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Test

von  Axel Kothe
13.12.2020
Beyond a Steel Sky
Getestet auf Windows, Sprache Englisch

Was lange währt, wird endlich gut: Gut fünfundzwanzig Jahre mussten die Fans auf eine Fortsetzung von Revolutions Beneath a Steel Sky warten, doch nun ist es endlich soweit, mit Beyond a Steel Sky veröffentlicht das britische Studio von Charles Cecil die Fortsetzung des Kultklassikers. Wieder mit an Bord ist der Comicautor und Zeichner Dave Gibbons, der schon am Original beteiligt war.

 

Entsprechend startet Beyond a Steel Sky mit einem Intro aus Comicpanels, erstellt vom Meister selbst. Hier sehen wir unseren Helden Foster, der nach den Abenteuern in Union City im ersten Teil wieder zurück in die Gap, den Bereich außerhalb der Stadtmauern, zurückgekehrt ist, wie er Zeuge einer Kindesentführung durch ein seltsames mechanisches Monster und dessen Androideninsassen wird. Sogleich macht er sich an die Verfolgung der Spur, bis er schließlich wieder vor den Toren Union Citys steht.

 

 

Du hast die Kontrolle

Ab hier darf der Spieler auch endlich die Kontrolle übernehmen. Mit Maus und Keyboard (WASD) oder Gamepad lenkt ihr Foster in direkter 3D-Steuerung mit Schulterblick durch das Eingangsareal, das so etwas wie das Tutorial des Spiels darstellt. Eure Aufgabe ist zunächst, herauszufinden, ob das Monster hier vorbeigekommen ist (Spoiler: Ja, ist es) und einen Weg in die Stadt zu finden. Hier findet sich zwar ein Eingang, für Personen ist dieser allerdings gesperrt, nur autorisierte Warentransporte dürfen hier durch. Hier entstehen also die ersten Rätselketten, wir treffen auf die ersten Charaktere und lernen den Umgang mit dem im späteren Verlauf noch sehr wichtigen Hacking-Werkzeug – doch dazu später mehr.

 

Klassisch und fremd

Bewegt man sich auf einen Hotspot zu und richtet Fosters Blick darauf, wird dieser ausgewählt und auf Tastendruck erscheint das passende Kontextmenü. Hier kann man Objekte untersuchen, sie nehmen, benutzen, einen Inventargegenstand einsetzen oder im Fall von Charakteren mit ihnen reden. Bei den Gesprächen kann es vorkommen, dass Foster Themen anspricht, über die Foster eigentlich noch gar nichts wissen kann, weil er noch nicht mit einem anderen NPC gesprochen hat. Apropos NPCs: Hier hat man sich bei Revolution an einem anderen Klassiker orientiert, nämlich Lure of the Temptress. Ähnlich wie dort gehen die Charaktere bei Beyond a Steel Sky ihren Aufgaben nach und bewegen sich frei im aktuellen Areal umher, ohne sich um den Spieler zu kümmern. Sie warten auch nicht, wenn man sie angewählt hat und einen Inventargegenstand auf sie anwenden möchte, was teilweise sehr nervig sein kann, weil dann die Prozedur wieder von vorne anfängt (Charakter fokussieren, klicken, Inventar auswählen, Gegenstand im Inventar suchen, draufklicken). Hier wäre es schöner, wenn die Charaktere wenigstens dann innehalten würden, wenn man bereits im entsprechenden Menü ist.

 

 

Hacken leicht gemacht

Zurück zum Hacking-Werkzeug, welches (zumindest gefühlt) für ungefähr die Hälfte der Rätsellösungen im Spiel zuständig ist. Auf Knopfdruck (bei Maussteuerung die rechte Maustaste) holt Foster den Scanner aus der Tasche, woraufhin sich bisher unbemerkte Hotspots auftun. Viele Geräte in Union City werden durch einfache Schaltlogiken dargestellt, deren Elemente sich durch das Hackingtool teilweise verschieben lassen. Die einfachste Variante ist, dass man die Reaktion auf eine Anfrage einfach umkehrt: Statt einer „Zugang verweigert“-Meldung öffnet sich für nicht Berechtigte die Tür, andere, die eigentlich rein dürften, müssen draußen bleiben. Bestimmte Subelemente lassen sich nicht nur innerhalb einer Maschine verschieben, sondern auch zum Beispiel vom Getränkeautomat auf einen Reinigungsroboter. Und von diesem dann wieder auf ein weiteres Gerät, das auf der Route des Reinigungsroboters liegt. So können Funktionen auch auf weiter entfernte Geräte übertragen werden, andere Möglichkeiten (wie in ein Inventar aufnehmen) bietet das Spiel nicht.

 

 

Was ist los in Union City?

Am Ende von Beneath a Steel Sky übernahm seine künstliche Intelligenz (und Sidekick) Joey die Aufgabe, Union City zu regieren und die Missstände zu beseitigen. Das hatte wohl auch sehr gut funktioniert und Joey wird in der Stadt immer noch wie eine Gottheit verehrt, zahlreiche Statuen erinnern an ihn. Doch irgend etwas muss aus dem Ruder gelaufen sein, statt Joey, der der Legende nach vor einigen Jahren die Stadt verlassen hat, regiert nun ein Rat von fünf „Ministern“. Während oberflächlich alles ganz toll zu sein scheint, erinnert Union City in manchen Aspekten stark an chinesische Verhältnisse. Jeder Bürger der Stadt muss einen Chip tragen, auf dem neben persönlichen Daten vor allem der „Status“ des Bürgers abgespeichert ist und je nach Level Zugang zu bestimmten Bereichen der Stadt und andere Privilegien gewährt. Nach und nach kommt man als Spieler dahinter warum Joey verschwunden ist und was tatsächlich in Union City vor sich geht, während man parallel weiter versucht herauszufinden, was mit dem entführten Jungen passiert ist.

 

 

Schön und anspruchsvoll

Technisch hat sich das Spiel im Vergleich zum Vorgänger deutlich weiterentwickelt. Aus einer klassischen, niedrig aufgelösten 2D-Third-Person-Pixelgrafik wurde ein hochauflösendes 3D-Echtzeitspiel mit Verfolgerkamera und direkter Steuerung in Cel-Shading-Look. Dieser verpasst der 3D-Grafik mit seinen schwarzen Randlinien einen comichaften Anstrich. Zur Veröffentlichung hatte das Spiel teilweise größere Probleme mit heftigeren Slowdowns, welche sich durch einen Neustart wieder beheben ließen. Dies wurde jedoch relativ schnell durch einen Patch verbessert. Eine einigermaßen aktuelle Hardware benötigt das Spiel aber weiterhin. Ein weiterer Patch einige Wochen nach der Veröffentlichung erweitert das Spiel um deutsche Sprachausgabe, in die wir stichprobenartig reingehört haben. Hier und da seltsame Betonungen bei Nebencharakteren schmälern den ansonsten recht guten Eindruck. Kompetent, aber das englische Original behält hier die Nase vorne.

 

Fazit:

Beyond a Steel Sky ist vielleicht nicht genau das, was sich Fans des Originals gewünscht haben bezüglich des Looks, der Steuerung und mancher Gameplay-Elemente. Und doch ist es ein würdiger, aufwändiger und vor allem moderner Nachfolger, der mit vielen Anspielungen an andere Revolution-Spiele auch alte Fans mit ins Boot holen möchte.

Galerie

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ganz ehrlich: Der erste Eindruck war alles andere als toll und sehr ernüchternd. Geplagt von extremen Slowdowns und einer nervösen Gamepad-Steuerung artete die erste Stunde mehr in Arbeit als in so etwas wie Spielspaß aus, so dass ich das Spiel zunächst frustriert zur Seite legte. Doch zum Glück gab es zeitnah einen ersten Patch, der die gröbsten technischen Mängel behob und durch meinen Wechsel auf Maus und Keyboard ließ sich das Steuerungsproblem auch einigermaßen lösen. Und ab diesem Zeitpunkt fesselte mich Beyond A Steel Sky, wie ich es mir nach den ersten Spielszenen eigentlich erhofft hatte. Toll geschriebene Dialoge, viele neue (und auch ein paar altbekannte) Charaktere, eine faszinierende Umsetzung von Union City im neuen Celshading-Look und eine interessante Geschichte ließen mich darüber hinwegsehen, dass ich manches Mal genervt hinter den NPCs her rennen musste oder die Hacking-Rätsel etwas zu viel Raum einnahmen. Letztendlich hatte ich nach meinen Anfangsschwierigkeiten viel Spaß mit Beyond A Steel Sky!

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Schickes Cel-Shading für Comiclook
  • Geschichte mit Realitätsbezug
  • Sprachausgabe deutsch und englisch
  • Unnötig komplizierte Steuerung
  • Hohe Systemanforderungen
  • Bugs