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Vorschau

von  Hans Frank
10.11.2008
Der letzte König von Afrika (NDS)
Die Enttäuschung war groß, als vor gut zwei Jahren Paradise erschien. Jenes Spiel von Benoît Sokal, der durch die beiden Syberia-Teile zur Designer-Ikone aufgestiegen war, bot nur durchschnittliche Adventurekost. Die erste Entwicklung des damals noch jungen Studios White Birds Productions machte eher durch verwaschene, wenn auch fantasievolle Grafik, Schnitzer im Game- und Rätseldesign und eine lückenhafte Geschichte auf sich aufmerksam. In wenigen Wochen erscheint die Umsetzung des Spiels auf den Nintendo DS, die sich nicht nur durch den Titel - Der letzte König von Afrika - von der ursprünglichen Marke abheben will, sondern auch inhaltliche und spielerische Verbesserungen verspricht. Wir hatten die Möglichkeit, eine Beta-Version ausgiebig zu testen.

Aus Alt mach Neu

Nach dem Intro, das es in guter Qualität aufs Cartridge geschafft hat, finden wir uns wie schon in der PC-Version etwas verloren in einem Harem der fiktiven Stadt Madargane wieder, aus dem es zu entlangen gilt. Die Grafik, auch im Spiel, wirkt weit weniger verwaschen als bei der Vorlage, was wohl auch an der geringeren Auflösung des Handhelds liegen mag. Hier kommen die künstlerisch sehr hochwertig gestalteten Hintergründe voll zur Geltung und ermöglichen auch mit Hilfe des stimmigen Soundtracks das Eintauchen in die fremde afrikanische Welt, die voller Geheimnisse und für den durchschnittlichen Europäer auch voller Sonderheiten steckt. Sprachausgabe ist nur in den Zwischensequenzen vorhanden.

Die Steuerung per Stylus geht gut von der Hand. An manchen Stellen versagt noch die Wegfindung, so dass man manuell nachhelfen muss. Auch Clipping-Fehler sind noch in größerem Maße vorhanden. Dies könnte aber bis zum Release noch behoben werden. Das Inventar ist am linken unteren Rand angesiedelt und öffnet sich bei einem Klick bildschirmfüllend. Der ausgewählte Gegenstand wandert dann in das minimierte Inventar und kann von dort aus auf einen Hotspot gezogen werden. Ein zusätzliches Feature stellt die Hotspot-Anzeige dar, die - etwas unpraktisch - mit einem Druck auf Select sichtbar wird. Diese ist auch dringend notwendig, da Gegenstände oder sonstige Hotspots sonst nicht erkennbar wären. Ohne Hotspot-Anzeige zu spielen, macht deutlich weniger Spaß als mit. Schade ist, dass hier nicht auch Ausgänge sichtbar gemacht werden, die man leicht übersieht. Schön ist, dass man direkt per Stylus Hebel bewegen, Schlüssel umdrehen oder Feuerzeuge anzünden kann.

Auch rätseltechnisch hat sich einiges getan. Viele Rätsel wurden für die DS-Version entschärft oder ganz weggelassen, was auch dazu führt, dass insgesamt weniger Screens als in der PC-Version vorhanden sind. Sicherlich wurde so der Schwierigkeitsgrad gesenkt. Leider fehlen aber auch einige durchaus gelungene Rätsel der ursprünglichen Version.

Zweischneidiges Schwert

Die Umsetzung von Paradise auf den DS zeigt deutlich, dass Nintendos Handheld es geschafft hat, sich im Adventurebereich zu etablieren und Erfolge zu erzielen. Kaum könnte man sonst erklären, warum sogar ein eher mittelmäßiges Spiel wie Paradise noch einmal ausgegraben und in einer neuen Version veröffentlicht wird. Trotzdem bleibt auch der DS-Ableger von Paradise ein zweischneidiges Schwert. Tolle Umgebungen versprühen viel Sokal-typischen Charme, der vom gelungenen Soundtrack untermalt wird. Diese tolle Atmosphäre erhält aber durch die nicht ganz nachvollziehbare Story einen deutlichen Dämpfer und auch Gameplay-Probleme wie ohne Hotspot-Anzeige nicht auffindbare Interaktionsmöglichkeiten trüben ein wenig den Spielspaß.

Trotzdem ist der Ersteindruck besser als jener, den Paradise auf dem PC hinterlassen hat. Sicherlich wird sich an den Kritikpunkten Geschichte oder Hotspots bis zum Release nicht mehr viel ändern. Wenn man aber ein paar andere technische Schwierigkeiten in der Griff bekommt, steht mit Der letzte König von Afrika ein weiteres solides Produkt für den DS in den Startlöchern.

Wird vielleicht was