schlipsträgern mit dem Taschenrechner befördern.
Das Adventure ist historisch immer typisch nerdi gewesen und deswegen werden dort eher Außenseitergeschichten erzählt, in der Tendenz oder Geschichten mit viel Fantasy-Elementen.