Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Hier geht es einfach nur um Adventures!
Antworten
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von BENDET »

Etappe 4: Freunde und Feinde
April wacht nach einer mehr oder weniger befriedigenden Nacht auf und läuft als erstes natürlich ausgerechnet Zak über den Weg. Dabei wollte sie genau das heute unbedingt vermeiden. Nach einem sehr unangenehmen Wortwechsel macht sich April schließlich auf ihren Weg in die Hope Street um mit Pater Raul über Warren zu sprechen. Diesen, so sagt der Pater, könne April üblicherweise in der Hope Street 87 antreffen. Also begibt sich April dorthin und findet tatsächlich einen Jungen, der sich später als Warren Hughes herausstellt. Das Leben, so scheint es, war Warren auch nicht gerade wohlgesonnen, sein Vater hat die Familie für ein Leben auf Drogen als Kolonisten eingetragen (verkauft), ohne Rücksprache mit der dieser zu halten. Warren hat das ganz und gar nicht gefallen, weswegen dieser geflüchtet ist und nun ein Leben auf der Straße führt, ständig in Angst von der Polizei oder der Kolonisierungsfirma gefunden zu werden.
April braucht Warren aber, um einen Kontakt zu einem Freund von ihm herzustellen, der April bei ihrer Suche nach den Neuerern und den Hintermännern der Voltec-Kirche weiterhilft. Da aber bekanntermaßen eine Hand die andere wäscht fordert Warren von uns zuerst einen Gefallen. April muss in das Polizeiarchiv einbrechen, Warrens Akte "berichtigen", mehr Informationen über seine Schwester herausfinden, an welcher Warren sehr hängt, und die Gelegenheit nutzen dort vielleicht auch noch das eine oder andere über die Neuerer oder die Voltec-Kirche zu erfahren.

Wenig begeistert macht sich April auf den Weg. Mit den Behörden anlegen stand nicht gerade auf ihrer Liste der Dinge, die sie unbedingt erledigen möchte. Aber wie es scheint steht das nun wohl auf der Liste der Dinge die sie unbedingt erledigen muss.
Also macht sich April auf nach Metro West wo sie versucht auf normalem Weg in das Polizeigebäude zu gelangen. Dabei nutzt sie, ganz Teeny, die Gelegenheit ihrer fünfzehn sekunden Ruhm zu erhaschen als Life von der Unfallstelle eines Kolonistengleiters berichtet wird. Ihre Freude über dieses mediale Ereignis bekommt jedoch alsbald einen Dämpfer, da sie erfahren muss, dass die Türen des Polizeigebäudes vorrübergehend ausser Betrieb sind und außer der Müllabfuhr und Spezialkommandos niemand in das Gebäude hinein oder aus diesem heraus kann.
Also tarnt sich April kurzerhand als Müll und läßt sich so innerhalb eines Müllbehälters in das Polizeigebäude transportieren. Hier kann sie der Gelegenheit endlich mal zu Hause anzurufen nicht widerstehen, und nutzt die vorhandenen Bildtelefone für eben jenes. Auch dieses Gespräch verläuft nicht gerade aufmunternd, der Verlauf scheint April aber auch nicht sonderlich zu überraschen.
Jedenfalls beschließt sie statt Trübsal zu blasen, Service-Techniker und eine Polizistin zu schickanieren, damit sie endlich in das Polizeiarchiv gelangen kann.
Dort angekommen drückt als allererstes die Blase und so sucht sie die gemischtgeschlechtlichen Sanitäreinrichtungen auf, in welchen sie auf einen alten Bekannten trifft, der aus völlig unverständlichen Gründen nun doch einige Probleme mit der Verdauung hat.
Aus schlechtem Gewissen und als Kollegin getarnt beschließt April diesem zu helfen und ihm seine Magenmedizin aus dem Schrank zu holen. Dort erfährt sie außerdem einige Informationen über den Archivzugang der sicherlich nützlich sein könnte.
Das Spielen der Krankenschwester für Sgt Minelli eröffnet April völlig neue Wege und Möglichkeiten und so landet sie nach einem vertauschten Auge schließlich im Polizeiarchiv woe sie mehr über Warrens Familie erfährt. Über die Neuerer und die Voltec-Kirche hingegen halten sich die Akten äußerst bedeckt. Lediglich der Name Jacob McAllen ist zu ermitteln. Dafür wird noch ein Datenwürfel abgestaubt, aus welchem hoffentlich zu späterem Zeitpunkt mehr Informationen extrahiert werden können.
Zurück bei Warren hält dieser sein Versprechen und vermittelt uns an Flipper. Seltsam ist für diesen Typen überhaupt kein Ausdruck, aber April merkt sofort dass sich hinter der rauhen Schale im Grunde ein herzensguter Mensch verbirgt, der, ebenso wie Warren, einfach nur vom Leben gezeichnet ist.
Er verhilft April zu den benötigten Information über die Neuerer, die Voltec-Kirche und die Tarnfirma, welche für die Finanzierung, den Einfluss und die entsprechende Macht sorgt, MTI. Nach einem äußerst berauschendem Video und weiteren Informationen über einen Gordon Halloway, welcher irgendeine religiöse Bedeutung für die Neuerer hat und eigentlich auch für die Wächter haben sollte, rückt der Flipper schließlich auch mit der Adresse der Hauptzentrale raus. Um dorthin zu gelangen braucht April alledings einen Pass, der ihr den Zutritt in das Viertel für die obersten Zehntausend ermöglicht. Nachdem sie dem Flipper nun auch eine neue Antigrav-Steuerung für seinen schwebenden Rollstuhl besorgt hat, verspricht er ihr, einen solchen Ausweis zu fälschen. Allerdings würde das Zeit brauchen, weshalb April frühestens morgen Abend damit rechnen könne.

April verabschiedet sich, um sich noch mit Cortez in der Hope Street zu treffen. Dort angekommen belauscht sie ein Gespräch zwischen Cortez und Raul in welchem es erst um die Neuerer und Tyren, Arcadia und Marcura geht. Schließlich kommen sie auch auf April zu sprechen, was diese natürlich brennend interessiert. Allerdings wird nichts allzu aufschlussreiches erzählt, es wiederholt sich nur immer und immer wieder wie bedeutend April sei, stark im Gleichgewicht, die Eine.
Schließlich geht Pater Raul und April nutzt die Gelegenheit selber noch einmal mit Cortez zu sprechen. Allerdings kann auch sie nicht sonderlich viel Aufschlussreiches aus ihm heraus locken. Dafür teilt April im Gegenzug all ihre Erkenntnisse zu den Neuerern, der Voltec-Kirche und Jacob McAllen mit.
Cortez empfiehlt April nach Hause zu gehen und den Abend zu genießen, bevor sie sich morgen den neuen, weiteren Aufgaben widmen.
Zu Hause angekommen, trifft sie Emma und Charlie die sich sorgen machen und denen April mehr oder weniger über ihre Bestimmung berichtet. Schließlich beschließt April geschafft von den Strapazen des Tages schlafen zu gehen und sackt erschöpft auf dem Bett zusammen.

Wir sehen ein Video in welchem gewaltsam in Cortez' Versteck eingedrungen wird und er von bewaffneten Männern bedroht wird. Herein kommt Gordon Halloway.
April wacht mitten in der Nacht auf und wird von einem magischen Leuchten aus ihrem Schrank angezogen. Sie öffnet die Schranktür und reist bereits wieder durch ein Portal zurück nach Arcadia.
Benutzeravatar
Temüjin
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7915
Registriert: 15.06.2008, 13:25
Wohnort: Bremerhaven (!)

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von Temüjin »

Vielen Dank für Deine ausführliche Zusammenfassung, jetzt bin ich auch wieder motiviert; wenn der Zusammendurchspielmoderator noch dabei ist, mach ich auch weiter! :)
Salmonelli, Respekt für Deinen Hamlet-Monolog, der ist ja doch etwas länger; ich könnte den auch im Wald nicht auswendig lernen.
Warum ist Dir denn der Preis zu hoch, um den Grund für die Nicht-Beine zu erfahren? Man muß doch nur sagen, ob man noch Jungfrau ist und kann dies auch noch selber entscheiden in der Antwort. (was nochmals für meine Eingangs geäußerte Meinung zum "Frauenadventure" spricht) :)
Wenn man das Dasein als eine Aufgabe betrachtet, dann vermag man es immer zu ertragen.

(Marie von Ebner-Eschenbach)
Salmonelli
Hobby-Archäologe
Hobby-Archäologe
Beiträge: 111
Registriert: 25.03.2010, 19:43

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von Salmonelli »

Hallo Temüjin!

Mich interessiert es nur wenig, ob April noch Jungfrau ist oder nicht. Ich entschied mich daher für die Antwortmöglichkeit „Das geht Dich nichts an“, auch wenn Flipper mir dafür nicht verriet, wie er um seine Beine gekommen ist. Wenn er nicht darüber sprechen will, dann geht auch dies mich nichts an und es ist OK.

Gänzlich böse kann man dem Typen für seine kratzborstige Art nicht sein, denn schließlich ist er, schwerbehindert wie er ist, ein armes Schwein, wenn auch offenbar ein Ass auf seinem Gebiet.

Unser Bendet hat ganz bestimmt Recht, wenn er hinter der rauen Schale einen weichen Kern vermutet...

Herzlichst
Salmonelli
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von BENDET »

Temüjin hat geschrieben:wenn der Zusammendurchspielmoderator noch dabei ist, mach ich auch weiter!
Natürlich bin ich noch dabei. Die vorletzte Woche war nur eben sehr stressig.

Auch wieder eine sehr schöne Zusammenfassung von Salmonelli. Herzlichen Dank noch einmal hierfür.
Temüjin hat geschrieben:was nochmals für meine Eingangs geäußerte Meinung zum "Frauenadventure" spricht
Dem stimme ich durchaus zu. Das ganze Spiel wimmelt nur so von starken Frauen, schlechten Männern und wenigen männlichen guten Freunden.


Wir haben bis jetzt ja schon so einige Einblicke in Aprils Familiäre Vergangenheit gehabt. Die Einträge in ihr Tagebuch, die Aussagen von April, als sie ihren Ring wieder bekommt und das doch sehr distanzierte Telefonat mit ihrer Mutter.
Wie wirkt auf Euch der familiäre Hintergrund aus dem April geflohen ist? Spekulationen darüber was passiert ist?
Benutzeravatar
Temüjin
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7915
Registriert: 15.06.2008, 13:25
Wohnort: Bremerhaven (!)

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von Temüjin »

April sagt ja über ihren Papa wenig Nettes, er war ein Spieler und hätte sie jeden Tag wie Dreck behandelt. Aber sie hat die traurige Befriedigung einer verletzten Frau, daß er bis zu seinem Tode unglücklich sein wird, weil er nichts und niemanden lieben kann. Mit ihrer Mutter versteht sie sich besser, aber die scheint wohl auch den fiesen Vadder zu fürchten und hilft April nicht. Außerdem kommt sie aus einem kleinem Kaff, wie sie schreibt; ich glaub bei April zuhause ist alles recht gewöhnlich und miefig, Vater säuft und spielt, Mutter hält das Ganze aus und die Tochter will weg.
Für Salmonelli: Der Flipper hat seine Beine mit 18 Jahren verloren. Er war ein Hacker und ist in Hochsicherheitskonten eingebrochen und wurde von MTI mit den Fingern in der Kasse erwischt. Er sagt, sie hätten ihn im Netzwerk aufgespürt und "gegrillt", schweres Hirntrauma. Als er aufwachte war er von MTI-Schlägern umgeben und hatte keine Beine mehr. Fiese, nech? :)
Die Story vom Flipper erinnert ganz stark an das Buch "Neuromancer", da wird auch ein Cyber-Cowboy beim Datenklau erwischt und von einer fiesen Firma werden seine Nerven "gespleisst", daß er nie mehr in den Cyberspace gelangen kann.
Wenn man das Dasein als eine Aufgabe betrachtet, dann vermag man es immer zu ertragen.

(Marie von Ebner-Eschenbach)
Benutzeravatar
Joey
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 9969
Registriert: 20.04.2010, 14:40

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von Joey »

Am interessantesten fand ich in diesem Abschnitt eigentlich den Bericht über den abgestürzten Gleiter.
Zum einen, weil gesagt wurde, daß pro Woche 15 dieser Gleiter abstürzen. Dennoch werden sie offensichtlich weiter verwendet. Ich meine, ist ja nur das normale Volk, das dabei ums Leben kommt. Die meisten sind wahrscheinlich solche Leute wie die Familie dieses Jungen, die an Kolonien "verkauft" wurden.
Es zeigt auch die Gefahren der Technik. Was interessant ist, wenn man bedenkt, daß die Bewohner von Arcadia sich so sehr nach einer solchen technisierten Welt sehnen. Sie sehen die Vorteile, aber ignorieren die Nachteile.

Erschreckt hat mich auch, wie gefühlskalt diese Reporterin gewesen ist. Sie berichtet über den Tod von hunderten... oder waren es sogar tausende?... von Menschen, und alles, was sie interessiert, ist, ob die Einschaltquoten stimmen und ob es ihrer Karriere dient. Mitleid mit den Verunglückten oder ihren Angehörigen hat sie nicht. Auch wenn wir heutzutage schon auf dem besten Weg dazu sind, ist das doch reichlich krass.

Hier war ich auch zum ersten Mal über April geschockt. Sie hört den Bericht, steht nebem dem abgestürzten Gleiter und hampelt herum, als wäre sie ein betrunkener Fan bei einer Fußball-WM, nur um für ein paar Sekunden im Bild der Kamera zu sein? :shock:
Gerade von April hätte ich sowas eigentlich nicht erwartet.

Und dann noch die Sache mit ihrem Vater. Wenn ich mich recht entsinne, hat sie ihn die Treppe runtergeschubst und ist dann einfach abgehauen. Da April nicht wie ein gewalttätiger Mensch erscheint, muß da etwas von Seiten ihres Vaters vorausgegangen sein, denke ich.
Ihre Mutter scheint zwar nachvollziehen zu können, warum April getan hat, was sie getan hat, hält aber zu ihrem Vater. In dieser Familie scheint so einiges schief gelaufen zu sein. Alles in allem scheint es so, als wäre April auf sich alleine gestellt, zumindest was den familiären Hintergrund anzugehen scheint.
Ihre Mutter schien auch gar nicht so wirklich zu interessieren, ob April mit dem, was sie gerade tut, glücklich ist, ob sie gute Freunde gefunden hat etc. Mir scheint es, als ob die Mutter sich mit ihrem Schicksal, was immer das auch sein mag, abgefunden hat und einfach nur will, daß alles wieder so ist wie es immer war, egal, ob April damit glücklich wäre oder nicht. Sehr seltsam. :?
Behalte immer mehr Träume in deiner Seele, als die Wirklichkeit zerstören kann. (indianische Weisheit)
Benutzeravatar
Temüjin
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7915
Registriert: 15.06.2008, 13:25
Wohnort: Bremerhaven (!)

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von Temüjin »

Joey hat geschrieben:
Hier war ich auch zum ersten Mal über April geschockt. Sie hört den Bericht, steht nebem dem abgestürzten Gleiter und hampelt herum, als wäre sie ein betrunkener Fan bei einer Fußball-WM, nur um für ein paar Sekunden im Bild der Kamera zu sein? :shock:
Gerade von April hätte ich sowas eigentlich nicht erwartet.
Die Szene fand ich total witzig und hat mich zum ersten Mal zum Lachen gebracht. Ganz unerwartet schräger Humor!
Joey hat geschrieben:Und dann noch die Sache mit ihrem Vater. Wenn ich mich recht entsinne, hat sie ihn die Treppe runtergeschubst und ist dann einfach abgehauen.
Wo sagt sie das denn ? Im Tagebuch steht, daß sie sich morgens um 4 wegschleicht und über Greenvale nach Newport fährt.
Wenn man das Dasein als eine Aufgabe betrachtet, dann vermag man es immer zu ertragen.

(Marie von Ebner-Eschenbach)
Benutzeravatar
Joey
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 9969
Registriert: 20.04.2010, 14:40

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von Joey »

Temüjin hat geschrieben: Wo sagt sie das denn ? Im Tagebuch steht, daß sie sich morgens um 4 wegschleicht und über Greenvale nach Newport fährt.
Mhm, ja, das ist wohl der Nachteil daran, wenn es schon fast eine Woche her ist, daß man diesen Abschnitt gespielt hat. :roll:
Ob sie gleich weggelaufen ist, weiß ich echt nicht mehr. Aber ich denke, daß sie ihren Vater die Treppe runtergeschubst hat, hat ihre Mutter in dem Telefongespräch erwähnt?

Ach ja, was mir da gerade einfällt...

@ Bendet:
Könntest du bitte in deine Sonntagspostings noch mit dazuschreiben, welcher Abschnitt nun dran ist? Irgendwie weiß ich manchmal gar nicht mehr, was schon diskutiert werden darf und was noch nicht. Ich komm da immer so leicht durcheinander. Und in dem Posting ganz am Anfang stehen ja keine festen Termine drin. :oops:
Behalte immer mehr Träume in deiner Seele, als die Wirklichkeit zerstören kann. (indianische Weisheit)
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von BENDET »

Joey, in meiner Zusammenfassung steht als Überschrift bereits, dass wir gerade Etappe 4 diskutieren. Das ist Kapitel 3: Freunde und Feinde im Spiel.
Entsprechend wird diese Woche Etappe 5 gespielt und ab kommendem Sonntag diskutiert.

Zum Thema:
Dass April ihren Vater die Treppe hinunter gestoßen hat, wir in der Tat beim Telefonat zwischen April und ihrer Mutter erwähnt. Außerdem wird erwähnt, dass Aprils Bruder deswegen nicht zur Schule kann, da der Vater nun nicht arbeiten gehen kann und somit das Geld knapp würde. April ist übrigens nicht die einzige mit zerrütteten Familienverhältnissen. Auch Charlie hat mit seiner familiären Vergangenheit zu kämpfen, wenn auch nicht so drastisch wie April. Schließlich plant Charlie noch nach Hause zurück zu kehren um seine Familie zu besuchen. Dies alles erfahren wir aber bereits in Kapitel 1.
Für mich unklar bleibt jedoch, warum April mit keiner Silbe in ihrem Tagebuch von der ihrer Flucht berichtet und was damals wirklich passiert ist. Man mag es auf den Stress oder die vielen neuen Eindrücke schieben. Vielleicht fühlt sie sich aber auch selber schuldig und möchte diese Ereignisse einfach verdrängen.
Salmonelli
Hobby-Archäologe
Hobby-Archäologe
Beiträge: 111
Registriert: 25.03.2010, 19:43

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von Salmonelli »

Junge Menschen mit künstlerischen Ambitionen haben es in bürgerlichen Familien oft schwer. Die Berufstätigkeit wird da nur nach den Kriterien des Gelderwerbs und des gesellschaftlichen Ansehens eingeschätzt. Kunst gilt als „brotlos“, Berufung und Lebenserfüllung als sekundär. Als ich in einem Gespräch mit meinem Vater einmal das Wort „Selbstverwirklichung“ benutzte, wusste mein Vater überhaupt nicht, wovon ich sprach. Der Begriff war ihm vollkommen fremd.

Ein eindrucksvolles Beispiel für einen derartigen Konflikt ist Franz Kafka. Er schrieb seinem Vater einen 100 Seiten langen Brief, in dem er mit ihm abrechnete, den er allerdings nie abschickte. Man fand das Manuskript in seinem Nachlass. Der Vater hatte bis zum Tod seines Sohnes niemals irgend etwas begriffen. Er hielt Franz für einen Totalversager, weil ihm das Schreiben wichtiger war als eine bürgerliche Karriere.

„Ich hatte vor Dir das Selbstvertrauen verloren“, ist in dem besagten Brief zu lesen, „und dafür ein grenzenloses Schuldbewusstsein eingetauscht...“ Kafka empfindet seinen Vater nicht als Freund, sondern stets als das jüngste Gericht. Die Kraft jenes Despoten lässt die Entwicklung einer starken, lebenstüchtigen Persönlichkeit in seinem Schatten nicht zu, sein absoluter Pragmatismus verhindert jegliches Verständnis für die Sensibilität und die Gedankenwelt anderer, die Selbstherrlichkeit dieses aufgeblasenen Dummkopfs erlaubt nur die Richtigkeit der eigenen Ansichten. Zitat: „Deine Meinung war richtig, jede andere war verrückt, überspannt, meschugge, nicht normal...“

Ich denke, dass es in Aprils Familie zu ähnlichen Spannungen kam. Dass ihre Tochter eine Künstlerin werden wollte, ging über den Horizont ihrer Eltern hinaus und es kam zu einem klassischen Generationskonflikt, der die Kommunikation mit ihren Eltern auch jetzt noch bestimmt und der sich auch in Aprils Tagebuch niederschlägt. Dass sie als Kind ihre Zeichnungen vor dem Vater versteckte, spricht Bände...

Salmonelli
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von BENDET »

Vielen Dank für deinen Beitrag, Salmonelli, Du bereicherst mit deinen fundierten Kenntnissen und deinen Ansichten meiner Meinung die Diskussion nicht unerheblich.

Besonders finde ich den von Dir erwähnten Aspekt der Selbstverwirklichung, gerade im Zusammenhang mit Charlie. Selbstverwircklichung, so wirkt es auf mich, ist in unserer Gesellschaft nach wie vor etwas, was primär den Frauen zugeschrieben und auch gestattet wird. Frauen bleibt nach weithin verbreiteten gesellschaftlichen Verständnis die Zeit und die finanzielle Absicherung über den Mann, selbstverwirklichend tätig zu werden und je nach Partner völlig frei oder al gusto des Partners ihren Interessen nachzugehen.
Frauen wird nach wie vor viel eher zugestanden, nicht die persönliche, materielle Karriere zu verfolgen, sondern sich den Künsten, den Geisteswissenschaften oder sonstigen Interessen zu widmen und beliebige Auszeiten zu nehmen, können sie sich doch jeder Zeit wieder auf einen Ernährer besinnen.
Dem Mann bleibt aus dieser weit verbreiteten gesellschaftlichen Vorstellung hingegen lediglich das Funktionieren, die Rolle als Ernährer und die Rolle als Karrieremensch. Abweichungen von dieser Norm werden nur allzu gerne als unmännlich, schwul, brotlose Kunst (danke für das Stichwort Salmonelli)... verachtlich bezeichnet und so lasstet auch auf der Männerwelt ein ungeheurer, gesellschaftlicher Druck, in die altbekannten Fußstapfen zu treten um nicht als Versager zu gelten.
Diese Schicksal blüht wohl auch Charlie, der sich zu etwas so unmännlichem wie dem Tanz berufen fühlt.
Benutzeravatar
Loma
Ultimatives Flascherl
Ultimatives Flascherl
Beiträge: 8202
Registriert: 21.07.2006, 16:47
Wohnort: Flascherl
Kontaktdaten:

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von Loma »

BENDET hat geschrieben:Selbstverwircklichung, so wirkt es auf mich, ist in unserer Gesellschaft nach wie vor etwas, was primär den Frauen zugeschrieben und auch gestattet wird. Frauen bleibt nach weithin verbreiteten gesellschaftlichen Verständnis die Zeit und die finanzielle Absicherung über den Mann, selbstverwirklichend tätig zu werden und je nach Partner völlig frei oder al gusto des Partners ihren Interessen nachzugehen.
Frauen wird nach wie vor viel eher zugestanden, nicht die persönliche, materielle Karriere zu verfolgen, sondern sich den Künsten, den Geisteswissenschaften oder sonstigen Interessen zu widmen und beliebige Auszeiten zu nehmen, können sie sich doch jeder Zeit wieder auf einen Ernährer besinnen...
Ich nehme zwar am playthrough nicht teil, kann hier aber ein lautes "Widerspruch!" nicht zurückhalten.
Was hier gänzlich unter den Tisch fällt, ist die Tatsache, daß Frauen aufgrund von Diskriminierung sehr lange mögliche Wege zur Selbstverwirklichung verwehrt wurden (z.B. Zugang zu Universitäten) oder daß eben die Ansicht, sich kindergebärend einem Mann unterordnen zu müssen, jegliche Form von Selbstverwirklichung jenseits der Norm unterbindet. Hier von einer leichteren Möglichkeit zur Selbstverwirklichung (nur weil man sich nicht ums eigene Überleben kümmern muß) zu sprechen, halte ich irgendwie für ziemlich absurd.
Wie sieht das Mengenverhältnis zwischen männlichen und weiblichen KünstlerInnen aus, wenn man ein Kunstlexikon durchblättert? Sind sich selbst verwirklichende Aussteiger eher männlich oder weiblich? usw.

Und jetzt bin ich auch schon wieder still.
Ich denke, also spinn' ich.
Ich spinne, also mal' ich.
Ich male, also denk' ich.

"Never leave for the last minute what you can get away with not doing at all." (Pepe the King Prawn)
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von BENDET »

Loma hat geschrieben:Und jetzt bin ich auch schon wieder still.
Bitte nicht!
Auch wenn Du nicht mitspielst ist dein Kommentar und Dein Beitrag sehr willkommen. Insbesondere hoffe ich, mit meiner Provokation noch mehr Widersprüchler aus der Reserve zu locken.

Niemand streitet ab, dass das Rollenverständnis in der Vergangenheit den Frauen nicht wohlgesonnen war. Ich bezweifle auch nicht, dass für viele Frauen ein Leben in unserer Gesellschaft nicht mit den Freiheiten und Möglichkeiten verbunden ist, die ihnen per Gesetz zustehen.
Dennoch denke ich nicht, dass eine pauschale Schwarzweiß-Malerei (auch wenn mein vorheriger Beitrag das nahe legt) zielführend ist.
Ich erlebe es in unserer heutigen Gesellschaft als selbstverständlich, dass eine Frau sich nach Erreichen der allgemeinen Hochschulreife eine kreative, soziale, wie auch immer geartete Auszeit zur Selbstfindung nehmen kann ohne, dass dies von irgendwem hinterfragt wird, wohingegen ich es sehr wohl erlebt habe, welcher Leistungsdruck aufgebaut wird, wenn Mann noch nicht weiß, wie es danach nun eigentlich weiter gehen soll. Dass Frauen es in unserer Gesellschaft nach wie vor nicht leicht haben, habe ich nicht bestritten. Pauschal zu behaupten, Männer hätten es in allem leichter, trifft meiner Meinung eben so wenig zu. Die Probleme vor denen die Geschlechter stehen sind nur verschieden.

Vielleicht ist von meiner Seite mit der Verwendung des Wortes Selbstverwirklichung ein falscher Aspekt beleuchtet worden, da Selbstverwirklichung selbstverständlich allumfassender ist, als ich es gebrauchte. Dennoch stehen auch Männer vor dem Problem der gesellschaftlichen Reduktion auf funktionale Teilaspekte. So wie Frauen gerne auf ihr Äußeres reduziert werden, werden Männer gerne auf ihren gesellschaftlichen Status reduziert. Meiner Meinung schenken sich beide der Reduktionen auf "unwesentliche" Teilaspekte nichts.

Ich hoffe ich konnte Dich (und andere) weiter provozieren und locke erneut Reaktionen hervor ;-).
Benutzeravatar
Loma
Ultimatives Flascherl
Ultimatives Flascherl
Beiträge: 8202
Registriert: 21.07.2006, 16:47
Wohnort: Flascherl
Kontaktdaten:

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von Loma »

BENDET hat geschrieben: Dennoch denke ich nicht, dass eine pauschale Schwarzweiß-Malerei (auch wenn mein vorheriger Beitrag das nahe legt) zielführend ist.
Und genau gegen diese Form der Malerei in deinem Beitrag habe ich mich aufgelehnt. :wink:
Daß die Gesellschaft und ihre Erwartungen grundsätzlich ein äußerst kompliziertes und oft schwer zu ertragendes Geflecht für beide Geschlechter ist, sei unbestritten.

Wobei ich mich frage, ob TLJ aus feministischer Sicht betrachtet, wirklich gut wegkommen würde? :-k
Ich denke, also spinn' ich.
Ich spinne, also mal' ich.
Ich male, also denk' ich.

"Never leave for the last minute what you can get away with not doing at all." (Pepe the King Prawn)
Benutzeravatar
BENDET
Riesiger Roboteraffe
Riesiger Roboteraffe
Beiträge: 7475
Registriert: 20.03.2006, 08:48
Wohnort: Großraum Stuttgart
Kontaktdaten:

Re: Zusammen durchgespielt: The Longest Journey

Beitrag von BENDET »

Loma hat geschrieben: Wobei ich mich frage, ob TLJ aus feministischer Sicht betrachtet, wirklich gut wegkommen würde? :-k
Vermutlich nicht, da April hierfür wohl viel zu naiv gezeichnet ist. Aber das ist ein anderes Thema, das ich gerne im Anschluss an das Spiel reflektieren würde.
Antworten