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Vorschau

von  Jan "DasJan" Schneider
16.01.2004
The Westerner - Ersteindruck
Das erste 3D-Adventure mit Point & Click Steuerung ist bereits im Dezember in Spanien erschienen, bald soll es auch in Deutschland zu kaufen sein. Wir haben den Publisher Crimson Cow in Hamburg besucht und eine fast fertige Version gespielt, die schon mit deutschen Untertiteln versehen war.

Hollywoods Erben

Optisch kann sich jeder bereits seinen eigenen Eindruck von The Westerner machen. Ob in zahlreichen Screenshots, der spanischen Demo oder dem Trailer – zu sehen gibt es einiges. Die Charaktere weisen praktisch keine Polygonkanten mehr auf und wirken genau so rund wie die Figuren aus dem Film Toy Story, werden allerdings wie alles in The Westerner in Echtzeit gerendert. Die Umgebungen sind deutlich gröber, aber ebenfalls mit viel Liebe zum Detail modelliert und bilden zusammen mit den Spielfiguren ein konsistentes, bunt-schräges Wild-West-Szenario, in dem sich Fans von Comic-Adventures sofort wohl fühlen werden.
Großartig sind die Zwischensequenzen, die alle in Spielgrafik dargestellt werden. Wie das Intro schon zeigt, steckt The Westerner den 3D-Konkurrenten Baphomets Fluch 3 mit seinen filmischen Mitteln locker in die Tasche. Schnitt, Spannungsaufbau, Kameraeinstellungen: Man merkt, dass Revistronic eigens für die Cinematografie einen Filmexperten verpflichtet hat. Dank des genialen Animationssystems und der perfekten Inszenierung sitzen die abgedrehten Pointen treffsicher, wie in kaum einem anderen Spiel.


Klick mich, ich bin ein Hotspot

An die neue Variante der Point & Click Steuerung muss man sich einen Moment gewöhnen, hat man aber einmal deren Eigenheiten begriffen, steuert sich The Westerner flüssig. Der Winkel, von dem aus eine Detailansicht gezeigt wird, hängt von dem Standort des Hauptdarstellers ab – eine Umstellung von den weniger komplexen 2D-Adventures. Ab und zu bleibt der Hauptdarsteller noch hängen und Hotspots sind unter ungünstigen Winkeln zu klein, uns wurde aber versichert, dass diese Mankos für die finale deutsche Version beseitigt werden. Eine weitere Besonderheit ist das Fehlen einer „Betrachte“-Funktion: Sätze wie „Das ist ein Brunnen“ oder „Da geht es nach draußen“ gibt es in The Westerner nicht. Was dem beschreibungsverwöhnten Adventureprofi zuerst zu fehlen scheint, soll den Spielfluss glätten und Redundanz vermeiden. Tatsächlich vermisst man die Funktion schon nach kurzer Spielzeit kaum noch.

Von Pferden mit Energiebalken

Auch sonst hat The Westerner einige Besonderheiten zu bieten: So muss zum Beispiel das Pferd, mit dem Fenimore Fillmore die meiste Zeit unterwegs ist, regelmäßig gefüttert werden. Dazu gibt es in jeder Location entsprechend die Möglichkeit, Möhren anzubauen oder sonstwie an Nahrung zu kommen. Am Anfang des Spiels muss nur ein Feld begossen werden, auf der Nachbarsfarm gilt es schon, einen Brunnen in Betrieb zu nehmen. Verwendet man zwei Eimer zum Gießen, geht die Prozedur entsprechend schneller. So einfach bleiben die Rätsel aber nicht: Mit fortschreitendem Spielverlauf werden die Aufgaben immer komplexer, wenn auch nicht so abgedreht bis unlogisch wie beispielsweise in Tony Tough.
Überall im Spiel kann man Dollarnoten finden, die man an verschiedenen Stellen braucht. Insbesondere kann man in der Stadt viele Dinge kaufen, die man auch durch Rätsel finden könnte. Wie sich das Füttern des Pferdes und das Geldsystem in das Spiel einfügen, ob sie es bereichern oder eher überflüssig sind, das wird sich im Langzeittest zeigen müssen. Auch einige kurze Actionsequenzen finden sich im Spiel (Schießereien und mehr), diese sind aber witzig inszeniert und können nicht zum Tod führen – bei Misserfolg wird die Sequenz von vorne gestartet, und zwar ohne immer wieder eine nicht abbrechbare Zwischensequenz anzuzeigen.


Nur das Beste für Deutschland

Crimson Cow legt sehr großen Wert auf die Lokalisation und stuft Qualität deutlich höher ein als den Release-Termin. Die Sprachaufnahmen werden wieder bei Toneworx mit hochkarätigen Sprechern durchgeführt, die man nicht nur in dieser Funktion kennt – genaue Namen sind leider noch geheim. Daneben wird es aber auch unzählige weitere Änderungen zur spanischen Version geben: Crimson Cow lässt noch eine größere Bugliste von den Entwicklern abarbeiten, da die spanische Version etwas verfrüht veröffentlicht wurde. So wird noch an Clipping-Fehlern gearbeitet, die Darstellung von Schatten verbessert (die in den meisten Fällen aber schon in der Vorführversion sehr gut funktionierte) und an Feinheiten der Steuerung gefeilt. Dazu kommen einige grafische Spezialeffekte, die in der spanischen Version wegen den langsameren PCs in Spanien fehlten: So wird die deutsche Version mehr Spiegelungen, eine sehr schicke Tiefenunschärfe z.B. bei Dialog-Szenen, Luftflimmern und vieles mehr enthalten, was den Spaniern nicht vergönnt war.


Und du kämpfst wie eine Kuh!

Und das beste zum Schluss: In The Westerner wird es wie in jedem guten Western spannende Trinkduelle geben. Als erfreuliche Hommage an die Beleidigungskämpfe in Monkey Island müssen sich die Trinksprüche natürlich reimen...
The Westerner wird erscheinen, wenn es den sehr hohen Qualitätsansprüchen von Crimson Cow genügt. Dies soll weiterhin im ersten Quartal (sprich: März) der Fall sein, kann aber, wenn es die Qualität erfordert, auch später sein. Dann erwartet uns ein unglaublich witziges 3D-Comic-Adventure mit Point & Click Steuerung, das sich wie ein Western im Toy Story Look spielt. Ältere Eindrücke vom Spiel gibt es weiterhin in unserer Vorschau von der Games Convention, alle Infos gibt es kurz nach Release in unserem umfangreichen Test.

Demo Trailer und mehr Vorschau (GC 2003)
Sieht gut aus