Dracula Resurrection

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DrBres
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Dracula Resurrection

Beitrag von DrBres »

Bitte zu den Community-Tests verschieben. Danke im Voraus!

Da ich in geraumer Zeit die akutellen Dracula-Titel unter die Lupe nehmen will, hab ich mir die beiden Wanadoo-Beiträge günstig bei Ebay besorgt, den ersten Teil "Dracula - Resurrection hab bereits bewältigt - leider bzw. zum Glück (je nach Betrachtungsweise) in Rekordzeit...

Dracula Resurrection setzt einige Jahre nach dem Ende der Stoker'schen Geschichte ein: Der berüchtigte Vampirfürst ist zurück! Wie und warum - das weiß eigentlich keiner so recht; aber die Vernichtung des Grafen hat auch die Hammer-Studios nicht davon abgehalten, einen Haufen Sequels zu drehen. Mina, mittlerweile Ehefrau von Jonathan Harker, spürt die Präsenz des Unholds und verlässt überstürzt ihren heimeligen Wohnsitz in London, um Dracula in seinem Schloß aufzusuchen. Jonathan bleibt natürlich nicht untätig und bereitet ihre Rettung vor.

"Dracula Resurrection" besteht im Wesentlichen aus zwei Spielabschnitten: In den Karparten angekommen, muss er erstmal den Weg zu Draculas Anwesen finden. Obwohl er dessen Schloß bereits zweimal besucht hat, kann er sich anscheinend nicht mehr an die richtige Adresse erinnern. Also bleibt ihm zunächst einmal nichts anderes übrig, als sich mit Draculas dümmlichen Schergen herumzuschlagen und abergläubischen Bauerntölpeln Informationen zu entlocken.

Viel Hilfe gibt es zu Beginn aber nicht, Jonathan kann gerade mal mit zwei NPCs interagieren; allerdings sind diese schön anzusehen. Die Dialoge sind prachtvoll animiert und flott geschnitten, also mehr Zwischensequenz als bloßes Durchklicke der Dialogoptionen. So schön die Figuren anzusehen sind, umso schlimmer sind sie anzuhören: Die Snychronisation ist ein Griff in die Schüssel; die Stimmen passen nicht zu den Figuren, die Sprecher leiern ihren Text herunter als würden sie einen Beipackzettel vorlesen und wenn einmal mit Betonung abgelesen wird, dann leider an der falschen Stelle. Zudem entlarven die Dialoge Jonathan als unsympathische Schaftablette, die grenzdebil in die Kamera blickt und stark an Keanu Reeves deplazierten Vorstellung in Coppolas 1992er Dracula-Verfilmung erinnert, so dass man ihm schon fast nicht mehr bei der Suche nach seiner Frau helfen möchte.

Allerdings entschädigen die (für das Jahr 1999) ansehnlich gerenderten Schauplätze, an denen zumindest ein wenig Gruselstimmung aufkeimen will, auch die anfangs recht leichten Rätsel, die eigentlich nur darin bestehen, einen Gegenstand zu finden und an richtiger Stelle einzusetzen, motivieren, sofern der Spieler gewillt ist, den Bildschirm richtig abzusuchen: Zwei Objekte sind richtig fies versteckt bzw. so platziert, dass man sie im Pixeleinheitsbrei nur schwer zu erkennen vermag. Das sind die einzigen Frustmomente, ansonsten hat man in eineinhalb bis zwei Stunden CD 2 und somit Dracula's Schloß erreicht.

Der Showdown mit dem fiesen Blutsauger steht also bevor! Aber denkste, Dracula hat nämlich nichts besseres zu tun, als sich jetzt nach London abzusetzen. "Ich hab Geschäftliches zu erledigen", so der lapidare Kommentar. Es sei nicht zuviel verraten, aber den titelgebenden Bösewicht bekommt der Spieler nur in Zwischensequenzen zu sehen; angesichts der Tatsache, dass auch der Abschnitt im Dracula-Anwesen in unter zwei Stunden zu bewältigen ist, ein Unding. Denn kaum hat man die alten Gemäuer erkundet, fährt auch schon der Abspann ab: Die Rätsel sind vorhersehbar, (genau genommen ist eigentlich nur ein einziges, großes Rätsel zu bewältigen) die verwaisten Räume versprühen den Charme eines "Doom II"-Levels und die Spannung ist auf ihrem Tiefpunkt angekommen: Wer den Test zu Gabriel Knight gelesen hat, weiß, dass ich nicht an jeder Stelle sterben muss. Aber bei einem Besuch beim Grafen? Bei all den Gefahren, die dort lauern könnten? Da muss man doch fast zwangsläufig in den Genuss eines Neustarts kommen! Aber nichts ist's mit dem virtuellen Ableben, keine Fallen, kein tödlicher Fauxpas, selbst Draculas Bräute stellen sich dem Protagonisten nur plump in den Weg, getreu nach dem Motto "Du kommst hier net raus".
Der Showdown hätte den indiskutabeln zweiten Teil noch retten können, aber just in dem Moment, in dem der Ruhepuls in Wallung gerät, bekommt der Spieler die Abschlusssequenz serviert und darf/muss tatenlos zusehen, wie ein Filmchen seine Arbeit abnimmt.

Fazit: Dracula ist sicherlich nicht der Gipfel der Unzulänglichkeiten, aber dem Spiel mangelt es an Elementarem: Eine gut durchdachte, spannende Story, knackige Rätsel oder sympathische Charaktere - all das lässt das Spiel vermissen. Positiv zu erwähnen sind zwar die Grafik, die aus heutiger Sicht natürlich als altbacken zu bezeichnen ist, aber dennoch überzeugen kann, und der einsteigerfreundliche Schwierigkeitsgrad. Doch auch Genre-Neulinge dürften sich bald unterfordert fühlen, wenn der ein und derselbe Schlüssel an gefühlten 34 Hotspots verwendet werden muss. Spielspaß kommt so kaum auf, auch der Grusel hält sich in Grenzen. Die Gesamtspielzeit von unter vier Stunden ist für ein vollwertiges Spiel ziemlich dürftig, andererseits, wer mal einen Blick auf "Dracula Resurrection" werfen will, dürfte schnell den kompletten Überblick ergattert haben...4 von 10 Punkten.

Euer DrBres
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