Vorbemerkungen
Von Zeit zu Zeit taucht im Fandom jemand auf, der eine Neuübersetzung von "Monkey Island I" anregen oder durchführen möchte. Die Vorstellungen, die diese Personen von solch einem Projekt haben, können sich dabei massiv unterscheiden: Von der Korrektur einiger falsch übersetzter Sätze bis hin zu einer vollständigen Neuübersetzung, oft begründet mit einer angeblich unterirdischen Qualität der offiziellen Übersetzung, ist alles vertreten. Auch die Reaktionen der übrigen Fans könnten verschiedener kaum sein: Die einen reagieren mit Wohlwollen oder gar dem Angebot, im Rahmen ihrer Fähigkeiten mitzuhelfen, die anderen sind reserviert und skeptisch oder gar grundsätzlich dagegen.
Fakt ist, dass einem die offizielle Übersetzung von Boris Schneider natürlich über all die Jahre ans Herz gewachsen ist und man sich deshalb nur schwer an eine Neuübersetzung gewöhnen würde – ganz egal, ob das Original Fehler oder "Hinzudichtungen" des Übersetzers enthält. Oder um es anders zu formulieren: Bloß weil Alf im englischen Original nur ein einfaches "No problem!" ("Kein Problem!") von sich gibt, wird keiner auf die Idee kommen, das "Null Problemo" aus sämtlichen synchronisierten Episoden herauszustreichen.
Solche Dinge sollten aber die Ausnahme sein. Das heißt, wenn kein Grund dazu besteht – beispielsweise wegen unübersetzbarer Wortspiele – sollte ein Übersetzer nicht unnötig eigene Ideen einbringen. Ich bin mir bewusst, dass hierzu auch andere Meinungen existieren.
Im Falle von "Monkey Island" bin ich der Meinung, dass man Schneiders Übersetzung höchstens nach wirklich eklatanten Schnitzern (ich erinnere dabei beispielsweise an den "book of style"-Fehler) oder völlig unnötigen Hinzudichtungen durchforsten sollte. Korrigieren sollte man dann ausschließlich diese Stellen, zum Beispiel in Form eines Patches. Eine komplette Neuübersetzung wäre völliger Unsinn. Doch selbst für eine Fehlerkorrektur braucht es eine gehörige Portion Idealismus, denn eine weite Verbreitung der korrigierten Fassung, auch wenn sie richtig gut sein sollte, ist sicherlich nur Wunschdenken. Insofern läuft eine solche Arbeit stets Gefahr, zur bloßen Onanie zu verkommen.
Wenn man sich das englische Original des ersten Teils der "Monkey Island"-Reihe mal genauer ansieht, so wie ich das in den letzten Tagen getan habe, dann stellt man fest, dass eine wirklich gute Übersetzung nur sehr schwer anzufertigen ist, da das Original vor Wortspielen und Anspielungen nur so wimmelt, so dass der Versuch einer wörtlichen Übersetzung oft zum Scheitern verurteilt ist. Betrachtet man sich dann Boris Schneiders Übersetzung einmal näher, dann entwickelt man so etwas wie Respekt und Wertschätzung für seine Arbeit und sieht ihm den einen oder anderen Lapsus nach. Man muss auch bedenken, dass er nicht beliebig viel Zeit hatte, um über jedes Wortspiel tagelang zwecks Findung eines möglichst guten Äquivalents zu grübeln, so wie das den Fans des Spieles jetzt im Nachhinein möglich ist.
Exemplarisch möchte ich nun die Schwierigkeiten der Übersetzung anhand des berühmten Beleidigungsfechtens im ersten "Monkey Island"-Teil illustrieren. Diese Stelle eignet sich aus vielerlei Gründen: Erstens ist sie eine der Stellen, die den Spielern besonders im Gedächtnis bleiben, zweitens enthält sie viele Wortspiele (nicht überraschend: Schlagfertigkeit besteht oft aus Wortspielen), und drittens sind einige der übersetzten Zitate mittlerweile im deutschen Fandom Kult, so dass die wenigsten Leute bereit wären, eine Neuübersetzung sofort zu akzeptieren, selbst wenn Schneider hier Fehler unterlaufen wären. Um das mal kurz anzuteasern: Wer die Diskussionen in der Vergangenheit verfolgt hat, kennt den Vorschlag, aus "Du kämpfst wie ein dummer Bauer!" den Satz "Du kämpfst wie ein Milchbauer!" zu machen, da er sich stärker am Original orientiert. Wir werden im Folgenden sehen, dass das alles nicht so einfach ist wie man vielleicht glaubt...
Das Beleidigungsfechten
Für diejenigen, die das Spiel nicht kennen (gibt es die überhaupt?) oder es zuletzt vor vielen Jahren gespielt haben, folgt eine kurze Erklärung: Das Beleidigungsfechten basiert grob auf der Idee, dass es im Grunde egal ist, wie gut oder schlecht man mit seiner Klinge umgehen kann – ob man gewinnt oder verliert hängt allein von den Fähigkeiten zur psychologischen Kriegsführung ab. Genauer gesagt geht es darum, möglichst eloquent mit Beleidigungen um sich zu werfen beziehungsweise möglichst schlagfertig auf die Beleidigungen des Gegners zu reagieren.
Das Problem ist, dass man als Spieler die Beleidigungen erst lernen muss – soll heißen, andere Piraten müssen die Beleidigungen erst gegen einen verwenden – bevor man selbst darauf zurückgreifen kann. Dabei gibt es insgesamt 16 Beleidigungen, zu denen jeweils genau eine schlagfertige Erwiderung passt. Das Beleidigungsfechten ist zweigeteilt: Zunächst kämpft man zu Übungszwecken gegen "normale Piraten", später dann gegen die Schwertmeisterin (Carla). Die Schwertmeisterin kennt 16 neue Beleidigungen, die allerdings so formuliert sind, dass ebenfalls jeweils genau eine der zuvor gelernten Erwiderungen passt. Folglich gibt es insgesamt 32 Beleidigungen und 16 Antworten, wobei eine Antwort immer auf genau zwei Beleidigungen passt. Dies muss bei der Übersetzung bereits berücksichtigt werden!
Struktur
Mein Ziel ist es, zu Illustrationszwecken die 32+16 Sätze im englischen Original anzugeben und ihnen Boris Schneiders Übersetzung gegenüberzustellen. Um das Ganze möglichst übersichtlich zu gestalten, verwende ich die folgende Struktur: Für jedes der 16 Wortgefechte (zwei Beleidigungen und eine Erwiderung) werden zuerst die englischen Sätze angegeben, und zwar im C&A-Format. Das hat nichts mit der Kaufhauskette zu tun, sondern spielt auf "Q&A" an und bedeutet in diesem Fall "Comment" ("Kommentar") und "Answer" ("Antwort"). "C1" ist also die Beleidigung der Piraten, "C2" die der Schwertmeisterin, und "A" ist die passende Erwiderung. Um auch Menschen, die so gut wie kein Englisch beherrschen, ein Verständnis zu ermöglichen, werde ich anschließend in Fließtextform die Originalsätze auseinandernehmen. Das bedeutet, ich werde sowohl eine wörtliche Übersetzung zu jedem Satz angeben als auch jede Doppeldeutigkeit und jedes Wortspiel erläutern. Dabei leite ich schon auf die alternative Übersetzung hin, die ich am Ende angeben werde. Der Leser soll alle Probleme verstehen, die einen bei der Übersetzung der betreffenden Sätze umtreiben, so dass er die Gedanken des Übersetzers nachvollziehen kann. Darunter werde ich, wieder im C&A-Format, die Übersetzung von Boris Schneider angeben. Mit der darüber befindlichen Erläuterung kann sich nun jeder schon selbst ein Bild davon machen, wie gut oder schlecht Schneider die Übersetzung gelungen ist. Darunter gebe ich dann – wieder im Fließtext – meine Meinung zu Schneiders Übersetzung an und ob ich Überarbeitungsbedarf sehe. Dabei gilt die Faustregel: Wenn keine eklatanten Schnitzer dabei sind und die Antworten auf jeweils beide Beleidigungen (Piraten und Schwertmeisterin) passen, muss nichts geändert werden.
Dennoch werde ich zum Abschluss der Sektion für jeden Satz eine alternative Übersetzung vorschlagen, die versucht, nahe am Original zu bleiben und trotzdem eine gute deutsche Entsprechung für mögliche Mehrdeutigkeiten oder Wortspiele darzustellen. Dabei wird auch gleich ein Dilemma deutlich: Ich persönlich mag meine Übersetzungen ja gut finden. Da für die Übersetzung aber gelegentlich eine Art "Neudichtung" des Humors erforderlich ist, werdet ihr meine Version nur dann mögen, wenn ihr meine Art von Humor teilt. Also gebührt Boris Schneider hier ein Lob: Mit seiner Übersetzung ist es ihm seinerzeit gelungen, den Humornerv vieler Menschen zu treffen! Und hier noch eine Illustration der Struktur:
Wortgefecht Nr. XY
C1: englische Beleidigung (Piraten)
C2: englische Beleidigung (Schwertmeisterin)
A: englische Erwiderung
Text: Erklärung der englischen Beleidigungen
C1: Boris Schneiders Übersetzung der Beleidigung (Piraten)
C2: Boris Schneiders Übersetzung der Beleidigung (Schwertmeisterin)
A: Boris Schneiders Übersetzung der korrekten Erwiderung
Text: Manöverkritik zu Schneiders Übersetzungen
C1: meine Übersetzung der Beleidigung (Piraten)
C2: meine Übersetzung der Beleidigung (Schwertmeisterin)
A: meine Übersetzung der korrekten Erwiderung
Als nächstes folgt dann Wortgefecht Nr. XY+1, und so weiter. Die Nummerierung der Wortgefechte ist übrigens völlig arbiträr, und Großbuchstaben zeigen eine Betonung an. Ich hoffe, dass es nicht zu unübersichtlich wird.
Wortgefecht Nr. 1
C1: "This is the END for you, you gutter-crawling cur!"
C2: "I've got a long, sharp lesson for you to learn today."
A: "And I've got a little TIP for you. Get the POINT?"
Die Gemeinsamkeit dieser Sätze besteht in der Wiederholung von Satzbausteinen, zum Beispiel von "I've got" ("Ich habe") oder "for you" ("für dich"). Also gilt es bei der Übertragung ins Deutsche ebenfalls sprachliche Konstrukte einzuflechten, die die Sätze als zusammengehörig ausweisen. Da in dieser Hinsicht, wie sich gleich zeigen wird, eine wörtliche Übersetzung nicht zielführend ist, kommt man nicht umhin, selbst kreativ tätig zu werden. Dennoch sollte angestrebt werden, zumindest den Inhalt korrekt wiederzugeben. Der gemeinsame Nenner der drei Sätze soll in meiner Übersetzung das Versmaß und ein Reim sein.
Beleidigung "C1" heißt in etwa: "Das ist dein Ende, du dreckiger Straßenköter." Unter Berücksichtigung des Satzinhalts lässt sich also dichten: "Du Hund, dich wird der Tod ereilen!"
Beleidigung "C2" bedeutet wörtlich: "Ich werde dir heute eine lange, scharfe Lektion erteilen." Eine "sharp lesson" ist jedoch gleichzeitig eine "schmerzhafte Lektion". Verzichtet man auf die Schwertanspielung, könnte Carla einfach sagen: "Ich werd' dir 'ne Lektion erteilen."
Die korrekte Antwort auf die beiden Beleidigungen kann man wörtlich wie folgt übersetzen: "Und ich habe einen kleinen Hinweis für dich. Hast du verstanden?" Der Witz ist dabei allerdings: Sowohl "tip" als auch "point" können sich auf etwas Spitzes beziehen. "Tip of the sword" heißt auf deutsch "Schwertspitze", und Mr. Spocks "pointy ears" ("spitze Ohren") kennt wahrscheinlich jeder. Der Satz erhält also erst durch die Doppeldeutigkeiten seinen Sinn. Ein passender Reim, der gleichzeitig eine Schwertanspielung enthält, ergibt sich durch den folgenden Satz: "Doch vorher werd' ich dich zerteilen."
C1: "Dein Schwert hat schon bessere Zeiten gesehen."
C2: "Dein verbogenes Schwert wird mich nicht berühren."
A: "Und du wirst deine rostige Klinge nie wieder sehen."
Boris Schneider hat die Schwierigkeiten erkannt, die die Übersetzung dieses Wortgefechts bereitet. Vermutlich deshalb hat er gar nicht erst versucht, nahe am Original zu bleiben, sondern hat sich für eine – mehr oder weniger – komplette Neuschöpfung entschieden. Durch offensichtliche sprachliche Zusammenhänge ("bessere Zeiten gesehen" – "nie wieder sehen", beziehungsweise "verbogenes Schwert" – "rostige Klinge") passt die Antwort auch jeweils zur entsprechenden Beleidigung. Insofern besteht hier kein Änderungsbedarf, wenngleich ich Schneiders Variante – rein gefühlsmäßig – für sprachlich unelegant halte.
C1: "Du Hund, dich wird der Tod ereilen!"
C2: "Ich werd' dir 'ne Lektion erteilen."
A: "Doch vorher werd' ich dich zerteilen."
Wortgefecht Nr. 2
C1: "Soon you'll be wearing my sword like a shish kebab!"
C2: "My tongue is sharper than any sword."
A: "First you'd better stop waving it like a feather duster."
Beleidigung "C1" bedeutet wörtlich: "Bald wirst du mein Schwert wie ein Schaschlik tragen." Das kann man sprachlich aber deutlich raffinierter formulieren, da man im Deutschen gern davon spricht, jemanden "zu Schaschlik zu verarbeiten".
Auch Beleidigung "C2" lässt sich problemlos wörtlich übersetzen, da es die sprichwörtliche Scharfzüngigkeit auch im Deutschen gibt. Also kann man sagen: "Meine Zunge ist schärfer als jedes Schwert."
Die zugehörige Erwiderung ist ebenfalls wörtlich übersetzbar; die einzige zu umschiffende Klippe ist die stilistische Falle "mit dem Staubwedel zu wedeln". Hier muss man also ein anderes Verb verwenden.
C1: "Mein Schwert wird dich durchbohren wie einen Schaschlik!“ (Smirk)
C1: "Mein Schwert wird dich aufspießen wie einen Schaschlik!" (Piraten)
C2: "Mein Schwert wird dich in tausend Stücke schneiden!"
A: "Dann fuchtele nicht damit rum wie mit einem Staubwedel." (Smirk)
A: "Dann mach nicht damit rum wie mit einem Staubwedel." (Piraten)
Genau zwei der 16 Beleidigungen samt korrespondierenden Erwiderungen lernt man als "Starthilfe" bereits beim Fechttraining mit General Smirk. Dabei handelt es sich um diese Beleidigung hier (Nr. 2 gemäß meiner Nummerierung) und um die Nr. 8 (siehe unten). Da man immer dieselben zwei lernt, sind diese Beleidigungen und die zugehörigen Antworten fest in der Smirk-Szene verankert. Die entsprechenden Textbausteine sind im Spiel also unabhängig vom Beleidigungsfechten und müssen deshalb auch zweimal übersetzt werden. Leider ist Boris Schneider hierbei ein kleiner "Kontinuitätsfehler" unterlaufen, denn beide Übersetzungsvarianten unterscheiden sich geringfügig (siehe die zwei Varianten für "C1" und für "A"). Da es jedoch trotzdem problemlos möglich ist zu erkennen, dass es sich um dieselben Beleidigungen handeln soll, ist dies nicht weiter der Rede wert.
Die Übersetzungen von "C1" und "A" sind in Ordnung. Ich bin kein Koch, aber ist es nicht so, dass der Spieß zum Schaschlik bereits dazugehört? In diesem Fall wäre es eigentlich sinnlos, wenn das Schwert einen Schaschlik durchbohren würde. Aber auch das ist nur eine Lappalie. Problematisch finde ich hingegen, dass Schneider "C2" verändert hat, denn dazu bestand meines Erachtens kein Grund. Es mag seltsam klingen, wenn die Rede davon ist, dass jemand mit seiner Zunge herumfuchtelt, aber genau so steht es im Prinzip auch im englischen Original. Und auch in der wörtlichen Übersetzung ließe sich der Zusammenhang zwischen Beleidigung und korrekter Antwort ohne weiteres herstellen. Dies gilt zwar auch für Schneiders Variante, so dass nicht unbedingt eine Änderung angestrebt werden muss, jedoch wäre es hier überlegenswert.
C1: "Mein Schwert wird dich zu Schaschlik verarbeiten!"
C2: "Meine Zunge ist schärfer als jedes Schwert."
A: "Dann fuchtele nicht damit rum wie mit einem Staubwedel."
Wortgefecht Nr. 3
C1: "My handkerchief will wipe up your blood!"
C2: "My name is feared in every dirty corner of this island!"
A: "So you got that job as janitor, after all."
Wortgefecht Nr. 3 lässt sich beinahe problemlos wörtlich übersetzen. So heißt es bei "C1": "Mein Taschentuch wird dein Blut aufwischen." Beleidigung "C2" kann man hingegen wie folgt übersetzen: "Mein Name wird in jedem dreckigen Winkel dieser Insel gefürchtet."
Bei der zugehörigen Antwort muss man sich vor Augen halten, dass "janitor" zwar "Hausmeister" heißt, dass man in den Vereinigten Staaten unter diesem Begriff jedoch auch Aufgaben des Reinigungsdienstes subsummieren kann. Eine Berufsbezeichnung, die im Deutschen mit Säuberungsaufgaben assoziiert ist, ist hier also die bessere Wahl. Jetzt muss man nur noch aufpassen, dass die Berufsbezeichnung sowohl auf die Piraten (männlich) als auch die Schwertmeisterin (weiblich) passt. Eine abwertende Bezeichnung wie "Putze" mag zwar politisch nicht korrekt sein, ist hier meiner Ansicht nach jedoch die beste Wahl.
C1: "Mit meinem Taschentuch werde ich dein Blut aufwischen!"
C2: "Mein Name wird in jeder dreckigen Ecke gefürchtet."
A: "Also hast du doch den Job als Putze gekriegt."
Schneiders Übersetzung ist tadellos, deshalb habe ich auch kein Problem damit, seine Version bis auf kleinere Änderungen komplett in meine Alternativübersetzung einfließen zu lassen.
C1: "Mit meinem Taschentuch werde ich dein Blut aufwischen!"
C2: "Mein Name wird in jedem dreckigen Winkel dieser Insel gefürchtet!"
A: "Also hast du doch den Job als Putze gekriegt."
Wortgefecht Nr. 4
C1: "People fall at my feet when they see me coming."
C2: "My wisest enemies run away at the first sight of me!"
A: "Even BEFORE they smell your breath?"
Wortgefecht Nr. 4 lässt sich problemlos wörtlich übertragen.
C1: "Menschen fallen mir zu Füßen, wenn ich komme."
C2: "Kluge Gegner rennen weg, sobald sie mich sehen!"
A: "Auch bevor sie deinen Atem riechen?"
Wie schon bei Wortgefecht Nr. 3 habe ich auch hier an Boris Schneiders Version nichts auszusetzen, so dass keinerlei Änderungsbedarf besteht.
C1: "Die Leute fallen mir zu Füßen, wenn ich komme."
C2: "Meine klügsten Feinde rennen davon, sobald sie mich sehen!"
A: "Auch schon BEVOR sie deinen Atem riechen?"
Wortgefecht Nr. 5
C1: "I once owned a dog that was smarter than you."
C2: "Only once have I met such a coward!"
A: "He must have taught you everything you know."
Wortgefecht Nr. 5 lässt sich problemlos wörtlich übertragen.
C1: "Ich hatte mal einen Hund, der war klüger als du."
C2: "Ich habe nur einmal einen Feigling wie dich getroffen."
A: "Er muss dir das Fechten beigebracht haben."
Abgesehen davon, dass Boris Schneider "everything" ("alles") aufs Fechten beschränkt, habe ich an seiner Übersetzung rein gar nichts auszusetzen. Es kann also alles so bleiben wie es ist.
C1: "Ich hatte mal einen Hund, der war klüger als du."
C2: "Ich habe nur einmal solch einen Feigling getroffen!"
A: "Er hat dir bestimmt alles beigebracht."
Wortgefecht Nr. 6
C1: "You make me want to puke."
C2: "If your brother’s like you, better to marry a pig."
A: "You make me think somebody already did."
Dieses Wortgefecht ist relativ schwierig zu übersetzen, wenn man nahe am Original bleiben möchte. Die englische Wendung "make somebody do something" (in etwa: "jemanden dazu bringen, etwas zu tun") resultiert bei zu wörtlicher Übersetzung regelmäßig in holprigen und gestelzt klingenden deutschen Sätzen. "C1" bedeutet wörtlich: "Du bringst mich dazu, kotzen zu wollen." Eine Umformulierung in besseres Deutsch – zum Beispiel mit "Wenn ich dich so ansehe, könnte ich kotzen." – zieht die Notwendigkeit nach sich, auch die zugehörige Antwort mit "Wenn ich dich so ansehe..." einzuleiten.
Carlas Beleidigung "C2" ist hingegen recht gut wörtlich übersetzbar, zum Beispiel wie folgt: "Wenn dein Bruder so ist wie du, ist es besser, ein Schwein zu heiraten."
Die korrekte Antwort hieße in wörtlicher Übersetzung ungefähr: "Du bringst mich dazu, zu glauben, dass das schon jemand getan hat." Das ist natürlich völlig indiskutabel; außerdem ist der Satzanfang aufgrund der Übersetzung von "C1" ja bereits vorgegeben. Ein möglicher Ausweg liest sich wie folgt: "Wenn ich dich so ansehe, scheint das schon passiert zu sein."
C1: "An deiner Stelle würde ich zur Landratte werden!"
C2: "Sind alle Männer so? Dann heirate ich ein Schwein!"
A: "Hattest du das nicht vor kurzem getan?"
Aus mir unverständlichen Gründen hat Boris Schneider "C1" komplett neu erfunden. Das ist bei unübersetzbaren Stellen auch legitim. Hier ist es jedoch so, dass seine Version der korrekten Antwort auch problemlos auf eine (halbwegs) wörtliche Übersetzung von "C1" – siehe beispielsweise meinen Übersetzungsvorschlag – passen würde. War ihm etwa "kotzen" zu vulgär? Das kann mir nicht so recht vorstellen.
Die Übersetzung von "C2" hinterlässt zwiespältige Gefühle. Einerseits wird zwar der grundlegende Inhalt annehmbar wiedergegeben, andererseits steckt der Teufel natürlich im Detail: Im Original spricht Carla nicht von "allen Männern", sondern – verbunden mit der unausgesprochenen Voraussetzung, die Wahl bestünde nur zwischen Guybrush und seinem Bruder – ausschließlich von Familie Threepwood. Auch spricht die Schwertmeisterin nicht davon, dass sie es wäre, die ein Schwein heiraten würde, sondern es geht um eine allgemeine Feststellung. Erst die darauffolgende Antwort bringt Carla in Verbindung mit dem Schwein!
Da die Antwort diesen Bezug aber ohnehin herstellt, verliert die Ungenauigkeit der Übersetzung an Relevanz, so dass man auch mit Schneiders Variante leben kann. Die Übersetzung von "A" ist zwar vereinfacht und sprachlich nicht ideal, aber trotzdem geeignet, um sowohl auf "C1" als auch "C2" zu antworten. Unterm Strich sehe ich hier also ausschließlich bei "C1" Änderungsbedarf, aber auch nur dann, wenn eine möglichst originalgetreue Übersetzung gewünscht ist. Die anderen beiden Sätze sind trotz Ungenauigkeiten noch akzeptabel.
C1: "Wenn ich dich so ansehe, könnte ich kotzen."
C2: "Wenn dein Bruder so ist wie du, ist es besser, ein Schwein zu heiraten."
A: "Wenn ich dich so ansehe, scheint das schon passiert zu sein."
Wortgefecht Nr. 7
C1: "Nobody's ever drawn blood from me and nobody ever will!"
C2: "No one will ever catch ME fighting as badly as you do."
A: "You run THAT fast?"
Wortgefecht Nr. 7 lässt sich recht gut ins Deutsche übertragen, wobei man gegenüber der wörtlichen Übersetzung noch einige kleinere sprachliche Glättungen vornehmen muss.
C1: "Niemand wird mich verlieren sehen, du auch nicht!"
C2: "Niemand wird sehen, dass ich so schlecht kämpfe wie du."
A: "Du kannst SO schnell davon laufen?"
Abgesehen davon, dass Schneiders Version meiner Ansicht nach etwas zu sehr vereinfacht ist ("to draw blood" übersetzt er zum Beispiel als "verlieren sehen"), gibt es dennoch nichts Grundsätzliches auszusetzen, was unbedingt geändert werden müsste.
C1: "Noch nie hat mich jemand verwundet, und so wird das auch bleiben!"
C2: "Niemals wird man erleben, dass ich so schlecht kämpfe wie du."
A: "Du kannst SO schnell rennen?"
Wortgefecht Nr. 8
C1: "You fight like a dairy farmer."
C2: "I will milk every drop of blood from your body!"
A: "How appropriate. You fight like a cow."
Auch Wortgefecht Nr. 8 lässt sich problemlos wörtlich übersetzen. Ein kleines, im Fandom aber heißt diskutiertes Detail stellt jedoch das Wort "dairy farmer" dar, welches eigentlich "Milchbauer" bedeutet. Nun ist dieser Begriff im Deutschen nicht wirklich verbreitet, weswegen eine wörtliche Übersetzung den Witz irgendwie gestellt wirken lässt. Am besten ist es also, von einem ganz normalen Bauern zu sprechen, aus Gründen des sprachlichen "Klangs" vielleicht noch um ein davor gestelltes Adjektiv erweitert.
C1: "Du kämpfst wie ein dummer Bauer."
C2: "Ich werde jeden Tropfen Blut aus deinem Körper melken."
A: "Wie passend. Du kämpfst wie eine Kuh."
Die Übersetzung ist tadellos, wobei ich noch einmal auf das schon angedeutete Detail zu sprechen kommen möchte. Boris Schneider hat sich nämlich dafür entschieden, nicht von einem "Milchbauern" zu sprechen, sondern dem Bauern ein Adjektiv voranzustellen. Ob das unbedingt der "dumme" Bauer sein musste, zumal "dairy farmer" keine herabwürdigende Bezeichnung darstellt und es folglich auch ein wertneutrales Adjektiv getan hätte, sei mal dahingestellt. Grundsätzlich gibt es an Schneiders Variante aber nichts auszusetzen, so dass ich sogar geneigt bin, aufgrund des besonderen "Stellenwerts" dieses Zitats innerhalb des Fandoms für "C1" keine alternative Übersetzung anzugeben.
C1: "Du kämpfst wie ein dummer Bauer."
C2: "Ich werde jeden Tropfen Blut aus deinem Körper melken!"
A: "Das trifft sich gut. Du kämpfst wie eine Kuh."
Wortgefecht Nr. 9
C1: "I got this scar on my face during a mighty struggle!"
C2: "My last fight ended with my hands covered with blood."
A: "I hope now you've learned to stop picking your nose."
Wortgefecht Nr. 9 lässt sich völlig problemlos wörtlich ins Deutsche übertragen.
C1: "Meine Narbe im Gesicht stammt aus einem harten Kampf!"
C2: "Nach dem letzten Kampf war meine Hand blutüberströmt."
A: "Aha, mal wieder in der Nase gebohrt, wie?"
Boris Schneiders Übersetzung ist völlig einwandfrei.
C1: "Diese Narbe in meinem Gesicht stammt aus einem harten Kampf!"
C2: "Nach dem letzten Kampf waren meine Hände blutüberströmt."
A: "Ich hoffe, du hast inzwischen aufgehört zu popeln."
Wortgefecht Nr. 10
C1: "Have you stopped wearing diapers yet?"
C2: "I hope you have a boat ready for a quick escape."
A: "Why, did you want to borrow one?"
Für sich genommen lässt sich jeder dieser Sätze recht gut wörtlich übersetzen. Ein Problem entsteht erst, wenn man die Beleidigungen und die zugehörige Antwort miteinander in Verbindung bringen möchte. Um dies zu illustrieren, betrachten wir zunächst "A": Da es im Deutschen drei grammatische Geschlechter gibt und sich Indefinitpronomen wie "einer" stets auf ein Nomen beziehen, sind die Flexionsformen des Pronomens zwangsläufig geschlechtsspezifisch. Im Englischen, wo man keine grammatischen Geschlechter unterscheidet, hat das Indefinitpronomen "one" indes stets dieselbe Form. In "C1" ist die Rede von Windeln (Grundform "die Windel"), so dass es in "A" heißen müsste: "Wieso, wolltest du dir eine ausleihen?" In "C2" ist hingegen die Rede von einem Boot (Grundform: "das Boot"), was die folgende Antwort erfordert: "Wieso, wolltest du dir ein(e)s ausleihen?" Um das Problem zu, äh, umschiffen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die erste Variante besteht darin, entweder "C1" oder "C2" so zu verändern, dass das Akkusativobjekt beider Sätze denselben Genus besitzt. Im Idealfall findet man einfach ein Synonym. Die zweite Möglichkeit wäre, in der Antwort eine geschlechtsneutrale Redewendung zu benutzen. Beispielsweise könnte man fragen: "Wieso, soll ich dir damit vielleicht aushelfen?"
C1: "Trägst du immer noch Windeln?"
C2: "Hast du eine Idee, wie du hier lebend davonkommst?"
A: "Wieso, die könntest DU viel eher gebrauchen!"
Boris Schneider hat sich dazu entschlossen, "C2" zu verändern, damit der Genus der Akkusativobjekte von "C1" ("die Windel") und "C2" ("die Idee") übereinstimmt. Inhaltlich stellt dies gar keine so große Änderung dar, wie man glauben könnte, denn eine "Idee, um lebend von hier wegzukommen" kann eigentlich nur ein Boot involvieren, sofern man mit dem Wörtchen "hier" Mêlée Island meint. Da man sich eine Idee nicht wirklich ausleihen kann, hat Schneider auch noch die Antwort verändert, aber auch hier bleibt der Sinn erhalten. Unterm Strich finde ich seine Übersetzung gelungen, so dass ich keinen Änderungsbedarf sehe.
C1: "Trägst du eigentlich immer noch Windeln?"
C2: "Ich hoffe, du hast ein Boot, um schnell abzuhauen."
A: "Wieso, soll ich dir damit vielleicht aushelfen?"
Wortgefecht Nr. 11
C1: "I've heard you were a contemptible sneak."
C2: "My sword is famous all over the Caribbean!"
A: "Too bad no one's ever heard of YOU at all."
Wortgefecht Nr. 11 lässt sich problemlos wörtlich ins Deutsche übersetzen.
C1: "Jeder hier kennt dich doch als unerfahrenen Dummkopf!"
C2: "Überall in der Karibik kennt man meine Klinge!"
A: "Zu schade, dass DICH überhaupt niemand kennt."
Boris Schneiders Version ist in Ordnung. Auch die Änderung von "hören" zu "kennen" finde ich nicht schlimm, sondern aus kreativer Sicht sogar recht elegant. Die Übersetzung von "contemptible sneak" lässt jedoch vermuten, dass hier nur geraten wurde, anstatt nachzuschlagen. Als ändernswert würde ich diese Stelle aber dennoch nicht bezeichnen wollen.
C1: "Wie man hört bist du ein jämmerlicher Waschlappen."
C2: "Mein Schwert ist überall in der Karibik bekannt."
A: "Zu schade, dass von DIR noch keiner gehört hat."
Wortgefecht Nr. 12
C1: "You're no match for my brains, you poor fool."
C2: "I've got the courage and skill of a master swordsman!"
A: "I'd be in real trouble if you ever used them."
Bei der Übersetzung ergibt sich folgendes Problem: In der Antwort bezieht sich das Wörtchen "them" (Pluralform von "sie") sowohl auf "brains" ("Verstand") als auch auf "courage and skill of a master swordsman" ("Mut und Geschick eines Fechtmeisters"). Beide Satzobjekte stehen im Plural. Da sich das englische Pluralwort "brains" bei der Übersetzung jedoch in ein maskulines Singularwort ("Verstand") verwandelt, während "Mut und Geschick" als Aufzählung natürlich im Plural verbleibt, kann man auf "C1" nicht einfach mit "Dann solltest du sie aber auch endlich mal einsetzen" antworten. Das Problem lässt sich umgehen, indem man bei "C1" ein feminines Synonym für "Verstand", zum Beispiel "Intelligenz", verwendet. Auf dieses kann man dann problemlos mit dem Pronomen "sie" Bezug nehmen.
Davon abgesehen lassen sich die drei Sätze aber recht gut wörtlich übersetzen, wenngleich die Wendung "I'd be in real trouble" ("Ich wäre in echten Schwierigkeiten") im deutschen Satzzusammenhang merkwürdig klingt und von mir deshalb nicht verwendet wird.
C1: "Du bist kein echter Gegner für mein geschultes Hirn!"
C2: "Nur ich habe das Geschick eines echten Meisters."
A: "Vielleicht solltest du es endlich mal benutzen?"
Boris Schneider hat sich dafür entschieden, die anaphorische Kongruenz der drei Sätze über das Neutrum ("das Hirn", "das Geschick" und "es") herzustellen. Berücksichtigt man die Tatsache, dass eine solche Umstellung bestimmte strukturelle Änderungen an den Sätzen erforderlich macht, gibt es an Schneiders Übersetzungsvariante nichts auszusetzen.
C1: "Du armer Tor bist meiner Intelligenz nicht gewachsen."
C2: "Ich verfüge über die Fertigkeiten eines Meisters der Fechtkunst!"
A: "Dann solltest du sie aber auch endlich mal einsetzen."
Wortgefecht Nr. 13
C1: "You have the manners of a beggar."
C2: "Every word you say to me is stupid."
A: "I wanted to make sure you'd feel comfortable with me."
Wortgefecht Nr. 13 lässt sich problemlos wörtlich ins Deutsche übersetzen, auch wenn man "C2" ("Jedes Wort, das du sagst, ist dumm.") sprachlich noch etwas glätten sollte.
C1: "Du hast die Manieren eines Bettlers."
C2: "Alles, was du sagst, ist dumm."
A: "Ich wollte, dass du dich wie zuhause fühlst."
Boris Schneiders Übersetzung ist tadellos und benötigt folglich keine Überarbeitung.
C1: "Du hast die Manieren eines Bettlers."
C2: "Jedes deiner Worte strotzt vor Dummheit."
A: "Ich wollte, dass du dich ganz wie zu Hause fühlst."
Wortgefecht Nr. 14
C1: "I'm not going to take your insolence sitting down!"
C2: "You are a pain in the backside, sir!"
A: "Your hemorrhoids are flaring up again, eh?"
Da ich die Antwort (ungefähr: "Hast du etwa wieder Probleme mit deinen Hämorrhoiden?") wirklich witzig finde, wäre es schade, wenn man in der Übersetzung darauf verzichten müsste. Zwar bedient sich dieses Wortgefecht im Original einiger Wortspiele, so dass man selbst kreativ tätig werden muss, um sinnwahrend zu übersetzen, aber bei genauerer Betrachtung fällt die Übersetzung nicht so schwer wie beispielsweise bei Wortgefecht Nr. 1.
Beleidigung "C1" bedeutet wörtlich: "Ich werde deine Frechheiten nicht sitzend dulden." Das Gerundium "sitting down" ("sitzend") steht hier natürlich für eine Redewendung, denn "to take something sitting down" bedeutet soviel wie "etwas tatenlos hinnehmen". Es gibt auch im Deutschen eine ähnliche Wendung. Sie wird mit "dasitzen" gebildet, und bedeutet wie ihr englisches Pendant nicht zwangsläufig, dass dabei wirklich jemand Platz nimmt. Man kann also sagen: "Ich werde nicht dasitzen und mir deine Frechheiten anhören!"
Beleidigung "C2" enthält ebenfalls ein knifflig zu übersetzendes Wortspiel. Im übertragenen Sinne ist ein "pain in the backside" ein "Ärgernis", so dass man hier vielleicht sagen könnte: "Du gehst mir auf die Nerven!" Der Bezug zur zugehörigen Antwort wird aber erst deutlich, wenn man sich die wörtliche Übersetzung dieses Ausdrucks ansieht, die "Schmerzen im Hintern" lautet. Und eben jene Schmerzen existieren im Deutschen nicht in Form einer Redewendung. Es gilt also, eine andere Wendung zu finden, die auf den "Hintern" des Sprechers Bezug nimmt, zum Beispiel leicht vulgär: "Du kannst mich am Arsch lecken!" Das Wörtchen "sir" am Satzende deutet auf eine ungewöhnlich formelle Anrede hin, so dass man hier siezen sollte.
C1: "Willst du hören, wie ich 3 Männer zugleich besiegte?"
C2: "Soll ich dir jetzt eine Nachhilfestunde geben?"
A: "Willst du mich mit deinem Geschwafel ermüden?"
Boris Schneider war vermutlich der Ansicht, dass der Versuch, bei der Übersetzung nahe am Original zu bleiben, ein hoffnungsloses Unterfangen darstellt. Darum hat er hier ein völlig neues Wortgefecht erfunden. Angesichts der oben erläuterten Stolpersteine bei der Übersetzung ist daran auch rein gar nichts auszusetzen. Im Gegensatz zu Schneiders Neuschöpfung von Wortgefecht Nr. 1 finde ich diese Variante hier sogar richtig gut. Wenn man nicht wüsste, dass es sich um eine "Erfindung" des Übersetzers handelt, könnte man meinen, diese Dialogzeilen stammten aus der spitzen Feder der "Monkey Island"-Textautoren. Insofern ist eine Änderung nur dann erforderlich, wenn man sich daran stört, dass Schneiders Version mit dem Original rein gar nichts mehr zu tun hat.
C1: "Ich werde nicht dasitzen und mir deine Frechheiten anhören!"
C2: "Sie können mich mal am Arsch lecken, mein Herr!"
A: "Hast du etwa wieder Probleme mit deinen Hämorrhoiden?"
Wortgefecht Nr. 15
C1: "There are no words for how disgusting you are."
C2: "There are no clever moves that can help you now."
A: "Yes there are. You just never learned them."
Wortgefecht Nr. 15 lässt sich recht problemlos wörtlich ins Deutsche übertragen. Einzig bei "clever moves" in "C2" muss man ein wenig aufpassen, da sich ein "cleverer (Schach-)Zug" im Satzzusammenhang ("Jetzt gibt es keinen cleveren Schachzug mehr, der dir helfen könnte") ein wenig holprig anhört. Bei einem Fechtduell spricht man in diesem Zusammenhang jedoch auch häufig von einer "Finte", die hier die bessere Übersetzung wäre.
C1: "Deine Fuchtelei hat nichts mit der Fechtkunst zu tun."
C2: "Jetzt gibt es keine Finten mehr, die dir helfen."
A: "Doch, doch, du hast sie nur nie gelernt."
Boris Schneider hat "C2" und "A" korrekt übersetzt. Es stellt sich jedoch die Frage, wieso er bei "C1" eine Neuschöpfung gegenüber einer wörtlichen Übersetzung vorgezogen hat. Da es hier meiner Ansicht nach keinen Grund dafür gab, den Originalsatz zu ignorieren, wäre "C1" ein möglicher Kandidat für eine Veränderung der offiziellen Übersetzung.
C1: "Du bist so abstoßend, dafür gibt es keine Worte."
C2: "Jetzt gibt es keine Finten mehr, die dir helfen könnten."
A: "Doch, die gibt es. Du hast sie nur nie gelernt."
Wortgefecht Nr. 16
C1: "I've spoken with apes more polite than you."
C2: "Now I know what filth and stupidity really are."
C2: "I usually see people like you passed out on tavern floors."
A: "I'm glad to hear you attended your family reunion."
Hier haben wir es mit einem Kuriosum zu tun: Es gibt in Wortgefecht Nr. 16 nämlich gleich zwei mögliche Sätze der Schwertmeisterin, auf die die Antwort passt. Ob die Autoren beide Sätze so toll fanden und sich von keinem der beiden trennen wollten, ist sicherlich nicht mehr zu klären, aber diese Doppelung sorgt zumindest in meiner deutschen Version des Spiels für einen Bug: Bei der zweiten Version von "C2", in der Leute betrunken in der Kneipe herumliegen (Original: "passed out on tavern floors"), wird überhaupt keine Antwort als richtig anerkannt, insbesondere nicht die hier angegebene! Die erste "C2"-Version klappt hingegen problemlos. In der englischen Fassung des Spiels funktioniert die Antwort bei beiden Sätzen.
Nun zur Übersetzung: Abgesehen von einigen sprachlichen Glättungen gegenüber der wörtlichen Übertragung gibt es bei diesem Wortgefecht keine unüberwindbaren Hürden: Bei "C2" klingt die wörtliche Variante ("Jetzt weiß ich, was Dreck und Dummheit wirklich sind.") etwas seltsam. Dasselbe gilt für die "Kneipenböden" ("tavern floors").
C1: "Ich kenne einige Affen, die haben mehr drauf als du."
C2: "Jetzt weiß ich, wie dumm und verkommen man sein kann."
C2: "Leute wie dich sehe ich sonst betrunken in der Gosse."
A: "Aha, du warst also beim letzten Familientreffen."
Beide "C2"-Versionen und die zugehörige Antwort übersetzt Schneider sinnwahrend und korrekt, auch wenn er aus der Kneipe gleich die "Gosse" macht. Beleidigung "C1" erhält bei ihm hingegen einen anderen Sinn: Bei Schneider haben die Affen "mehr drauf", während sie im Original bessere Manieren an den Tag legen. Man kann sich streiten, ob dieser Unterschied überhaupt der Rede wert ist. Meiner Meinung nach muss keiner der Sätze korrigiert werden.
C1: "Ich habe mit Affen gesprochen, die waren kultivierter als du."
C2: "Jetzt weiß ich, wie dumm und verkommen man sein kann."
C2: "Leute wie dich sehe ich sonst bewusstlos in der Kneipe liegen."
A: "Schön, dass du bei deinem letzten Familientreffen warst."
Zusammenfassung
Es sei zunächst noch darauf hingewiesen, dass ich bei meinen Alternativübersetzungen so etwas wie zulässige Maximal-Stringlängen nicht berücksichtigt habe. Solche wird es aber zweifelsohne geben, denn die Sätze müssen ja in eine Bildschirmzeile passen. Wer hierzu Näheres weiß, sagt bitte Bescheid! Allerdings kann man bei den meisten Sätzen notfalls noch das eine oder andere Füllwort entfernen, so dass dieses Problem im Grunde keines ist.
Kommen wir zum Gesamteindruck. Für diese Übersicht habe ich zunächst nur das Beleidigungsfechten genauer analysiert, werde also meinen Gesamteindruck von Boris Schneiders Übersetzung nur auf den betrachteten Teil beziehen. Da ich "Monkey Island I" aber selbst schon mehrfach gespielt habe, bin ich recht sicher, dass das Beleidigungsfechten gewissermaßen eine repräsentative Stichprobe der gesamten Übersetzung darstellt: Hier finden sich sowohl knifflig zu übersetzende Witze und Wortspiele als auch ganz normale Textzeilen, welche keine tiefgreifenden Kenntnisse der englischen Sprache erfordern.
Ich finde, dass Boris Schneider seine Sache recht ordentlich gemacht hat. Von der Spiellogik her habe ich nichts auszusetzen, da jede Antwort sowohl inhaltlich als auch grammatisch zu den entsprechenden Beleidigungen passt. Zudem hat er Wortspiele und Redewendungen als solche erkannt und nicht versucht, sie wörtlich zu übersetzen. Dies mag selbstverständlich erscheinen, aber was man teilweise bei Synchronisationen von Filmen oder Serien in Form von wörtlich übersetzten Redewendungen serviert bekommt, die im Deutschen dann überhaupt keinen Sinn mehr ergeben, ist mit "haarsträubend" noch nicht einmal annähernd beschrieben. Zu kritisieren habe ich, dass Schneider bei einigen Sätzen offenbar zu früh die Flinte ins Korn geworfen hat: Anstatt durch leichtes Umformulieren eines auf den ersten Blick nicht ganz leicht zu übersetzenden Satzes zumindest den Sinn zu wahren, ist er häufig gleich selbst kreativ tätig geworden und hat sich eine Beleidigung beziehungsweise ein ganzes Wortgefecht selbst ausgedacht. Diese Eigenschöpfungen sind jedoch fast durchweg von hoher Qualität und stehen dem Original kaum nach. Einzig Wortgefecht Nr. 1 gefällt mir in Schneiders Version nicht, aber diese Einschätzung ist selbstverständlich subjektiv.
Richtige Übersetzungsfehler, bei denen man das Gefühl hat, Schneider hätte etwas nicht verstanden oder nicht nachgeschlagen, gibt es nur wenige. Bei Satz "C2" aus Wortgefecht Nr. 6, wo Carla angeblich ein Schwein heiraten will, hat man einen solchen Eindruck. Ebenso bei dem Begriff "contemptible sneak" (Wortgefecht Nr. 11). Von dieser Aufzählung explizit ausnehmen möchte ich hingegen den "dummen Bauern" (Wortgefecht Nr.

Für eine Änderung schlage ich hingegen die folgenden Sätze vor:
Wortgefecht Nr. 2, Beleidigung "C2":
Original: "My tongue is sharper than any sword."
alte Version: "Mein Schwert wird dich in tausend Stücke schneiden!"
neue Version: "Meine Zunge ist schärfer als jedes Schwert."
(Grund: unnötige Veränderung des Originals)
Wortgefecht Nr. 6, Beleidigung "C1":
Original: "You make me want to puke."
alte Version: "An deiner Stelle würde ich zur Landratte werden!"
neue Version: "Wenn ich dich so ansehe, könnte ich kotzen."
(Grund: unnötige Veränderung des Originals)
Wortgefecht Nr. 15, Beleidigung "C1":
Original: "There are no words for how disgusting you are."
alte Version: "Deine Fuchtelei hat nichts mit der Fechtkunst zu tun."
neue Version: "Du bist so abstoßend, dafür gibt es keine Worte."
(Grund: unnötige Veränderung des Originals)
Wie man sieht, bin ich ein Verfechter größtmöglicher Originaltreue. Ich habe nichts dagegen, wenn ein Übersetzer bei unübersetzbaren Wortspielen selbst kreativ tätig wird; er sollte sich aber zurückhalten, wenn keine Notwendigkeit dazu besteht. Kreativität ist zwar Berufsvoraussetzung eines Übersetzers, aber nicht seine ausschließliche Aufgabe. Es steht jedem Übersetzer frei, seine Brötchen als Autor zu verdienen, wenn er sich kreativ verwirklichen möchte. Dafür gewichte ich Ungenauigkeiten bei der Übersetzung, einschließlich mutmaßlicher Übersetzungsfehler nicht allzu hoch, vorausgesetzt der Sinn bleibt erhalten. Andere Leute mögen andere Prioritäten setzen, aber aus diesem Grund habe ich ja die Übersetzungen ausgiebig und detailliert diskutiert sowie für jeden Satz eine Alternative angegeben: Jeder kann sich selbst überlegen, ob ein bestimmter Satz für ihn noch akzeptabel wäre oder nicht. Es ist absolut erwünscht, bei konkreten Punkten anderer Meinung zu sein.
Ich hoffe, diese Übersicht hat niemanden gelangweilt. Zu lang ist sie sowieso, aber ich würde mich freuen, wenn dies die einzige Beschwerde bliebe.
Viele Grüße
MWH