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von  Padmé
07.07.2007
Geisterjäger Delaware St. John 1: Das Haus der Toten
Getestet auf Windows, Sprache Deutsch

Bei „Geisterjäger Delaware St. John - Das Haus der Toten“ handelt es sich um den ersten einer auf zehn Teile ausgelegten Serie rund um einen parapsychologisch begabten jungen Mann, Delaware St. John. Die Entwickler, ’Big Time Games’ sind mittlerweile beim dritten Teil der Serie angelangt, der in Kürze veröffentlicht wird.

Ich sehe tote Menschen!

Delaware St. John scheint auf den ersten Blick ein ganz normaler junger Mann zu sein: intelligent, gutaussehend und nicht auf den Mund gefallen... aber wenn man genauer hinsieht, entpuppt sich der zunächst so unauffällig scheinende Junge als viel tiefgründiger: Seit Kindheit an plagen ihn Visionen und geisterhafte Erscheinungen, die niemand außer ihm zu sehen scheint. Mit zunehmendem Alter verschwanden diese leider nicht einfach, sondern nahmen eher noch an Stärke und Häufigkeit zu.

Bis er Kelly Bradford, eine junge Buchhändlerin und Freizeit-Geisterjägerin traf, sah er daher wenig Chancen auf normale zwischenmenschliche Beziehungen. Kelly teilt zwar seine paranormale Begabung nicht, das gleicht sie aber mit einer Extraportion an Ghostbuster-Equipment und einer exzellenten Spürnase wieder aus.

Nach einem immer wiederkehrenden Traum, in dem ihn Geister um Hilfe bitten, fährt Delaware kurzerhand mitten in der Nacht ins „Midnight Manor", um dem unheimlichen Treiben dort auf den Grund zu gehen. Während seines Aufenthalts dort verfolgen ihn nicht nur Visionen von kürzlich verstorbenen Teenies, sondern auch von viel älteren, ihm nicht wohlgesonnenen Wesen, die offensichtlich gar nicht daran denken, Delaware wieder lebend aus dem Hotel zu lassen.

Während die meisten Geister Delaware grundsätzlich freundlich gegenüberstehen und sich von ihm Hilfe erhoffen, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hinter jeder Ecke des alten Hotels noch etwas anderes, vielleicht sogar Lebensgefährliches lauert.

Delaware stellt sich der Aufgabe mit Hilfe seiner Partnerin Kelly, die zwar nicht körperlich anwesend ist, ihm aber über eine Art Walkie-Talkie, dem Voice Image Recorder VIC, mit Rat und Tat zur Seite steht. Mithilfe dieses Geräts kann Delaware Bilder oder Geräusche aufnehmen, die Kelly dann mit ihrem Computer auf ungewöhnliche Dinge untersucht.

Doppelt hält besser

Im Laufe des Spiels muss Delaware gleich zwei Geschehnisse aufdecken, die in separate Geschichten gegliedert sind und einzeln vom Hauptmenü aus angewählt werden können.

Die erste der beiden in Teil 1 enthaltenen Geschichten wirkt zuerst wie aus einem Standard-Horrorfilm: eine kleine Gruppe Teenager sind offensichtlich unter ungeklärten Umständen in dem verfallenen Hotel verschwunden, nachdem sie als Mutprobe das Wochenende dort verbringen wollten.

Wenn Delaware diese Vorkommnisse aufgeklärt hat, wird im Hauptmenü der zweite Fall freigeschaltet, der natürlich mit dem ersten zusammenhängt und zudem klar macht, dass die Ereignisse aus dem ersten Teil ihren Ursprung weit in der Vergangenheit des Hotels haben. Der zweite Fall ist viel länger und interessanter als der erste und eröffnet außerdem einen neuen Blickwinkel auf die Geschehnisse der ersten Geschichte. Delaware ist das ganze Spiel über im Hotel gefangen, die einsame und verlassene Atmosphäre, die dort herrscht, wirkt stimmig und überträgt sich auf den Spieler.

Gruselgrafik

Eines vorweg: die Grafik ist sicherlich nicht auf dem neuesten Stand der Technik, hat aber einen gewissen nostalgischen Charme. So sieht man keine eigentlichen Videosequenzen, sondern meist nur eine Serie von handgezeichneten Standbildern, die mit Musik und Sprache unterlegt sind. Auch die Charaktere, denen Delaware begegnet, sind mit viel Liebe in 2D handgezeichnet worden und fügen sich gut in die Umgebung ein.

Die Umgebung – in diesem Fall das Innere des Hotels – besteht ebenfalls aus 2D-Standbildern, durch die man sich in altbewährter Manier in 1st-Person-Perspektive mit der Maus voranbewegt. Leider gibt es so gut wie gar keine Animationen in den einzelnen Szenen, dadurch wirkt das Hotel starrer als es gut ist. Zwischen den einzelnen Szenen gibt es keinen Übergang. Man „springt“ von Bild zu Bild, was in wenigen Fällen die Navigation etwas erschweren kann.

Die drei Stockwerke des alten Hotels haben alle die gleiche Zimmeranordnung; sie unterschieden sich allerdings im Stadium des Zerfalls, ihrem Farbschema und der Ausstattung, was die Orientierung erleichtert. Leider passiert es trotzdem ab und zu, dass man die dieselbe verliert, besonders da die Hotelgänge sich sehr ähneln. Hier wäre eine ein- und ausblendbare Karte schön gewesen. Zur Not kann man sich aber ganz einfach selbst eine zeichnen.

Nur wenige der Hotelzimmer sind für das Spiel auch von Bedeutung. Zu denen wird man entweder hingeführt, oder man erhält von einem Geist einen Hinweis auf ein spezielles Zimmer. Trotzdem ist es etwas ärgerlich, dass bei den geschätzten 40 unwichtigen und nicht betretbaren Zimmern meist nur ein Standardsatz von Delaware zu hören ist, den man leider auch nicht per Mausklick abbrechen kann.

Einsteigerfreundlich

Wer keine Erfahrung mit Adventures hat, brauch sich vor dem Haus der Toten nicht zu fürchten: Für absolute Anfänger bietet das Spiel ein kleines ’Tutorial’ an. Hier wird erklärt, wie man sich durch das Hotel bewegen und wie man Gegenstände aufnehmen und benutzen kann.

Das Inventar bleibt immer übersichtlich, mehr als sechs Gegenstände muss Delaware nie mit sich herumschleppen. Neben diesen steht Delaware noch sein VIC zur Verfügung, mit dem er, wie schon erwähnt, mit seiner Geisterjäger-Partnerin Kelly kommunizieren kann. Kelly meldet sich von Zeit zu Zeit auch selbst zu Wort und kann bei Rätseln um Rat gefragt werden, falls man wirklich nicht weiterkommen sollte.

Die Rätsel sind allesamt als sehr leicht bis leicht einzustufen – mit einer Ausnahme, die manche vor Frustration wohl die Wände hochtreiben wird. Erfahrene Adventure-Spieler dürften kaum steckenbleiben, worunter die Spielzeit zusätzlich leidet; andererseits bleibt die Motivation zum Weiterspielen dadurch immer hoch.

Offensichtlich haben sich die Entwickler bemüht, abwechslungsreiche Rätsel zu inkludieren. Neben den üblichen Inventarrätseln und zu findenden Gegenständen darf man auch einige Logikrätsel und ein altes Arkade-Spiel an einem in der Lobby stehenden Spielautomaten lösen. Das ist zwar zum Beenden des Spiels notwendig, selbst Ungeübte dürften aber nach wenigen Versuchen den Dreh raushaben.

Türen und andere Monster

Daneben gibt es noch eine Labyrinth-Sequenz, eine Art „Shooter“, bei dem man schnell auf auftauchende Ziele klicken muss und einige Stellen, an denen Delaware vor einem Monster fliehen muss. Gerade wenn man Delaware nach jedem seiner Schritte von hinten aus der Monster-Perspektive sieht, können sich einem auch schon mal die Nackenhaare aufstellen. Sterben kann man in „Delaware St. John“ nicht: falls das Monster Delaware doch in die Klauen bekommt, darf man fairerweise gleich wieder am Anfang der wilden Jagd starten.

Nicht wirklich als Rätsel zu bezeichen ist eine andere Stelle, die vielen Spielern dennoch Kopfzerbrechen bereiten könnte: Delaware soll eine Tür eintreten – dumm nur, dass bis zu diesem Zeitpunkt noch nie die Rede davon war, dass man diese Möglichkeit überhaupt hat. So mancher Spieler wird wohl zunächst eine Weile mit der Suche nach dem passenden Schlüssel oder einem Brecheisen zubringen, nur um dann - nach erfolgloser Suche – von alleine darauf zu kommen oder im Internet nach der Lösung zu suchen.

Im Spiel darf man jederzeit speichern. Leider sind nur zehn Speicherplätze vorhanden, die allerdings beliebig oft überschrieben werden können. Außerdem gibt es nur eine Kapitelnummer und eine Zeitangabe - kein Bild, was einem beim Auffinden des richtigen Spielstandes zugute kommen würde.

Ton

Die Synchronisation ist generell gut gelungen. Schönerweise wurde das Spiel komplett in deutsch vertont, ebenso wurden alle im Spiel vorkommenden Texte übersetzt. Auch die dazugehörigen Untertitel können im Menü an- und ausgeschaltet werden. Manchmal hört sich Delaware zwar für jemanden, der in einem Geisterhaus herumirrt, etwas zu fröhlich an, aber darüber kann man hinwegsehen.

Abgesehen von Kelly kann sich Delaware auch mit einigen Geistern unterhalten. Es gibt aber keine verschiedenen Antwortmöglichkeiten, da die Dialoge selbstständig ohne Interaktionsmöglichkeit ablaufen. Die Sprecher passen gut zu den Rollen der Darsteller, die Geisterstimmen ’wabern’ schön und sind somit eindeutig als solche zu erkennen und auch die Hintergrundgeräusche wie Donner, seufzende Stimmen und knarrende Türen sind gut gewählt und tragen zur Stimmung bei.

Auch die einfache aber effektive Hintergrundmusik sorgt für Grusel-Flair. Die meiste Zeit über läuft sie dezent im Hintergrund und wird bei bedrohlichen Szenen kurzzeitig lauter.

Guter Grusel fürs Geld

Fazit: Schönes Grusel-Adventure für zwischendurch, das von Anfang an zu einem realistischen Preis angeboten wurde. Warum das Spiel allerdings erst ab 16 freigegeben ist kann schlecht nachvollzogen werden. Vor blutigen Leichen und ähnlichem muss man sich bei Delaware St. John jedenfalls nicht fürchten – dafür schon eher vor der allzu kurzen Spielzeit und dem grauenhaften Labyrinth.

Die Atmosphäre weiß durchaus zu überzeugen, der Spieler fühlt sich in dem alten Gemäuer genauso verlassen und unsicher, wie es in einem Spiel dieses Genres sein soll. Mehr als milder Grusel ist aber nicht zu erwarten: Es gibt im Spiel weder intensive Schockmomente noch realistisch dargestellte Leichen zu sehen.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Delware St. John hat sicherlich viel Potenzial - wenn die Entwickler die Stärken wie die interessante Story und das solide Gameplay weiterentwickeln und an den schwächeren Elementen arbeiten, steht uns sicher noch einiges bevor!
Auch zum derzeitigen Stand der Dinge erhält man mit Delware St. John schon ein solides Grusel-Adventure, das zur Zeit vor allem im Doppelpack mit dem zweiten Teil zu einem wirklich fairen Preis erhältlich ist.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Nostalgische Grusel-Stimmung
  • Sehr günstiger Preis
  • Geringe Systemanforderungen
  • Sehr kurz & leicht
  • Grafik nicht auf dem neuesten Stand