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Test

von  Hans Pieper
25.04.2018
Without Escape
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Es ist der Albtraum jedes Kindes: Allein im Haus sind plötzlich merkwürdige Geräusche zu hören. Anschließend mehren sich gruselige Ereignisse und eine höllenartige Parallelwelt öffnet sich. Was jedoch letztlich hinter der Geschichte von Without Escape steckt, ist eher vollkommen abstrus als unheimlich. Während im Spielverlauf zusammenhanglose Dinge geschehen, verliert die Auflösung schließlich vollends irgendeine logische Rückbindung. Die Erzählung ist also nicht das größte Argument, den Titel zu spielen. Wie sieht es mit dem Rest aus?

Klickmarathon

Mehr als die linke Maustaste wird für das Spiel nicht benötigt. Durch Klicks werden Räume gewechselt, Zahlen eingestellt, Objekte eingesammelt und an passender Stelle automatisch verwendet. Hotspots werden mit einer Lupe markiert. Pixelhunting kann dabei an einigen Stellen zu unnötigen Hängern führen.

Grafik, körnergefüttert

Die Grafik ist vermutlich steril genug für Operationen

Die Darstellung geht insgesamt in Ordnung, leidet jedoch vor allem in den wenigen, kurzen Zwischensequenzen sehr unter Grobkörnigkeit. Durch vergleichsweise wenige Details wirkt vor allem die Wohnung zu Beginn des Spiels merkwürdig steril. Elemente, die Horror vermitteln sollen, wirken hauptsächlich aufgesetzt. Störend ist die Tatsache, dass jeder Schauplatz dauerhaft von englischen Beschreibungstexten halb verdeckt wird, die sich im Laufe des Spiels auch nur selten ändern. Hinzu kommen Perspektiven, die der Hauptcharakter auf keinen Fall einnehmen könnte – es sei denn, er hat bereits in der realen Welt einen Grundkurs im Schweben erfolgreich absolviert.

Rätsel aus der Hölle

Eines der "Rätsel"

Der größte Kritikpunkt an Without Escape sind die schlecht gestalteten Rätsel. Das hat gleich mehrere Gründe. Zum einen müssen Objekte zum Teil diverse Male untersucht werden, bevor sie zum Teil überhaupt nicht dorthin passende Gegenstände freigeben. Dann wiederum ändern sich im Spielverlauf Dinge erst, wenn andere, nicht damit zusammenhängende Aktionen durchgeführt werden. Hinzu kommt, dass einige Aufgaben einer recht merkwürdigen Logik folgen. Was die Entwickler für Rätsel halten, kann den Spieler schnell frustrieren.

Logik aus der Hölle

"Jemand hat einen Zettel auf den Nachttisch gelegt, während ich geschlafen habe. Das wird dann wohl seine Richtigkeit haben"

Horror-Setting und Parallelwelt hin oder her – die Logik wird im Spiel dermaßen geschleift, dass auch stark abgelenkten Spielern diverse Ungereimtheiten auffallen. Da wäre beispielsweise der extrem schwer zu beeindruckende Hauptcharakter. Er wacht auf, hört Geräusche und findet einen Zettel neben dem Bett seiner Eltern, in dem er –vermutlich aus Gründen- geschlafen hat. Es muss also jemand direkt im Raum gewesen sein. Das ist aber nicht weiter tragisch, erst einmal zum Telefon und die angegebene Nummer wählen. Auf dem Weg hängt ein blutverschmiertes Bild. Auch das wird mit Gleichmut wahrgenommen. Im gesamten Haus sind fast alle Türen verriegelt, ebenso wie die viele Schubladen und hochsensible Möbel wie Kleiderschränke. Klar, wer hat sich im Möbelhaus nicht für die abschließbare Variante der Kleiderlagerung entschieden, um die Unterhosen daran zu hindern, nachts heimlich eine Küchenparty zu veranstalten? Achja, Glühbirnen brennen im Haus grundsätzlich auch und mehrfach durch. Und wer entfernt nach dem Fernsehschauen nicht brav die Batterien aus der Fernbedienung, um sie anschließend gut im Haus zu verstecken? Vor der Haustür ist es übrigens eiskalt. Den eingesammelten Pulli benutzt man aber lieber, um in die Kloschüssel zu greifen. Wäre man jetzt gemein, könnte man aus diesem letzten Satz auch ein Fazit für das Spiel generieren. Natürlich bleiben wir aber neutral.

Neutrales Fazit

Without Escape kann nicht überzeugen. Rätsel und Geschichte sind zu unlogisch und abstrus, der Horror verpufft bei nervigem Pixelhunting und schlecht geschriebenen inneren Monologen und keines der alternativen Enden kann überzeugen. Die Stunde, die das Abenteuer dauert, kann sinnvoller investiert werden. Und Myst im selben Atemzug mit diesem Titel zu nennen, ist schlicht vollkommen vermessen.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Guter Horror im Adventure ist schwierig umzusetzen. So klappt es nicht.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Grundidee an sich gruselig
  • Grafik ganz nett
  • Schwache Rätsel
  • Schwache Geschichte
  • Schwache Logik