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Test

von  Hans Frank
31.01.2003
Police Quest 4
Getestet auf Windows, Sprache
  • Deutsch
  • Englisch

Die Police Quest Reihe (Teil 1 erschienen 1987 als AGI Adventure) gehört auf jeden Fall zu den Klassikern der Adventuregeschichte. Sierra hatte sich zur Aufgabe gemacht, die (amerikanische) Polizeiarbeit so realistisch wie möglich in einem Computerspiel darzustellen und sie gleichzeitig noch den Spielern näherzubringen. Eine nicht ganz leichte Aufgabe, für die bei Teil 4 sogar der ehemalige Polizeichef des Los Angeles Police Department, Daryl F. Gates, um Hilfe gebeten wurde (unter ihm wurden zum Beispiel die Fälle 'Manson Family' und 'Hillside Strangler' untersucht). Außerdem arbeitete Tammy Dargan bei der Produktion von Open Season mit, der in Amerika für TV-Sendungen wie "America's Most Wanted" bekannt ist. Leider war Police Quest 4 auch der Abschluss dieser erfolgreichen Serie, zumindest aus der Sicht eines Adventurefans gesprochen. Es folgten noch einige S.W.A.T.-Teile, die von Einsätzen der Sondereinsatzkommandos handelt (umgesetzt als Actionspiel).

Erschienen ist Police Quest 4 das erste Mal 1993 als Diskettenversion und wurde dann als verbesserte Multimediaversion 1996 auf CD re-released (diese enthält neue Szenen, verbesserte Hintergründe, verbesserte Sounds und Sprachausgabe). Dieser Test behandelt die neuere Version und soll zeigen, ob sie einen würdigen Abschluss der Serie bietet.

Die Story

3 Uhr morgens, Helikopterflug über L.A. bei Nacht. "Hear 100, Code 3. Officer down, Officer down. 77 South Central.”, tönt es aus dem Funkgerät. Man spielt John Carey, einen Detektiv des LAPD. Als dieser am Tatort ankommt, wimmelt es schon vor Polizei und Schaulustigen. Der Beste Freund, John Hickman, ebenfalls Detektiv und bester Freund Careys, ist tot aufgefunden worden. Man erfährt, dass er ein langsam wirkendes Gift erhalten habe und vor seinem Tod schreckliche Torturen erleiden musste. Der Vorgesetzte Lieutenant Block gibt den Auftrag, die Ermittlungen einzuleiten. Zu diesem Zeitpunkt deutet noch alles auf einen Gangmord hin.

Doch mit der Zeit nimmt der Fall immer mehr Wirrungen auf. Bald wird der Mord an Officer Garcia bekannt, der auf die Gleiche Art wie an Hickman begangen wurde. Als auch hier die Ermittlungen aufnimmt, passieren zwei weitere schreckliche Morde, wieder auf dieselbe grausame Methode, wieder fehlen Körperteile..

Natürlich stürzt sich auch die sensationsgeile Presse auf den Fall und die Bevölkerung gerät beim Gedanken an einen psychisch kranken Serienkiller, der in L.A. sein Unwesen treibt, langsam in Panik. So spitzt sich der Fall langsam zu, immer mehr Hinweise gehen ein, doch lange Zeit scheint John Carey im Dunkeln zu tappen...

Atmosphäre

Die Polizeiarbeit eines amerikanischen Kommisars wird gut dargestellt. Das Spiel beginnt langsam, mit wenig Hinweisen, so dass es leicht fällt sich mit der Hauptperson zu identifizieren. Der Fall nimmt Wendungen an, die man von vornherein nicht vermutet hätte, schafft es aber dabei, immer glaubwürdig und realistisch zu wirken. Die Schlagzeile 'Serienkiller in L.A.' könnte aus einer aktuellen Tageszeitung entnommen sein, wenngleich die Story natürlich komplett fiktiv ist. Auch die sehr realistisch wirkenden Schauplätze tragen sehr zur Atmosphäre bei. Man spürt richtig die bedrückende Atmosphäre in einem Leichenschauhaus, die auch gut von der Hintergrundmusik unterstützt wird. Ein anderes mal durchsucht man die Wohnung eines verdächtigen Neonazis (originalgetreu mit deutscher Marschmusik) oder ist bei einem typisch amerikanisches Superstar zu Gast. Hier kommen auch die Klischees nicht zu kurz, was häufig auch Ironie zustanden kommen lässt, manchmal sogar Situationen und Gespräche, die durchaus amüsant sind.

Zur Atmosphäre tragen auch Sequenzen wie Übungen auf dem Schießstand oder einfach die Pflicht, einen Ausweis an der Jacke zu tragen, wenn man das Police Department betritt, bei.

Rätsel

Die Rätsel sind sehr gut aufgeteilt, genau das richtige Maß für ein Adventurespiel mit dieser Story und Länge. Es gibt sehr einfache, aber auch sehr schwierige. Es kann also durchaus vorkommen, dass man einem Rätsel ein paar Stunden festhängt, obwohl die Lösung eigentlich offensichtlich wäre. Die Rätsel sind durchgehend logisch und nicht unlösbar schwer. Dazu kommen noch ganz wenige sog. 'Arcadesequenzen', die durch schnelles reagieren ganz leicht gelöst sind. Ein Beispiel: Man wird in South Central aus dem Hinterhalt angegriffen. Schnell hinter dem Auto verstecken, Schusssichere Weste anziehen und zum Kofferraum kriechen. Diesen öffnen, Gewehr und Patronen nehmen und auf einen der Angreifer schießen - schon hat man gewonnen.

Natürlich kann man bei diesen Sequenzen nach alter Sierra Tradition auch getötet werden. Häufiges Abspeichern lohnt sich also.

Grafik

Bei der Grafik muss man wohl ein Auge zudrücken, denn sie ist nicht wirklich hübsch. Die Lokalitäten wurden bei der Produktion mit neuester Technik an Originalschauplätzen in Los Angeles aufgenommen, und sind schon allein deshalb sehenswert. Man kann all diese Schauplätze auch wirklich in L.A. finden. Leider sit die Auflösung mit 640x480 recht niedrig und die Grafik wirkt teilweise sehr pixelig. Allerdings ist das nicht so schlimm, es wirkt trotzdem sehr realistisch und es ist viel Interaktivität vorhanden. Die Personen und Animationen wurden im Bluebox System gefilmt. Sie sehen deshalb sehr realistisch aus.

Musik & Sound

Der Sound von Police Quest 4 ist recht gut gelungen. Anscheinend wurde auch sehr viel Wert auf Hintergrundgeräusche und dergleichen gelegt, Vogelgezwitscher, Verkehrsgeräusche, all das. Auch die Musik ist recht gut ausgelegt und wirkt sich auch sehr gut auf die Atmosphäre aus. Hier merkt man, dass Zeit und Geld investiert wurde, was sich letztendlich auch gelohnt hat.

Die Sprachausgabe ist recht gut umgesetzt, wenngleich natürlich nicht Lippensynchron. Manchmal 'krächzen' die Stimmen etwas, aber darüber kann man hinaussehen.

Steuerung

An der traditionellen Sierra Steuerung hat sich auch hier nicht viel verändert. Die Steuerungsleiste befindet sich am unteren Rand des Bildschirms und ist optisch etwas verschönert worden. Man steuert komplett mit der Maus und sollte eigentlich keine Probleme haben. Einziges Manko: Das Inventar. Um einen Gegenstand zu bekommen müssen zuviel Klicks gemacht werden (hat mich aber zum Beispiel auch bei Runaway gestört).

Dialoge werden einfach durch verschiedene Auswahlmöglichkeiten geführt und verlaufen ziemlich linear, so wie auch das Spiel.

Lokalisation

Lokalisation ist nur in den Untertiteln vorhanden, der Rest ist Englisch. Sowohl die Sprachausgabe als auch die Grafiken (Beschriftungen, etc.). Allerdings sind die Untertitel gut übersetzt worden. Sollte man aber gar kein Englisch verstehen gibt es schon eine Menge zu lesen (immerhin knapp 10.000 Textzeilen).

Fazit

Ja, Police Quest 4 Open Season bietet einen gelungenen Abschluss der Serie und ist es absolut wert, gespielt zu werden. Die Arbeit der Polizei wird sehr Detailverliebt dargestellt und es entsteht somit eine einzigartige Atmosphäre. Die Story ist sehr realistisch und könnte jeden Tag aufs Neue passieren, ohne das jemand an Fiktion denken würde. Sie ist außerdem sehr interessant aufgebaut und wird an keiner Stelle langweilig.

Kommentar des Verfassers

Kommentare

detail

Ich kann hier nur eine Empfehlung aussprechen. Leider wird Police Quest 4 oft verdächtigt, Schuld am Ende der traditionellen Serie zu sein, doch ich denke eher, dass Sierra sich von einer Action Simulation mehr Profit erwartet hat. Wer Adventures mag wird auch Police Quest 4 mögen.

Redaktions-Wertung

Grafik
Musik
Steuerung
Atmosphäre
Rätsel

Gesamt

Pro
Contra
  • Story
  • Atmosphäre
  • Realitätsnähe
  • Grafik
  • Inventar
  • Ein paar Bugs