Ozzie hat geschrieben:Ein Klassiker muss unverwechselbar sein, Eigenständigkeit und Persönlichkeit aufweisen. Das bedeutet, dass es nicht eine schlechte seelenlose Imitation sein darf, die so hart versucht, dem Vorbild gerecht zu werden, dass es ganz vergisst, was dies so großartig machte und auch selbst herauszuragen. Jack Keane sehe ich als ein Beispiel, dass in solch eine Falle tappt. Der Humor versucht sich so ungeschickt an die alten LucasArts-Klassiker anzulehnen, dass es dabei ausrutscht und auf die Fresse fällt.
Ich erinnere mich noch daran, wie Simon the Sorcerer damals von der Powerplay als Monkey Island-Plagiat verrissen wurde. Ist heute auch ein Klassiker, der mittlerweile mehr Teile auf dem Buckel hat als MI.
King's Quest I war so ziemlich das erste Grafikadventure und gilt daher bis heute noch als Klassiker trotz seiner ansonsten eher bescheidenen Qualitäten.
Das Sterben an jeder Ecke war damals so gewollt, um die Spielzeit zu strecken.
Maniac Mansion bescherte uns das SCUMM-Interface und scrollende Räume sowie auswählbare Charaktere, was es, trotz fataler Macken wie Dead Ends, in den Erinnerungen weiterleben lässt.
Auch das war so gewollt, aus denselben Gründen. Außerdem konnte man bei MM auch sterben,wenn z. B. der Reaktor zu heiß wurde.
Monkey Island war das Spiel, welches das klassische Adventuredesign begründete. Kein Tod, keine Dead Ends, keine Rückwärts-Rätsel (siehe hierzu Ron Gilberts "
Why Adventure Games Suck").
Naja, das war bei Loom auch schon so... Und inwiefern das klassisch ist, lasse ich mal dahin gestellt. Sierra hat munter weiter an den Sterbeszenen und den Sackgassen festgehalten, bei Torin's Passage z. B. stirbst Du in fröhllicher Regelmäßigkeit. Und auch Revolutions hat sich nicht gescheut, die eine oder andere Todesgefahr einzubauen.
Discworld Noir ist für viele wohl nicht der Klassiker schlechthin, für mich aber (nicht nur) in dieser Hinsicht herausragend, weil es uns das Notizblockinterface bescherte, auf welchem verschiedene Anhaltspunkte der Ermittlung notiert werden und sich miteinander kombinieren lassen.
Für mich auch. Du hattest aber sogar drei Inventare: Gegenstände, Notizen und Gerüche. Insgesamt ist es für mich eines der besten SAdventures, die ich gespielt habe. Da stimmte alles, auch die Grafik.
Persönlich fand ich TLJ großartig, als ich es zum ersten Mal spielte. Wow, dachte ich, was für eine epische und mitreißende Geschichte. Nach erneutem Anspielen offenbarten sich aber einige Schwächen, die es für mich nicht zu einem Klassiker machen: furchtbar langatmige Dialoge, die nie voran zu kommen scheinen, lächerliche, unpassende Rätsel, die vielleicht in einem Comic-Adventure ihren Platz gefunden hätten, aber nicht in einem sich ernst nehmenden Adventure, Karikaturen von Charakteren, wie der Sohn der Kinobesitzerin und der Inspektor, den man mit einem Bonbon vergiftet,...
Es mag die Adventureflaute gewesen sein, welches TLJ auf das Klassikerpodest hievte. Oder es nimmt auch deswegen einen Platz in den Herzen vieler Adventurefans ein, weil es eine der wenigen ernsthaften Geschichten ist, die nicht platt wirkt. Auf alle Fälle denke ich, dass TLJ im Rückblick nicht so gut ist, wie es zunächst wahrgenommen wurde.
Sehe ich absolut nicht so. TLJ hatte vielleicht auch das Glück, genau zur richtigen Zeit zu kommen, aber gerade die Geschichte, die um das Spiel gesponnen wurde und die Tiefe, mit der die Charaktere angelegt sind, machen das Spiel glaubwürdig. Hast Du Dir mal die Mühe gemacht, ein paar Zeilen in Aprils Tagebuch zu leden? Die Figuren in dem Spiel haben einen Hintergrund, der auch erklärt, warum sie Dinge s machen, wie sie es machen. Und vor allem ist es die Stimmung, die großartig ist: trotz aller Gefahren, die aufziehen, stirbt doch niemals die Hoffnung, dass man alles wieder ins Lot bekommt. Da ist die Grundstimmung von Dreamfall doch ganz anders. Und einen wesentlichen Punkt hast Du vergessen: Klassiker zeichnen sich dadurch aus, dass man sich auch jahre später noch an die Details wie Namen der Personen etc. erinnert.
Aus diesem Jahrzehnt kenne ich bisher nur 2 Adventures, die ich als Klassiker einstufen würde:
1) Syberia.
Das Spiel war nett, keine Frage, und auch grafisch ein Leckerbissen, aber als Klassiker würde ich es noch nicht einstufen. Ich persönlich fand es einfach zu unrealistisch, dass das Spiel zwar in unserer Welt angesiedelt ist, die fiktiven Orte aber mit einer Eisenbahn verbunden sind, die zwangsläufig durch bekannte Orte laufen muss. Da hätte man besser gleich in einer Steampunkwelt spielen können.
2) Edna bricht aus.
Habs noch nicht gespielt, aber grafisch hat es mich bisher auch überhaupt nicht angesprochen. Ich weiß, dass diese spartanischen Zeichnungen so gewollt sind, aber mein persönlicher Favorit sind sie nicht.
Zu Black Mirror: Ich finde, dass das Spiel einfach zu starke Schwächen bzw. zu schwache Stärken aufweist, um es als Klassiker einzustufen.
Ich fand Black Mirror auch ganz schön, aber für einen Klassiker waren mir die Leute, inklusive protaginist, zu eintönig. Da bleibt nichts hängen, außer der Erinnerung, dass es schön war.