Geschäftspolitik und Geschäftsberichte von Daedalic Entertainment/Beteiligungsmanagement von Bastei Lübbe

[Bakhtosh]

Wenn ich mich recht an meine eine Vorlesung Bilanzen & Kosten-/Leistungsrechnungen vor Ewigkeiten erinnere sind Abschreibungen quasi Wertberichtigungen. Also z.B. steht beim Kauf einer Maschine der Kaufpreis erstmal als Wert in der Bilanz und dieser wird dann sukzessive gemindert, also sukzessive abgeschrieben. Wenn etwas plötzlich seinen Wert verliert, werden Posten auch mal auf einmal abgeschrieben.

Ich kann mir einige Posten vorstellen, die vielleicht noch als Wert in einer Bilanz standen und abgeschrieben wurden:
- Kaufpreis von Daedalic (hinter dem Anteilsverkauf von 3% an Sky Tech Ventures Limited wurde ja damals eine verschleierte Geldverschieberei innerhalb des Konzerns zur Bilanzaufhübschung vermutet)
- Entwicklungs- & Lizenzkosten von Säulen der Erde (vielleicht hatte man hier bislang auf einen Longtime Seller Effekt gehofft)
- Entwicklungskosten von "A Year of Rain"
- Kosten für den Aufbau des Standortes München (durch negativere Prognosen der dort entwickelten Spiele)

[Adven]

Der Hintergrund ist die enttäuschende Marktreaktion auf die mit hohen Investitionen verbundenen Eigenentwicklungen.

Kann jemand kurz erzählen, worauf man als Markt denn so hätte reagieren können? Will damit die Existenz der angesprochenen Eigenentwicklungen nicht abstreiten, aber für etwaige Käufer insbesondere aus der Kernzielgruppe wäre es sicherlich nicht von Schaden, davon auch etwas mitzubekommen.

[kanedat]

2019 war es das Echtzeitstrategiespiel "A Year of Rain", welches vor kurzem eingestellt wurde, weil man mit der Early Access Version weniger als 5000 Spiele erreicht hat. (3 Monate nach dem Start im Early Access)
Link

[Adven]

Wow, EIN Spiel, was noch nicht mal fertig war, hat sich nicht verkauft. Habe ich als jemand, der die Spielepresse verfolgt, vor dieser Meldung überhaupt schon mal was davon gehört gehabt? Ich meine: nein, jedenfalls nicht so eindringlich, dass ich mich daran erinnern würde.

Und Echtzeitstrategie ... vom Nischenfaktor etwa eine halbe Stufe über dem Adventure; hat die Neuausrichtung ja echt Sinn gehabt.

Als Außenstehender ist es immer einfach, etwas zu beurteilen, vielleicht liege ich auch völlig daneben, aber ... nix gemacht, nix beworben, aber sich wundern, dass man nix verkauft. Da hätte man auch alles lassen können, wie gehabt, dann hätte man wenigstens sein Stammpublikum nicht vergrault.

[Uncoolman]

Für mich als außenstehenden Laien stellt sich das so dar: Für große Spiele braucht man viel Geld, das vorgestreckt werden muss. Also geht man eine Allianz mit einem großen Bruder-Geldgeber ein. Der sagt: "wenn wir euch Geld geben, macht ihr erstmal ein Spiel, das wir wollen. Wenn es einschlägt, könnt ihr daraus eure Herzblutspiele meinetwegen weitermachen, falls noch Geld übrig ist." War sicher auch keine schlechte Idee, aber offenbar war der Säulenzug dann doch schon abgefahren. Für eine eigene Spielentwicklung war nun kein Geld mehr da - alles wurde zur Entwicklung der "Superwaffe" abgezogen. Natürlich will der große Bruder den Schaden klein halten und verramscht Spiel, Leute und Firma, so gut es geht. Ein neuer Bruder findet sich nicht - und erst recht keiner, der den Entwicklern freie Hand lässt. Vielleicht kommt ja noch einer aus China oder Scheich-Land...

[Kikimora]

Ich hatte mitbekommen, dass sie an A Year of Rain arbeiten, allerdings habe ich Daedalic auch generell und nicht nur hinsichtlich Adventures unter Beobachtung. Das ist dann wohl selektive Wahrnehmung.

Zudem machte das Spiel auf mich nicht den Eindruck, für mich interessant zu sein, weil ich zu der Kernzielgruppe dieses Spiels eben nicht gehöre. Genausowenig wie bei "Unrailed!" oder "Witch It" - diese Koop-Actionspiele sind einfach nix für mich, auch wenn sie drollig aussehen und ich gerade bei Letzterem das Thema - kombiniert mit anderem Gameplay - nicht uninteressant gefunden hätte. Aber PvP? Nein Danke!

[Uncoolman]

Ich würde auch Ubisoft nicht dazu verdonnern, ein Point-und-Click-Spiel zu entwickeln. Jede Schmiede hat nun mal Vorlieben und Fähigkeiten. Offenbar wurde Daedalic so gegen den Strich gebürstet, dass es ihnen den Rest gegeben hat. Man sagt ja auch nicht zu einem Webdesigner: mach mal eine Modenschau oder schreibe einen Roman. Oder zu einem Biker: "reparier mal kurz diese Diesellok - die hat doch auch Räder..."

[Kikimora]

Wahre Worte ...

[k0SH]

Offenbar wurde Daedalic so gegen den Strich gebürstet, dass es ihnen den Rest gegeben hat.

Naja, es wurde ja ein weiteres Studio gegründet, das bewußt in eine andere Spielerichtung entwickelt. Welche Talente man hierfür gewinnen konnte und wie weit existierende Ressourcen verschoben wurden weiß ich natürlich nicht.

Die Entfernung vom klassischen Adventure war ja nach und nach schleichend und auch mit den vorhandenen Entwicklern möglich.
Ich glaube bei den Titeln lag es dann auch weniger an den Entwicklerkünsten, als an der schlicht nicht vorhandenen Zielgruppe.

Für die anderen Genres und somit auch das eingestellte Spiel kann ich nicht sprechen - nicht meine Genres.

[Haremhab]

Wie konnte der Firmen-Anteilseigener Lübbe schreiben, dass seine Beteiligung Daedalic keine Zukunft hat?? Welche Bank wird Daedalic noch einen Kreidt geben?

[Uncoolman]

Damit Daedalic als losgelöste Eisscholle nicht in Konkurrenz zur Lübbe-Schmiede steht. Alle potentiellen Mitbewerber schon im Keim ersticken...

[unwichtig]

welche konkurrenz? lübbe scheint an games eh kein interesse mehr zu haben. und dadelic wird eher nicht als buchverlag durchstarten

[basti007]

News: https://www.adventure-treff.de/news/166 ... e-bekannte

[Uncoolman]

Da müssen die Geschäftsführer aber noch so viel auf der hohen Kante gehabt haben, um sich die Firma zurückkaufen zu können. Aber vielleicht rappeln sie sich wieder, wenn sie ihre eigenen Ziele verwirklichen können.

Daedalic ist in meinem Spielbestand ziemlich weit vorne - möglicherweise mag ich auch deren Grafikstil. Aber man kann ebensogut dagegenhalten: im deutschsprachigen Raum gab es kaum etwas anderes...
Ohne einen deutschen Spieleentwickler würde mein Interesse ziemlich auf Null sinken, dann bin ich kein Kunde mehr.

[Nomad]

Da müssen sie aber ziemlich viele Deponia-Bundles zu 99 Cent verramschen, um den Kaufpreis wieder reinzuholen. Und damit ist noch kein neues Spiel finanziert. Das kann doch eigentlich nur klappen, wenn mindestens ein bereits bezahltes (i.e. fertiges) Spiel in den Startlöchern steht und auch zum vollen Preis reichlich Exemplare absetzt. Devil's Men? Hm.

Was wird aus der Tolkien-Lizenz?