Tolle Sache, Paladin. Da werfe ich doch gleich meinen Hut in den Ring. Leider fiel mir, abgesehen von dem bereits erwähnten "Ich hätte es aber gerne", kein guter Grund ein, warum ich das Spiel haben möchte. Deshalb hab ich das ganze in eine kleine Geschichte verpackt. Da steht immer noch kein Grund drin, sieht aber netter aus.
(Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich ein wenig Recycling betrieben habe. Den Anfang hatte ich mal für eine andere Geschichte geschrieben. Deshalb klingt's mehr nach Tex Murphy als Lilly, aber ich hoffe, die Kurve unterwegs trotzdem noch erwischt zu haben.)
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"'Das geht so nicht'? Was soll hier heißen: 'Das geht so nicht'? Ich zeig hier gleich mal wem, was alles so geht!"
Noch bevor ich die Tür ganz geöffnet hatte, schallten mir undeutlich diese Worte entgegen. Dabei hatte ich mir geschworen, keines dieser Etablissements mehr aufzusuchen. Nie wieder. Aber wie wusste schon Sean Connery? Sag niemals nie. Ich gab mir einen Ruck und der Tür einen Stoß - und fühlte mich gleich wie zu Hause. Wie ich sie alle so dasitzen sah, grübelnd vor ihren Monitoren - Gott, wie hatte ich das vermisst.
Ich durchquerte den Raum, um mich an die Theke zu setzen. Gedankenverloren ließ ich meinen Blick über den Raum schweifen. Wie viele Stunden ich hier schon verbracht hatte, ich konnte sie nicht mehr zählen. Wollte sie nicht mehr zählen. Und trotzdem, trotzdem...
Während ich noch in der Vergangenheit schwelgte, fiel plötzlich ein Schatten auf den Tresen. Ich blickte auf und direkt in das erwartungsvolle Gesicht des Barkeepers. Offensichtlich hatte ich seine Frage nicht mitbekommen.
"Was?"
"Ich fragte: Was soll's sein? Textadventure? Grafikadventure? Nein, sag nichts; für ein halbes Hemd wie Dich darf's wohl eher ein Wimmelbildspiel sein, was?"
"Nein, nein, Grafikadventure, bitte. Genauer gesagt: 'Lilly Looking Through!'"
Der Barkeeper zog spöttisch eine Augenbraue hoch und grinste mich an. Er zeigte auf einen einsam in einer Ecke stehenden Rechner. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, widmete er sich wieder seinen anderen Gästen.
Unsicheren Schrittes näherte ich mich der Nische. Noch konnte ich umdrehen. Zur Tür hinaus, in die kalte Abendluft, ohne einen Blick zurück. Ich seufzte. Wem wollte ich etwas vormachen? 'Du kannst jederzeit aufhören' - diesen Unsinn glauben auch nur Außenstehende. Das Adventure-Fieber hatte mich gepackt, und wen das Fieber gepackt hat, den lässt es so schnell nicht mehr los.
Ein Freund hatte mir dieses Spiel empfohlen. 'Mit das Knuffigste, was Du derzeit kriegen kannst.' Große Worte. Ob sie halten konnten, was sie versprachen? Gespannt setzte ich mich vor den mir zugeteilten Rechner. Ich fuhr ihn hoch und dann: nichts. Es tat sich überhaupt nichts. Was ich auch probierte, es war umsonst. Verdammt!
Nach einigen weiteren ebenso erfolglosen wie frustrierenden Versuchen machte ich mich zurück auf den Weg zum Tresen und sprach den Barkeeper auf mein Problem an. Ich hatte meine Frage kaum beendet, da brüllte er schon in Richtung des Hinterzimmers: "Hey Eddie, was ist mit der 34 los? Sollte ich da was wissen?"
Die Antwort kam prompt: "Die 34? Ist das das Ding mit Lilly? Ist schon seit gestern Abend über'n Jordan. Musste da 'nen Walking-Dead-Fan dran setzen, weil sonst nix frei war. Hat ihm wohl nicht so zugesagt, die Auswahl."
"Tja", erwiderte der Barkeeper an mich gewand, "da kann ich auf die Schnelle auch nichts machen. Über die Feiertage läuft da gar nichts. Komm im nächsten Jahr wieder. "
Etwas anderes blieb mir auch kaum übrig. Enttäuscht machte ich mich von dannen. Nun gut. Man sagt ja der Vorfreude nach, sie sei die schönste. Gute Gelegenheit, das zu überprüfen. Und sich gleichzeitig in Geduld zu üben.
Ein paar Straßen weiter leuchtete mir schon von weitem eine große Leuchtreklame entgegen: 'Das Fanadventure-Café'. Als ich gerade die Tür öffnen wollte, schallten mir schon folgende Worte entgegen: "'Das geht so nicht'? Was soll hier heißen: 'Das geht so nicht'? Ich zeig hier gleich mal wem, was alles so geht!"
Ich gab mir einen Ruck und der Tür einen Stoß - und trat ein …
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Wie's ausschaut, habe ich unterwegs doch noch einen Grund aufgegabelt: Paladin, es liegt in Deiner Hand, mich vor dem Besuch weiterer zweifelhafter Lokale zu bewahren. Hab ein Herz für mich und meinen Trenchcoat und schick uns nicht in die winterliche Kälte hinaus...
