Zu der Zeit, als die ersten CD's in die Läden kamen, hab ich mal in einem Plattenladen gearbeitet, ungefähr bis zu dem Zeitpunkt, als die CD's dann mengenmäßig überhand nahmen. Mir tat es damals sehr leid um die schönen Vinylplatten. Sie kosteten damals zwischen 16,99 bis 21,99 DM. In heutiger Währung gerechnet also
ca. 8,50 bzw. 10,50 €.
Dafür erwarb man ein schönes Sammelstück mit repräsentativen Cover und bekam oft noch kreative Beilagen gratis dazu. Aus einer hiesigen Quelle (Bertelsmann) erfuhren wir Verkäufer damals, dass das pressen einer CD dreimal billiger sein sollte, man fragte sich nur, warum dann anfangs die CD's gleich 30-50% teurer waren als die Vinylplatten. Vermutlich hatte man die Kosten für die Umstellung der verschiedenen Pressverfahren gleich im ersten Jahr wieder einfahren wollen. Im Prinzip hat sich an den Preisen für CD's bis heute aber nur minimal was geändert. Die Musikindustrie wollte sich wohl von den fetten Margen nicht wieder verabschieden.
Dabei waren die LP-Preise für Sammler eigentlich schon ausgereizt. So bei ca. 20,- DM merkte man deutlich, wie die Kauflust abnahm und die Leute anfingen, wirklich nach dem billigsten aller Läden zu suchen. Ich glaube, an dieser 10,- € Preisgrenze hat sich bis heute nichts geändert, schon deshalb nicht, weil es heute viel mehr Medien gibt als früher, für die man sein Geld auch ausgeben könnte.
(Zum Beispiel nette Video-DVD's für 9,99, oder Spiele in WhiteLabel-Auflagen oder Klingeltöne oder Handyspiele oder, oder oder...)
Die Musikindustrie scheint immer noch anzunehmen, eine besonders exklusive Ware anzubieten... die Zeiten waren wohl mal.
Das die Ware nicht mehr exklusiv ist, daran haben sie ja am stärksten mitgearbeitet.
Seit mehr als einem Jahrzehnt betreibt man kaum noch Nachwuchsförderung und schliesst statt dessen lieber teure Verträge mit Kassenfüllern ab. Es wird fast nur der Mainstream der Bevölkerung bedient, das sind aber nicht die Leute, die regelmäßige Musik-Käufer sind, bzw. langjährige treue Käufer von Musik"produkten".
Für mich kommt das stückweise Herunterladen aus dem Netz, vor allem für relativ hohe Preise und bei fehlenden Beilagen, eigentlich nicht in Frage. Dafür bin ich erstens zu faul und zweitens hab ich gern mehr fürs Geld als einen anonymen Silberling oder ein virtuelles Datenpaketchen.
Einen Aspekt möchte ich auch noch gern herausstellen, der für mich einen Verlust von Identifikation mit "Produkten der Musikindustrie", denn mehr als Produkte sehen sie ja zumeist in ihrer Ware nicht, ausmacht:
Herunterladen ist für mich wie "Rosinenpicken". Man bekommt zum Beispiel nicht die Aspekte einer Band zu hören, wenn man sich nur den "Nummer1-Hit" runterläd. Diese gängige Praxis führt mE zu einer oberflächlichen Auseinandersetzung mit einer Band bzw. eines Interpreten, und führt dazu dass noch mehr Bands sich wohl gezwungen sehen werden, schon aus Wettbewerbsgründen noch eingängigere Sachen anzubieten, damit sie überhaupt noch einen Vertrag bekommen.
Ich hab oft erst beim dritten Hören einer CD festgestellt, was denn die wirklich guten Songs waren.
