Ganz ruhig, Schnuffelchen. Ich hoffe, dass du für deine Rolle als Ritter von der dampfenden Gestalt wenigstens anständig entlohnt wirst.Kradath hat geschrieben: Übertreib's mal ned.
Für dich habe ich noch einen Spruch, der aus einer Signatur aus dem Golem-Forum stammt: "Ich habe nix gegen Christen. Ich habe nix gegen Moslems. Ich habe nix gegen Vegetarier. Ich habe nix gegen Apple-Fans. Aber ich habe etwas gegen Missionare..."
Mir geht Steam sonstwo vorbei. Bei der ganzen Sache wird eine Frage geflissentlich unterschlagen. Steam fordert offenkundig nicht die Exklusivrechte für den Vertrieb ein. Es spricht nichts dagegen, ein Spiel auf Steam veröffentlichen, es aber gleichzeitig zu anderen Konditionen über andere Steam-freie Kanäle anzubieten.
Als Beispiel mag Gemini Rue dienen, das direkt bei Wadjet Eye, als Box und über Steam erhältlich ist. Ich mag Daedalic wirklich. Mit Deponia haben sie mich voll und ganz überzeugt. Der deutschsprachige Raum ist Adventureland. Dabei wird natürlich von den hiesigen Adventuremachern ausgeblendet, dass es sich in erster Linie um ein Land der Adventure-Konsumenten handelt. Wirklich bedeutsame ursprünglich deutschsprachige Abenteuer sind doch eher rar gesät. Bei der Frage nach den besten Point-and-Click-Adventures ist die Reihung hierzulande doch immer die gleiche: Lucasarts, Sierra, dann wird's britisch und französisch und erst dann folgt der Rest. Der Rest setzt sich aus Spielen der Genre-Renaissance des letzten Jahrzehnts zusammen.
Eine Abhandlung über bedeutende Adventures aus deutschen Landen könnte so beginnen: Im Anfang war "Zauberschloss", dann kam lange nichts.
Ich glaube auch, dass die Daedalic-Spiele international bestehen können. Dass Steam dabei ins Auge springt, ist logisch. Es wäre ein kaufmännischer Fehler, nicht auf Steam zu setzen. Genauso fehlerhaft ist es aber, ausschließlich auf Steam zu vertrauen. Die Zukunft liegt im digitalen Vertrieb. Dieser besteht aber nicht aus Steam alleine, auch wenn gerne der gegenteilige Eindruck erweckt wird.
Ich finde es faszinierend, dass es weltweit unabhängige Adventure-Macher gibt, die ihre Werke erfolgreich im Direktvertrieb vermarkten, Deutschland aber in dieser Hinsicht eine Diaspora ist, obwohl es das Land der Adventure-Konsumenten ist. Jeder dieser Adventure-Entwickler macht dieselbe Erfahrung: Ein erklecklicher Teil der zahlenden Kundschaft kommt aus Deutschland. Was aber nicht aus Deutschland kommt, sind neue Ansätze. Telltale und Wadjet Eye gingen beim digitalen Vertrieb voran. Zum Coup von Tim Schaffer und Ron Gilbert muss man derzeit nicht viel erläutern. Ja, ich weiß, dass das Spiel auf Steam kommt, darum geht es gar nicht, sondern warum die notleidenden[tm] deutschen Entwickler nicht schon viel früher die Möglichkeit des Crowd-Fundings und des digitalen Vertriebs genutzt haben, wo doch die Kundschaft direkt vor der Haustür hockt. Bevor man lange Jahre bei irgendwelchen Geldgebern die Klinken putzt und sich Absage um Absage einfängt, hätte man durchaus einen Versuchsballon in die andere Richtung steigen lassen können. Wenn selbst bekanntermaßen konservative Metzger mit "Wurstanleihen" (korrekt:Genuss-Rechten) neue Wege beschreiten, dann sollten hochmoderne Software-Entwickler das auch schaffen.