Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

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Paragon
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Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Paragon »

Ich denke die Frage ist selbsterklärend.

Adventures haben meistens einen männlichen, etwas sarkastischen und etwas schusseligen Kerl als Protagonist. Dann kommen die kompetenten Damen, und dann kommen blasse Avatare für den Spieler, fragwürdige Deppen allerlei Geschlechts, weinerliche, bizarre, naive, tumbe, zynische oder sogar unsympathische Spielfiguren, ich denke heutzutage ist so ziemlich alles vertreten.

Für manche Spieler ist es ganz ok wenn die Spielfigur unscheinbar ist: The Dig zählt sicher nicht wegen Boston Low zu den Favoriten von Lucas Arts, und Maniac Manson ist sicher nicht wegen Dave so bekannt geworden.

Andere haben sogar Figuren die manche mögen und manche schlicht unsympatisch finden, man denke an Gabriel Knight oder Simon the Sorcerer

Wohingegen zu gutmütige, kindliche oder weinerliche Figuren wie z.B. bei Kings Quest 6 oder Night of the Rabbit manche Zyniker unter den Spielern auch Blut husten lassen.

Ist in einem Adventure der HELD (bzw. eure Sympathie für ihn) SEHR wichtig? Oder reicht es euch wenn Story und Rätsel das ausgleichen?

Ich selber würde sagen: Es ist verschmerzbar wenn die Figur 08/15 und vergesslich ist.
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Sven
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Sven »

Das einzige Mal wo mir ein Char auf die Nerven ging war Everlight. :-&
Ansonsten werde ich ein Spiel nicht gleich wegen eines Chars zur Seite legen. Aber ja das oben genannte habe ich trotzdem zu Ende gespielt!
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Weltfremd
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Weltfremd »

Paragon, irgendwie scheinen wir genau gegensätzliche Prioritäten bei den Spielen zu haben ;)
Klar, wenn mich alles andere packt, kann ich auch mal drüber hinweg sehen, aber der Held macht natürlich den Großteil der Geschichte aus und wenn der mir unsympathisch ist, kann ich das fast nie spielen. Manchmal gewöhnt man sich aber. Wichtiger als Sympathie ist Authentizität.

Paar Beispiele:
Jeremias Haselnuss aus Night of the Rabbit ging mir am Anfang schon stark aufn Sack, aber in seiner kindlichen Naivität ist er authentisch und irgendwie dann doch liebenswert. Hat irgendwann gepasst.

Nate aus Book Of Unwritten Tales (Vorgestern erst durchgespielt) fand ich am Anfang sehr doof, später merkte man aber das seine Arroganz nur Fassade war und der Kerl dahinter doch ganz cool ist (war denke ich auch von den Entwicklern so gedacht)

Ivo hingegen war okay, blieb aber das ganze Spiel über farblos mMn. Wilbur der typische naive, liebenswerte Adventure-Held.

Journey Down wäre ohne die sympathischen Hauptcharaktere ein Totalausfall für mich gewesen.

Gibbous hab ich nach 15 Minuten spielen mit dem Typ mit der Katze abgebrochen, die beiden haben mich sofort genervt. Wäre es bei dem Detektiv geblieben, hätt ich eventuell weiter gespielt.

Brian Basco fand ich immer etwas altklug und leicht blasiert, trotzdem hab ich Runaway (bisher nur Teil 1) gerne gespielt...
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Kikimora
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Kikimora »

Ich fand Simon grässlich. Außerdem Sunny aus So Blonde. Rufus und Guybrush hingegen mochte ich.
Die Charaktere in Journey Down waren nicht so mein Fall, weshalb ich das auch gar nicht weiter gespielt habe.
Dito Book of Unwritten Tales, das ich tatsächlich aufgrund der Charaktere bisher nicht gespielt habe.

Also mir sind die Charaktere, die man spielt, schon nicht unwichtig.
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Paragon
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Paragon »

Weltfremd hat geschrieben: 11.03.2022, 14:04 Paragon, irgendwie scheinen wir genau gegensätzliche Prioritäten bei den Spielen zu haben ;)
Klar, wenn mich alles andere packt, kann ich auch mal drüber hinweg sehen, aber der Held macht natürlich den Großteil der Geschichte aus und wenn der mir unsympathisch ist, kann ich das fast nie spielen. Manchmal gewöhnt man sich aber. Wichtiger als Sympathie ist Authentizität.

Ist wirklich so: Ist die Story spannend? Sind die Rätsel gut? Dann ist es mir etwas egal wie vergesslich die Hauptfigur ist. Ist eine Hauptfigur unerträglich für mich in Adventures... ist es mir dennoch egal, das wäre NIE ein Grund das Spiel für mich abzubrechen, maximal dann am Ende zu sagen "Man was fürn Sack von Held" aber wenn ich ein Adventurea abbreche (Toonstruck als willkürliches Beispiel ;) ) Dann weil mich die Rätsel nerven/abschrecken oder die Gesamtgeschichte mich nicht reizt
Paar Beispiele:
Jeremias Haselnuss aus Night of the Rabbit ging mir am Anfang schon stark aufn Sack, aber in seiner kindlichen Naivität ist er authentisch und irgendwie dann doch liebenswert. Hat irgendwann gepasst.
Gutes Beispiel: In den ersten 20 Minuten dachte ich auch noch bei Sätzen wie "2 Tage Sommerferien , noch 2 Tage Abenteuer" das ich irgendwann Blut husten muss, und ich denke mit 16-20 Jahren hätte ich mich damit schwer getan, aber mit 42 Jährchen fand ich es irgendwann charmant das meine Spielfigur sagt "Stehlen? Wieso das denn? Das wäre gemein" und ähnliches. Hat wohl irgendwo den richtigen Nerv getroffen. Während ich bei Kings Quest 6 z.B. Alexander für seine Heldenhafte Freundlichkeit öfters den Tod gewünscht habe (Wobei Sierra, der Starb natürlich oft genug)

Kikimora hat geschrieben: 11.03.2022, 14:12 Ich fand Simon grässlich.

Also mir sind die Charaktere, die man spielt, schon nicht unwichtig.
Ich fand ihn in Teil 2 Un-er-träg-lich.
Aber ich dachte immer "Halt dein Maul, lass uns weiterspielen". Wegen so etwas würde ich kein Spiel abbrechen. Gibt ja auch Figuren die faktisch grauenhafte Dinge getan haben und die dennoch interessant zu spielen sind (David aus Overclocked z.B. ist toll, oder auch Edna aus Edna bricht aus)
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Uncoolman
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Uncoolman »

Wenn die Figur ein Arsch ist, fällt es mir schon schwer, Ausgleich bei Rätseln oder Geschichte zu finden. Schießlich umgibt mich die Spielfigur die ganze Zeit. Ob sie vergesslich, schusslig oder dumm ist, ist nicht wichtig. Auch zwiespältige Anschauungen dürfen sein. Der Charakter muss stimmen, genau wie in einem Roman oder Film. "Hannibal" mag faszinierend sein, aber ich möchte nicht in einer WG mit ihm wohnen. So war April in "TLj" sympathisch, mutierte dann aber zu einer Aussteigerin in Teil 2, deren Beweggründe ich nicht nachvollziehen konnte. Auch ein ununterbrochen negativer Charaker ist sehr anstrengend, ganz wie im täglichen Leben...

Die sprichwörtliche Naivität ist einfach der Tatsache geschuldet, dass der Spieler auch naiv ist. Die meisten Romanfiguren sind "Fische auf dem Trockenen". Schönes Beispiel ist Tidus aus "Final Fantasy 10". Er wurde in die fremde Welt geschleudert und ihm wurde stellvertretend für den Spieler alles erklärt, mit seiner Begründung, er habe sein Gedächtnis verloren. Als Figur ist er grenzwertig, weil er erst während des Spiels charakterlich gefestigter wird. Im Grunde ist er anfangs leicht unsympathisch, da er arrogante Züge hat und manchmal wie ein Proll wirkt ("Türkisch für Anfänger" als Filmbeispiel). Wenn man sich mit dem Charakter abfindet, wie mit Rufus, mag es gehen. Tatsächlich interessiert mich aber Rufus' Geschichte nicht, was den Spielspaß zerstört. Da Daedalic häufig solche Typen hat, vermute ich, dass dort versteckt ein Alter Ego schlummert... :)

PS Die Figur darf ruhig unscheinbar sein. Das eine hat mit dem anderen - der Sympathie - nichts zu tun. April Ryan hat ganz alltägliche und charmante Züge (kriegt ihr Studium nicht gebacken usw.), sie ist also komplett "normal". Das vereinfacht die Identifikation. Eine Mary Sue wäre für das Spiel unerträglich...
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Paragon
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Paragon »

Uncoolman hat geschrieben: 11.03.2022, 15:09 Wenn die Figur ein Arsch ist, fällt es mir schon schwer, Ausgleich bei Rätseln oder Geschichte zu finden. Schießlich umgibt mich die Spielfigur die ganze Zeit. Ob sie vergesslich, schusslig oder dumm ist, ist nicht wichtig.
Es ist für mich ein großes Problem wenn meine Figur zu blöd ist.
Ich muss ja davon ausgehen das sie alles kann was ein """normaler""" Mensch schafft. Wenn mir aber die Königin in KINGS QUEST 7 zu einem Objekt in einem Brunnen sagt "Ich komme nicht ran" ist meine natürliche Reaktion "DANN STRECK DICH HALT 20 ZENTIMETER DU VERWEICHLICHTE PLUNZE!!!". Auch entsinne ich mich an das erste "Rätsel" aus Phantasmagoria 2: Kriege deine Schlüssel unter der Couch hervor (und ja: Die Couch BEWEGEN ist natürlich KEINE Option, weil ich scheinbar mit einem lobotomisierten Spiele)

Es gibt natürlich ausnahmen wenn die Figur etwas wegen ihrer Psyche nicht kann, z.B. die Dame aus I have no Mouth and i must scream die schlicht keinen gelben Raum betreten kann, das ist etwas anderes. Aber zu oft habe ich "Helden" die nicht hinter eine Kiste schauen wollen weil da hausspinnen sind oder ähnlicher quatsch
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Uncoolman
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Uncoolman »

Dieses "ich komme nicht dran" ist sehr verbreitet und im Grunde schlechte Spiellogik. Da ein Spruch kommt, um den Spieler darauf hinzuweisen, dass ein Drankommen so nicht vorgesehen ist, schiebe ich die Schuld auf nachlässiges Design, weniger auf den Charakter und seine Persönlichkeit. So ein Spruch ist demnach nicht Teil des Charakters, sondern Teil des Spiels. Es wimmelt von solchen Passagen in allen Spielen, nicht nur in Adventures. Da man dann eben drei Erdnüsse, ein Stück Klopapier und einen krummen Nagel braucht, um das Brot vom Tisch aufzunehmen - so als Bespiel - kann man nicht von "realer" Logik ausgehen. Die Frage, ob ein Charakter sympathisch ist, steckt mehr in der Art, wie etwas gesagt wird, oder in den Auswahlmöglichkeiten seiner Dialoge.

PS Bei solchen Situationen nerven mich also die Spielemacher, nicht der Charakter. Ich vermag das voneinander zu trennen.
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Joey
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Joey »

Für mich ist der Charakter, den ich lenke, sehr wichtig. Wenn ich zu ihm keine Verbindung finde, macht das Spiel, egal wie gut es sonst ist, viel weniger Spaß.
Aber dafür muß der Charakter nicht nett sein. Eher im Gegenteil. Einen Charakter, der unnett ist, aber dafür interessant, finde ich viel besser, als einen netten Charakter, der dann doch eher Standard und daher langweilig ist.
Ich liebe Malachi. Siehe mein Avatar. :mrgreen: Natürlich würde ich ihn, wenn ich ihm IRL begegnen würde, wahrscheinlich nach ca. 3 Minuten Konversation erwürgen. Aber ich spiele ihn gerne, weil er eben nicht so eine nette 08/15 Langweilfigur ist, sondern ein wirklicher Charakter, mit Stärken, aber auch mit Schwächen. Das macht für mich ein gutes Spiel aus. Der Charakter, den ich spiele, muß interessant für mich sein und Tiefe haben. Ich glaube, ein Spiel, bei dem ich nicht den Spielercharakter echt gerne habe, könnte nie eins meiner Lieblingsspiele werden.
Natürlich sind auch Rätsel wichtig. Und vor allem auch eine gute Story. Aber wirklich lieben kann ich nur ein Spiel, bei dem ich auch den Charakter, den ich spiele, liebe. *hier Herzchenemote denken*
*möchte mehr schöne Smileys zur Verfügung haben im AT*
Ich denke, meine Reihenfolge der Wichtigkeit wäre... Charaktere- Story - Rätsel - Rest.
Außer, es wäre Comicgrafik. Die mag ich nicht so. Ich möchte mich echt mit den Charakteren und der Welt an sich identifizieren können. Das ist halt leichter, wenn alles realistisch aussieht und nicht Comic-mäßig. Bei alten Spielen wie z.B. Gabriel Knight 1 zält die Grafik als realistisch. Weil besser damals nicht möglich. Aber heutzutage muß es schon mehr als Pixelig sein, daß ein Charakter für mich "real" wirkt. :wink:
Behalte immer mehr Träume in deiner Seele, als die Wirklichkeit zerstören kann. (indianische Weisheit)
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unwichtig
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von unwichtig »

sympathisch find ich gar nicht so relevant. zumindest aber sollte er nicht nerven (sadwick, darren michaels).
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Sven
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Sven »

Joey hat geschrieben: 12.03.2022, 04:46 Aber dafür muß der Charakter nicht nett sein. Eher im Gegenteil. Einen Charakter, der unnett ist, aber dafür interessant, finde ich viel besser, als einen netten Charakter, der dann doch eher Standard und daher langweilig ist.
Ich liebe Malachi. Siehe mein Avatar. :mrgreen: Natürlich würde ich ihn, wenn ich ihm IRL begegnen würde, wahrscheinlich nach ca. 3 Minuten Konversation erwürgen. Aber ich spiele ihn gerne, weil er eben nicht so eine nette 08/15 Langweilfigur ist, sondern ein wirklicher Charakter, mit Stärken, aber auch mit Schwächen.
Finde ich auch interessant solche Chars. Im RL (kenne bzw kannte leider Solche...) natürlich keine Chance. :twisted: :!:
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Uncoolman »

Bei sehr realistischen Charakteren (und Welten) fällt mir die Identifikation aber schwerer. Ähnlich wie im Roman muss noch genügend Platz für eigene Interpretation bleiben. Exakte Festlegung bis auf jede Sommersprosse kann abtöten... Deshalb ist der Comic-Stil nicht abträglich, er lässt ein eigenes Bild zu.

Es ist eher wichtig, dass Stimme und Aktionen stimmen. Aus diesem Grund habe ich Probleme, englischsprechende Charaktere ans Herz zu schließen: ich kann fast immer ihren Humor nicht verstehen. Ich lache erst, wenn ich den Text gelesen habe - aber das ist (wie im echten Leben, wenn man den Witz erklärt bekommt) nicht mehr lustig. Untertitel sind dann nur begrenzt hilfreich, weil mit dem fehlende Hörsinn ein großer Teil der Figur verlorengeht.

So war es absolut nicht schlimm, dass Edna eine groteske, verzerrte Comic-Gestalt war, aber es wäre schlimm gewesen, wenn sie die Stimme nicht gehabt hätte. Bei Sadwick trat das Gegenteil ein: sein Geplapper hat genervt. Das bedeutet, dass die Stimme fast wichtiger als der Habitus ist. Und mit der Stimme entstehen die Dialoge und der Charakter des Charakters... und mit ihr der Humor und die Glaubwürdigkeit.

So ähnlich ist es auch bei Filmen mit sprechenden Tieren: ich "verliebe" mich nicht in einen Pinguin, eine Häsin oder in ein Mammut, sondern in den "Menschen" darin. Dieser wird aber nur durch Gestik und Stimme gebildet.

Der Begriff "langweilig" sollte auch definiert werden. Meiner Meinung nach darf der Charakter kein Weichei und keine Zicke sein - das tötet auch in Romanen den Nerv. Ein Mindestmaß an Integrität und Selbstbewusstsein braucht man: eine Persönlichkeit, die plausibel ist. Ihr Verhalten müsste als Arbeitskollege oder WG-Bewohner anwendbar sein...

Unwichtig: Leute, die nicht nerven, sind schon von Grund auf sympathisch... :mrgreen: :D
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Kikimora
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Kikimora »

Realistische Charaktere sprechen mich tendenziell weniger an. Aber kommt drauf an ... ich mochte die Charaktere in Life is Strange. Die sind ja auch immer noch stilisiert.

Solange der Charakter ein einigermaßen glaubwürdiger Charakter ist/glaubwürdige Konflikte hat, ist mir ziemlich egal, wie er aussieht und was er ist. Das kann dann auch eine Kartoffel oder ein Stein sein.
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Uncoolman
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von Uncoolman »

In „Botanicula“ spiele ich ja vier Pflanzensamen. Sie haben zwar unterschiedliche Fähigkeiten für unterschiedliche Missionen, aber für einen eigenen „Charakter“ reicht es dann noch nicht. Die Geräusche sind allerdings herzallerliebst...
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mudge
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Re: Wie wichtig ist ein sympathischer Protagonist?

Beitrag von mudge »

Ich tipp mal so..
Habe "Gabriel Knight" abgebrochen, weil der "Held" (Protagonist) mir gleich im ersten Screen
sehr auf die Nerven geht. Erinnert mich vielleicht noch an eine Johnny-Bravo-Adventure-Version,
doch ansonsten ist da nicht viel Sympathie.
Gehe das vielleicht ein Andermal an.

Mit Rufus hatte ich doch Probleme.
Hatte die Demo von "Deponia" nur mal kurz angetestet - und es *gehasst*.

Kurz bevor der vierte Teil angekündigt/nee: einfach herauskam , hatte ich es mir noch einmal
mit frischem Blick vorgenommen. Am Anfang hatte ich Probleme damit, "sah" immer Monty Arnold,
fand es nicht lustig.
Doch irgendwann saß ein Gag (bei mir) *richtig*.
Und ab da hatte ich Spaß!
Irgendwann blendete ich auch den Sprecher aus, und Rufus und Monty verschmolzen miteinander.
So, wie es wohl auch gedacht war.
Bin dann einer möglicherweise wenigen Menschen, die erst nach Anlaufproblemen Deponia (dann: 1-4)
wirklich schätzen.

Sadwick wiederum mochte ich gleich. Der hat mich nie genervt. Ich kenne solche Menschen,
versuchte, für sie da zu sein. Schwierig wurde es, als ich selbst mal so war.
Brilliant erdachter Charakter.
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