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gamescom 2017 - Das war der Dienstag

Die Zusammenfassung in Videoform:

Zum ersten Mal beginnt die gamescom in diesem Jahr mit einem Presse- und Fachbesuchertag am Dienstag. Wir waren für euch vor Ort und haben gleich mit einer ganzen Reihe von Publishern und Entwicklern über ihre neuen Adventures reden können. Bereits am Sonntag liefen uns jedoch auf der Respawn-Konferenz im Pressezentrum die ersten interessanten Titel über den Weg. für die meisten hiervon konnten wir bereits im Vorfeld oder während der Konferenz gamescom-Termine vereinbaren. Einen Titel haben wir jedoch direkt auf der Respawn angespielt:

Are you There?

Das textlastige Spiel Are you There? des spanischen Entwicklers Appsnormals Team wurde uns auf einem iPad präsentiert. Der Spieler sitzt hierbei vor einer Oberfläche und unterhält sich über Multiple-Choice-Schaltflächen mit einem Mann, welcher seinerseits ebenfalls vor einem Computer sitzt. Dieser ist ohne jegliche Erinnerung in einem dunklen Raum aufgewacht und hat nicht einmal Schuhe an. Von Zeit zu Zeit wechselt die Ansicht und wir sehen ihn durch den Raum laufen, wo verschiedene Rätsel gelöst werden müssen, zum Beispiel das Ausrichten einer Neonröhre, um für Licht zu sorgen. Das Spiel ist atmosphärisch gut umgesetzt und soll im nächsten Jahr für PC und mobile Geräte erscheinen. Weiter ging es dann am Gamescom-Dienstag.

Unforseen Incidents

Zum Auftakt der gamescom haben wir bei Application Systems Heidelberg erneut mit den Entwicklern von Unforseen Incidents geplaudert. Die Geschichte eines jungen Mannes, der dem Ursprung eines tödlichen Virus folgt, soll zwischen Ende September und Anfang Oktober erscheinen. Aktuell laufen die Sprachaufnahmen auf Deutsch und Englisch. Der Titel wirkt bereits sehr fertig und die zahlreichen Animationen flüssig. Schauplätze werden mit Zoomfahrten und Parallax-Scrolling hübsch in Szene gesetzt. Die Teile des Soundtracks, die bereits zu hören waren, klangen vielversprechend.
Rätseltechnisch orientieren sich die Entwickler an fortgeschrittenen Adventurespielern. Neben Dialogen spielt dabei auch das Inventar eine wichtige Rolle. Die vier Kapitel sollen jeweils zwei bis vier Spielstunden liefern. Neben dem Steam-Release gibt es auch eine DRM-freie Version mit Lizenzschlüssel.

Iceberg Interactive

Den Titel des neuen Horror-Adventures bei Iceberg Interactive ist noch geheim und wird Morgen früh offiziell bekannt gegeben. Daher gibt es Infos dazu erst in der morgigen Zusammenfassung. Deutlich mehr zu sagen gibt es zu Blackenrock. Mit einer riesigen angeblichen Spiellänge von 50 Stunden scheint das Adventure mit leichten Rollenspielelementen ein gigantischer Horrortitel zu werden. Die Geschichte setzt dabei direkt am Morgen nach den Ereignissen von The Last Crown: Midnight Horror an. Der Geisterjäger Nigel Danvers geht auch in diesem Teil zahlreichen neuen Phänomenen nach. Unterstützt wird er dabei durch ein Smartphone, das unter anderem Kartenfunktionen zur schnellen Reise und digitale Kopien von gefundenen Dokumenten enthält.
Örtlichkeiten können teilweise in verschiedenen Wettersituationen (Regen, Nebel, Sturm, “Sonne”) und Tageszeiten (Morgen, Mittag, Abend, Nacht) bereist werden. Dabei hängt zum Beispiel von der Tageszeit ab, wer gerade wo seinem Tagwerk nachgeht. Ein anderes Spezialelement, das die Entwickler Jonathan Boakes und Matt Clark einbauen, ist zum Beispiel ein Indikator, der angibt, welchen Ton die Charaktere in den Dialogen anschlagen. Offenbar wird es insgesamt recht nicht-linear zugehen: Die zahlreichen Fälle, die die Protagonisten angehen, müssen nicht in der immergleichen Reihenfolge angegangen werden, und Entscheidungen des Spielers können Einfluss auf den späteren Verlauf nehmen. Bestätigt wurde uns außerdem, dass nicht nur Blackenrock deutsche Untertitel enthalten wird, sondern auch The Last Crown: Midnight Horror soll nachträglich vertont werden. Erscheinen soll Blackenrock im Herbst. Für Fans von physischen Veröffentlichungen soll es eine Box mit beiden Titeln geben.

Jengo

Das Entwickler-Duo Robot Wizard stellt in der öffentlichen Halle 10.1 am Indie Arena Booth ihr 2D-Comic-Adventure Jengo vor. Die zwei Südafrikaner arbeiten seit zwei Jahren in ihrer Freizeit an dem klassischen Point-and-Click-Titel, was man sich angesichts der sehr detaillierten und üppig animierten Comic-Grafik kaum vorstellen mag. Ständig wird das Gameplay mit kurzen cineastischen Momenten angereichert, was ordentlich Schwung in die Inszenierung bringt.
In dem voller Anspielungen an die 80er und 90er steckenden Titel übernehmen wir die Rolle des Gamers Jeff, der zum Computerspiele-Laden fährt, um neues Spielefutter zu kaufen. Dort redet jeder aber nur über den neuesten DLC und Streaming, was den Retro-Fan gleich wieder vergrault. Im Nachbar-Shop verkauft ihm dann aber ein greiser Chinese das ultimative Retro-Spiel “Jengo”, das sich alsbald als verflucht herausstellt und den Protagonisten in die Abenteuer- und Abenteurer-Reiche Fantasy-Spielwelt zieht. Dort begegnet man zahlreichen skurrilen Charakteren, die alle fast wie aus bekannten Lizenzen entsprungen wirken.
Während das erste Kapitel schon gut spielbar ist, fehlt noch eine ganze Menge zur Fertigstellung von Jengo. Demnächst wollen die Entwickler via Crowdfunding ermöglichen, Vollzeit und mit weiterer Unterstützung an ihrem Leidenschafts-Projekt arbeiten zu können. Sollte dies gelingen, plant man eine Fertigstellung im nächsten Jahr.

No Truce with the Furies

Das estnische Zaum Studio zeigt im Indie Arena Booth in Halle 10.1 das auffällig ungewöhnliche Adventure No Truce with the Furies. Die Neugründung besteht aus einem Grafiker, der normalerweise Ölgemälde anfertigt, und einem Autor, der normalerweise Romane schreibt. Dementsprechend zieht sich auch durch das Spiel eine sehr markante, sehr feinstrichige Ölgemälde-Optik und die texterische Handschrift eines Literaten.
Das Spiel startet mit noch schwarzem Bildschirm und einem Dialog des Hauptcharakters mit seinem Stammhirn und dem limbischen System, beide mit äußerst eindringlichen Stimmen wirr daherredend. Es stellt sich heraus, dass man sich in der Nacht zuvor fast zu Tode getrunken hätte und nun schwer gerädert nackt auf dem Boden liegend aufwacht. Man schlüpft in die Rolle eines versoffenen Polizisten und durchlebt dessen Geschichte.
Spielerisch geben die Entwickeler den Rollenspiel-Klassiker Planescape Torment als Vorbild an, beschränken Rollenspiel-Elemente aber auf ein unterliegendes Charakter-Statistik-System. Kämpfe werden allesamt in Dialogform ausgetragen, genau wie Selbstgespräche und Dialoge mit den zahlreichen anderen Charakteren. Die Entscheidungen in den Dialogen nehmen Einfluss auf die Charakterwerte und regelmäßig wird im Dungeons-and-Dragons-Stil ausgewürfelt, wie erfolgreich Dialogsituationen ausgehen. Wer sich mit einer sehr textlastigen, aber üppig bebilderten und dicht geschriebenen interaktiven Erzählung glaubt anfreunden zu können, sollte No Truce with the Furies auf jeden Fall vormerken.

AER

Daedalic konzentriert sich dieses Jahr auf seine Hauptreleases AER und Die Säulen der Erde. Präsentiert wurden zwei schon nahezu fertige Spielversionen, die auch angetestet werden konnten. Martin Ganteföhrs State of Mind war auf der gamescom nicht zugegen, es soll sich aber laut Daedalic auf gutem Wege befinden und sieht dabei "jeden Tag besser aus". Das schon mehrere Jahre sich in Entwicklung befindliche AER soll nun endlich am 25. Oktober erscheinen. Der explorative Titel mit einer großen offenen Welt wird von den Machern als "Mix zwischen Journey und Zelda" bezeichnet und stellt das Erlebnis des Fliegens in den Mittelpunkt. Die Grafik ist farbenfroh, die Welt voller schwebender Inseln und fremden Naturvölkern und damit sehr fantasylastig. Es werden verschiedene Aufgaben gelöst, viele davon auch als optionale Sidequests. Die Kernmission umfasst eine Pilgereise, auf dessen Weg verschiedene rätselhafte Tempel liegen, die es zu “erfliegen” gilt. Dabei werden atmosphärische Gemäuer und Höhlensysteme mit mystischen Inschriften erkundet. Verschiedene Charaktere geben für das Vorankommen grobe Hilfestellungen. Eine deutsche Übersetzung ist verfügbar, allerdings gibt es keine Sprachausgabe im herkömmlichen Sinne.

Die Säulen Der Erde

In den zweiten Teil von Die Säulen der Erde mit dem Titel Wer den Wind sät konnten wir ebenfalls etwa 20 Minuten hineinspielen. Dabei wurde sofort deutlich, dass dieser um einiges düsterer und blutiger ausfallen wird, als sein Vorgänger. Auch ist es erstmals möglich, durch entsprechende Entscheidungen einen Charakter zu verlieren. Erstmals bewegt sich das Spiel auch weiter von der Romanvorlage weg, indem eine Vergewaltigungsszene aus dem Roman nicht in die Adaption übernommen wird. Hintergrund ist, dass die Autoren Kevin Mentz und Matthias Kempke diese als im Jahr 2017 nicht mehr notwendige Effekthascherei erkannt haben und die Beweg- und Hintergründe von Aliena auf andere Weise erzählen können. Schöpfer Ken Follett gab den Machern insofern relativ freie Hand und bestätigt noch einmal das Vertrauen in das Hamburger Team. Neben PC, Mac und Konsole sollen die Teile bald auch für mobile Endgeräte (Android, iOS) erschienen
Der zweite Teil des interaktiven Romans erscheint im Dezember, der dritte und letzte Ende des ersten Quartals 2018.

Black Mirror

Es war die große Überraschung in diesem Sommer: Das nächste Black Mirror erscheint bereits im November, wobei es sich dabei nicht um den vierten Teil, sondern um einen Reboot der Trilogie handelt, für den sich der Bremer Entwickler KingArt (Book of Unwritten Tales, The Raven) verantwortlich zeichnet. Der Schauplatz wurde von England nach Schottland verlegt und auch der Spielcharakter ist mit David Gordon ein neuer. Wir haben ein hoch dynamisches und sehr schön präsentiertes Spiel gesehen, das Freunden des Gothic Horror visuell sicherlich sehr gefallen dürfte. Es wird sehr viel mit cineastischer Kamera gearbeitet. Jede Szene wird durch Close-Ups und Kamerafahrten aufgewertet, die 3D-Charaktere wirken lebendig und sind sehr detailreich modelliert, auch die deutsche Sprachausgabe hört sich außerordentlich gut an. Die tolle Präsentation hat jedoch auch einen Preis: Die Point-&-Click-Steuerung muss weichen, gesteuert wird mittels WASD und Maus bzw. Controller. Dafür ist das Gameplay weiterhin sehr klassisch: Interaktive Dialoge, Inventar und viel freie Exploration im Schlossanwesen und den angrenzenden Gegenden. Etwas linearer wird das Ganze bei den "Visions"-Sequenzen, die spielerisch ein wenig an die von Vanishing of Ethan Carter erinnern: Zu bestimmten Stellen verwandelt sich der Raum und macht Platz für geisterhafte Darstellungen, die David untersuchen kann und damit etwas über das Mysterium rund um seine Familie erfährt. Beispielsweise verwandelt sich die Umgebung dabei plötzlich in eine Unterwasserszene und Geister (denen man sich aber nicht zu lange nähern darf) weisen einem den Weg zur nächsten Erinnerung oder Szene. Diese Sequenzen sind linearer und helfen dem Spieler, Sachverhalte herauszufinden, die es in der "realen" Welt von Black Mirror sonst nicht zu erfahren gibt. Sterben ist dabei möglich, es gibt aber immer einen Autosave. Kosten soll der Titel für PC, Mac und Linux knapp 30€, für Konsolen 10€ mehr. Die Veröffentlichung ist für Ende November angesetzt. Dass KingArt dem Genre trotz den Gameplay-Veränderungen im neuen Black-Mirror-Titel treu bleibt wird übrigens ein neuer Kickstarter zeigen, der in Kürze starten soll und eine bekannte Marke beinhaltet, die nicht Book of unwritten Tales ist.

Tokyo Dark

In den Publikumshallen bei Square Enix ist das im September erscheinende Tokyo Dark anspielbar. Wir haben uns mit der Entwicklerin getroffen und in die ersten 10 Minuten des Titels hinein gespielt. Der erste Eindruck: Komfortable, schnelle Steuerung, hübsche Grafik mit gutem Interface und tolle Soundkulisse. Das Horrorthema ist ansprechend umgesetzt und der Text angenehm zu lesen. Ein interessantes Element ist die Fähigkeitsübersicht, die im Laufe des Spiels durch Aktionen und Entscheidungen in unterschiedlichen Punkten wachsen kann. Dies und direkte Entscheidungen im Spiel haben einen Einfluss darauf, welches der elf alternativen Enden ausgelöst wird. Nach einem ersten Durchspielen wird ein Speichersystem freigeschaltet, sodass auch die anderen Enden erkundet werden können. Eine deutsche Übersetzung steht ganz oben auf der Wunschliste der beiden Entwickler, ist jedoch von den Verkaufszahlen abhängig und wird nicht zur Veröffentlichung verfügbar sein. Der Titel wird aller Voraussicht nach nichts für schwache Nerven oder empfindlich Mägen, belohnt aber durch ein spannendes Grundkonzept und gut geschriebene Dialoge.

Rusty Lake Paradise

Nach zwei missglückten Versuchen klappte dann schließlich ich unser Treffen mit dem Entwickler der Rusty Lake Adventures. Nach Rusty Lake Hotel und Rusty Lake Roots arbeiten die Holländer an Rusty Lake Paradise, das wiederum in der gleichen surrealen Welt wie die Vorgänger spielt. Dieses Mal geht es um eine Familie auf einer Insel, welche von den zehn Plagen heimgesucht wird. Jede dieser zehn Plagen ist ein in sich abgeschlossener Abschnitt des Spiels. Während in den Vorgänger ein solcher Abschnitt jeweils nur ein einzelner Raum war, kann sich der Spieler nun auf der (kleinen) Insel durch mehrere Räume bewegen. Der simple Grafikstil sowie das einfache Ein-Klick-Gameplay wurde beibehalten. Ein Release für iOS, Android, Mac und PC im 3. Quartal diesen Jahres wird angepeilt. Für circa 4-5 Stunden Spielzeit peilen die Entwickler einen Preis von unter fünf Euro an.

A Room Beyond

Bereits erschienen aber wenig beachtet ist das Pixel-Horror-Adventure A Room Beyond. In dem Titel, der sich Anleihen aus dem Lovecraft-Universum holt und in fünf Kapitel unterteilt ist, muss ein Mörder gefasst werden. Grundinspiration der einzelnen Abschnitte bilden Dinge, die Menschen auf dem Sterbebett am häufigsten bedauern. Neben klassischen Inventarrätseln spielen auch kleine Geschicklichkeitseinlagen eine Rolle. Der Titel ist über Steam für Windows und Mac verfügbar.

The Inner World 2: Der letzte Windmönch

The Inner World: Spätestens nach dem #bingopony verlieh Adventure-Treff das Prädikat “scheißlustig”. Liebevolle Animationen, tolle Sprachausgabe, Gags, die auf die Sekunde genau zünden und richtig schönes klassisches Point-&-Click Gameplay haben uns überzeugt. Als Sahnehäubchen gibt es eine schöne Portion Sozialkritik oben drauf. Spieler können sich ab dem 14. September selbst einen Eindruck verschaffen. Eine Boxversion wird HeadUp Games ebenfalls in die Regale stellen, und zwar mit DRM-freier DVD, für Steam-Anhänger gibt es aber noch einen Steam-Code direkt dazu. Ein Video-Interview vom Frühjahr findet ihr hier. 

Moons of Madness

Nur mit einer Funkverbindung allein auf einem fremden Planeten unterwegs sein - schon dieser Umstand sorgt in Moons of Madness für eine unheimliche Atmosphäre. Aus der Egoperspektive kontrolliert der Spieler in einem Raumanzug nach einem technischen Defekt die eigenen Aufbauten auf einem fremden Planeten - bis es zu einem folgenschweren Zwischenfall kommt, der die Grenzen zwischen Realität und Wirklichkeit verschwimmen lässt. Einen Veröffentlichungstermin für den von der EU geförderten Horrortitel gibt es noch nicht, geplant ist es aber für frühestens 2018. Derzeit ist das norwegische Team auf der Suche nach einem Publishing-Partner. Entwicklet wird auf der Unreal-Engine, der Release soll auf PC und Konsolen erfolgen.

Orwell: Ignorance is Strength

Wie viele andere interessante Titel wird am Indie Arena Booth in Halle 10.1 auch Orwell: Ignorance is Strength gezeigt, der zweite Teil des Überraschungs-Hits Orwell. Der Spieler schlüpft in dem Spiel, das in die gleiche Kerbe wie Papers Please schlägt, in die Rolle eines Regierungsmitarbeiters, der Überwachungsvideos und andere Informationen über die Bürger des Landes auswertet. Mit der Macht, die “Wahrheit” zu definieren oder aufzudecken, liegt es an uns, zu entscheiden, wie wir mit ihr umgehen.