"Von den Calvinisten habe ich auch erst im Soziologie-Studium erfahren."
Wobei Max Weber schon ein ganz spezielles Bild der Calvinisten hat.
An sich beinhaltet die Lehre von Calvin, dass Gott 1. ständig wirkt. Also, dass alles, was passiert (Das Blatt, dass vom Baum fällt, der Mensch der tot umfällt, jedes Atom, wie es sich bewegt und selbst die Morde und Verbrechen auf dieser Welt, von Gott kommen und Teil seiner ewige währenden aktiven Vorsehung bestimmt sind. Sprich, kein unbewegter Beweger, sondern ein immer aktiver Gott.) "Ja?" Fragt man sich: "Wieso kann es dann Mord und Hitler etc. gebe?". Das liegt daran, dass Gottdiese Menschen als Werkzeug benutzt, um seine Vorsehung zu erfüllen. Selbst die Naturgesetze sehen für uns nur gleichmäßig aus, sind jedoch von Gottes Willen gelenkt. Er bewegt sie momentan eben gleichmäßig, könnte aber auch anders.
Das ist der erste Teil, die Prädestinationslehre. Man könnte ihm Determinismus unterstellen. Doch bei ihm ist das aktive Vorsehung eines Gottes und nicht kalte Naturgesetze in Kausalität.
Der 2. Teil seiner Lehre ist der unsympathische.
Calvin glaubt, dass Gott innerhalb der Versehung eine bestimmte Sorte Mensch auserwählt hat. Das Volk Israel. Dieses wurde jedoch durch Christus zu den Christen. Sprich, die Juden, welche das Christentum nicht mitgegangen sind, sind genau wie alle anderen Menschen nicht Teil von Gottes auserwähltem Volk, für das er die Vorsehung übrigens gemacht hat. Alle anderen sind wie der Igel, der Stein usw. nur sein Werkzeug. Man kann auch nicht durch eine bestimmte Lebensweise auserwählt werden. Gottes Willkür sagt entweder:"Du gehörst dazu oder nicht." Sprich, selbst ein Mörder könnte in den Himmel kommen und eine Mutter Theresa nicht. Doch wie erkennt man, dass man dazu gehört. Das glaubt man einfach. Derjenige, der nicht an die Führsorge Gottes glauben kann, gehört für Calvin nicht dazu, ist nur Mittel zum Zwecke Gottes Vorsehung für die Auserwählten. Aber auch im eigenen Schicksal meinen Calvinisten ihr Glück ablesen zu können. An dem Reichtum und der guten Ernte die Gott einem gibt. Gott scheißt sozusagen auf den dicksten Haufen. Die ganze liberale amerikanische Wirtschaft fußt auf calvinistischem Gedankengut. (Wo wir wieder beim Herrn Weber sind)
Calvinisten sind übrigens die Empiristen unter den Christen. Allerdings wird die Erfahrung hier nur mit dem Wort Gottes abgeglichen und nicht mit der Vernuft. Vernunft ist für Calvin sozusagen nicht das wesentliche, sondern der Glaube an die Vorsehung und Teil der Auserwählten zu sein. Der Rest muss eben mit der Angst leben und ist nur Teil vom Werkzeugkasten Gottes.
Übrigens gilt der Werkzeugstatus auch für die Christen, die nicht so glauben wie Calvin das sagt.