Geheimakte Tunguska durchgespielt - VORSICHT, SPOILER!

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linus
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Geheimakte Tunguska durchgespielt - VORSICHT, SPOILER!

Beitrag von linus »

VORSICHT! SPOILER!

So, ich habe nun nach ziemlich genau einer Woche Geheimakte Tunguska durchgespielt (ja, hat vielleicht etwas gedauert, aber ich mag halt weder Mammut-Sessions noch Komplettlösungen besonders :D ). Ich habe überlegt, bei den Community-Tests zu posten, habe davon aber abgesehen, da ich erstens meine Meinungen über verschiedene Aspekte zur Diskussion stellen möchte und zweitens auch etwas ungezwungener schreiben möchte, als ich dies in einem Testbericht tun würde.

Zunächst einmal hat mich das Spiel ziemlich begeistert und gefesselt, ich habe mich jeden Tag immer wieder darauf gefreut weiterzuspielen und herauszufinden, wie die Geschichte sich weiter entwickelt. Die tatsächliche Begebenheit ist ja auch echt mysteriös und gibt einiges her zum drüber Nachgrübeln. Von Anfang an war ich drin im Geschehen, die Hauptcharaktere waren mir sympathisch, die Nebencharaktere zum größten Teil interessant. Trotz der dichten und insgesamt eher düsteren Atmosphäre waren in dem Spiel aber meiner Meinung nach mehr gelungene Scherze als in so manchem Comedy-/Cartoon-Adventure. Es hat sich wirklich gelohnt, sich alle Gegenstandsbeschreibungen anzuhören, insbesondere auch wie sie von der Sprecherin gelesen wurden. Gefallen haben mir z.B. ...

"Die haben hier ja echt ganz schön Holz vor der... nein, der ist mir zu platt."

"Ein Handy mit allem möglichen Schnickschack. Man kann sogar damit telefonieren."

"Ein Pirat namens Pinsel oder so soll auf so einem Boot die ganze Karibik durchquert haben." :D

Die Rätsel waren selten wirklich unlogisch, allerdings gegen Ende immer häufiger unrealistisch in dem Sinne, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass bestimmte Vorgänge in der Realität auch nur ansatzweise klappen würden bzw. dass Leute sich tatsächlich auf bestimmte Art und Weise verhalten würden. Zwar nimmt sich auch die Story zum Teil nicht ganz ernst, aber die Rätsel gehen noch wesentlich weiter in Richtung "Cartoon"-Adventure als man dies bei dem Thema und der Atmosphäre anfangs vermuten würde. Zum Teil passen die Rätsel auch nicht wirklich in die Story.

- Nina spricht offenbar sehr gutes Russisch. Gut möglich, schließlich hat ihr Vater lange Zeit in Russland gelebt. Max allerdings sagt beim Anblick einer Krankenwagenaufschrift, er könne kein Russisch lesen. Dies hindert ihn allerdings nicht, eine umfangreiche Krankenakte in einem alten russischen Militärkrankenhaus auf wichtige Informationen hin zu untersuchen, um Informationen über die Wirkung eines Medikaments zu erlangen.

- Wer in aller Welt sichert einen Tresor zu einem ungemein wichtigen Gegenstand mit einem Rätsel statt einem Code-Schloss, Retina- oder Fingerabdruck-Scanner?

- Und eine gefüllte Spritze, die durch bloßes Pusten meterweit fliegt? Eine alte Steinstatue, die aufwändige Mechanismen auf unscheinbare Veränderungen wie das Anlegen eines Ringes reagiert?

Naja, letztlich hat mich alles nicht sonderlich gestört, denn insgesamt macht Geheimakte Tunguska bei den Rätseln sehr viel richtig, was fast alle Spiele der letzten Jahre falsch machen: Zum einen gibt es viele Rätsel, die auf teilweise recht komplexe Art und Weise miteinander verflochten sind. Dadurch gibt es wieder diese wunderbaren Aha-Effekte wie in den besten Adventure-Klassikern, mit denen man auf einmal eine ganze Kette von Rätseln lösen kann, an denen man längere Zeit festgehangen ist. Zum anderen gibt es für fast alle Rästel subtile, aber dennoch gute und hilfreiche Tipps. Das Rätsel zum Herausfinden der Tresorkombination in der Anstalt hat mir sehr gut gefallen und - nachdem ich den "Realismusmangel" überwunden habe :wink: - auch das Statuenrätsel in Irland, für das ebenfalls in mehrfacher Hinsicht subtile Tipps gegeben wurden, ohne die Lösung zu offensichtlich werden zu lassen.

Lediglich das an einigen wenigen Stellen wirklich exzessive Pixel-Hunting hielt ich für einen schweren Spieldesign-Fehler. Die Streichhölzer am russischen Bahnhof etwa waren mit dem bloßen Auge wirklich kaum zu finden. Klar gab es die (sehr gute!) Funktion, alle Hotspots einzublenden, aber auch ohne diese Funktion sollte es nicht nötig sein, den Cursor über jeden einzelnen von mehreren 100.000 Pixeln pro Schirm zu fahren, das ist nicht meine Vorstellung von Spaß.

Etwas schwach fand ich Gartuso. Irgendeine Wendung hatte ich bei ihm einfach erwartet. Dadurch, dass er tatsächlich nur einfach seine Produkte besser verkaufen wollte, war der Schluss irgendwie antiklimatisch. Den Sprecher fand ich sehr gut (das ist der von Patrick Stewart, nicht?), aber die Figur war einfach der typische skrupellose Businessman von der Stange. Und hat er tatsächlich vorgehabt, seine Macht auch noch mit den anderen zu teilen? Ich hatte einfach erwartet, dass er noch irgend etwas verbirgt, ein noch größeres Geheimnis, von dem auch seine drei Mitstreiter nichts wissen. Diese Rolle muss nun im nächsten Teil vermutlich diese Sekte oder eine dritte Partei übernehmen. Irgendwie fühlte sich der Schluss überhaupt an, als hätte man sich die richtig große Wendung noch für den nächsten Teil aufgehoben (den ich mir natürlich auch vorbehaltlos kaufen werde :wink: ). Und einige sehr interessante Szenen, die in einem der Trailer zu sehen waren, habe ich im Spiel mit ziemlicher Sicherheit nicht entdecken können. Wurde dieser Inhalt in den zweiten Teil verschoben? Habe ich etwas verpasst oder einfach nur nicht aufgepasst? (Was lernt man daraus: Keine Trailer angucken!)

Alles in allem hat mich das Spiel aber schon begeistert. Ohne das Pixel-Hunting, das mich wirklich Stunden gekostet hat, würde ich wohl auch 90 % geben.

Ach ja, ein gewisser Raum im Himalaya sowie auch das Amulett, das man dort findet, erschienen mir übrigens optisch SEHR stark von Fate Of Atlantis inspiriert, hatte jemand anders auch den Eindruck?

Sorry, habe gerade gesehen, dass es bereits den Diskussions-/Wertungs-Thread zu Geheimakte Tunguska gibt. Wenn ein Moderator meinen Beitrag bitte dorthin verschieben könnte.
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